Aus Sternen und Staub (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
480 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-30245-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Aus Sternen und Staub -  T. J. Klune
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Mit farbig gestaltetem Buchschnitt - nur in limitierter Erstauflage der gedruckten Ausgabe (Lieferung je nach Verfügbarkeit)
Nate Cartwright steht vor den Trümmern seines Lebens: seine Eltern sind tot, sein Bruder will nichts von ihm wissen und seinen Job hat er auch verloren. Er beschließt, nach Roseland in Oregon zu fahren. In der Abgeschiedenheit der Berge will er wieder zu sich selbst finden. Pläne schmieden. Vielleicht endlich einen Roman schreiben. Nate war schon seit Jahren nicht mehr in der Hütte seiner Familie. Seit seine Eltern ihn nach seinem Coming-out rausgeworfen haben nicht mehr. Soweit er weiß, sollte die Hütte verlassen sein. Nur, dass sie das nicht ist. Ein Mann namens Alex hat sich dort versteckt und mit ihm ein kleines Mädchen, das auf den obskuren Namen Artemis Darth Vader hört. Die Geschichte, die Alex und Artemis erzählen, ist so unglaublich, dass sie eigentlich nur wahr sein kann. Und plötzlich muss Nate eine Entscheidung treffen: Will er sich weiter den Dämonen seiner Vergangenheit ergeben oder will er für eine Zukunft kämpfen, die er nie für möglich gehalten hätte?

Im Alter von sechs Jahren griff T. J. Klune zu Stift und Papier und schrieb eine mitreißende Fanfiction zum Videospiel »Super Metroid«. Zu seinem Verdruss meldete sich die Videospiel-Company nie zu seiner verbesserten Variante der Handlung zurück. Doch die Begeisterung für Geschichten hat T. J. Klune auch über dreißig Jahre nach seinem ersten Versuch nicht verlassen. Nachdem er einige Zeit als Schadensregulierer bei einer Versicherung gearbeitet hat, widmet er sich inzwischen ganz dem Schreiben. Für die herausragende Darstellung queerer Figuren in seinen Romanen wurde er mit dem Lambda Literary Award ausgezeichnet. Mit seinem Roman »Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte« gelang T. J. Klune der Durchbruch als international gefeierter Bestsellerautor.

EINS


Er sang die Melodie im Radio mit.

Irgendwas über einen Typen und ein trauriges Lied, mit dem alles im Leben besser wird.

Danach lachte er, bis er kaum noch Luft bekam.

Er überquerte die Grenze zu Douglas County, als das nächste Lied endete. Dann kamen die Nachrichten. Wie jede volle Stunde.

In einem Hotel in Texas war eine Sängerin namens Selena erschossen worden. Er hatte den Namen noch nie gehört.

TAROM Flug 371 war auf dem Weg von Bukarest nach Brüssel kurz nach dem Start abgestürzt. Alle sechzig Passagiere an Bord starben. Eine Untersuchung wurde eingeleitet. Im Moment noch kein Terrorismusverdacht.

Der im Jahr zuvor entdeckte Komet, Markham-Tripp, kam der Erde allmählich näher. Wenn man wusste, wo man hinschauen musste, konnte man ihn schon sehen. Aber keine Sorge Leute, er fliegt nur eine Kurve um uns herum und verschwindet dann wieder in den Weiten des Alls.

Und immer noch keine offizielle Mitteilung zu dem Hubschrauberabsturz im Marine Corps Mountain Warfare Training Center in Kalifornien. Die Ursache werde nach wie vor untersucht, allerdings schien ein Zusammenhang mit dem schweren Unwetter letzte Woche zu bestehen. Auch zu eventuellen Todesopfern wurden keine Angaben gemacht.

Und nun zum Wetter. Es wird ein wunderschöner Tag, seht euch nur die Sonne draußen an! Kaum zu glauben, oder?

Es war der 31. März 1995.

Er fuhr weiter nach Süden.

Je tiefer er in die Berge kam, desto kälter wurde die Luft. Die Sonne wärmte die Hand, die er aus dem Fenster hängen ließ. Der blaue Himmel erstreckte sich weit und immer weiter. Es gab ein paar Wolken, aber nur wenige.

Ein schöner Tag, dachte er. Natürlich. Das ist der Lauf der Dinge.

Am späten Nachmittag erreichte er das Städtchen. Er sah das Schild, alt und ausgeblichen. Es stand schon seit seiner Kindheit dort, als er mit seinen Eltern jeden Sommer ein paar Wochen auf der Hütte verbracht hatte. Die Aufschrift lautete:

Roseland, Oregon

827 Einwohner, Gründung 1851

704 m ü. M.

