Für den Wolf (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman - Die deutsche Ausgabe der romantischen Bestseller-Saga und BookTok-Sensation »For the Wolf«
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2023 | 1. Auflage
608 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-29169-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Für den Wolf -  HANNAH WHITTEN
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Die erste Tochter gehört dem Thron. Die zweite Tochter gehört dem Wolf ... Der romantische »New York Times«-Bestseller und TikTok-Erfolg!
Wie alle Menschen fürchtet die Königstochter Red den Wilden Wald - einen verwunschenen Ort, an dem schreckliche Monster hausen. Das schlimmste unter ihnen ist der Wolf, dem seit jeher die zweitgeborene Königstochter geopfert wird. Red ist diese Tochter, und obwohl ihre ältere Schwester Neve ihr verbieten will, den Wilden Wald zu betreten, sehnt sich die jüngere danach. Denn in Red glüht eine gefährliche Macht, die sie nicht kontrollieren kann - und im Wilden Wald kann sie wenigstens niemanden verletzten, den sie liebt. Doch an dem Tag, als sie dem Wolf gegenübersteht, ahnt Red nicht, dass sie dieses Monster in Menschengestalt mit jeder Faser ihres Wesens lieben wird.

Betrete den Wilden Wald - und verfalle dem Wolf mit Haut und Haar:
1. Für den Wolf
2. Für den Thron

Hannah Whitten schreibt, seit sie einen Stift halten kann. Kein Wunder, dass sie als Autorin des romantischen Bestsellers »For the Wolf«, mit dem sie von 0 auf Platz 10 der »New York Times«-Bestsellerliste einstieg, heute unzählige Leser*innen zum Träumen bringt. Auch ihre »Nightshade Crown«-Trilogie wurde zu einem internationalen Bestsellererfolg. Sie lebt in Tennessee mit ihrem Mann und ihren Kindern in einem Haus, das von einer temperamentvollen Katze regiert wird.

Kapitel eins


Am zweitletzten Abend, bevor man sie zum Wolf schicken würde, trug Red ein blutfarbenes Kleid.

Es ließ das Gesicht ihrer Zwillingsschwester Neve, die die Schleppe hinter ihr glatt strich, rot aufleuchten. Doch das Lächeln ihrer Schwester war zögerlich und schmallippig. »Du siehst schön aus, Red.«

Reds Lippen waren wund genagt, und als sie das Lächeln noch einmal wiederkehren lassen wollte, spannte ihre Haut. Sie hatte den scharfen Geschmack von Kupfer auf der Zunge.

Neve merkte nicht, dass Red blutete. Sie trug Weiß, wie es alle an diesem Abend tun würden, und lediglich das Silberband, das ihre schwarzen Haare zusammenhielt, kennzeichnete sie als Erste Tochter. In ihrem blassen Gesicht blitzten verschiedene Empfindungen auf, während sie sich mit den Falten von Reds Gewand abmühte – Sorge, Wut und Trauer, die bis ins Innerste reichten. Red konnte das alles an ihrer Miene ablesen. Bei Neve hatte sie das schon immer gekonnt. Seit sie nacheinander aus demselben Bauch geschlüpft waren, war Neve ein offenes Buch für sie gewesen.

Schließlich setzte Neve eine nichtssagend freundliche Miene auf, die nichts von ihrem inneren Aufruhr preisgeben sollte. Sie hob die halb volle Weinflasche vom Boden auf und hielt sie schräg in Reds Richtung. »Jetzt kannst du sie auch noch leer trinken.«

Red trank direkt aus der Flasche. Auf ihrem Handrücken blieb rote Farbe zurück, als sie sich damit den Mund abwischte.

»Gut?« Neve nahm ihr die Flasche ab, und obwohl sie sie nervös in den Handflächen herumrollte, klang ihre Stimme fröhlich. »Der ist aus Meducia. Ein Geschenk für den Tempel von Raffes Vater, eine kleine Dreingabe zur Gebetssteuer für gutes Segelwetter. Raffe hat ihn geklaut und gemeint, die normale Steuer sollte eigentlich mehr als ausreichend sein für ruhigen Seegang.« Ein halbherziges Lachen, spröde und trocken. »Er meinte, wenn dir etwas durch diese Nacht helfen kann, dann dieser Wein.«

Reds Rock legte sich in Falten, als sie sich auf einen der Sessel beim Fenster setzte und den Kopf auf der Faust abstützte. »Der Wein der ganzen Welt kann mir nicht helfen.«

Neves aufgesetzte fröhliche Maske bekam Risse und fiel herab. Sie saßen schweigend da.

»Du könntest immer noch weglaufen«, flüsterte Neve und bewegte dabei kaum die Lippen, den Blick auf die leere Flasche gerichtet. »Wir geben dir Deckung, Raffe und ich. Heute Nacht, wenn alle …«

»Ich kann nicht«, sagte Red hastig, beinahe scharf, und dabei ließ sie die Hand auf die Armlehne fallen. Die endlosen Wiederholungen dieser Worte hatten ihrer Stimme allen Glanz geraubt.

