Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (eBook)

Die mörderischen Cunninghams

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eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3034-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen -  Benjamin Stevenson
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Ein enormes Lesevergnügen für Fans von Krimiklassikern
Mord gibt es in den besten Familien: Knives Out meets Agatha Christie und den Donnerstagsmordclub Eine mörderisch nette Familie: Ernie Cunningham, passionierter Krimi-Liebhaber, nimmt nur widerwillig am ersten Familientreffen seit Jahren teil. Seit er seinen Bruder Michael wegen Mordes angezeigt hat, hängt der Haussegen schief. Dass dann ausgerechnet am Vorabend von Michaels Ankunft auch prompt eine Leiche in dem isoliert liegenden Skiressort auftaucht, macht die Stimmung bei den eingeschneiten Cunninghams nicht unbedingt besser. Da von der Außenwelt keine Hilfe zu erwarten ist, stürzt sich Ernie Kraft seines geballten Kriminalwissens in die Ermittlungen, um weitere Todesfälle zu verhindern.Doch wem kann man trauen, wenn buchstäblich jeder mindestens eine Leiche im Keller hat?

»Clever, unerwartet - unbedingt lesen!« – Karin Slaughter

In dieser rasanten Hommage an den klassischen Detektivroman (inklusive Showdown in der Bibliothek!) kommen Sie auf ihre Kosten, wenn Sie gerne miträtseln und von dem Ermittler mitgenommen werden wollen. Aber Achtung: Von all den unerwarteten Wendungen kann einem schnell schwindelig werden, wenn man nicht aufpasst!

Benjamin Stevenson wuchs in Canberra, Australien, auf, wo er bis nach dem Studium wohnte. Heute ist er preisgekrönter Stand-up-Comedian und füllt gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder ganze Hallen. Seine schlimmste Eigenschaft: Bereits am Anfang von Büchern und Filmen lautstark über das Ende zu spekulieren. Er lebt und arbeitet in Sidney.

»Clever, unerwartet - unbedingt lesen!« – Karin Slaughter

Mein Bruder


Kapitel 1


Der Lichtstrahl, der sich hinter den Vorhängen bewegte, sagte mir, dass mein Bruder vorgefahren war. Als ich nach draußen ging, bemerkte ich zuerst, dass der linke Scheinwerfer nicht funktionierte. Und dann das Blut.

Der Mond war bereits untergegangen, bis zum Sonnenaufgang dauerte es noch, aber selbst in der Dunkelheit erkannte ich sofort, welche Bewandtnis es mit den Spritzern auf dem zersplitterten Scheinwerfer und den Schlieren auf dem verbeulten Radkasten hatte.

Eigentlich bin ich keine Nachteule, aber Michael hatte mich eine halbe Stunde zuvor angerufen. Es war einer dieser Anrufe, bei denen man angesichts der Uhrzeit nicht davon ausgeht, dass es um einen Lotteriegewinn geht. Einige meiner Freunde rufen mich manchmal nach dem Feiern aus einem Uber an, um mir brühwarm von ihrer Nacht zu berichten. Michael tut das nicht.

Außerdem stimmt das nicht ganz. Leute, die mich nach Mitternacht anrufen, sind nicht meine Freunde.

»Ich brauche deine Hilfe. Jetzt gleich.«

Er hatte schwer geatmet. Keine Nummer auf dem Display, er rief aus einer Telefonzelle an. Oder einer Bar. Die folgende halbe Stunde verbrachte ich zitternd, obwohl ich eine dicke Jacke angezogen hatte. Ich wischte ein rundes Guckloch in den feuchten Film auf der Fensterscheibe, um besser sehen zu können. Schließlich hatte ich die Warterei aufgegeben und mich aufs Sofa gesetzt, bis das Licht seines Scheinwerfers rötlich hinter meinen Augenlidern aufgeflammt war.

Das Geräusch des Motors wurde lauter, als der Wagen endgültig vor dem Haus zum Stehen kam, dann stellte Michael ihn ab. Die Lichter ließ er brennen. Ich schlug die Augen auf, ließ meinen Blick kurz über die Decke gleiten, als wollte ich mir diesen Wendepunkt meines Lebens vergegenwärtigen, dann ging ich nach draußen. Michael saß im Wagen, den Kopf aufs Lenkrad gelegt. Ich lief durch das grelle Scheinwerferlicht und klopfte ans Fahrerfenster. Michael stieg aus. Er war aschfahl im Gesicht.