Tor zu den Cascades!

Er kam an einem Diner vorbei. Einer Kirche. Geschäften zu beiden Seiten. Manche hatten offen. Die Touristensaison würde erst in ein oder zwei Monaten beginnen, und bis dahin wären sie bereit für all die Menschen, die Zuflucht von Hitze und Großstadthektik suchten, ihr Geld ausgaben und Fotos machten, um dann wieder dorthin zu verschwinden, wo sie hergekommen waren.

Es duftete nach Kiefernnadeln und Erde. Es war, als wäre er wieder zehn, als würden sich seine Eltern nach wie vor lieben, lieben, lieben. Lachen und die Lieder im Radio mitsingen. Ihm mit Spielen die Zeit vertreiben: Ich sehe was, was du nicht siehst. Wer bin ich? Nummernschilder aus möglichst vielen verschiedenen Bundesstaaten entdecken. Alle fünfzig zu schaffen, war vollkommen unmöglich, wie er bald herausfand. Sein Rekord lag bei sieben. Das war ein guter Tag gewesen. Auf einem hatte Maine gestanden, was damals unvorstellbar weit weg gewesen war.

Noch vor der Tankstelle sah er das Hinweisschild. Es schaukelte träge im Wind, trotzdem konnte er die Aufschrift lesen. BIG EDDIE’S TANKSTELLE UND MINIMARKT. Er seufzte erleichtert. Es war schön zu wissen, dass manche Dinge sich nie änderten. Egal was sonst passierte.

Er bog von der Straße ab, die Reifen seines Pick-ups rollten über das dünne schwarze Kabel, und im Laden läutete ein Glöckchen. Neben der Zapfsäule blieb er stehen, stellte den Motor ab und hörte ihm beim Ticken zu.

Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, bevor er die Fahrertür öffnete und seinen knackenden Rücken streckte. Er war erst siebenundzwanzig, doch die Tage, an denen er problemlos Stunden hinter dem Steuer sitzen konnte, waren vorbei. Seine Muskeln schmerzten. Ein gutes Gefühl.

Die gläserne Eingangstür des Ladens schwang auf. Ein großer Mann kam heraus und wischte sich die Hände an einem Lumpen ab. Wäre da nicht das Lächeln auf seinem Gesicht gewesen, hätte man beim Anblick des Kerls glatt erschrecken können. Der Typ war der größte Mensch, den er je gesehen hatte. Musste an der Bergluft liegen.

»Sieh mal einer an, wen haben wir denn da?«, fragte Big Eddie Green mit seiner Bassstimme. »Der leibhaftige Nate Cartwright.«

Nate zwang sich zu einem Lächeln. »Big Eddie. Schön zu sehen, dass der Saftladen immer noch dir gehört.«

»Pass auf, was du sagst«, erwiderte Big Eddie, doch sein Lächeln blieb unerschütterlich. Nate konnte seine bezaubernd schiefen Zähne sehen. Eddie streckte ihm seine kräftige Hand entgegen. Die Ölflecken darauf machten Nate nichts aus. Er erwiderte die Geste. Big Eddies Händedruck war fest, aber nicht übertrieben. So war er nicht, zumindest nicht, dass Nate sich erinnern konnte. Er hatte ihn seit seinem einundzwanzigsten Geburtstag – dem letzten Mal, dass er auf der Hütte gewesen war – nicht mehr gesehen, und sie waren schließlich nicht befreundet. Auch wenn Big Eddie die Gabe hatte, sich mit jedem anzufreunden, wenn er es wollte. Sein Lächeln hatte eine beruhigende Wirkung auf Nate. Es war vertraut. Auf herzzerreißende Weise.

»Auf dem Weg zum Berg?« Big Eddie ging bereits zur Zapfsäule. »Bleifrei?«

»Genau«, erwiderte Nate und lehnte sich gegen den Kotflügel. Sein Blick wanderte zum Laden. Drinnen stand ein Junge über die Theke gebeugt und schrieb fieberhaft. Zwischen seinen Schneidezähnen lugte die Zunge hervor, als wäre er hochkonzentriert. »Großer Gott, ist das Benji?«

Big Eddie lachte. »Ja«, erwiderte er. Nate hörte die Zuneigung in seiner Stimme, rau und süß. »Er wächst wie Unkraut. Bald kann er seiner Ma und mir auf den Kopf spucken. Verrückt, oder?«

»Ist es«, bestätigte Nate, weil er wusste, dass genau das erwartet wurde. So funktionierten Unterhaltungen eben. Er war nicht sonderlich gut darin, und auf seiner Flucht ins Nirgendwo war das hier wahrscheinlich die letzte Gelegenheit zum Üben.

Die Benzinpumpe summte.

Big Eddie warf einen Blick auf die Ladefläche des Pick-ups und stieß einen Pfiff aus. »Das sind eine Menge Vorräte. Hast du vor, länger zu bleiben?«

Nate zuckte die Achseln. »Eine Weile.«

Eddies Lächeln wurde ein wenig sanfter. »Die Sache mit deinen Eltern tut mir leid. So was … Na ja, recht viel mehr kann ich dazu nicht sagen. Muss hart gewesen sein. Ich kann es mir nicht mal vorstellen, also will ich dich nicht beleidigen, indem ich so tue, als ob.«

Nate wusste nicht genau, wie er reagieren sollte. Hart, sicher. Und wie. So wie jeder erweiterte Selbstmord. Sein Vater war zu Nates Mutter gefahren, verletzt und aufbrausend wie meistens, wenn er getrunken hatte. Sie stritten. Die Nachbarn sagten, sie hätten Geschrei gehört und gedacht, es wäre der Fernseher. Oder eine dieser häuslichen Auseinandersetzungen, bei denen man sich nun mal nicht einmischte. Nate nahm es ihnen nicht übel. Vor allem nicht, da sein Vater schließlich zu genau dem Pick-up gegangen war, an dem er und Big Eddie gerade lehnten, seine Schrotflinte von der Ladefläche genommen hatte und zurück nach drinnen gerannt war, um zuerst seine Exfrau und dann sich selbst zu erschießen.

Gar nicht so leicht, wie ihm der Kommissar erschöpft erklärt hatte. Sich mit einer Schrotflinte selbst das Licht auszupusten. Aber sein Vater hatte einen Weg gefunden. Er hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und die Flinte zwischen die Beine geklemmt. Dann das Kinn auf den Lauf gelegt und – man stelle sich vor – mit dem großen Zeh den Abzug gedrückt. Es war eine schreckliche Schweinerei gewesen.

Zumindest glaubte Nate das. Er hatte das Haus danach nicht betreten. Sein Bruder hatte sich darum gekümmert. Für so etwas gab es Firmen, wie er Nate am Telefon sagte. Es war das erste Mal seit Jahren, dass sie miteinander sprachen. Tatortreinigung nennt sich das. Kostet ein Heidengeld, aber dafür tun sie, was sie können. Natürlich ließen sich die Spuren nicht restlos beseitigen, aber so war das nun mal. Sie richteten alles wieder her, dann wurde das Haus verkauft.

Etwas später telefonierten sie noch einmal. »Dad hat dir den Pick-up hinterlassen«, sagte sein Bruder. »Und Mom die Hütte.«

»Oh«, war alles, was Nate damals herausbrachte. »Oh.«

Was er sagen wollte, war: Wie konnte das passieren? Wie konnte es so weit kommen? Klar, sie hatten sich nicht gut verstanden. Sie hatten sich nicht umsonst scheiden lassen, verdammt. Aber sein Vater hatte nie auch nur die Hand erhoben. Gegenüber niemandem. Er war kein freundlicher Zeitgenosse gewesen, aber er hatte seine Kinder nie geschlagen. Auch nicht seine Frau. Kein einziges Mal. So war er nicht gewesen.

»Ja«, sagte Nate. »Es war hart.«

Eddie nickte. »Hast du das Wasser anstellen lassen?«

»Ich hab vor ein paar Tagen angerufen. Morgen kommt jemand vorbei. Den Rest erledigt der Generator, dürfte also nicht allzu kalt werden. Oder nicht lange.«

»Stimmt, der ganze Schnee ist schon wieder weg. War ein milder Winter dieses Jahr. Fünfzehn Grad an Weihnachten, ob du’s glaubst oder nicht. Ich nehme an, die leeren Kanister hättest du auch noch gerne aufgefüllt, oder?«

»Wenn möglich.«

»Kein Problem. Warst du mal wieder dort, seit …«

»Nein.«

Eddie nahm die Kanister von der Ladefläche und nickte...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2023
Übersetzer Michael Pfingstl
Sprache deutsch
Original-Titel The Bones Beneath my Skin
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2023 • Abenteuer • Aliens • Das unglaubliche Leben des Wallace Price • eBooks • Familie • Fantasy • gay romance • Hilfsbereitschaft • Liebe • Liebesromane • Mitmenschlichkeit • Mr. Parnassus Heim für magisch Begabte • Neuerscheinung • Queere Literatur • SPIEGEL-Bestsellerautor • Star Wars
ISBN-10 3-641-30245-5 / 3641302455
ISBN-13 978-3-641-30245-0 / 9783641302450
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