»Natürlich kannst du.« Neves Finger krampften sich um die Flasche. »Du hast ja noch nicht das Mal, und dein Geburtstag ist erst übermorgen.«

Reds Hand verirrte sich zu dem scharlachroten Ärmel, der ihre weiße, makellose Haut verdeckte. Seit ihrem neunzehnten Geburtstag suchte sie ihre Arme nach dem Mal ab. Das von Kaldenore war gleich nach deren Geburtstag aufgetaucht, das von Sayetha ein halbes Jahr später und das von Merra erst wenige Tage vor Vollendung ihres zwanzigsten Lebensjahres. Das von Red zeigte sich noch nicht, aber sie war eine Zweite Tochter – dem Wilden Wald versprochen, dem Wolf versprochen, an den alten Handel gebunden. Ob Mal oder nicht, in zwei Tagen wäre sie nicht mehr hier.

»Liegt es an den Geschichten über Ungeheuer? Ernsthaft, Red, das sind Märchen, um kleinen Kindern Angst einzujagen. Ganz gleich, was der Orden sagt.« Neves Ton war scharf geworden, kein Schmeicheln mehr, sondern Strenge. »Das ist Unsinn. In beinahe zweihundert Jahren hat sie niemand mehr gesehen – vor Sayetha gab es keine und vor Merra auch nicht.«

»Aber vor Kaldenore.« Red sprach ohne Eifer, jedoch auch ohne Kälte, vielmehr ganz neutral und ausdruckslos. Sie hatte genug von diesem Kampf.

»Ja, vor zweihundert Jahren stürmte eine Monsterhorde aus dem Wilden Wald heraus und versetzte die Nordlande eine Dekade lang in Angst und Schrecken, bis Kaldenore kam und sie verschwunden sind. Ungeheuer, von denen wir keine richtigen historischen Aufzeichnungen haben. Monster, die anscheinend immer die Gestalt annahmen, die denjenigen gerade gut passte, die die Geschichte erzählten.« War Reds Tonfall ein milder Herbst, so war der von Neve ein schneidender Winter, kalt und beißend. »Aber selbst wenn sie existiert haben sollten, dann tauchten seither keine mehr auf, Red. Nichts deutet darauf hin, dass etwas aus dem Wald kommt, nicht wegen einer der anderen Zweiten Töchter und auch nicht wegen dir.« Eine Pause, in der Worte aus einer Tiefe aufstiegen, die sie beide nie berührt hatten. »Gäbe es Ungeheuer im Wald, dann hätten wir sie gesehen, als wir …«

»Neve.« Red bewegte sich nicht, ihr Blick ruhte auf der verschmierten Lippenfarbe auf ihrem Handrücken, die wie eine Wunde leuchtete. Doch ihre Stimme schnitt durch das Zimmer.

Die Bitte zu schweigen, blieb allerdings unerhört. »Wenn du einmal bei ihm bist, ist es vorbei. Der lässt dich nicht wieder raus. Du kannst den Wald nie mehr verlassen, nicht wie … nicht wie beim letzten Mal.«

»Darüber möchte ich nicht sprechen.« Ihr neutraler Ton verlor an Boden, rutschte ab in Heiserkeit und Verzweiflung. »Bitte, Neve.«

Einen Moment lang glaubte sie, Neve würde ihre Bitte erneut ignorieren, würde das Gespräch über die sorgsam bewahrten Grenzen hinausdrängen, die Red sich setzte. Doch stattdessen seufzte Neve, und ihre Augen leuchteten wie das Silber ihrer Haare. »Du könntest wenigstens so tun«, murmelte sie und wandte sich zum Fenster. »Du könntest wenigstens vorgeben, dass es dir wichtig ist.«

»Es ist mir doch wichtig.« Reds Finger auf ihrem Knie krampften sich zusammen. »Aber es macht keinen Unterschied.«

Sie hatte längst geschrien, getobt, aufbegehrt. Sie hatte all das bereits getan, was Neve nun von ihr verlangte, damals, vor ihrem sechzehnten Geburtstag. Denn vor vier Jahren war alles anders geworden, da hatte sie begriffen, dass es für sie keinen anderen Platz als den Wilden Wald geben würde.

Nun machte sich in ihrem Bauch wieder dieses Gefühl breit. Es blühte auf, stieg an ihren Knochen hinauf. Es wuchs.

Auf der Fensterbank stand ein Farn, dessen Grün nicht zu dem Frost draußen passen wollte. Die Blätter zitterten und reckten sich langsam in Richtung von Reds Schulter. Die Bewegungen waren zu bestimmt und zielgerichtet, um von einem Windstoß herzurühren. Das Netz aus Adern an ihrem Handgelenk nahm unter ihrem Ärmel einen grünlichen Schimmer an und hob sich wie Äste von ihrer blassen Haut ab. Im Mund hatte sie den Geschmack von Erde.

