Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien (eBook)

Roman - Der erste Wiener Opernball, ein begehrter Junggeselle, eine zauberhafte Liebesgeschichte

(Autor)

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2023
384 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-30718-9 (ISBN)

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Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien - Mara Andeck
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Eine zauberhafte Liebesgeschichte vor der prachtvollen Kulisse der Wiener Ballsaison
Der erste Wiener Opernball, ein begehrter Junggeselle, eine zauberhafte Liebesgeschichte

Wien 1877. Komtess Clea de Conteville soll möglichst einflussreich verheiratet werden, dabei kann sie sich kaum etwas Langweiligeres vorstellen als das Leben einer adeligen Ehefrau. Auf dem ersten Wiener Opernball begegnet Clea dem charmanten und gut aussehenden Nikolaj. Da sie ihn für einen Bürgerlichen hält, der als Heiratskandidat nicht infrage kommt, lässt sie sich auf einen Tanz mit ihm ein - und erfährt gleich darauf von ihrer entzückten Mutter, dass er in Wahrheit der begehrteste Junggeselle der Saison ist. Clea nimmt sich fest vor, Nikolaj von nun an zu meiden. Doch die Ballsaison ist lang, und ihre Wege kreuzen sich immer wieder ...

Ein farbenprächtiger historischer Roman im Wien der Belle Époque, wo ebenso ausgelassen getanzt wird wie bei »Bridgerton«

Mara Andeck, geboren 1967 in Freiburg, hat in Dortmund Journalismus und Biologie studiert, beim WDR in Köln volontiert und danach als Wissenschaftsjournalistin gearbeitet. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Stuttgart und schreibt Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Kapitel 1


E wie Épouseur

So nennt man in hochadeligen Kreisen den erstgeborenen Sohn eines erstgeborenen Sohnes. Und jede Komtess von Rang und Verstand sollte förmlich danach lechzen, solch einen Épouseur zu heiraten. Er erbt nämlich Titel und Schlösser seiner Vorfahren und kann sich dann voll und ganz seiner wahren Bestimmung widmen: dem Schießen von Hasen und dem Hervorbringen männlicher Nachkommen. Wie überaus erfüllend! Welche Frau wäre nicht gern an seiner Seite?

»Clea, was schreibst du da?« Die Stimme meiner Mutter klingt scharf wie ein Husarensäbel, als sie mir ohne Vorwarnung das Schreibheft unter der Feder wegzieht.

Maman und ich sitzen an einem kleinen Tisch im Fotoatelier Adèle und überbrücken die Wartezeit, bis meine Schwester Sophie von allen Seiten vorteilhaft abgelichtet ist. Maman hat bis eben an einer Tasse Tee genippt und den Vorbereitungen zugesehen, ich habe mir Notizen gemacht.

Mein leises Kichern hat die Aufmerksamkeit meiner Mutter allerdings auf mich gelenkt. Jetzt überfliegt sie meine Zeilen, und ihre Augen weiten sich. »Was ist das?«, will sie wissen.

»Eine Art Nachschlagewerk, nur für mich«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Ein Lexikon für meine erste Ballsaison. Damit ich auch ja nichts falsch mache.«

Mich trifft ein skeptischer Blick aus eisblauen Augen. »Lechzen? Hasen schießen? Überaus erfüllend? Soll das Ironie sein?« Maman hebt eine ihrer makellosen Augenbrauen, die auf der schneeweißen Haut an Rabenschwingen vor einem Winterhimmel erinnern.

»Ironie? Aber nein! Natürlich nicht«, sage ich mit betont unschuldiger Miene. »Ich war nur ein wenig … übermütig.«

Was diesmal nicht der Wahrheit entspricht. Natürlich waren diese Zeilen ironisch gemeint, doch es wäre äußerst unklug, das jetzt zuzugeben. Ich muss Mamans Verdacht sogar sofort im Keim ersticken.

Schnell füge ich hinzu: »Ich habe bisher ja fast nur auf dem Lande gelebt. In Wien fühle ich mich naiv wie ein Schäfchen. Deshalb notiere ich in diesem Heft alles, was du uns für diese erste Ballsaison rätst. Und dann lerne ich es auswendig. Das nimmt mir die Unsicherheit und hilft mir, meine Ziele zu erreichen.«

Nun befinde ich mich zum Glück wieder auf dem sicheren Boden der Wahrheit. Allerdings ist es nicht die ganze. Ich verschweige, dass meine Ziele in keiner Weise mit Mamans übereinstimmen. Sie will nämlich, dass ich heirate. Und ich will genau das nicht. Ich kann mir nichts Langweiligeres vorstellen als eine Ehe mit einem Épouseur.

