Amazement Park (eBook)

14 Kandidaten. 7 Tage. 1 Labyrinth ohne Entkommen ...
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2023 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60500-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Amazement Park -  Kiersten White
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Bei dieser Gameshow überlebt nur, wer das beste Versteck findet ... für alle Fans von »Squid Game«! Die Challenge: eine Woche lang in einem verlassenen Freizeitpark versteckt bleiben, ohne gefunden zu werden. Der Gewinn: genug Geld, um sein Leben zum Besseren zu verändern. Obwohl alle Teilnehmenden unbedingt gewinnen wollen, ist sich Mack sicher, dass sie siegen kann. Im Verstecktbleiben ist sie ein Profi: Das ist der Grund, warum sie noch lebt und ihre Familie nicht. Doch als die anderen nach und nach verschwinden, wird Mack klar, dass mit dieser Gameshow etwas nicht stimmt. Vielleicht ist der einzige Weg, ihrer aller Leben zu retten, aus den Verstecken zu kommen und gemeinsam zu kämpfen.

Kiersten White ist New York Times-Bestsellerautorin, hat bereits den Bram Stoker Award gewonnen und viele, von der Kritik gelobte Romane verfasst, darunter die »And I Darken«-Trilogie, die »Slayer«-Reihe, »Star Wars: Padawan« und ihren ersten Roman für Erwachsene: »Amazement Park«. Kiersten lebt mit ihrer Familie in San Diego, wo man sie regelmäßig dabei beobachten kann, wie sie ihre Hände gegen die Scheibe ihrer Terrassentür presst und ihrer zutiefst skeptischen Schildkröte Kimberly heimlich »I love you« zuflüstert.

Kiersten White ist New York Times-Bestsellerautorin, hat bereits den Bram Stoker Award gewonnen und viele, von der Kritik gelobte Romane verfasst, darunter die »And I Darken«-Trilogie, die »Slayer«-Reihe, »Star Wars: Padawan« und ihren ersten Roman für Erwachsene: »Amazement Park«. Kiersten lebt mit ihrer Familie in San Diego, wo man sie regelmäßig dabei beobachten kann, wie sie ihre Hände gegen die Scheibe ihrer Terrassentür presst und ihrer zutiefst skeptischen Schildkröte Kimberly heimlich »I love you« zuflüstert.

Man braucht Geld, um Geld zu verdienen, hatte ihr Dad immer gesagt.

Außerdem hatte er mal gesagt Komm raus, komm raus, wo immer du bist und dabei das Messer an der Wand entlanggezogen, als sollte das Geräusch die letzten keuchenden Atemzüge ihrer Schwester untermalen. Möglicherweise hatte sich Mack das Keuchen aber auch nur eingebildet. Wer konnte das jetzt noch sagen?

Sie auf jeden Fall nicht, und selbst wenn, hätte sie es nicht getan.

Auch im Augenblick sagt sie nichts, sondern sitzt der Managerin schweigend gegenüber. Das Meeting ist obligatorisch, eine Bedingung für den Aufenthalt in der Obdachlosenunterkunft, obwohl sie schon seit einigen Monaten hier ist und das hier ihr erstes Mal ist.

»Jetzt kommen Sie schon, Mackenzie. Helfen Sie mir, Ihnen zu helfen.« Das Lächeln der Frau sieht ebenso aufgemalt aus wie die Schatten ihrer Wangenknochen und ihre Augenbrauen und ist ebenso kunstvoll. Trotz Macks Schweigen verändert sich ihre Miene kein bisschen. Das ist beeindruckend. Übt sie das zu Hause in ihrem dunklen, stillen Schlafzimmer, indem sie immer wieder die Mundwinkel hochzieht und dabei darauf achtet, dass die Augen unbeteiligt bleiben?

Die Managerin faltet die Hände, ihre Fingernägel sind dunkelrot lackiert. »Ich werde ganz ehrlich zu Ihnen sein. Hier wird sich demnächst einiges ändern. Ich glaube daran, dass wir jenen helfen können, die bereit sind, sich selbst zu helfen. In diesen Unterkünften herrscht Stillstand – es gibt keine Hoffnung, keinen Fortschritt. Wie sollen wir in einer Gesellschaft ohne Fortschritt leben können?«

Ihre Stimme klingt lebhaft, aber weder die ausgedrückten Gefühle noch das Lächeln erreichen ihre Augen. Sie sind ausdruckslos. Als wären sie hinter irgendetwas verborgen. Mack spürt eine seltsame Verbundenheit mit dieser Frau, zusammen mit einer instinktiven Vorsicht. Allerdings ist sie anderer Meinung. Der Sinn dieser Unterkunft ist nicht etwa Fortschritt, sondern dass die Menschen eine Unterkunft haben.

