Im Auftrag der Krone (eBook)
464 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-29412-0 (ISBN)
Im sechsten Teil der großen Saga von Bestsellerautor Jeffrey Archer sind William und sein Team erneut für das Royal Protection Command tätig, das die Sicherheit der Königin und ihrer Familie gewährleisten soll. Dabei kommen sie einem finsteren Plan zum Raub der Kronjuwelen auf die Spur.
Jeffrey Archer, geboren 1940 in London, verbrachte seine Kindheit in Weston-super-Mare und studierte in Oxford. Archer schlug zunächst eine bewegte Politiker-Karriere ein. Weltberühmt wurde er als Schriftsteller, »Kain und Abel« war sein Durchbruch. Mittlerweile zählt Jeffrey Archer zu den erfolgreichsten Autoren Englands. Seine historischen Reihen »Die Clifton-Saga« und »Die Warwick-Saga« begeistern eine stetig wachsende Leserschar. Archer ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in London, Cambridge und auf Mallorca.
1
Dienstag, 22. Oktober 1996
Commander Hawksby öffnete die unterste Schublade seines Schreibtischs und nahm zwei Würfel heraus, obwohl er kein Spieler war.
Superintendent William Warwick und Inspector Ross Hogan blieben stehen, als Hawksby, genannt »the Hawk«, die Würfel in seiner rechten Hand heftig schüttelte, auf den Schreibtisch warf und ausrollen ließ.
»Eine Fünf und eine Zwei«, sagte William. Hawksby hob eine Augenbraue, während er darauf wartete, dass William und Ross die Bedeutung der beiden Zahlen bestätigten. »Fünf, Sir«, sagte William, »bedeutet, dass wir beim Verlassen des Palasts die längere Embankment-Route nehmen.«
»Und die Zwei, Inspector?«, fragte Commander Hawksby, indem er sich Ross zuwandte.
»Das Passwort ist ›Verrätertor‹.«
Hawksby nickte und warf einen Blick auf seine Uhr. »Dann sollten wir jetzt wohl besser aufbrechen«, sagte er. »Wir können es uns nicht leisten, den Lord Chamberlain warten zu lassen.« Er beugte sich vor und legte die Würfel für ein weiteres Jahr in die unterste Schublade seines Schreibtischs zurück.
Rasch verließen William und Ross das Büro, während der Commander nach dem Telefonhörer griff und eine Nummer wählte, die in keinem Telefonbuch verzeichnet war. Schon nach einem einzigen Klingeln wurde abgehoben. »Fünf und zwei«, sagte er.
»Fünf und zwei«, wiederholte die Stimme am anderen Ende, und gleich darauf war die Leitung tot.
William und Ross gingen durch den Flur am Lift vorbei und joggten die beiden Treppen ins Erdgeschoss von Scotland Yard hinab. Sie machten erst halt, als sie den Eingang erreicht hatten, wo sie Constable Danny Ives am Steuer eines dunkelgrauen Landrover sahen; das Auto war nicht ihr übliches Fortbewegungsmittel, doch für ihren heutigen Auftrag angemessen.
»Guten Morgen, Sir«, sagte Danny, während William in den Fond des Wagens stieg.
»Morgen, Danny«, erwiderte William, als Ross sich neben ihn setzte.
Superintendent Warwick und Constable Ives waren zehn Jahre zuvor in derselben Gruppe von Neulingen zur Polizei gekommen, und der ewige Constable hatte einige Zeit gebraucht, bis es ihm gelang, seinen Vorgesetzten nicht mehr bei dessen altem Spitznamen »Chorknabe« zu nennen, sondern ihn mit »Sir« anzusprechen. Noch länger hatte er gebraucht, bis er die Anrede tatsächlich ernst nahm.
Danny startete, legte bei dem für ihn ungewohnten Fahrzeug den ersten Gang ein und fuhr los. Man musste ihm nicht sagen, wohin es ging. Immerhin suchten sie nicht jeden Tag den Buckingham Palace auf.
Nie überschritt er das Tempolimit, denn sie wollten niemandem auffallen, wohingegen sie bei der Rückfahrt zum Palast mit sechzig und manchmal sogar siebzig Meilen pro Stunde durch eine der am dichtesten bevölkerten Hauptstädte der Welt rasen würden.
