Neopolis - Im Herzen der Maschine (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60562-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Neopolis - Im Herzen der Maschine -  Karl Olsberg
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Trügerisch und unheilvoll: Eine hoch technisierte Metropole, in der sogar die eigenen Sinne täuschen KI-Experte Karl Olsberg spinnt eine erschreckend aktuelle Zukunftsversion in seiner actionreichen »Neopolis«-Reihe. In Band 2 der mitreißenden Near-Future-Reihe, sind es nicht nur die mächtigsten und einflussreichsten Shareholder der Stadt, mit denen Nick es aufnehmen muss. Gamer Nick hat die sieben Ebenen der Hölle bezwungen - und darf zusammen mit Adina in Neopolis bleiben. Doch hinter den Kulissen der schönen neuen Augmented-Reality-Welt brodelt schon ein neuer Konflikt: Die KI, die die Stadt kontrollieren soll, wendet sich nach einem Update gegen ihre Schöpfer. Das gefällt nicht allen - vor allem nicht der Elite von Neopolis. Nick wird in den erbitterten Machtkampf zwischen Aron Keaton und seiner Rivalin Rynkova hineingezogen. Er und Adina müssen sich entscheiden, auf wessen Seite sie stehen. Schärfen Sie Ihre Sinne, für ein fantastisches Leseerlebnis. 

Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Anwendungen Künstlicher Intelligenz, war Marketingdirektor eines TV-Senders, Geschäftsführer und erfolgreicher Gründer zweier Unternehmen in der »New Economy«. Er wurde unter anderem mit dem »eConomy Award« der Wirtschaftswoche für das beste Start Up 2000 ausgezeichnet. Heute arbeitet er als Unternehmensberater und lebt mit seiner Familie in Hamburg. Er veröffentlichte bereits zahlreiche Bücher, darunter seine Thriller »Enter« und »Delete«.

Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Anwendungen Künstlicher Intelligenz, war Marketingdirektor eines TV-Senders, Geschäftsführer und erfolgreicher Gründer zweier Unternehmen in der »New Economy«. Er wurde unter anderem mit dem »eConomy Award« der Wirtschaftswoche für das beste Start Up 2000 ausgezeichnet. Heute arbeitet er als Unternehmensberater und lebt mit seiner Familie in Hamburg. Er veröffentlichte bereits zahlreiche Bücher, darunter seine Thriller »Enter« und »Delete«.

1.


Adina lächelte nervös. »Aber du musst mir ehrlich sagen, was du davon hältst.«

Licht und Dunkelheit – eine Ausstellung von Adina Marini stand auf einem Schild neben der doppelflügeligen Tür. In der Neopolis Gallery of Contemporary Art einen eigenen Raum gewidmet zu bekommen, war schon an sich eine große Auszeichnung. Und anlässlich der Vernissage würden sich morgen zudem die Schönen, Reichen und Wichtigen von Neopolis hier einfinden, um ihre Werke zu bewundern. Ich merkte Adina an, wie aufgeregt sie war.

Ich nickte und gab ihr einen Kuss. »Na klar.«

Natürlich war das eine Lüge. Ich hätte es niemals übers Herz gebracht, ihre Werke zu kritisieren, selbst wenn sie mir nicht gefallen hätten. Sie hatte die letzten Monate wie besessen daran gearbeitet, als hätten die Ereignisse um den Token bei ihr einen Kreativitätsschub ausgelöst. In all der Zeit hatte sie mir nicht einen einzigen Blick darauf erlaubt. Doch nun, am Abend vor der offiziellen Eröffnung, durfte ich ihre neue Ausstellung als Erster sehen.

Sie öffnete die Tür, und ich betrat den großen Ausstellungsraum. Er hatte schlichte weiße Wände und einen Fußboden aus poliertem Stein. Zwei Reihen von je sechs weißen, quadratischen Tischen, auf denen jeweils ein Kunstwerk präsentiert wurde, standen an den Wänden. Dazwischen, in der Mitte des Raums, war ein deutlich größerer Tisch aufgestellt, mindestens fünf Meter lang und zwei Meter breit. Er war eindeutig der Blickfang der Ausstellung – eine Nachbildung der Innenstadt von Neopolis, deren höchste Gebäude gut einen Meter emporragten.

