Monsteranwalt (eBook)

Roman

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2023 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-29903-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Monsteranwalt -  Royce Buckingham
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Daniel Becker ist der Anwalt, dem Monster vertrauen! Der zweite Band der neuen Urban-Fantasy-Serie von SPIEGEL-Bestsellerautor Royce Buckingham.
Rechtsanwalt Daniel Becker würde zu gerne auch normale Menschen vor Gericht vertreten. Doch seit er sein persönliches Monster-unter-dem-Bett vor dem Gefressenwerden durch den noch monströseren Richter bewahrt hat, suchen immer skurrilere Gestalten seine Kanzlei auf. Als Daniel einen Auftrag der Bürgermeisterin von Seattle erhält, hofft er, endlich in der normalen Welt den Durchbruch als Anwalt zu schaffen. Leider ist auch ihr Anliegen übernatürlicher Art - und es hat auf höchst unbürokratische Weise mit Tentakeln zu tun ...

Die skurrilen Fälle von Monsteranwalt Daniel Becker:
1. Im Zweifel für das Monster
2. Monsteranwalt

Royce Buckingham, geboren 1966, begann während seines Jurastudiums an der University of Oregon mit dem Verfassen von Fantasy-Kurzgeschichten. Sein erster Roman »Dämliche Dämonen« begeisterte weltweit die Leser*innen und war insbesondere in Deutschland ein riesiger Erfolg. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt Royce Buckingham in Bellingham, Washington. Er arbeitet zurzeit an seinem nächsten Roman.

Kapitel 2


Mandantenkontrolle

Innerhalb von zwanzig Minuten erscheint Martina im Empfangsbereich. Ihre Nase zuckt, während von ihrem abgewetzten Anglerhut Regentropfen auf meinen Holzboden fallen. Diesmal lasse ich es ihr durchgehen. Es ist ein Notfall.

»Wo ist die verdammte Schlange?«, fragt meine taktlose Ermittlerin anstelle einer Begrüßung. Sie sieht sich um, ihr Blick schießt hin und her, und ihre wachsamen Augen suchen oben, unten, in jeder Ecke. Ich höre die Verachtung in ihrer Stimme und einen Hauch von Besorgnis. Es ist ein Instinkt, etwas Urtümliches. Sie ist halb Ratte, und Ratten hassen Schlangen.

»Sie ist keine Schlange mehr. Ich glaube, sie ist eine Gestaltwandlerin.«

»Das lass mich mal feststellen. Ich wiederhole: Wo ist das Vieh?«

»In meinem Büro. Ich war gerade mit ihr im Gespräch, als sie sich verwandelt hat.«

»Verstehe.«

Martina huscht zur Bürotür, späht in den Raum und schnuppert. »Es stinkt tatsächlich nach Schlange.«

»Das hat Dennis auch gesagt.«

»Wo ist der Köter?«

»Dennis gönnt sich einen langen Spaziergang.«

Ich weiß nicht, wann Dennis zurück sein wird, aber er muss vorsichtig sein, damit ihn die Tierschutzbehörde nicht einsammelt. Ich zahle Hundesteuer für ihn, doch er hasst es, ein Halsband mit klimpernden Marken zu tragen, und die Implantation eines Ortungschips hat er abgelehnt – er sagte, das sei ihm zu »Orwell«-mäßig.

»Schlauer Hund«, sagt Martina. Dann verschwindet sie in meinem Büro.

Ich folge ihr und spähe über ihre Schulter wie ein Kind, das sich hinter seinen Eltern versteckt, wenn sie sein Zimmer nach dem schwarzen Mann absuchen. Unsere Besucherin liegt auf dem Boden. Bis zu ihrem jetzt menschlichen Hals steckt sie in einem Wäschesack aus schwerem Segeltuch, der oben mit einer Kordel fest zugezogen ist. Nur ihr hübscher Kopf schaut heraus. Meine Hemden liegen dort, wo ich den Wäschesack in aller Eile ausgekippt habe, auf einem Haufen.

»Du hast die Schlange in einen Sack gesteckt«, sagt Martina.

»Ja, ich habe gehört, dass man das machen soll.«

»Man soll auch den Kopf in den Sack stecken.«

»Es erschien mir nicht richtig, weil sie doch jetzt ein Mensch ist.«

Unsere Besucherin ist wach und beobachtet uns. Martina umkreist sie schnuppernd, geht aber nicht allzu nah an sie heran. Es ist gut, sie hier zu haben. Es ist gut, irgendjemanden hier zu haben, denn ehrlich, ich habe Angst, dass die Frau jederzeit wieder einen auf Schlange machen könnte. Außerdem ist Martina eine Ermittlerin; sie hat eine gute Verhörtechnik und stellt Fragen, auf die ich nie kommen würde.

