Felix Blom. Der Schatten von Berlin (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
336 Seiten
Limes Verlag
978-3-641-30430-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Felix Blom. Der Schatten von Berlin - Alex Beer
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Ein aufgebrochener Sarg. Ein mysteriöser Todesfall.
Ein brillanter Meisterdetektiv.
Der zweite Fall für den ehemaligen Gauner Felix Blom aus der Feder von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Alex Beer!

Berlin, 1879: Der ehemalige Gauner Felix Blom und seine Geschäftspartnerin Mathilde Voss stehen kurz vor dem Bankrott. Da kommt den beiden Detektiven ein lukrativer Auftrag sehr gelegen: Sie sollen herausfinden, wer in die Gruft eines kürzlich verstorbenen Archäologie-Professors eingedrungen ist. Der Sarg wurde aufgebrochen, jedoch nichts gestohlen. Kurz darauf wird ein Kleinganove brutal ermordet, und die Fälle scheinen miteinander verbunden zu sein. Die Spur führt ausgerechnet zu Bloms einstigem Mentor, dem gerissenen Gangsterboss Arthur Lugowski. Felix und Mathilde ahnen nicht, dass sie bald zwischen die Fronten rivalisierender Banden geraten und Blom den Fall nicht nur mit legalen Mitteln lösen kann ...

Basierend auf einer wahren Begebenheit.

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Alex Beer, geboren in Bregenz, hat Archäologie studiert und lebt in Wien. Für ihre Kriminalromane wurde sie mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur 2017 und 2019, der Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels MIMI 2020, der Österreichische Krimipreis 2019 sowie der Fine Crime Award 2021. Zudem stand sie auf den Shortlists für den Friedrich Glauser Preis, den Viktor Crime Award und den Crime Cologne Award. Mit Felix Blom - ein ehemaliger Gauner, der im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts zum Detektiv wird - hat sie einen charmanten neuen Ermittler erschaffen, der die Leser*innen begeistert.

1


Schneeflocken wirbelten wild tanzend durch die Luft und verpassten der Stadt einen feuchtkalten Anstrich. Mit hochgezogenen Schultern, die Hände tief in den Taschen seiner groben Wolljacke vergraben, stemmte sich Christian Kamerling dem Wind entgegen und eilte durch die Nacht.

Es war nicht sein erster Einbruch. Wie immer hatte er sich gut vorbereitet, dennoch war er dieses Mal nervös. Nervös und angespannt. Mit jedem Schritt ging sein Puls schneller. Die Kiste, die er aufbrechen musste, war eine besondere Herausforderung, und zwar nicht im guten Sinn.

Fröstelnd bog er in die Liesenstraße und blies warmen Atem in seine Fäuste. Je näher er dem Stadtrand kam, desto finsterer und einsamer wurde die Umgebung. Die Anzahl der Häuser, Zäune und Lichter nahm ab, und auch die der Menschen, zumindest die der lebenden.

Hier begann das Reich der Toten.

Als der Raum auf den innerstädtischen Friedhöfen knapp geworden war, hatten die Kirchengemeinden begonnen, ihre Verstorbenen vor den Toren der Stadt zu begraben.

Juden, Protestanten, Muslime … sie alle waren ihm einerlei. Aber Katholiken … Katholiken fand Kamerling zum Fürchten. Sie glaubten an den Teufel, verzehrten den Leib Christi und dekorierten ihre Kirchen mit den Bildern gefolterter Männer und Frauen. Und ausgerechnet einen solchen Katholiken musste er nun heimsuchen.

Beim Gottesacker der Pfarrei St. Hedwig angelangt, tastete Kamerling die massive Mauer ab, die das Gelände umschloss. »Komm schon«, murmelte er ungeduldig und nickte zufrieden, als seine Finger auf Hüfthöhe eine Lücke zwischen zwei Ziegelsteinen fanden. Er schob einen Fuß hinein, schwang seinen Seesack über die Schulter und zog sich hoch.

»Verdammt«, murrte er, als er sich an einer spitzen Kante das Hosenbein aufriss. Kamerling hatte nie verstanden, warum Friedhöfe umzäunt waren. Es war ja nicht so, als müsste man irgendjemanden daran hindern, von dort abzuhauen.