»Sieht aus, als hättest du noch mal Glück gehabt«, sagte ich und deutete mit dem Kopf auf den kaputten Scheinwerfer. »Kängurus sind echt die Pest.«

»Ich hab jemanden angefahren.«

»Hm-hm.« Ich war noch nicht ganz wach und registrierte nur am Rande, dass er jemanden und nicht etwas gesagt hatte. Ich wusste nicht, wie Leute in solchen Situationen reagieren, also dachte ich, es wäre am besten, wenn ich Verständnis signalisierte.

»Einen Mann. Voll getroffen. Er liegt hinten drin.«

Schlagartig war ich wach. Hinten drin?

»Was zum Teufel meinst du mit hinten drin

»Er ist tot.«

»Liegt er auf dem Rücksitz oder im Kofferraum?«

»Was spielt denn das für eine Rolle?«

»Hast du was getrunken?«

»Nicht viel.« Er zögerte. »Vielleicht ein bisschen.«

»Auf dem Rücksitz?« Ich machte einen Schritt zur Tür, streckte den Arm aus, aber Michael hob warnend die Hand. Ich hielt inne und sagte: »Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen.«

»Er ist tot.«

»Wollen wir jetzt ernsthaft darüber streiten?« Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. »Michael, komm schon, bist du sicher?«

»Kein Krankenhaus. Sein Hals ist verdreht. Der Schädel zur Hälfte eingedrückt.«

»Ich würde lieber einen Arzt draufschauen lassen. Am besten wir rufen Sof– «

»Dann erfährt es Lucy«, unterbrach er mich. Es klang sehr verzweifelt, der Subtext war klar: Lucy wird mich verlassen.

»Alles wird gut.«

»Ich hab was getrunken.«

»Aber nur ein bisschen«, erinnerte ich ihn.

»Ja.« Er machte eine Pause. »Nur ein bisschen.«

»Die Polizei hat sicher Verständ– «, begann ich, aber wir wussten beide, dass der Name Cunningham, wenn er in einer Polizeistation ausgesprochen wurde, böse Geister zum Leben erweckte. Das letzte Mal, dass wir mit Polizisten in einem Raum waren, war während der Beerdigung, ein Meer aus blauen Uniformen. Ich war groß genug gewesen, um mich den ganzen Tag am Unterarm meiner Mutter festzuhalten, aber auch zu klein, um irgendetwas anderes tun zu dürfen. Kurz stellte ich mir vor, was Audrey jetzt von uns denken würde, wie wir hier fröstelnd im Morgengrauen herumstanden und uns über einen Toten unterhielten. Ich schob den Gedanken lieber beiseite.

»Er ist nicht tot, weil ich ihn überfahren habe. Jemand hat ihn erschossen, und dann hab ich ihn überfahren.«

»Hm-hm.« Ich bemühte mich, so zu klingen, als würde ich ihm glauben, aber es gibt durchaus Gründe dafür, warum meine schauspielerischen Aktivitäten sich größtenteils auf stumme Rollen in Schultheateraufführungen beschränken: Tiere auf dem Bauernhof, Mordopfer, Gestrüpp. Ich streckte erneut die Hand nach dem Türgriff aus, aber Michael stellte sich dazwischen.

»Ich hab ihn nur aufgehoben. Ich dachte … weiß auch nicht … es wäre besser, als ihn auf der Straße liegen zu lassen. Und dann wusste ich nicht mehr weiter und bin hergekommen.«

Ich sagte nichts dazu, nickte nur. Der Familie widersetzt man sich nicht.

Michael wischte sich mit der Hand über den Mund und ließ sie dort. Das Lenkrad hatte eine kleine rötliche Delle in seine Stirn gedrückt. »Es spielt doch keine Rolle, wo wir ihn hinbringen«, sagte er schließlich.