»Ich habe mir Ihre Akte angesehen.« Die Frau deutet auf einen unbeschrifteten Aktenordner auf dem Tisch.

Mack vermutet, dass er leer ist. Sie hofft es jedenfalls.

»Sie sind hier gelandet, weil Sie Pech hatten. Das verstehe ich. Sie hatten kein soziales Sicherheitsnetz, das Sie auffangen konnte. Ein paar Monate ohne Job, Sie konnten keine Miete mehr zahlen, und es ist sehr schwer, aus diesem Loch wieder rauszukommen. Aber Sie müssen Ihr Leben in den Griff bekommen. Tun Sie etwas für die Menschheit. Dazu brauchen Sie nur ein bisschen Glück.«

»Glück wäre, wenn es in den Spendenboxen öfter Tampons gäbe.« Macks Stimme klingt leise und trocken, weil sie sie so selten benutzt.

Die Frau merkt auf, in ihren Augen funkelt es triumphierend. Mack hätte den Mund halten sollen. Schon hält die Frau einen Briefumschlag hoch. »Zufälligerweise kam das Glück per Post. Was Sie daraus machen, liegt ganz bei Ihnen. Im Augenblick ist es eher eine Gelegenheit. Und ich würde behaupten, dass sie perfekt auf Sie zugeschnitten ist.«

Mack hat in ihrem ganzen Leben noch nichts Perfektes erlebt. Perfekt kommt ihr vor wie ein Fremdwort, steif und unangenehm. Aber vielleicht ist es ja ein Job. Ein bisschen Geld, um sich wieder vorzeigbar zu machen, und dann hätte sie wirklich eine Chance. Solange sie nicht nachhaken. Oder zu genau hinsehen. Dann könnte es funktionieren.

Sie nimmt den Zettel, den ihr die Frau über den Schreibtisch zuschiebt. Das Papier ist dick. Es fühlt sich teuer an. Auf einmal ist sich Mack ihrer Hände bewusst – ihrer abgekauten Fingernägel, der glänzenden verbrannten Handflächen, der zerfetzten Nagelhäute. Wenn sie den Zettel loslässt, bleibt dann ein Fleck zurück? An diesem Tiefpunkt ihres Lebens ist es gar nicht so leicht, sich wegen irgendetwas zu schämen, doch dieser Gedanke setzt ihr zu.

Sie macht sich solche Sorgen darüber, einen Fingerabdruck zu hinterlassen – einen, der bei diesem imaginären Vorstellungsgespräch gegen sie verwendet werden kann –, dass sie einige Sekunden braucht, um zu verarbeiten, was sie da liest.

»Ist das ein Witz?«, flüstert sie.

Das Lächeln der Frau verblasst nicht. »Mir ist bewusst, dass es wie einer klingt, aber ich kann Ihnen versichern, dass das Angebot echt ist.«

»Wer hat Ihnen davon erzählt?«

Endlich entspannt die Frau ihre Wangenmuskeln und zieht die Augenbrauen zusammen. »Wie meinen Sie das? Wer hat mir wovon erzählt? Dass dies ein seriöses Angebot ist?«

Von mir, denkt Mack. Wer hat Ihnen von mir erzählt? Aber die Verwirrung der Frau kann nicht gespielt sein. Oder doch? Wenn sie sich ein Gesicht aufmalen kann, dann vielleicht auch Gefühle? Mack lässt den Brief sinken. Es bleiben keine Fingerabdrücke auf dem Papier zurück. Doch die Worte hinterlassen Flecken in ihrem Kopf.

