G. F. Unger 2214 (eBook)

Big River Jim

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4972-5 (ISBN)

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G. F. Unger 2214 - G. F. Unger
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Dies ist die Geschichte von Big River Jim Hannaran. Sein Leben glich dem Fluss, auf dem er zu Hause war - gewaltig brausend und lebendig, mal sauber und klar, dann wieder trübe. Ja, er glich diesem ungebändigten, nutzlos und sinnlos seine Kraft verschwendenden Fluss, und all die Dinge auf dieser Welt waren für ihn ein wunderbarer Spaß. Er war ein Abenteurer, ein Draufgänger, der sich vom Schicksal treiben ließ. Und dennoch bekam sein Leben eines Tages einen wirklichen Sinn ...


Big River Jim

Dies ist die Geschichte von Big River Jim Hannaran. Sein Leben glich dem Fluss, auf dem er zu Hause war – gewaltig brausend und lebendig, mal sauber und klar, dann wieder trübe. Ja, er glich diesem ungebändigten, nutzlos und sinnlos seine Kraft verschwendenden Fluss, und all die Dinge auf dieser Welt waren für ihn ein wunderbarer Spaß. Er war ein Abenteurer, ein Draufgänger, der sich vom Schicksal treiben ließ. Und dennoch bekam sein Leben eines Tages einen wirklichen Sinn ...

Es ist drei Uhr morgens, als Jim Hannarans großes Holzfloß bei Omaha – also am Westufer des Missouri – festmacht und Jims siebzehnköpfige Mannschaft sich Mann für Mann niedersetzt oder gar der Länge nach auf den riesigen Stämmen des Floßes ausstreckt.

Nur Luke Jacks hält sich noch auf den Beinen. Er starrt zu Jim Hannaran hin, den er im bleichen Mondlicht gut sehen kann, und sagt heiser und schwerfällig: »Das war es, Jim! Das war es! Wir haben Kelso Brown und dessen Jungs geschlagen. Bist du nun zufrieden?«

Die Frage klingt bitter und grimmig. So fragt ein Mann, der bis ins Mark der Knochen erschöpft ist und der schon glaubt, in der Hölle zu sein.

Nach zwei weiteren schnaufenden Atemzügen fügt er hinzu: »Jim, das wirst du nie wieder mit uns machen – nie wieder! Ich schwöre es dir! Manchmal glaube ich, dass du verrückt bist – richtig wild und verrückt wie ein brausender Fluss, ein Mann, der keinen Verstand hat. Du hast das Floß aufs Spiel gesetzt, nur um diese Wette zu gewinnen. Du hast das Leben deiner Männer riskiert – nur, um Kelso Brown zu schlagen. Und wir sind in der vergangenen Nacht, als es so dunkel war wie im Bauch eines Fisches, durch den Chelly Canyon gesaust, in dem schon bei hellem Tag so manches Floß gegen die Klippen geworfen wird und verloren ist. Jim, ich bin dein Freund, doch ich sage dir, dass du ein verrückter Narr bist!«

Nach diesen Worten will er sich abwenden und zu einer der Hütten gehen, die mitten auf dem wohl zweihundert Yards langen Floß stehen, welches aus fünf oder sechs Gliedern besteht, sodass es sich wie eine Schlange bewegen kann.

Und die müden und völlig erschöpften Männer brummen oder krächzen zu den Worten des Vormannes Zustimmung.

Doch Big River Jim Hannaran lacht leise. Es ist ein wohlklingendes Lachen, männlich und jungenhaft zugleich.

»Ah, ihr müsst es so sehen wie ich«, sagt er. »Solche Späße machen das Leben süß, und man freut sich, auf dieser Welt zu sein, zu atmen, zu leben. Ja, das erst ist richtiges Leben! Ihr ...«

Er verstummt und macht eine wegwerfende Handbewegung, die deutlich genug ausdrückt, dass er es längst aufgegeben hat, Verständnis zu finden.

»Kommt mit an Land«, sagt er. »Kelso Brown hat versprochen, dass wir auf seine Kosten in Omaha für vierundzwanzig Stunden alles frei haben, wenn wir früher anlegen als er. Also kommt, Jungs! Jetzt beginnt der Spaß noch einmal von vorn auf eine andere Art. Und diese Art wird euch besser gefallen! Kommt, ihr haarigen Affen! Alle Sünden von Omaha warten auf euch! Die Nacht ist noch nicht um! Kommt!«

Er wendet sich, um an Land zu springen.

Doch er hält wieder inne, als unter seinen Männern keinerlei Bewegung entsteht.

Niemand rührt sich, und einige der Männer stoßen schon laute Schnarchtöne aus, denn sie sind vor Erschöpfung eingeschlafen. Dies ist kein Wunder, bekamen sie doch während der letzten sieben Tage und Nächte kaum mehr als sieben Stunden Schlaf.

Der Fluss führt Hochwasser. Das Riesenfloß aber fuhr Tag und Nacht. Jeder Mann musste ständig an den langen Rudern sein, um es genau in der Strommitte zu halten, um es um all die Sandbänke, Untiefen, Klippen und Biegungen zu bringen, durch die brüllenden Canyons.

Es war ein sieben Tage und sieben Nächte dauernder Kampf mit dem brüllenden Fluss. Denn vor sieben Tagen trafen sie Kelso Brown, der mit seinem Riesenfloß gerade ablegte.

Und Big River Jim rief zu Kelso hinüber, dass dieser ihn bestimmt nicht einholen könne.

Diese Herausforderung nahm Kelso Brown an wie immer.

Er verlor.

So war es also.