Ich trat an den Tisch, um mir die Skulptur genauer anzusehen. Unwillkürlich streckte ich eine Hand danach aus, zog sie jedoch rasch wieder zurück.

»Ist das etwa … Sand?«

»Ja.«

Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass sich am Fuß einiger Gebäude bereits kleine Dünen aus herabgerieselten Sandkörnern gebildet hatten. Weiter oben waren in den Fassaden Risse zu erkennen, ein Teil einer Turmspitze fehlte. Ich zuckte zusammen. Die Skulptur zerfiel schon, bevor die Ausstellung eröffnet war! Adina hatte offenbar zu wenig Fixierungsmittel verwendet. Ich überlegte, ob ich sie darauf hinweisen sollte. Sicher würde ich sie damit in Panik versetzen.

Doch dann wurde mir klar, dass ihr ein solcher Fehler niemals unterlaufen wäre. Nicht Adina, die beim gemeinsamen Kochen jede Zutat vorher sorgfältig abwog und in einer eigenen Schale bereitstellte, bevor sie den Herd einschaltete.

»Wow!«, rief ich aus. »Die Stadt zerfällt langsam vor den Augen des Betrachters.«

Sie lächelte. »Gut erkannt. Jetzt setz deine Brille auf!«

Es wurde Nacht, als ich ihre Anweisung befolgte. Die Wolkenkratzer vor mir leuchteten in schillernden Farben, wie sie es auch in der Wirklichkeit taten. Ich entdeckte den Riesengorilla, den ich an meinem ersten Abend in Neopolis gesehen hatte, und Keatons Firmenzentrale, um die winzige Elfen schwirrten. Doch die Animationen liefen im Zeitraffer ab: Der Affe flitzte die hektisch blinkende Fassade hinauf und wieder herunter, während die Fahrzeuge in der Straße unter ihm einen leuchtenden Strom bildeten. Während ich zusah, wurde es hell, und die Schatten der Wolkenkratzer drehten sich mit dem Lauf der Sonne, während zahllose winzige Menschen wie Ameisen auf Speed durch die Straßen wuselten. Über alldem schwebte ein Schriftzug mit dem Titel des Kunstwerks: Zeit.

Ich nahm die Brille wieder ab. »Ich glaube, ich verstehe, was du damit sagen willst: Über all den Illusionen und der Hektik unserer Zeit vergessen wir unsere eigene Vergänglichkeit – und die der Dinge, die wir schaffen.«

Sie strahlte. »Das ist besser als der Erklärungstext im Ausstellungskatalog!«

Ich zog sie näher an mich heran. »Tja, du hättest mich eben schon eher einbeziehen sollen.«

»Ich bin da ein bisschen abergläubisch«, erwiderte sie und schaute mir verführerisch lange in die Augen. »Wenn ich jemandem ein halb fertiges Kunstwerk zeige, dann habe ich immer die Sorge, dass ich die Energie verliere, um es zu vollenden. Das ist mir schon ein paarmal passiert.«

Ich konnte das verstehen, dennoch hatte ich mich in den letzten Wochen ein wenig vernachlässigt gefühlt. Adina war so vertieft in ihre Arbeit gewesen, dass wir kaum Zeit miteinander verbracht hatten. Doch ich hütete mich, ihr das zu sagen.

»Wie lange hast du daran gearbeitet?«, fragte ich stattdessen.

»Den größten Teil der Arbeit haben zwei Roboterarme gemacht. Mit der Hand hätte ich diese filigranen Strukturen aus Sand niemals hingekriegt.«

»Trotzdem … Es tut mir weh, mit anzusehen, wie das jetzt alles zu Staub zerfällt.«

»Genau das habe ich beabsichtigt.«

Wir lösten uns aus unserer Umarmung, und ich wandte mich dem Tisch in der Ecke zu meiner Linken zu. Darauf stand eine Art miniaturisiertes Baugerüst, das einen halb fertigen Turm mit quadratischem Grundriss umgab. Die Oberkanten der Mauern sahen aus wie eine Wendeltreppe, die nirgendwo hinführte. Ein kleines Männchen aus grauem Ton stand ungefähr auf halber Höhe auf einer der Stufen.