Danny stoppte am oberen Ende von Whitehall und sah zu Großbritanniens legendärem Seehelden hinauf, der auf seiner Säule thronte. Als die Ampel auf Grün umsprang, bog er nach links ab, fuhr unter dem Admiralty Arch hindurch und rollte langsam die Mall entlang, von wo aus er sein Ziel bereits sehen konnte.
Als sie die imposante Marmorstatue Königin Victorias erreichten, bogen alle anderen Fahrzeuge in die Straßen rechts und links des Palasts, während sie selbst auf den Eingang zuhielten, wo Danny erneut anhielt. Ein Irish Guard trat nach vorn, während sich das hintere Seitenfenster des Landrover surrend senkte. Er warf einen prüfenden Blick auf Superintendent Warwicks Marke, hakte dessen Namen auf einer Liste ab und trat beiseite, damit der Leiter der Royalty Protection das Grundstück betreten konnte. Danny entdeckte einen grauen gepanzerten Jaguar, der am gegenüberliegenden Ende des Palasthofs geparkt war, und stellte den Landrover dahinter ab. Manche Dinge ändern sich nie, dachte er, als er Phil Harris sah, den Fahrer des Lord Chamberlain, der an der hinteren Tür stand und Haltung angenommen hatte, während er auf seinen Chef wartete.
Danny stieg aus dem Auto und ging hinüber zu seinem alten Kumpel. »Morgen, Phil.«
»Guten Morgen, Danny«, erwiderte Harris. Obwohl die beiden einander nur zwei Mal im Jahr trafen, hatten sie sich angefreundet. Es kam vor, dass ein Lord Chamberlain gelegentlich ersetzt wurde, doch Phil Harris hatte während der vergangenen elf Jahre bereits drei Inhabern dieses hohen Amts gedient, und Danny war schon fast ebenso lange im Dienst.
»Ich vermute, du weißt, welche Route wir heute nehmen?«, fragte Danny.
»Nummer fünf«, sagte Phil.
»Und das Passwort?«
»Nummer zwei. Dein Commander hatte meinen Chef bereits informiert, noch bevor ihr den Yard verlassen hattet.«
»Ich habe Seine Lordschaft gerade gesehen«, flüsterte Danny, als der Leiter des königlichen Haushalts über den Hof marschierte wie ein ehemaliger Soldat, der er tatsächlich gewesen war. Harris öffnete die hintere Tür des Jaguar, während Danny rasch zum Landrover zurückkehrte. Der Lord Chamberlain, ein höflicher Mann, der nie seinen Rang zur Schau stellte, winkte William kurz zu, bevor er auf der Rückbank seines Wagens Platz nahm.
Der kleine Konvoi fuhr durch einen unmarkierten Seitenausgang auf die Mall in Richtung Trafalgar Square. Keine Kradbegleiter, keine Sirenen, kein Blaulicht. Sie hatten nicht vor, das Interesse neugieriger Gaffer auf sich zu ziehen, obwohl sich das auf der Rückfahrt vom Tower nicht vermeiden lassen würde.
Danny folgte dem Jaguar, und obwohl er auf eine gewisse Distanz achtete, ließ er nie zu, dass sich ein anderes Fahrzeug zwischen ihn und den Lord Chamberlain schob.
William hob den Hörer des Telefons, das in seiner Armlehne untergebracht war, und wählte eine Nummer, die er nur zwei Mal im Jahr anrief.
»Chief Yeoman Warder«, meldete sich die Stimme des Leiters der Tower-Wache.
»Wir sollten in ungefähr fünfzehn Minuten bei Ihnen sein«, sagte William.
»Es wurde alles für Sie vorbereitet und steht Ihnen zur Verfügung«, erwiderte der Leiter der Tower-Wache.
»Soweit ich sehe, dürfte es zu keinen Verzögerungen kommen«, erklärte William und legte den Hörer zurück auf das Telefon in der Armlehne. Er würde nur im Notfall wieder anrufen, und in den letzten fünf Jahren war es kein einziges Mal dazu gekommen.
»Wie geht es den Kindern?«, fragte Ross und riss ihn aus seinen Gedanken.
