Instinct - Der Tod in den Wäldern (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60494-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Instinct - Der Tod in den Wäldern -  David Gray
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Europa in 100 Jahren: Um den Klimawandel aufzuhalten, haben sich die Menschen in hypermoderne Metropolen zurückgezogen und das Land dazwischen zu gigantischen Naturreservaten erklärt. Elena ist Wildhüterin in einer abgelegenen Überwachungsstation mitten in dieser Wildnis. Als sie seltsame Spuren entdeckt, glaubt sie zunächst an Wilderer. Könnten diese hinter dem mysteriösen Verschwinden ihres Vorgängers stecken? Elena und ihr Team gehen dem Rätsel nach, doch dies hat verheerende Folgen, denn die Wahrheit ist ebenso schockierend wie tödlich. Eine unbarmherzige Jagd beginnt ...

David Gray, eigentlich Ulf Torreck, geboren 1973 in Leipzig, hat schon in der Schule lieber Edgar Allan Poe als Goethe gelesen. Nach einer Lehre als Zimmermann studierte er Jura und arbeitete als Drehbuchautor. Seit 2008 schreibt Gray hauptberuflich Romane.

David Gray, eigentlich Ulf Torreck, geboren 1973 in Leipzig, hat schon in der Schule lieber Edgar Allan Poe als Goethe gelesen. Nach einer Lehre als Zimmermann studierte er Jura und arbeitete als Drehbuchautor. Seit 2008 schreibt Gray hauptberuflich Romane.

2


Das Seeviertel lag gerade noch im Innenbereich der Metropole und wirkte ein wenig heruntergekommen, ohne sich als ganz und gar vernachlässigt zu qualifizieren. Einige der über zweihundert Jahre alten Gründerzeithäuser erschienen mit ihren Begrünungen sogar malerisch vor den deutlich wuchtigeren Holz-, Glas- und Stahlbauten aus der Anfangsphase der ersten digital-industriellen Revolution.

Elena war schon lange nicht mehr so weit über die Stadt hinweggeflogen. Es ergriff sie jedes Mal, die einzelnen Stadtteile unter sich zu sehen. Sie wirkten wie Städte innerhalb der Stadt. In einem von ihnen hatte sie ihre Kindheit verbracht und später dann einige Semester hier in der Metropole auch studiert. Damals war das Seeviertel etwas besser erhalten gewesen. Es war aber offenbar immer noch dasjenige mit den meisten Vergnügungslokalen, und sogar die fünf Zentren für sexuelle Dienstleistungen existierten noch im Schwarzen Dreieck, einem Block, der schon so lange als Kneipen- und Tanzvergnügenschwerpunkt diente, dass wahrscheinlich schon ihre Großeltern dorthin gegangen waren, um zu komischem Techno zu tanzen oder Konzerte von inzwischen als neuklassisch geltenden Musikkombos zu hören.

Elena mochte die Beständigkeit, die darin lag. Die beiden luxuriösen Muschelhotels am Platz mussten ziemlich neu sein, denn sie konnte sich nicht an sie erinnern. Muschelhotels vermieteten ihre Räume stundenweise an Paare oder Einzelpersonen für Sex. Eines der beiden warb mit der breitesten Kollektion an Liebesspielzeug in der Metropole, während das andere auf seine vollautomatische Bar und den angeblich riesigen Selbstpflege- und Wohlfühlbereich setzte.

Elena kannte das Lokal nicht, das ihre Kameraden ausgesucht hatten, aber sie lächelte, als sie den Haferkornplatz betrat und direkt gegenüber dem Lokal die Denkmäler für Königin Christine, Onkel Fritz, Frollein Dodenhöller und Herrn Kreisler – der Kuh, dem Bullen, dem Legehuhn und dem Truthahn – entdeckte, deren Stammzellen einst die Grundlage für die meisten der heute in der Bundesrepublik verkauften Laborfleischprodukte gebildet hatten. Sie fand die bunten, etwas verrückten Statuen der vier ungleichen Tiere lustig und freute sich, sie wieder einmal zu sehen.