»Warum zeigen Sie das mir?« Mack weiß, wie verloren und verängstigt sie klingt, aber das lässt sich nun mal nicht ändern. »Wieso ausgerechnet mir?«

Die Frau lacht auf, nur ganz kurz und abschätzig. »Ich weiß selbst, wie albern das klingt. Das ›Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein‹-Versteckspielturnier. Das ist ein Kinderspiel, um Himmels willen. Aber dadurch könnten Sie fünfzigtausend Dollar gewinnen, Mackenzie. Mit so viel Geld lässt sich in der Welt einiges bewegen. Sie sind jung. Sie sind intelligent. Sie sind keine Diebin und auch nicht drogenabhängig. Eigentlich dürften Sie gar nicht hier sein.«

Niemand sollte hier sein, und doch sind sie es alle.

Die Frau beugt sich angespannt vor. »Es wird vom Sportunternehmen Eck Extreme Sports durchgeführt. Ich kann ein gutes Wort für Sie einlegen, damit Sie auf die Teilnehmerliste kommen. Es gibt natürlich keine Garantie dafür, dass Sie gewinnen, aber … ich denke, Sie haben das Zeug dazu. Dabei geht es letzten Endes vor allem um Ausdauer. Außerdem machen Sie auf mich den Eindruck, als könnten Sie sich sehr gut verstecken.«

Macks Stuhlbeine schaben über den Boden, was sie beide erschreckt. Aber Mack kann sich jetzt nicht in diesem Raum aufhalten, kann nicht nachdenken, nicht, wenn man sie so ansieht. Nicht, wenn sie wahrgenommen wird. Die Frau weiß rein gar nichts über Macks Vergangenheit, trotzdem scheint sie irgendetwas zu wissen.

»Kann ich darüber nachdenken«, erwidert Mack. Es ist keine Frage.

»Selbstverständlich. Sagen Sie mir einfach bis morgen Bescheid. Wenn Sie nicht mitmachen möchten, findet sich garantiert jemand anderes. Das ist sehr viel Geld, Mackenzie, noch dazu für ein albernes Spiel!« Abermals lacht die Frau. »Ich würde ja selbst daran teilnehmen, aber ich halte nicht mal zwanzig Minuten aus, ohne dass ich pinkeln muss.« Sie wartet darauf, dass Mack in ihr Lachen einstimmt.

Als Mack durch die Tür hinaushuscht, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, wartet sie noch immer.

 

Alles in der Unterkunft wurde so gestaltet, dass man ständig daran erinnert wird, dass einem nichts gehört. Es gibt keine Spinde. Keine Nischen. Keine Schränke. Keine Schlafzimmer. In einem nichtssagenden eckigen Raum, dessen Decke so hoch ist, dass in den Dachbalken ein Vogel nistet, stehen Pritschen. Auf jeder liegt die gleiche kratzige Decke auf dem gleichen weißen Bettlaken. Die Reihen zwischen den Pritschen müssen stets sauber gehalten werden. Niemand darf zwei Nächte hintereinander auf derselben Pritsche schlafen. Alles, was nicht um neun Uhr früh weggeräumt ist, wird konfisziert und rausgeworfen, daher dürfen sie ihre wenigen Habseligkeiten nicht einmal auf der Pritsche, die nicht die ihre ist, aufbewahren.

Wenn alle Pritschen besetzt sind, ist Mack so gut wie unsichtbar. Sie ist klein. Sie ist ruhig. Aber nun fühlt es sich an, als wäre ein Scheinwerfer auf sie gerichtet. Alle anderen sind längst aufgebrochen. Einige gehen der Arbeit nach, die sie gefunden haben. Manche sitzen draußen auf dem Bürgersteig, bis man sie um 16 Uhr wieder reinlässt. Was der Rest macht, weiß keiner so genau. Mack fragt nicht. Mack erzählt auch nichts, denn sie geht an einen Ort, von dem die anderen nichts erfahren sollen.

Verborgen hinter einer halbhohen Wand, umgeben vom erstickenden Geruch verbrennenden Staubs zischt und rumpelt ein alter Wasserboiler. Sie hat ständig glänzende...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2023
Übersetzer Kerstin Fricke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Contemporary Fantasy • Escape Game • Fantasy Einzelband • Freizeitpark • griechische Mythologie • Hide • Horror • Lost Places • Millennial Horror • Minotauros • Mystery Thriller • Mythologie Adaption • Mythologie Retelling • Neuerscheinung 2023 • spannende Bücher • Spannungsroman • Tödliche Gameshow • Versteckspiel
ISBN-10 3-492-60500-1 / 3492605001
ISBN-13 978-3-492-60500-7 / 9783492605007
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