»Werden viel zu schnell groß«, antwortete William, während sie weiter zum Embankment fuhren. »Artemisia ist zumeist die Beste in ihrer Klasse, aber immer, wenn sie nur die Zweitbeste ist, bricht sie in Tränen aus.«
»Genau wie ihre Mutter«, sagte Ross. »Und Peter?«
»Man hat ihn gerade zum Klassensprecher gewählt, und er hofft, nächstes Jahr Schülersprecher zu werden.«
»Es ist offensichtlich, dass er nicht deinen Ehrgeiz hat«, sagte Ross grinsend. »Was ist mit meiner geliebten Jojo?«
»Deine Tochter ist in Prinz Harry verliebt und hat bereits an den Buckingham Palace geschrieben, um ihn zum Tee einzuladen.«
»Ich weiß«, seufzte Ross. »Sie hat mich gebeten, den Brief zu überbringen.« Für einen kurzen Augenblick empfand Ross Schuldgefühle, weil seine Tochter noch immer bei Beth und William wohnte. Aber nach dem Tod seiner Frau waren sie beide übereingekommen, dass es für ihn nicht möglich wäre, seine Arbeit ordentlich zu machen und sich gleichzeitig als alleinerziehender Vater um seine Tochter zu kümmern. Beth und William hatten sich als wunderbare Pflegeeltern erwiesen. Aber Ross gestand niemandem, wie sehr er seine Jojo vermisste.
»Es wird Zeit, darüber nachzudenken, was wir überbringen sollen«, sagte William.
Ross wischte seine Tagträumerei beiseite und begann sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe zu konzentrieren. Danny musste bei Rot über die Ampel fahren, als sie an Somerset House vorbeikamen, damit er nicht den Kontakt zum Jaguar des Lord Chamberlain verlor. Nichts hätte Phil Harris mehr gefallen, als zu zeigen, dass er gewitzter war als Danny.
Sie nahmen keine der Abzweigungen nach links ins Herz der Stadt – jene Quadratmeile, für die ein anderer Teil der Polizei zuständig war, dessen Beamte nichts von ihrer Gegenwart wussten –, sondern fuhren weiter durch die Unterführung und hinauf zur Upper Thames Street, wo sie zum ersten Mal wieder an der nächsten Ampel hielten. Von hier aus konnten sie bereits den Tower sehen.
Als der Jaguar über die Kreuzung fuhr, folgte ihm Danny entlang des St. Katharine’s Way, wobei sie vor sich nur noch die Themse hatten. Schließlich bogen sie scharf nach rechts ab und hielten vor dem Osttor des Tower. Eine Schranke öffnete sich automatisch.
Der diensthabende Wachsoldat trat aus seinem Häuschen und ging zum Auto des Lord Chamberlain.
»Guten Morgen, Phil«, sagte der Soldat. »Passwort?«
»Verrätertor«, erwiderte Harris.
Der Wachsoldat drehte sich um und nickte, und die beiden gewaltigen Holztore, die ihnen den Weg versperrten, öffneten sich langsam.
Unbehindert von irgendwelchem Publikum, brachten beide Fahrzeuge den letzten Teil ihres Weges hinter sich, während der Tower für diesen Tag geschlossen wurde, sodass ihnen nur ein paar Dutzend Tower-Wachen und die acht ansässigen Raben Gesellschaft leisten würden. Danny fuhr weitere einhundert Meter weit an der Themse entlang, bog dann nach rechts ab und rollte über die östliche Zugbrücke, die ursprünglich für Pferde, nicht für Autos gebaut worden war. Der Jaguar und der Landrover fuhren durch den Queen Elizabeth Archway und dann den steilen Hügel hinauf zum Jewel House, wo sie sahen,...
Erscheint lt. Verlag | 14.2.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Warwick-Saga | Die Warwick-Saga |
Übersetzer | Martin Ruf |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | ... (The Warwick-Chronicles 6) |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | 2023 • 2024 • Bestsellerreihe • Die Clifton-Saga • eBooks • Familiensaga • Familiensaga Bestseller • Harry Clifton • Ken Follett • London • Neuerscheinung • Roman • Romane • Spiegel Bestseller Autor • Teil 2 • William Warwick |
ISBN-10 | 3-641-29412-6 / 3641294126 |
ISBN-13 | 978-3-641-29412-0 / 9783641294120 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 2,5 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich