Geister der Vergangenheit (eBook)

Roman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60492-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geister der Vergangenheit -  Gigi Pandian
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Alchemistin Zoe Faust gönnt sich eine romantische Verabredung mit dem gut aussehenden Detective Max bei einer klassischen Zaubershow. Doch Bühnenzauberer sind offensichtlich nicht immer so harmlos, wie man denkt. Ein Mord im Veranstaltungsgebäude führt Zoe zu einer Reihe ungelöster Verbrechen ? und zu einem Mysterium, das viel persönlicher ist, als Zoe ahnen konnte. Können sie und Max die Rätsel aus der Vergangenheit lösen und rechtzeitig ein uraltes Alchemiebuch entschlüsseln, um zu verhindern, dass ihr bester Freund, der Gargoyle Dorian, für immer versteinert bleibt? *** Mit zauberhaften Rezeptideen in jedem Buch! *** Die unglaublichen Fälle der Zoe Faust: Band 1: Alchemistin wieder Willen Band 2: Geister der Vergangenheit

Gigi Pandian ist USA Today-Bestsellerautorin und Mitbegründerin der Crime Writers of Color. Als Tochter zweier Kulturanthropologen aus New Mexico und der Südspitze Indiens hat sie ihre Kindheit auf Recherchereisen durch die ganze Welt verbracht. Heute lebt sie in Kalifornien. Ihre Mysteryromane wurden mit dem Agatha-, Anthony-, Lefty- und Derringer Award ausgezeichnet.

Gigi Pandian ist USA Today-Bestsellerautorin und Mitbegründerin der Crime Writers of Color. Als Tochter zweier Kulturanthropologen aus New Mexico und der Südspitze Indiens hat sie ihre Kindheit auf Recherchereisen durch die ganze Welt verbracht. Heute lebt sie in Kalifornien. Ihre Mysteryromane wurden mit dem Agatha-, Anthony-, Lefty- und Derringer Award ausgezeichnet.

1


Persephones und Prometheus’ Phantasmagoria:
Eine klassische Zaubershow in der modernen Welt.

 

Das riesige Plakat war im Stil der Anschläge für Bühnenmagie im viktorianischen Zeitalter gehalten. Zwei Gestalten standen einander zugewandt am linken und rechten Rand einer Bühne, die größere in Frack und Zylinder, die kleinere, koboldhafte in einem roten Teufelskostüm. Die größere Gestalt im Frack deutete mit einem Zauberstab nach oben auf eine ätherische, schwebende Figur. Der teuflische Mann hielt einen Feuerball in der Hand.

Lächelnd ging ich Hand in Hand mit Max durchs Foyer des Theaters. Seit der viktorianischen Ära hatte sich manches verändert. Der Magier im Frack auf dem Plakat war eine Frau. Prometheus und Persephone waren ein Ehepaar und traten als Zauberkünstlerpaar gleichberechtigt auf.

Ihr Stil erinnerte mich stark an ein Plakat des Königs der Karten, Howard Thurston, und an den großen Charles Carter. Beide hatten mit ihrer Werbung und bei ihren Aufführungen mit Bildern von Geistern und Teufeln den Eindruck erwecken wollen, dass sie Magier waren und imstande, die Geisterwelt zu beherrschen. Das Ambiente fühlte sich beinahe an wie im nagelneuen Palais-Royal, einem Theater in Paris, auf dessen Bühne Jean Eugène Robert-Houdin 1845 seine genialen mechanischen Erfindungen und meisterhaften Taschenspielertricks gezeigt hatte. Wir befanden uns hier zwar in einem kleinen Theater in der Nähe des Mount Tabor in Portland, über hundertfünfzig Jahre später. Aber beim Anblick dieses Plakats fühlte ich mich in der Zeit zurückversetzt.

Und ich musste es schließlich wissen, denn ich hatte vor über einem Jahrhundert Robert-Houdins Aufführung besucht.