Ich werde Mamans goldene Regeln zwar wirklich aufschreiben und auswendig lernen. Aber statt sie zu befolgen, werde ich jedes Mal genau das Gegenteil von dem tun, was sie mir geraten hat, und damit hoffentlich auch das Gegenteil erreichen. Vielleicht kann ich meine erste Wiener Ballsaison mit dieser Strategie ohne Ehemann überstehen. So könnte ich Zeit für die Umsetzung eines besseren Plans gewinnen, den ich zwar noch nicht habe, aber bald fassen werde. Das ist meine einzige Rettung.

Meine Mutter mustert mich aufmerksam. Sie kennt mich gut genug, um mir zu misstrauen. Aber vor der Fotografin und deren Gehilfin, die gerade den Rock meiner Schwester malerisch drapieren, wird sie sich keinen Unmut anmerken lassen. Die Contenance der Gräfin Conteville ist nicht ohne Grund legendär. »Wir reden später darüber« ist alles, was sie sagt. Dann gibt sie mir mein Heft zurück und wendet sich wieder dem Geschehen im Atelier zu.

Wohlgefällig ruht ihr Blick auf Sophie. Meine Zwillingsschwester trägt ein geradezu märchenhaftes Ballkleid in zartem Rosé. Es ist an den Schultern weit ausgeschnitten, in der Taille schmal, dann folgt ein üppig bauschender Rock, unter dem zierliche Schuhspitzen hervorschauen. Die schimmernde rosa Seide verleiht Sophies Teint einen ebenso rosigen Schimmer. Ihre goldblonden Haare sind zu einem kunstvollen Gebilde aufgetürmt und mit Perlenschnüren verziert. Kerzengerade und regungslos steht sie neben einem zierlichen Tisch und lächelt.

Wie schafft sie das nur? Sie steckt, von vorne unsichtbar, in einer Art Schraubstock, der ihren Kopf und ihre Schultern ruhig hält, damit sie sich bei der Aufnahme auch ja nicht bewegt. Und trotzdem lächelt sie so zauberhaft, als stünde sie gerade auf einer taufrischen Wiese und sähe einem Fohlen beim Spielen zu.

Zischend flammt Licht auf. Das Bild ist im Kasten. Madame Adèle taucht unter dem Kameratuch auf und reicht ihrer Gehilfin die Platte, auf die Sophies Bild gebannt wurde, mit der Bitte, sie in die Dunkelkammer zu bringen. Dann verändert sie den Standort der Kamera geringfügig und dreht am Objektiv. »Wir machen noch eine Fotografie im Profil, das wird sehr hübsch«, murmelt sie dabei.

Maman stimmt zu, was selten ist. Aber Madame Adèle, die eigentlich Adele Perlmutter heißt und so wienerisch ist wie ein Kaiserschmarrn, ist die beste Fotografin der Stadt. Sie hat ihrem Namen aus Geschäftsgründen eine französische Aussprache verpasst und ist eine wahre Künstlerin. Wie keine Zweite schafft sie es, durch das geschickte Platzieren von Lichtquellen die Gesichtszüge ihrer Kundinnen so plastisch zu modellieren, dass sie beinahe dreidimensional und zugleich wunderschön wirken. Niemand würde ihren Vorschlägen je widersprechen, nicht einmal Maman. Sonst wären in Madame Adèles Atelier bei der nächsten Anfrage plötzlich keine Termine mehr frei.

Mein Blick ruht ebenfalls wohlwollend auf Sophie. Aber es ist weniger ihre Schönheit, die mich in diesem Moment berührt, als vielmehr ihre unerschütterliche Fröhlichkeit. Egal, was Sophie tut, sie erfüllt jede Aufgabe mit einer unbekümmerten Leichtigkeit, die mir fremd ist.

Obwohl wir Zwillinge sind, ähneln wir uns weder äußerlich noch innerlich. Sophie ist blond, ich bin dunkelhaarig. Sie ist klein, ich bin hochgewachsen. Sie ist stets freundlich und mild, ich bin oft aufbrausend und viel zu direkt. Anders als mir ist es Sophie außerdem fremd, lange über etwas nachzugrübeln. Wenn sie sich eine Meinung über etwas bilden will, probiert sie es einfach aus. Und sollte sie dabei in Situationen geraten, die ihr nicht behagen, verändert sie diese mit so unnachahmlichem Charme, dass man ihr unauffälliges Eingreifen fast nicht bemerkt.

Mich allerdings verändert Sophie nie. Mich liebt sie, wie ich bin. Und sie unterstützt mich stets bei meinen Plänen. So auch heute.

Sophie und ich sollen auf Mamans Wunsch von Madame Adèle in den drei Ballkleidern abgelichtet werden, die wir bei den bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignissen dieser Saison tragen werden. Das sind unser eigener Ball, der Hofball und ein weiteres Großereignis, das Maman erst auswählen wird, wenn sie sieht, wie gut oder schlecht wir uns auf dem gesellschaftlichen Parkett schlagen. Sollte sich bei einem dieser Bälle ein vielversprechender Épouseur in unseren Anblick verlieben, wovon Maman fest überzeugt ist, können wir ihm bei der nächsten Gelegenheit errötend ein Bild überreichen, das uns in genau der Aufmachung zeigt, in der wir sein Herz erobert haben. Woraufhin seine Gefühle natürlich noch heftiger brodeln und er innerhalb kürzester Zeit zum Heiratsantrag auf die Knie sinkt. Den nehmen wir dann flugs an und leben glücklich bis ans Lebensende.

So zumindest stellt Maman sich das vor. Und Sophie ist gern bereit, wenigstens testweise mitzuspielen.

»Wie kann ich wissen, was ich will, wenn ich es nicht ausprobiere?«, hat sie heute Morgen wieder einmal zu mir gesagt.

Mir ist zwar völlig unklar, wie man die Heirat mit einem Épouseur ausprobieren kann. Aber wenn eine das schafft, dann Sophie. Außerdem kann sie bestimmt sogar einen hochadeligen Schlosserben dazu bringen, Hasen zu züchten, statt sie zu jagen, und sich über eine siebenköpfige Töchterschar mehr zu freuen als über eine ganze Wagenladung voller Stammhalter. Meiner Schwester traue ich das zu. Mir nicht.

»Einen Ball habe ich bereits ausprobiert«, habe ich deswegen zu bedenken gegeben. »Und du weißt, wie das endete.«

Ich war damals zwölf. Es war mein erstes richtiges Tanzfest, und das gesellschaftliche Parkett, auf dem ich mich an diesem Abend bewegte, war das glänzendste im ganzen Land. Viele Mädchen in meinem Alter hätten ihre Seele verkauft, um am Adoleszentenball der Kaisertochter Gisela teilzunehmen. Ich allerdings hätte schon damals alles gegeben, um zu Hause bleiben zu dürfen. Natürlich war ich chancenlos, meine Mutter hätte mich auch an den Ohren in die Hofburg geschleift, wenn es notwendig gewesen wäre.

Als wir im Palast ankamen, lief Sophie mit leuchtenden Augen durch die Räume und fand alles geradezu märchenhaft schön. Ich nicht. Mein Kleid war zu eng, meine Frisur saß zu straff, meine Schuhe waren zu rutschig und der Ballsaal zu kalt. Um vier fing das Spektakel an, um neun waren wir immer noch dort. Sophie drehte Walzerrunde um Walzerrunde, sogar der Kaiser höchstpersönlich forderte sie auf und schwenkte sie lustig im Kreis herum, so wie jeder normale Hausherr und Vater das bei einem solchen Ball mit den Freundinnen seiner Töchter macht.

Ich allerdings tanzte schon lange nicht mehr, denn meine Zehen schmerzten. Mein letzter Tanzpartner hatte sie beim Walzer schwer malträtiert, dabei war er deutlich älter als ich gewesen. Danach saß ich verzweifelt und schläfrig am Rande der Tanzfläche auf einem Sessel und versuchte, die Augen offen zu halten. In diesem Moment trat ausgerechnet die unvergleichlich schöne Kaiserin Elisabeth auf mich zu.

Maman hatte mir vorher strengstens eingeschärft, mich gut zu benehmen, und so gab ich mir alle Mühe. Ich erhob mich, ganz wie es...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 19. Jahrhundert • 2023 • Ballsaison • Belle Époque • Bridgerton • eBooks • Historische Liebesromane • Historischer Liebesroman • Historische Romane • Junggeselle • Komtess • Liebesromane • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Opernball • Österreich • Roman • Romane • romantisch • Wien
ISBN-10 3-641-30718-X / 364130718X
ISBN-13 978-3-641-30718-9 / 9783641307189
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