Nein. Red ballte die Fäuste, bis ihre Knöchel weiß hervortraten. Langsam nahm das Gefühl, dass da etwas wuchs, wieder ab, war wie eine Ranke, die abgeschnitten wurde und sich erneut in ihrem Versteck zusammenringelte. Der erdige Geschmack verschwand von ihrer Zunge, aber sie griff dennoch zur Weinflasche und kippte sich die letzten Tropfen in den Mund. »Es liegt nicht nur an den Monstern«, sagte sie, als kein Wein mehr da war. »Die Frage ist doch auch, ob ich ausreiche, um den Wolf dazu zu bringen, die Könige freizugeben.«

Alkohol machte sie mutig, so mutig, dass sie sich keine Mühe mehr gab, den Hohn in ihrer Stimme zu verbergen. Sollte jemals ein Opfer würdig sein und den Wolf besänftigen können, damit er die Fünf Könige herausgab, die er vor Hunderten von Jahren irgendwo versteckt hatte, dann war sie es bestimmt nicht.

Nicht, dass sie an die Geschichte auch nur im Geringsten glaubte.

»Die Könige kommen nicht mehr zurück«, sprach Neve ihrer beider Unglaube aus. »Der Orden hat dem Wolf drei Zweite Töchter gesandt, und bei keiner hat er die Könige gehen lassen. Das wird er jetzt auch nicht tun.« Sie verschränkte die Arme eng vor ihrem weißen Gewand und starrte auf die Fensterscheibe, als könnte sie mit ihrem Blick ein Loch hineinbohren. »Ich glaube nicht, dass die Könige zurückkehren können

Red glaubte das auch nicht. Sie hielt es für wahrscheinlich, dass ihre Götter tot waren. Sie war zwar entschlossen, den Weg in den Wald einzuschlagen, aber das lag nicht daran, dass sie dachte, Könige oder Monster oder sonst etwas würden dann aus dem Wald kommen.

»Es ist einerlei.« Inzwischen hatten sie diesen Wortwechsel bis zur Vollkommenheit eingeübt. Red bog ihre nunmehr blauadrigen Finger vor und zurück und zählte den Takt dieses endlos im Kreis führenden Gesprächs. »Ich gehe in den Wilden Wald, Neve. Es ist vorbei. Lass es einfach … vorbei sein.«

Mit entschlossen aufeinandergepressten Lippen trat Neve vor, schloss die Lücke zwischen ihnen, und ihr Seidengewand raschelte auf dem Marmor. Red schaute nicht auf, sondern drehte den Kopf so, dass eine honigfarbene Haarsträhne ihr Gesicht verbarg.

»Red«, hauchte Neve, und Red zuckte angesichts des Tonfalls zusammen, denn ihre Schwester sprach zu ihr wie zu einem erschreckten Tier. »Ich wollte mit dir kommen, damals, als wir in den Wilden Wald gingen. Es war nicht deine Schuld, dass …«

Quietschend öffnete sich die Tür – und nur selten hatte Red sich mehr gefreut, ihre Mutter zu sehen.

Während Neve Weiß und Silber gut standen, ließen sie Königin Isla eisig erscheinen, kalt wie der Frost an der Fensterscheibe. Dunkle Brauen wölbten sich über noch dunkleren Augen, doch das war alles, was sie mit ihren Töchtern gemein hatte. Keine Diener folgten ihr, als sie den Raum betrat und die schwere Holztür hinter sich schloss.

»Neverah.« Sie nickte Neve zu, ehe sie den undurchschaubaren...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2023
Reihe/Serie Wilderwood
Wilderwood
Übersetzer Simon Weinert
Sprache deutsch
Original-Titel For the Wolf
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Booktok • Christina Henry • Dark Fantasy • Das Reich der sieben Höfe • Die Dunklen Chroniken • Die Schöne und das Biest • düster • Düstere Fantasy • düstere Märchen • eBooks • enemies to lovers • Fantasy • fantasybooktok • Fantasy-Dilogie • Fantasy für Frauen • Fantasy Neuerscheinung 2023 • Freundschaft • Horror • Liebenswerte Monster • Liebesgeschichte • Liebesromane • Märchen • Märchenbuch • Märchen-Fantasy • Monster • Naomi Novik • Neuerscheinung • New York Times-Bestseller • Romantasy • Romantasy Neuerscheinung 2023 • Romantische Fantasy • Rotkäppchen • Sarah J. Maas • Schneewittchen • TikTok • Wald • wilderwood
ISBN-10 3-641-29169-0 / 3641291690
ISBN-13 978-3-641-29169-3 / 9783641291693
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