Nur dem äußeren Schein nach war ich eine junge Frau von Ende zwanzig mit trendig weiß gefärbtem Haar, und meinen Namen – Zoe Faust – habe ich auch nicht, wie ich andere gern glauben lasse, zu Ehren meiner Großmutter erhalten. In Wahrheit war ich, lange bevor ich vor drei Monaten ein heruntergekommenes Haus in Portland in Oregon gekauft hatte, in Salem in Massachusetts auf die Welt gekommen. Im Jahr 1676. Ein Schauder überlief mich, als mich eine Erinnerung an einen anderen Ort und eine andere Zeit überfiel. Lässig gekleidete Bewohner Oregons mit Handys in den Taschen verwandelten sich in förmlich gewandete Mitglieder der besseren Gesellschaft, die sich ein Leben lang an diese Vorstellung erinnern würden.

Atme, Zoe.

Ich ermahnte mich selbst, dass es kein enges Korsett war, das meine Atmung behinderte, sondern meine eigene Nervosität. Ich hatte gedacht, dass die Premiere heute Abend die perfekte Gelegenheit wäre, ein wenig Zeit mit Max zu verbringen, nachdem er fort gewesen war. Aber konnte ich mir in seiner Gesellschaft trauen? Ich durfte ihm die Wahrheit über meine Vergangenheit nicht offenbaren, so gern ich das auch getan hätte. Vielleicht war das hier eine furchtbar schlechte Idee gewesen.

Max zog mich zu der Frau hinüber, die die Eintrittskarten kontrollierte. Hinter uns hatte sich eine Schlange gebildet. Ich warf einen letzten Blick auf das vom Boden bis zur Decke reichende Plakat im Foyer. Obwohl es dem Maler wunderbar gelungen war, das geisterhafte Gefühl der ersten Phantasmagoria-Aufführungen einzufangen, bis hin zu künstlich vergilbten Rändern, gab es eine Ergänzung aus dem 21. Jahrhundert: Quer über den unteren Rand gezogen war ein grellgelber Streifen mit einer Warnung an die Theaterbesucher, dass jeder Versuch, die Aufführung mit Handys oder anderen Geräten aufzunehmen, mit einem Verweis aus dem Theater geahndet würde.

Ich hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, ob dieser Besuch heute Abend hier ein Fehler war. Denn kurz nachdem wir unsere Plätze gefunden hatten, erlosch das Licht. Die dramatische Ouvertüre von Carl Orffs Carmina Burana ertönte aus den Lautsprechern in der Decke. Die Musik ließ den Geist der Ära aufscheinen, die heraufbeschworen werden sollte, obwohl sie erst in den 1930er-Jahren komponiert worden war. Ein Funke flammte in der hinteren Ecke der dunklen Bühne auf. Zuerst war er kaum wahrnehmbar, aber einen Moment später loderten Flammen auf der Bühne.

Eine Welle des Raunens und der unterdrückten Ausrufe wogte durch die Reihen des Theaters. Max riss den Kopf herum, vermutlich auf der Suche nach dem Feueralarm.

»Entspann dich«, flüsterte ich.

»Auf keinen Fall ist dieses kleine Theater für ein derartiges Feuer sicher genug«, flüsterte er zurück. »Wir müssen …«

»Es ist nur eine Illusion.« Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Versprochen.«

Max’ Reaktion überraschte mich nicht. Ganz gleich, ob er als Detective im Dienst war oder nicht, er fühlte sich immer für andere verantwortlich. Jetzt lehnte er sich wieder in seinem Sitz zurück und warf mir ein verlegenes Lächeln zu, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut auf die Bühne richtete.

Die Flammen loderten in einer fortlaufenden Reihe auf, wie fallende Dominosteine. Aus dem winzigen Funken, der in einer Ecke der Bühne aufgeglommen war, wurde jetzt ein ausgewachsenes Feuer, das der Linie eines Seils folgte. Das Seil war kurz zuvor auf dem Boden der Bühne aufgetaucht. Dann rasten die Flammen auf einmal bis zur Decke, als würden sie gejagt, und sprangen auf ein herabhängendes Spinnennetz aus Seilen über. Die Flammen folgten dem gewebten Netz und zeichneten das kunstvolle Muster nach wie tollwütige Mäuse in einem Labyrinth.