Der Blick durch die Brille erweckte die Skulptur zum Leben und offenbarte Adinas Botschaft. Nun wuselten winzige Bauarbeiter auf dem Gerüst herum. Während der graue Mann mit gebeugtem Rücken die Treppe hinaufkletterte, fügten sie am oberen Ende neue Stufen hinzu. Das Material dafür holten sie vom unteren Rand des Turms, sodass dieser immer wieder ein Stück nach unten sackte. Auf diese Weise rannte das Männchen endlos im Kreis herum wie auf einer der unmöglichen Endlostreppen in den Bildern eines M. C. Escher. Der Weg zum Glück lautete der Titel des Kunstwerks.

Auch die meisten anderen Skulpturen hatten eine reale und eine virtuelle Komponente. Bei einer Installation mit dem Titel Hot Rhythm tropfte zum Beispiel Wasser aus einem Schlauch auf eine heiße Herdplatte, wo die Tropfen dann verdampften und dabei zischten und tanzten. Durch die Brille gesellten sich winzige Menschen zu den Wasserperlen und hüpften im Takt fetziger Musik um sie herum. Ein anderes Kunstwerk namens Zweifel zeigte eine wunderschön gestaltete Rose, die anstelle der Blätter zwei dürre Arme mit dornigen Händen hatte. In der virtuellen Animation rissen die Arme die Blütenblätter aus, bis die kahle Rose zusammensackte, zu knospen anfing und sich wieder entfaltete, nur um sich erneut selbst zu zerfleddern. Auf einem Tisch war ein gewöhnlicher Spiegel aufgestellt. Betrachtete man ihn durch die Brille, sah man sein eigenes Spiegelbild in Flammen aufgehen. Selbsterkenntnis lautete die Überschrift.

Ich war beeindruckt. Zwar hatte ich schon zuvor Werke von Adina gesehen, doch die Skulpturen dieser Ausstellung waren anders: doppeldeutig, düster und ironisch. Ihre Kunst schien Adinas Art zu sein, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

Meine eigene Strategie war weniger effektiv. An der Oberfläche führte ich ein Leben, wie ich es mir früher in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte. Doch etwas hielt mich davon ab, dieses Leben zu genießen, eine Art Schatten, der stets am Rand meines Gesichtsfelds zu lauern schien.

Seit ich den Token losgeworden war, lebte ich mit Adina zusammen. Ich hatte meinen Job in Berlin gekündigt und war damit vermutlich einem Rauswurf zuvorgekommen; die anderen Mitglieder meines Teams waren alle gefeuert worden. In Neopolis eine neue Stelle zu finden war leichter gewesen, als ich erwartet hatte. Seit ein paar Wochen arbeitete ich als Projektleiter bei Bowman & Hall, einer IT-Beratungsfirma, die sich auf die Unterstützung ausländischer Firmen mit Niederlassungen in Neopolis spezialisiert hatte. Es war nicht gerade mein Traumjob, aber er wurde gut bezahlt, und so hatte ich nicht das Gefühl, nur nutzlos herumzusitzen.

Außerdem half der Job dabei, die Erinnerungen an die Geschehnisse kurz nach meiner Ankunft in Neopolis zumindest tagsüber zu verdrängen. Doch nachts wachte ich oft schweißgebadet aus düsteren Träumen auf und starrte minutenlang in die Dunkelheit, bis ich sicher war, dass ich wach war und nicht gefangen in einem quälenden Endlostraum. Mein Dschinn hatte meine Angstzustände natürlich registriert und mir mehrfach den Vorschlag gemacht, mit ihm über meine Erlebnisse zu reden; er verfügte über ein Modul mit psychiatrischem Fachwissen und...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2023
Reihe/Serie Neopolis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte action • augmented reality • KI • KI-Experte • Krimi • Künstliche Intelligenz • Near future • near future thriller • Science Fiction • Sci-fi • sci-fi thriller • Spannung • Thriller • Virtual Reality • VR
ISBN-10 3-492-60562-1 / 3492605621
ISBN-13 978-3-492-60562-5 / 9783492605625
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