Das Innere des Lokals, das sie dann betraten, war ganz auf urig und rauchig getrimmt. Kopien alter Zeitungen und Familienporträts, wie man sie heute nur noch in Museen sah, schmückten die Wände. Außerdem bediente hier Personal die Gäste und keine Gastroroboter – was für Elena den entscheidenden Unterschied zwischen guten und schlechten Bars ausmachte. Personal war teuer, und das schlug sich in den Preisen nieder, weswegen sie über ihre Kollegen und Kameraden staunte, die bei den Bestellungen nicht aufs Geld schauten. Sie selbst hielt sich zunächst zurück. Es würde keinen guten Eindruck auf ihre Untergebenen machen, fand sie, wenn die sie angetrunken oder von einer der Substanzen auf der hauseigenen Drogenkarte bedröhnt erlebten.

Die Unterhaltung kam rasch in Gang, auch wenn sie sich zunächst nur um die Beerdigung drehte. Später driftete sie in Lästern über Kollegen und Kameraden ab, die man an Thomsens Grab zum ersten Mal seit Langem wieder getroffen hatte. Es war unvermeidlich, dass das Gespräch sich schließlich den Umständen seines Todes zuwandte – selbst wenn der, streng genommen, gar nicht verbürgt war. Seine Urne war immerhin leer gewesen.

»Thomsen war zu gut, um sich von einem Wisent erwischen zu lassen«, rief Zweiter Feldjägerobermeister Alexander Nemzew quer über den Tisch hinweg gerade einer der beiden weiblichen Verwaltungsangestellten zu, die ihren Kragen geöffnet und die Jacke ausgezogen hatte. Sie musste Zweifel an der etablierten These über Thomsens Verschwinden geäußert haben.

Nemzew war viele Jahre Thomsens Beigänger gewesen und hatte mit ihm so einige Abenteuer durchgestanden. Die fingen bei Drohnenversagen an, betrafen unerwartete Begegnungen mit Raubtieren im Park oder Gefechte mit Wilderern. Gerade hatte einer der anderen Nemzew aufgefordert, über eine besonders dramatische Suche nach aus den Metropolen verschwundenen Arbeitsmigranten zu berichten.

Nemzew war ein gut aussehender Mann mit einem V-Kreuz, sehnig-muskulösen Armen und einem klar geschnittenen Gesicht.

Die Verwaltungsangestellte, die er offensichtlich mit seinen Berichten zu beeindrucken versuchte, zählte zu jenen fitten, gesunden jungen Frauen wie die, mit denen Elena vor einigen Jahren Ökobiologie studiert hatte. Sie alle waren fleißig, höflich und gut erzogen gewesen, aber sparten auffallend mit ihren Reizen. Auf Elena, deren Vorfahren einst aus dem Kaukasus hierher emigriert waren, wirkten sie so gefestigt langweilig und in sich ruhend wie ein Teller Biosauerkraut mit Kartoffeln und einer Portion Kulturfleischkassler.

Die Urgroßmütter dieser Frauen hatten noch die Schule geschwänzt, um sich von der Polizei bei Klimademos verprügeln zu lassen, oder hatten die Prestigekunstsammlungen von Ölmilliardären mit Tomatensuppe und Kartoffelbrei beworfen, weil sie aus gutem Grund befürchtet hatten, entweder von Sturmfluten weggespült, von Hitzewellen ausgedörrt, von Diktatoren gefoltert oder Terroristen in die Luft gejagt zu werden. Trotzdem – oder wahrscheinlich gerade deshalb – veranstalteten sie illegale Elektropartys und passten sich später, als die ganz großen Katastrophen ausblieben, nur widerstrebend in die Karrieretretmühlen ein. Ihre Enkelinnen hingegen führten gemessen daran ein Leben, das so prüde, vorhersehbar und eintönig ausfiel wie Hochhausfassaden.