Ich atmete tief ein und überzeugte mich davon, dass dies tatsächlich nur eine Illusion war. Ich roch kein Feuer. Rauch und Spiegel. Oder genauer gesagt: Glas und Lichter.

Als sich die falschen Flammen der Mitte des Netzes näherten, das über dem hinteren Teil der Bühne aufgespannt war, schwoll die Musik an und fand ihren Höhepunkt in einem kräftigen Zimbelschlag, sobald das Feuer die Mitte erreichte.

»Meine Damen und Herren«, ertönte eine körperlose Frauenstimme von irgendwo abseits der Bühne. »Diese Vorführung des Feuers ist das Werk des Prometheus. Aber keine Angst. Ich weiß, wie ich mit ihm umgehen muss.«

Die illusorischen Flammen erloschen so abrupt, als hätte sich eine Flutwelle über die Bühne ergossen. Ein kleiner Mann in einem leuchtend roten Frack und mit stacheligem, rotem Haar, das züngelnden Flammen ähnelte, betrat die leere Bühne.

»Persephone«, sagte er mit kräftigerer Stimme, als sein schmaler Körperbau es hätte vermuten lassen. »Du bist eine Spielverderberin.« Er wandte sich dem Publikum zu, dann legte er eine Hand seitlich an den Mund, als wolle er beiseitesprechen, ohne auf der Bühne gehört zu werden. »Achten Sie gar nicht auf sie. Aber seien Sie auch nicht zu hart mit ihr. Ich wäre auch mürrisch, wenn ich in der Unterwelt leben müsste.«

Er wandte sich der Dunkelheit abseits der Bühne zu, aus der die Frauenstimme gekommen war. Ich wusste, dass er wollte, dass wir dort hinschauten, also schaute ich woanders hin, um herauszubekommen, was uns als Nächstes erwartete. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Scheinwerfern über der Bühne auf. Und erstarrte.

Es war definitiv ein Fehler gewesen, heute Abend hierher zu kommen.

Prometheus wandte dem Publikum den Rücken zu, aber meine eigenen Blicke flogen zurück zu dem Laufsteg über der Bühne, und ich umklammerte die Armlehnen. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Nein, falsch. Ich glaubte es absolut. Ich wollte es nicht glauben.

Max beugte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: »Was ist los? Hast du dich geirrt, und das ist doch keine Illusion?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ist nur meine Fantasie«, wisperte ich. Ich zwang mich, den Blick von dem Steg loszureißen. Wegzuschauen von Dorian. Es konnte sehr heikel werden, wenn ich Aufmerksamkeit auf den Eindringling lenkte.

Mein Freund stand im Schatten hoch über der Bühne und beobachtete die Vorstellung von oben wie Quasimodo oder das Phantom der Oper. Ihm fehlten zwar nicht die Mittel, um sich eine Eintrittskarte leisten zu können. Aber Dorian Robert-Houdin durfte sich in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Er war ein Gargoyle und einst aus Stein gehauen worden. Vor über hundertfünfzig Jahren war er zum Leben erweckt worden, und zwar von Jean Eugène Robert-Houdin, dem »Vater der modernen...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2023
Reihe/Serie Die unglaublichen Fälle der Zoe Faust
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Alchemie • Alchemistin • Belletristik Neuerscheinung 2023 • Bücher Fantasy • bücher für frauen • Cosy Fantasy • cozy fantasy • Detektivin • Ermittlerduo • Ermittlerin • Fantasy für Erwachsene • Fantasy für Frauen • Fantasy Krimi • Gargoyle • Mystery
ISBN-10 3-492-60492-7 / 3492604927
ISBN-13 978-3-492-60492-5 / 9783492604925
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