Auf der anderen Seite angelangt, kroch ihm beim Anblick der vielen Grabsteine und Kreuze, die sich in der Dunkelheit vor ihm ausbreiteten, ein Schauer über den Rücken. Erzählungen von Wiedergängern und Untoten fielen ihm ein. Ein leises Rascheln neben sich ließ Kamerling zusammenzucken. Er fuhr herum, doch es war nur der Wind gewesen, der mit den Zweigen eines Baums gespielt hatte. Mit wild pochendem Herzen huschte er den schneebedeckten Weg entlang durch die Stille. Nirgendwo flackerten Kerzen, und auch das schiefe kleine Haus des Totengräbers, das etwas abseits stand, wirkte verlassen. Entweder saß der Kerl in einer gemütlichen Gaststube und wärmte sich an heißem Grog und einem üppigen Busen, oder er schlief. Beide Optionen sollten ihm recht sein. Hauptsache, er blieb ungestört.

Kamerling eilte zur zentral gelegenen Friedhofskapelle, einem runden Backsteingebäude, an dessen Rückseite sich ein quadratischer Anbau befand. Dieser war sein eigentliches Ziel.

Vor der Eichenholztür hielt er inne und drehte sich um. Der Schneefall war inzwischen so dicht und stark, dass er seine Fußspuren innerhalb kürzester Zeit zudecken würde. »Gut so«, murmelte er.

Mit klammen Fingern schloss Kamerling die Pforte auf, trat ein und fand sich in einem kleinen Vorraum wieder, in dem es nach einem Gemisch aus Weihrauch, altem Holz und Kalkmörtel roch. Er klopfte sich den Schnee von der Schiebermütze, blies abermals Atem in seine Fäuste, zog anschließend eine Packung Schwefelhölzer aus dem Seesack und versuchte eines davon zu entfachen.

Als es ihm endlich gelang, zündete er die mitgebrachte Lampe an, hob sie in die Höhe und sah sich um. Dann suchte er in seiner Tasche nach einem weiteren Schlüssel. Es waren insgesamt drei an der Zahl, die er heute Nacht verwenden würde.

Er ignorierte die weiß getünchte, metallbeschlagene Tür, hinter der sich, wie er in Erfahrung gebracht hatte, die sogenannte Sakristei befand, und wandte sich einer unscheinbaren braunen Pforte zu, die tief in die dicke Steinmauer eingelassen war. Das, was sie verborgen hielt, war tausendmal wertvoller als die Schätze, die die Priester im Nebenraum horteten. Kamerling öffnete das Schloss und setzte einen Fuß auf die steinerne Wendeltreppe, die von hier in die Krypta führte. Die Flamme in seiner Laterne zeichnete groteske Schatten an die Wände. Obwohl er nicht gläubig war, bekreuzigte er sich. Dann stieg er langsam in die Tiefe.

Dort herrschte Grabesstille, im wahrsten Sinn des Wortes. Nur aus weiter Ferne ließ sich das Tosen des Windes erahnen. Und es war frostig. Die Kälte hier schien durchdringender zu sein als jene im Freien und kroch tiefer in die Knochen – bis ins Mark.

Kamerlings größtes Problem war jedoch nicht die Temperatur, es war die Räumlichkeit an sich. Eine Art Friedhof unter der Kapelle, der wohl unheimlichste Ort, den er sich auszumalen vermochte. Es fiel ihm schwer, nicht Reißaus zu nehmen.

»Alles wird gut«, murmelte er leise. Der Klang seiner Stimme beruhigte ihn, weswegen er weitersprach. »In wenigen Minuten ist die Sache wieder im Reinen.«

Sobald diese verfluchte Mission erfüllt war, würde er zum Spreewirt gehen, einen Platz vor dem Kamin suchen und sich ein paar Hochprozentige hinter die Binde kippen. Vor dem Feuer sitzend würde er sich an diesen Moment erinnern und lachen.

Er zog den letzten Schlüssel aus seiner Jackentasche und betrachtete ihn. Er war filigraner als die beiden zuvor. Ein besonderer Schlüssel für ein besonderes Schloss.

Leise seufzend musterte Kamerling die schmalen Türen, die sich rings um ihn herum befanden. Türen, hinter denen Grabkammern lagen. Er leuchtete die Metallschilder an, die Auskunft gaben, wer in der jeweiligen Gruft bestattet worden war, bis er jenes der Familie Rohland gefunden hatte.

Die Rohlands waren ein altes Kaufmannsgeschlecht, wie es im Buche stand: strebsam, reich und generös – besonders dann, wenn es ihnen einen Vorteil verschaffte. Sie hatten Geld für den Bau dieser Kapelle gestiftet und im Gegenzug die Erlaubnis erhalten, ihre Angehörigen in der Krypta zu bestatten. Wohlhabende Menschen wurden nicht draußen im Freien beerdigt, wo ihre Gräber Wind und Wetter ausgesetzt waren. Sie durften die ewige Ruhe gut geschützt im Trockenen verbringen.

Geld regierte die Welt – die der Lebenden und die der Toten. »Wahrscheinlich sogar das Jenseits«, murrte er, während er den Schlüssel in das Schloss steckte und umdrehte.