»Wer bist du, du schlangenhaftes Miststück?«

Okay, was ihre erste Frage betrifft, bin ich mir nicht so sicher.

Aber die Frau im Sack antwortet. Sie schaut sich suchend um und wirkt verwirrt, als tauche sie aus einem Nebel auf. »Katarina«, sagt sie schließlich.

»Und der Nachnahme …?«

»Silva.«

Wie gesagt, Martina ist gut. Die Befragte macht kein Geheimnis mehr aus ihrer Identität, wie sie es während unseres Gesprächs getan hat. Vielleicht ist Martinas Herangehensweise effektiver als meine. Vielleicht liegt es aber auch an dem Sack; unsere Gefangene ist jetzt jedenfalls weniger stur, als man es von einer in einen Sack gesteckten Person erwarten sollte.

»Warum haben Sie versucht, meinen Kollegen zu töten, Katarina?«

»Was töten?«

»Sie haben meinen Kollegen angegriffen. Warum?«

»Ich habe niemanden angegriffen. Wie auch? Ich stecke in einem Sack!«

»Das ist der Grund, warum Sie in einem Sack stecken«, erkläre ich.

»Wo bin ich? Außer in einem Sack.«

Ihr Akzent ist jetzt nicht mehr so stark wie bei ihrem Erscheinen in meiner Kanzlei. In meinen Ohren klingt er immer noch spanisch, aber viel verständlicher und jetzt eher hektisch als schwül erotisch.

»Sie sind in meinem Büro.«

»Und Sie sind …?« Katarina Silvas Verwirrung ist entweder echt oder aber extrem gut gespielt, ich kann mich nicht entscheiden. Ich habe in meinem Leben schon viele Lügner kennengelernt, und ich bin ziemlich gut darin, sie als solche zu enttarnen. Doch ich bin auch klug genug, um zu wissen, dass selbst ich getäuscht werden kann. Ich meine, diese Frau hätte mich fast umgebracht, als ich vorhin auf ihre »Ich bin nur eine harmlose potenzielle Mandantin«-Nummer hereingefallen bin.

Ich wende mich an Martina. »Als sie reinkam, wusste sie noch, wo sie war, und ich habe mich mit Namen vorgestellt, also kannte sie auch den. Sie war auf der Suche nach dem ›Monsteranwalt‹.«

»Aus deiner blöden Annonce.«

»Ähm, genau.«

Martina nickt. »Manchmal sind Gestaltwandler ein wenig desorientiert, wenn sie sich zurückverwandeln. Ich habe mich mal in meine menschliche Form verwandelt und mich nackt in einem Supermarkt wiedergefunden. Im Gang mit dem frischen Fisch. Sehr kalt.« Sie betrachtet Katarina Silva mit zusammengekniffenen Augen. »Was haben Sie gemacht, bevor Sie herkamen, Lady?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob das so wichtig ist«, flüstere ich Martina zu. »Vielleicht sollten wir eher der Frage nachgehen, warum sie versucht hat, mich zu töten?«

Aber sie/es antwortet Martina. »Ich habe mich um meine eigenen sackfreien Angelegenheiten gekümmert und mein eigenes sackfreies Leben gelebt. Das habe ich getan, Frau, die ich ebenfalls nicht kenne.«

»Und was waren das für Angelegenheiten?«

Martina ist gut. Sie bringt diese Frau zum Reden und verführt sie dazu, Informationen auszuspucken wie ein quietschender Ballon, aus dem die Luft entweicht. Sie wirkt frustriert und aufrichtig verwirrt. Fast tut sie mir leid, nur dass sie gerade versucht hat, mich zu vergiften.

»Ich hatte etwas zu erledigen.« Sie ächzt, als ob es ihr schwerfiele, die Erinnerung heraufzubeschwören. »Aber jetzt bin ich hier. In diesem Büro in …?«

»… in der Innenstadt«, ergänze ich.

»Der Innenstadt von Recife?«

»Von Seattle.«

Sie starrt mich an. »Seattle?«

»Recife?« Ich bin ebenfalls verwirrt. »Seattle in Washington«, stelle ich klar und warte ab.

»Estados Unidos«, sagt Martina.