Ihre Urgroßmutter warf Elena zuweilen vor, zu verkopft und eigensinnig zu sein, und behauptete, dass die deutschen Männer dies nicht mochten, weswegen Elena niemals einen Partner finden würde. Aber Elena fand, dass das, was ihre Urgroßmutter für Eigensinn hielt, einfach nur eine gewisse Hartnäckigkeit war, die ihr bisher zumindest in ihrer Karriere nicht geschadet hatte.

Die Verwaltungsangestellte, mit der Nemzew flirtete, streifte eben ihre Jacke wieder über und schloss sie sogar. Trotzdem schaute sie Nemzew weiter kokett an. Seltsame Art, auf eine Anmache zu reagieren, dachte Elena. Schon möglich, dass sie selbst ein bisschen zu nachdenklich war, um so häufig zum Zug zu kommen, wie sie es angesichts ihrer Anziehungskraft gekonnt hätte. Aber dieses Mädchen zählte offenbar zur wirklich prüden Sorte.

Die Bevölkerung der gesamten westlichen Welt schrumpfte in einem nie erwarteten Ausmaß, weil alte Umweltschäden die Zeugungsfähigkeit einschränkten und die Menschen eine gewisse Unlust erfasst hatte, Kinder zu bekommen. Aber, dachte sie, wenn dann schon mal eine zur vollen Geschlechtsreife heranwuchs, war die auch noch so verkniffen, prüde und sterbenslangweilig wie diese Verwaltungsschickse. Kein Wunder, dass die Sisterhood of Light immer mehr an Mitgliederinnen und Einfluss hinzugewann. Diese Sauerkraut-Verwaltungsschickse hatte ihren Mitgliedsantrag sicher auch schon längst ausgefüllt und abgegeben.

Fünf Minuten später bestellte Elena doch eine Cannabiszigarette aus der Drogenmenükarte. Man servierte sie hier altmodisch stilecht in Glasröhrchen und mit Bauchbinde. Nachdem sie die ersten Züge genommen hatte, fühlte sie sich etwas befreiter.

Nemzew wechselte den Platz und setzte sich neben die Verwaltungsschickse, wo er sofort auf sie einzureden begann.

»Und, haben Sie auch eine Theorie über Ulfs Tod?«, erkundigte sich einer der Kameraden aus dem südwestlichen Nationalpark bei Elena.

»Ich glaube nur, was ich sehe. Aber bisher hat nun mal keiner Leutnant Thomsens Leiche gesehen.«

»Ach, kommen Sie schon, Chefin! Jeder hier hat doch eine Meinung dazu!«, rief Nemzew zu ihnen herüber.

»Ich nicht«, antwortete Elena nur teilweise aufrichtig.

Thomsen war vor drei Jahren und zwei Monaten mit einer Drohne in östlicher Richtung ins Parkinnere geflogen. Er hatte dazu weder eine offizielle Autorisation gehabt, noch war in den digitalen Logbüchern ein Notfall vermerkt gewesen, dem er hätte nachgehen müssen.

Die letzten automatisierten Statusmeldungen der Drohne waren von einem Savannengelände gekommen, das regelmäßig von Wisenten als Weide genutzt wurde.

Als einige Stunden später die Suchkommandos dort ankamen, fanden sie seine Drohne unbeschädigt vor und folgten Thomsens Spuren zu einem etwa...

Erscheint lt. Verlag 2.1.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Andreas Eschbach • climate fiction • eco-thriller • Klimathriller • klimawandel bücher • Marc Elsberg • near future thriller • Ökothriller • Science-fiction • sci-fi thriller • Technothriller • Wolf Harlander
ISBN-10 3-492-60494-3 / 3492604943
ISBN-13 978-3-492-60494-9 / 9783492604949
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