Jim Hannaran aber starrt nun im bleichen Mondlicht auf seine erschöpfte Mannschaft.

»So ist es«, sagt Luke Jacks schwerfällig. »Diese Mannschaft ist hart und zäh wie keine andere, doch du hast sie zerbrochen, Jim! Auch mich hast du zerbrochen. Trink dein Feuerwasser allein!«

Nach diesen Worten fällt er auf die Knie und legt sich dann der Länge nach auf den Bauch.

Jim Hannaran betrachtet die schlafende Gesellschaft.

»Tut mir leid, Jungs«, murmelt er. »Aber ich werde für euch mittrinken! Ich werde für euch allen Spaß stellvertretend genießen! Ruht euch nur richtig aus, damit ihr bald wieder bei Kräften seid.«

Nach diesen Worten lacht er leise – halb bedauernd, halb mitleidig. Dann springt er hinüber an Land, und es ist ein ziemlich weiter Sprung, den er wagen muss. Er schafft diesen Sprung, als wäre er frisch und ausgeruht, als hätte er nicht selbst sieben Tage und Nächte eines der großen Ruder bedient, um das Floß stets in der besten Strömung zu halten.

Er scheint eine ganz besondere Substanz zu besitzen, aus einem Material gemacht zu sein, welches von einzigartiger Güte ist.

Es ist nur wenig mehr als zehn Minuten später, als Big River Jim sich durch die Schwingtür des Riverbee Saloons schiebt und erst einmal innehält, um zu sehen, ob genügend Spaß im Gange ist, dass sich ein Nähertreten lohnt.

Denn es ist sehr still im Saloon.

Nun sieht Jim, dass die Gäste deshalb so still sind, weil sie sich in gebannte Zuschauer verwandelt haben, für die es nichts anderes auf dieser Welt mehr gibt als das Kräftemessen zweier Männer, die mitten auf der Tanzfläche stehen und einander an den Hüften gefasst haben.

Sie stehen ziemlich breitbeinig da, und dort, wo ihre Stiefelsohlen den Boden bedecken, da hat man mit Kreide die Sohlen umrandet. Sie stehen also in ihrer mit Kreide auf den Boden gezeichneten Fußspur. Sobald sie ihre Füße auch etwas bewegen, würden sie die Kreideumrandung zum Teil bedecken. Damit hätte der betreffende Mann verloren. Sie dürfen ihre Fußstellung also nicht verändern. Ihre Aufgabe ist es jedoch zu versuchen, den Gegner auszuheben. Deshalb haben sie einander an den Hüften gefasst.

Plötzlich geschieht es dann. Einer der Männer stößt ein scharfes Ächzen aus. Seine Schulter- und Rückenmuskeln spannen sich so sehr an, dass ihm das rote Flanellhemd am Rücken platzt wie ein morsches Segel im Wind. Und dann hebt er den Gegner, den er mit der Festigkeit eines Schraubstockes um die Hüften gefasst hält, einige Handbreit über den Boden.

Und als dies geschehen ist, jubeln die Zuschauer laut auf, bricht der Beifall los. Der Saloon tobt und lärmt. Die Musikkapelle auf dem kleinen Podium bläst immerzu einen neuen Tusch. Und der Verlierer grinst breit, wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht und wirft dann beide Hände empor.

»Eine Runde für alle! Ich bezahle eine Runde für alle! Denn Joe hat mich geschlagen! Ihr habt es gesehen! Joe war besser als ich! Kommt zum Schanktisch und lasst es euch geben!«

Als er dies durch den Lärm gerufen hat, fällt sein Blick auf den Mann an der Tür.

Er verhält nun starr und steif und starrt staunend auf Big River Jim. Seinem Blick folgen andere Blicke. Und auch diese Blicke werden starr und staunend.

Im Saloon wird es wieder still. In diese Stille sagt eine staunende Stimme langsam: »Es sollte mich nicht wundern, wenn das Big River Jim ist! Solche roten Haare hat nur er. Aber der Bart! Dieser Vollbart irritiert mich sehr. Leute, habt ihr Big River Jim schon einmal mit einem Vollbart gesehen?«

Jim steht auf eine Art da, die ruhig und sprungbereit zugleich wirkt. Man sieht zwei kräftige Zahnreihen blitzen. In seinen rauchgrauen Augen, die beim Lampenlicht etwas grünlich funkeln, blitzt und funkelt es.

»Diese Runde zahle ich«, sagt er. »Denn ich gewann die Wettfahrt gegen Kelso Brown. Vor sieben Tagen und Nächten traf ich ihn mit seinem Floß oben bei Squaw Bend. Und jetzt beginnen die Stunden zu zählen, die er später kommen wird!«

Als er endet, brüllt wieder alles los. Dieser Saloon ist voller Holzfäller und Flößer, die Bescheid wissen.

Und nun drängt er sich zum Schanktisch durch, bekommt das erste Glas Whisky und leert es mit einem Zuge.

Er erwidert nun viele Grüße und beantwortet Fragen. Sie alle drängen sich um ihn, und auch die Tanzmädels sind dabei. Er ist der Mittelpunkt eines großen Kreises, und es ist zu spüren, wie gerne jeder mit ihm einige Worte wechselt und erfreut ist, wenn er ihn beim Namen anredet.

Und der Mann, der beim Zweikampf verloren hatte, ruft plötzlich laut in den Saal: »Ich setze hundert Dollar auf Big River Jim, dass er Joe binnen einer einzigen Minute von den Füßen hebt!«

Als dieser Ruf verklungen ist, wird es still, denn trotz des großen...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4972-1 / 3751749721
ISBN-13 978-3-7517-4972-5 / 9783751749725
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