Stadt der Dämonen (eBook)

Ein Daniel-Faust-Roman
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2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-30867-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stadt der Dämonen -  Craig Schaefer
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Las Vegas, Stadt der Sünde - und der Dämonen, wie Daniel Faust, Gangster und Magier, nur allzu gut weiß. Als er angeheuert wird, um Rache an den Mördern einer jungen Frau zu nehmen, gerät Daniel ins Netz einer Intrige, in deren Zentrum niemand geringeres als der Prinz der Hölle steht. Jemand, der Faust heißt, sollte eigentlich wissen, was passiert, wenn man sich mit Dämonen einlässt. Doch Caitlin, die rechte Hand des Höllenfürsten, ist klug und verführerisch - und so lässt er sich breitschlagen, einem uralten Artefakt nachzuspüren, für das jeder magisch Begabte in Las Vegas über Leichen gehen würde ...

Craig Schaefer ist das Pseudonym der Autorin Heather Schaefer. Sie lebt in North Carolina, wo sie sich gerne in Museen, Büchereien, an einsamen Kreuzungen mitten im Nirgendwo und ähnlichen Orten aufhält, wo sich Autor*innen düsterer Fantasy gerne versammeln.

1


»Ich weiß, was Sie sind«, sagte der alte Mann. Das Zittern in seiner Stimme verriet mir, dass er sich nicht so sicher war. Er hatte sich als Jud vorgestellt, Jud Pankow aus Minnesota. Er war weit weg von zu Hause.

Wir saßen in einer Nische ganz hinten im Tiki Pete’s, einem schäbigen Diner vier Blocks östlich vom Las Vegas Strip. Ich bezweifelte, dass der Laden eine Hygienekontrolle überstehen würde, aber die schmutzigen Fenster und die Nebenstraße hielten die Touristenströme fern. Außerdem war ich nicht wegen des Essens hier.

»Dann wissen Sie, dass ich kein Privatdetektiv bin«, erklärte ich ihm, »zumindest nicht offiziell.«

Er hielt eine kaffeefleckige Aktenmappe in den kräftigen Farmerhänden und kniff die Lippen zusammen. Ich nippte an meinem Mai Tai.

»Er hat mein kleines Mädchen umgebracht, Mr. Faust. Er hat sie ermordet und sie dann wie ein Stück Abfall weggeworfen. Ich brauche keinen Privatschnüffler, um mir das zu sagen.«

»Die Polizei ist anderer Meinung. Möchten Sie, dass ich das Gegenteil beweise?«

»Es ist mir egal, was irgendjemand denkt«, sagte Jud, »und nichts wird mein Baby zurückbringen, ob man etwas beweisen kann oder nicht. Das ist mir klar.«

»Was wollen Sie also von mir?«

Seine wässrigen Augen füllten sich mit einem Schmerz, den ich nicht ermessen konnte. Der Aktenordner knisterte unter seinem Griff, während er flüsterte, gerade laut genug, dass ich ihn verstehen konnte. »Ich will, dass er bestraft wird.«

Ich hätte ihn wegschicken sollen. Ich wusste nicht, warum, aber ich fühlte mich wie in einer Achterbahn, die sich zum ersten Scheitelpunkt hinaufschob, Stück für Stück, nur wenige Herzschläge vom Sturz in den Wahnsinn mit hundert Meilen pro Stunde entfernt. All meine Instinkte schrien mich an, auf diesen Auftrag zu verzichten und zu gehen.

Doch als ich ihn ansah, brachte ich es nicht über mich. Er brauchte irgendeine Hoffnung. Verdammt, er brauchte nur jemanden, dem es nicht scheißegal war.

»Ich werde nichts versprechen«, sagte ich zu ihm und bemerkte, wie sich seine Augen aufhellten.

Er kramte in seiner Hosentasche und drückte mir einen Umschlag in die Hände. Er war vollgestopft mit grünen kleinen Scheinen, zerknittert und verblasst. Dieses Geld kam nicht frisch von der Bank. Es war die Art von Bargeld, das seit Jahren in einer Kaffeedose in einem Küchenschrank steckte und für einen regnerischen Tag aufgespart wurde.

»Damit«, sagte ich und tippte auf den Umschlag, »erkaufen Sie sich ein paar Tage meiner Zeit. Wenn ich glaube, dass ich Ihnen nicht helfen kann, gebe ich es Ihnen zurück, abzüglich meiner Spesen. Also, ist Stacy Ihre …?«

»Enkeltochter. Ihr Vater hat nie eine Rolle gespielt, und ihre Mutter … sie hat ihre eigenen Probleme. Ich glaube, sie hat es nicht einmal gemerkt, als Stacy abgehauen ist. Ich hab so gut wie möglich auf das Mädchen aufgepasst. Hab ihr sogar ein paarmal Geld geschickt, nachdem sie von zu Hause weggegangen war, als ich eine Adresse hatte, an die ich es schicken konnte. Dann hat sie sich mit diesem … diesem Drecksack eingelassen. Sie schrieb mir, dass sie bei ihm eingezogen war, dass er ihr einen Job besorgt hatte, einen gut bezahlten Job …«

Er schob den Aktenordner über den Tisch. Auf dem Stapel darin lag ganz oben ein zerfranster Zeitungsausschnitt, den man aus der Vegas Sun herausgerissen hatte, und die knappe Überschrift erzählte die Geschichte.

»Pornostar in Sturmtunnel ertrunken.«

Ich musste den Artikel nicht lesen. Ich hatte die Story bereits im Fernsehen gesehen. Selbst mitten in der Mojave-Wüste gab es jedes Jahr an ein paar Tagen Regen, und wir hockten hier in einem natürlichen Becken. Unter der Stadt erstreckte sich ein Netzwerk aus Sturmtunneln und Abzugskanälen, die den gelegentlich herabrauschenden Wolkenbruch auffangen und das Wasser von den Straßen fernhalten sollten, was toll für alle war, abgesehen von den Obdachlosen, die sich da unten verkrochen, um der Hitze zu entgehen. Manchmal schafften sie es, rechtzeitig vor dem Regen nach draußen zu stolpern, und manchmal mussten die Wartungsteams ihre Leichen herausfischen.

Als Nächstes folgte ein Autopsiebericht der Gerichtsmedizin von Clark County. Kein Foto, nur ein paar Seiten voll mit medizinischem Jargon, der mir die Tränen in die Augen trieb. Die Todesursache war Ertrinken, also keine Überraschung, aber dann runzelte ich die Stirn, als ich die Bemerkung unmittelbar darunter las.

»Der Todeszeitpunkt ist schwer einzuschätzen, doch angesichts der geringen Anzeichen von Totenstarre sowie der Hautbeschaffenheit der Leiche geht die Gerichtsmedizin von einer Todeszeit irgendwann am 15.3. aus.«

»Das Gewitter war am Siebzehnten«, sagte ich und blätterte zurück, um mich anhand des Datums auf dem Zeitungsausschnitt noch einmal zu vergewissern.

»Richtig«, sagte Jud.

Ich blickte zu ihm auf. »Sie ertrank zwei Tage vor dem Sturm.«

Er nickte.

»Entweder liegt der Mediziner völlig falsch, oder wir haben es hier mit einem Verbrechen zu tun. Warum gehen die Bullen der Sache nicht nach?«

»Ich sollte das eigentlich gar nicht erfahren.« Jud starrte auf seine Hände. »Sie sagten mir, sie können diesen Bericht nur an direkte Verwandte weitergeben. Ein Opa zählt nicht. Auf meinem Weg nach draußen zog ein junger Kerl mich beiseite und drückte mir diese Kopie in die Hand. Sagte, ich soll alles sehr genau lesen. Genau das hab ich gemacht und ein paar Sachen überprüft. Hab herausgefunden, dass dieser Fall Detective Holt zugeteilt worden war, also hab ich ihn angerufen.«

»Was hat er Ihnen gesagt?«

»So ziemlich gar nichts. Nur dass sie dran arbeiten würden, aber er hätte achtzig Fälle auf dem Schreibtisch und bla, bla. Er stellte klar, dass mein kleines Mädchen für ihn weniger wichtig ist als sein Abwasch.«

Unter dem Autopsiebericht lagen ihre Briefe nach Hause. Handschrift auf losen Blättern, die vom Leben in der großen Stadt erzählten. Sie hatte jeden mit »Liebe, Stacy« unterschrieben und den i-Punkt als winziges Herz gezeichnet. Ich schaute mir die Datumsangaben an. Die Briefe waren in immer größeren Abständen gekommen.

»Sie hat nie irgendwelche Probleme erwähnt?«

»Ich wäre sofort losgezogen, um sie zu holen«, sagte er und ballte die verwitterten Hände zu Fäusten, »hätte ich gewusst, was sie wirklich gemacht hat, wozu er sie gezwungen hat.«

»Erzählen Sie mir mehr über diesen Kerl.«

Jud schnaufte. »Artie Kaufman. Nennt sich ›Daddy Warbucks‹, wenn er diesen Dreck filmt. Er hat Stacy zu seinem großen Star gemacht.«

Ich trank von meinem Mai Tai und schüttelte den Kopf.

»Das Problem ist, Mr. Pankow, dass Sie ihm gerade sein Motiv weggenommen haben. Wenn dieser Kerl mit Stacy viel Geld verdient hat, warum sollte er sie dann umbringen?«

»Haben Sie die Filme gesehen, die er macht?«

»Nein«, sagte ich, »vermutlich nicht.«

»Wenn ja, würden Sie sich daran erinnern. Sie sind nicht richtig, Mr. Faust. Die Sachen, die er macht … er selbst ist nicht richtig.«

Ich tippte noch einmal auf den Umschlag und dachte an meine überfällige Miete. Ob Artie Kaufman nun ein Mörder war oder nicht, Jud schien jedenfalls nur einen Herzschlag davon entfernt zu sein, ihn mit einer Waffe in der Hand aufzusuchen. In so etwas wollte ich nicht hineingezogen werden. Aber ich wollte auch nicht, dass dieser alte Mann den Rest seines Lebens im Gefängnis verbrachte, weil er eine Dummheit begangen hatte.

»Ich habe ein paar Grundregeln«, sagte ich und nahm den Umschlag auf. »Bleiben Sie in der Stadt?«

»Hab ein Zimmer in der Value Lodge an der East Tropicana. Zumindest bis Freitag. Kann es mir nicht leisten, länger zu bleiben.«

»Es wäre mir lieber, wenn Sie noch heute Abend nach Hause führen, aber wenn Sie hierbleiben, möchte ich, dass sie sich dann in Ihr Hotelzimmer zurückziehen und absolut gar nichts tun. Sie halten mindestens eine Meile Abstand zu Kaufman. Und wenn ich mir die Sache genauer ansehe und herausfinde, dass seine Hände sauber sind, dann war es das. Geben Sie mir Ihr Wort.«

Jud nickte langsam, und ich fragte mich, wie weit ich darauf vertrauen konnte, dass er sich daran hielt.

»Nächster Punkt.« Ich beugte mich vor und bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Ich werde Stacys Tod untersuchen, aber das ist alles, was ich Ihnen anbiete. Wenn es Mord war und wenn ich die Person finde, die dafür verantwortlich ist, liegt alles, was danach passiert oder nicht passiert, allein in meinem Ermessen. Sie werden sich nicht einmischen. Das geschieht zu Ihrem und zu meinem Schutz. Verstanden?«

Darüber grübelte er einen Moment lang nach. Jud gehörte zu den Leuten, die sich ihre Sätze zurechtlegten, bevor sie sie aussprachen.

»Ich habe von Ihnen gehört. Am Computer. Ich hatte einen Mailwechsel mit einer Dame namens Jenna Rearden. Sie hat mir erzählt, was mit ihrem Ex-Mann passiert ist.«

Jenna. Das erklärte alles. Ich musste ihr sagen, dass sie aufhören sollte, überall meinen Namen fallen zu lassen. Ich hatte einen Auftrag für sie erledigt und damit gut. Normalerweise machte ich mir die Hände nicht so schmutzig, aber der betreffende Ex war nachts immer wieder im Schlafzimmer ihrer sechs Jahre alten Tochter erschienen. Daran hatte ich Anstoß genommen.

»Sie sagte, er sei im Irrenhaus eingesperrt«, sagte Jud und beäugte mich abwartend. »Sie müssen ihm ständig Glückspillen geben, weil er sich sonst die Kehle aus dem...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2024
Reihe/Serie Daniel-Faust-Reihe
Übersetzer Bernhard Kempen
Sprache deutsch
Original-Titel The Long Way Down
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2024 • Auftragskiller • Dämonen • daniel faust • Dark Fantasy • dark urban fantasy • Die Geister von New York • Düstere Fantasy • eBooks • Fantasy • Fantasy-Serie • Harry Dresden • Jim Butcher • Las Vegas • Magier • Neuerscheinung • Schwarze Magie • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-30867-4 / 3641308674
ISBN-13 978-3-641-30867-4 / 9783641308674
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