»In den Vereinigten Staaten?«

»Ja, genau.«

»Nein. Das kann nicht sein. Ich träume.«

Oder ich träume. Der verwunderte Gesichtsausdruck der Frau ist aufrichtig, und ihre feuchten Augen sind echt. Ihre kämpferische Fassade bekommt Risse. Es wird Zeit, dass Martina und ich ein Gespräch unter vier Augen führen.

»Wir sind gleich wieder da, Miss  Silva«, sage ich höflich.

Martina und ich ziehen uns in den Empfangsbereich zurück. Eigentlich fasse ich sie sogar am Arm und zerre sie aus dem Raum. Sie hält sich am Türrahmen fest, um weiter unsere in meinen Wäschesack steckende Gefangene im Blick zu behalten.

»Ich glaube, sie sagt die Wahrheit«, sage ich zu meiner Werratten-Verbündeten.

»Sie ist keine Gestaltwandlerin.«

»Sie hat ihre Gestalt geändert. Das schwöre ich.«

»Aber sie ist nicht so wie ich. Sie ist nicht dauerhaft zum Teil Schlange. Sie riecht nicht mehr nach Schlange. Könnte sie eine Schreckensbestie sein? Wie dein Arschlochfreund Brett?«

»Nein. Schreckensbestien töten nicht; sie versuchen, dich zu erschrecken, indem sie als das erscheinen, was dir am meisten Angst macht, damit sie sich an deiner Furcht laben können. Schlangen sind nicht meine größte Angst – sie sind etwa die Nummer sieben auf meiner Liste. Und diese Frau hat wirklich versucht, mich kaltzumachen.«

»Dann steckt etwas anderes dahinter.«

»Was zum Beispiel?«

Martina senkt die Stimme. »Magie.«

»Warum sagt jeder das Wort ›Magie‹ auf diese Weise?«

»Auf welche Weise?«

»Auf die Weise, wie meine Mom früher die Wörter ›Scheidung‹ und ›Krebs‹ geflüstert hat, wenn sie sie am Esstisch erwähnte.«

»Warum hat deine Mom geflüstert?«

»Weil diese Dinge zu ihrer Zeit tabu und beängstigend waren.«

»Aus demselben Grund.« Martina wirft Miss Silva von der Tür aus einen langen Blick zu. »Ich glaube, diese Frau kam hierher, um sich in eine bestimmte Gestalt zu verwandeln und eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.«

»Die darin bestand, mich zu töten.«

»Offensichtlich.«

Meine Gedanken überschlagen sich. »Eine Attentäterin.«

»Eine magische Attentäterin. Sie sagt, sie käme aus Recife – das ist in Brasilien –, und ihr Akzent passt dazu. Wen kennst du in Südamerika, der Magie wirken kann und deinen Tod will, Anwalt?«

»Ich kenne niemanden dort, der das will.«

»Ich stimme dir vorerst widerstrebend zu; ich denke, sie sagt die Wahrheit. Sie erinnert sich nicht an ihre Mission. Hast du ihre Augen gesehen? Totale Überraschung, als ich den Mordanschlag auf dich erwähnt habe.«

Ich habe ihre Augen gesehen, und sie waren tatsächlich überrascht. Jetzt sind sie grün, nicht mehr schlangengelb. Sie ist ein ganz anderes Wesen als das Ding, das mich angegriffen hat.

»Wir müssen sie aus dem Sack lassen«, entscheide ich.

Nach einer heftigen Debatte und mit größter Vorsicht ziehen wir Miss Silva aus meinem Wäschesack und setzen sie auf meinen Schreibtischstuhl. Ich bleibe an der Tür stehen für den Fall, dass ich die Flucht ergreifen muss. Martina kauert in Nagetierstellung am Boden, jederzeit bereit, aktiv zu...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2023
Reihe/Serie Monsteranwalt Daniel Becker
Übersetzer Hans Link
Sprache deutsch
Original-Titel Monster Lawyer 2
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Anwalt • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Dämliche Dämonen • eBooks • Fantasy • Fantasy Neuerscheinung 2023 • Funny Fantasy • funny fantrasy • Gericht • Halloween • Hexen • Holly Black • Humorvolle Fantasy • Jim Butcher • Kraken • lustig • lustige • magie und milchschaum • Neuerscheinung • Schwarze Magie • Sirene • Spiderwick • travis baldree • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-29903-9 / 3641299039
ISBN-13 978-3-641-29903-3 / 9783641299033
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