»Okay.«

»Wir sollten ihn begraben.«

»Okay.«

»Hör auf damit.«

»In Ordnung.«

»Du sollst aufhören, mir zuzustimmen.«

»Dann bringen wir ihn ins Krankenhaus.«

»Bist du auf meiner Seite oder nicht?« Michael warf einen Blick auf den Rücksitz, stieg in den Wagen und startete den Motor. »Ich bring das in Ordnung. Steig ein.«

Natürlich würde ich einsteigen. Keine Ahnung, warum. Vielleicht weil ich mir einbildete, wenn wir erst mal im Auto säßen, könnte ich ihn zur Vernunft bringen. Tatsächlich aber wusste ich es besser. Wenn dein großer Bruder vor dir steht und dir erklärt, alles wird gut, dann spielt es keine Rolle, wie alt du bist – ob fünf oder fünfunddreißig. Wenn dein großer Bruder sagt, er bringt das in Ordnung, dann glaubst du ihm. Familie eben.

Ganz kurz: Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte bin ich eigentlich schon achtunddreißig und einundvierzig wenn sie zu Ende erzählt ist, aber ich dachte, wir können ein paar Jahre unterschlagen, damit mein Verlag an die großen Namen rankommt, wenn es darum geht, einen passenden Schauspieler für die Verfilmung zu finden.

Ich stieg ein. Unter dem Beifahrersitz stand eine Nike-Sporttasche mit geöffnetem Reißverschluss. Vollgestopft mit Geldscheinen. Nicht etwa ordentlich gefüllt mit Bündeln, die, wie im Film, mit Gummibändern oder Banderolen aus Papier zusammengehalten werden, sondern so vollgestopft, dass die Scheine sich schon im Fußraum verteilten. Ich fand es eigenartig, meine Füße daraufzustellen, es war wirklich viel Geld. Und sehr wahrscheinlich hatte der Mann auf dem Rücksitz deswegen sterben müssen. Ich schaute nicht in den Rückspiegel. Okay, kurz hab ich es versucht, aber ich konnte nur einen dunklen Schatten erkennen, der eher wie ein konturloses Loch aussah als ein Körper. Jedes Mal, wenn die Umrisse deutlicher wurden, schaute ich weg.

Michael startete den Motor und fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Ein Schnapsglas oder so was Ähnliches fiel vom Armaturenbrett und rollte unter den Sitz. Ein leichter Geruch nach Whiskey hing in der Luft. Ausnahmsweise einmal war ich froh, dass mein Bruder gerne Joints in seinem Wagen rauchte, denn die Marihuana-Ausdünstungen der Polster überdeckten den Geruch des Todes. Der Kofferraumdeckel klapperte, als wir über die Bordsteinkante fuhren.

Ein schrecklicher Gedanke schoss mir durch den Kopf. Der Scheinwerfer und der Kofferraum waren demoliert – als hätte Michael etwas zweimal gerammt.

»Wohin fahren wir?«, fragte ich.

»Hm?«

»Weißt du, wo du hinwillst?«

»Ach so. Nationalpark. In den Wald.« Michael schaute mich kurz an, konnte mir aber nicht in die Augen sehen. Also warf er einen Blick auf den Rücksitz, was er sofort bereute. Er beeilte sich, nach vorn zu schauen. Dann fing er an zu zittern. »Ich weiß auch nicht. Ich hab noch nie eine Leiche verscharrt.«

Wir waren bereits mehr als zwei Stunden unterwegs, als Micheal entschied, dass wir nun über genug Feldwege gerumpelt waren. Er lenkte den klappernden Wagen auf eine Lichtung und hielt an. Ein paar Kilometer zuvor hatten wir die Feuerwehrtrasse verlassen und waren querfeldein gefahren. Bis zum Sonnenaufgang konnte es nicht mehr lange dauern. Über allem lag eine dünne, hell schimmernde Schneeschicht.

»Hier ist es gut«, sagte Michael. »Alles klar bei dir?«

Ich nickte. Oder bildete es mir ein. Anscheinend bewegte ich mich keinen Millimeter, denn Michael schnippte mit dem Finger vor meinem Gesicht, um mich aus meiner Trance zu reißen. Mir gelang das schwächste Kopfnicken in der...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2023
Reihe/Serie Die mörderischen Cunninghams
Übersetzer Robert Brack
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bibliothek • Buch • Detektiv • Ermittlung • Familie • Goldenes • Hobby • Hommage • humorvoll • Klassiker • knives • Knobeln • Krimi • locked in • Miträtseln • Mord • Mörder • Ohrensessel • out • Rätsel • Satire • Spannung • Zeitalter
ISBN-10 3-8437-3034-2 / 3843730342
ISBN-13 978-3-8437-3034-1 / 9783843730341
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