Mit leisem Knarren öffnete sich die Tür.

Alles in ihm sträubte sich dagegen, das dahinterliegende Gewölbe zu betreten. Seine Großmutter war überzeugt, dass Tote, deren Ruhe man störte, zu Wiedergängern wurden, die den ungebetenen Besucher verfolgen würden.

Bis in alle Ewigkeit.

Aber es musste sein. Er atmete tief ein und schritt in die Grabkammer. Dort roch es modrig und erdig mit einem Hauch von Schimmel. Er stellte seinen Seesack und die Lampe auf den Boden, zündete die Kerzen an, die in einer Halterung an der Wand steckten, und sah sich um.

Die Gruft war niedrig und eng, die Mauern bestanden aus grob behauenem Stein, der Boden aus gestampftem Lehm. Gegenüber der Tür hing ein mannshohes Kruzifix, darunter standen auf einer Art Podest fünf Eichensärge. Einer davon sah neuer und weniger verstaubt aus als die anderen. Auch war er der einzige, auf dem welke Lilien und ein Rosenkranz aus schwarzen Perlen lagen.

Kamerling entzifferte die Plakette, die darauf angebracht war: Eduard Rohland (* 1802 – † 1879).

Das war er. Der Mann, dessentwegen er gekommen war.

Plötzlich strich ihm ein kalter Lufthauch über die Wange, und er glaubte ein Geräusch hinter sich zu vernehmen. Er schnellte herum, hob die Laterne auf und hielt sie in die Höhe. Seine Hand bebte. Licht und Schatten erschufen Bewegungen, wo keine waren.

Oder etwa doch?

Obwohl es eiskalt war, begann Kamerling zu schwitzen.

»Ist da jemand?«, fragte er mit heiserer Stimme und lauschte.

Nichts.

Eilig zog er sein Werkzeug aus dem Seesack und legte es auf das Podest. Er musste sich beeilen, bevor seine Sinne ihm weitere Streiche spielten. So schnell es ihm mit seinen zitternden Händen möglich war, löste er die festsitzenden Schrauben aus dem Holzdeckel von Eduard Rohlands Sarg.

Mit angehaltenem Atem hob er ihn hoch, wobei er ihm aus den klammen Händen rutschte und mit einem ohrenbetäubenden Knall auf den Boden schlug. »Herr im Himmel«, entfuhr es ihm. Er fasste sich ans Herz, trat an die Tür und lauschte. Hatte jemand den Lärm gehört?

Offenbar nicht. Wer denn auch? Außer ihm war niemand hier – zumindest niemand mit einem Puls.

Kamerling ging zurück, schaute in den Sarg und stöhnte auf. »Verdammt«, fluchte er. Ihm blickte nämlich nicht Herr Rohland entgegen, sondern ein weiterer Sarg. Eine massive, mattgraue Kiste, die – wenn er sich nicht täuschte – aus Zink gefertigt war. Hektisch ließ er die Fingerspitzen über die raue Oberfläche gleiten und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, das vermaledeite Ding aufzumachen. Gab es denn nirgendwo ein Schloss oder einen Riegel?

Nein, dieses Behältnis war nicht dafür gedacht, jemals wieder geöffnet zu werden.

Er nahm sein Werkzeug und machte sich am Kopfende des Zinksargs zu schaffen. Als Kamerling das widerspenstige Metall endlich durchdrungen hatte, strömte ihm ein süßlich fauliger Geruch entgegen, und er musste ein Würgen unterdrücken. Schnell wickelte er seinen Schal über Mund und Nase. Angewidert weitete er das Loch, bis es groß genug war, dann hielt er inne.

Er schloss die Augen und...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2023
Reihe/Serie Ein Felix-Blom-Krimi
Ein Felix-Blom-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Amerikanisches Duell • August Emmerich • Babylon Berlin • Bandenkrieg • Berlin • Bestseller • Bestsellerliste • Crime Cologne Award Nominierung • Detektei • eBooks • Einbruch • Eugène François Vidocq • Frank GOLDAMMER • Gaunerkrimi • Gereon Rath • Heimatkrimi • Historische Kriminalromane • Historische Romane • Hochstapler • Isaak Rubinstein • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kunstraub • Leo-Perutz-Preis • Mimi Buchhändlerpreis • Mord • Neuerscheinung • österreichische Bestsellerautorin • Österreichischer Krimipreis • Preußen • Privatdetektiv • Privatermittler • Schlitzohr • silberner homer • spiegel bestseller • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel-Bestseller-Autorin • Volker Kutscher
ISBN-10 3-641-30430-X / 364130430X
ISBN-13 978-3-641-30430-0 / 9783641304300
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