Seesterntage (eBook)
400 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30014-2 (ISBN)
Lara und ihre Zwillingsschwester Linn sind nicht gerade ein Herz und eine Seele. Doch was Linn jetzt getan hat, bringt Lara endgültig zur Weißglut: Kurz vor der stressigen Adventszeit lässt ihre Schwester sie und den gemeinsamen Vintage-Möbelladen einfach im Stich. Zusätzlich muss sich Lara um den ebenfalls von Linn zurückgelassenen Welpen kümmern, obwohl sie von Hunden keine Ahnung hat. Und als wäre das alles nicht schon genug, zieht in den Laden nebenan ein Tattoo-Studio ein, geleitet vom Ex ihrer Schwester, Hendrik. Das passt überhaupt nicht in den hübschen kleinen Hinterhof mit seinen hyggeligen Lädchen, findet Lara. Und doch schlägt ihr eigenes Herz stets einen Takt schneller, wenn sie dem unerwünschten Nachbarn begegnet ...
Träumen, lachen, lieben, einfach wohlfühlen! In ihrem heiteren Liebesroman »Seesterntage« entführt Bestsellerautorin Svenja Lassen an die Ostsee ins idyllische Flensburg.
Freuen Sie sich auch auf den vierten Wohlfühlroman aus der romantischen Küstenliebe-Reihe. In »Strandversprechen« wirbelt die Hochzeit ihrer besten Freundin Mias Leben gehörig durcheinander ...
Svenja Lassen lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn im schönen Schleswig-Holstein, dem Land zwischen Nord- und Ostsee. Am glücklichsten ist sie mit einer Brise Seeluft im Haar und Strandsand unter den Füßen. Ihre Leidenschaft für Bücher entdeckte sie bereits als Kind, seit 2016 kam aber auch die Liebe für das Schreiben eigener Geschichten hinzu. Inzwischen begeistert sie mit ihren romantischen und humorvollen Wohlfühlromanen zahlreiche Leserinnen und Leser und stürmt mit ihren Büchern die Kindle- und die SPIEGEL-Bestsellerlisten.
Kapitel 1
Der Regen prasselte gegen die Scheiben, und obwohl der kleine Zeiger der alten Uhr erst auf die Fünf zeigte, war es draußen bereits stockfinster. Die Ladentür schwang auf, eine Kundin kam herein und mit ihr ein Schwall kühler Luft, der nach Regen und dem sich nahenden Winter roch. Ich schaute von meinen Notizen für den diesjährigen Adventsmarkt auf und begrüßte sie lächelnd.
»Kann ich Ihnen helfen, oder möchten Sie sich zunächst umschauen?«
Sie schloss ihren Schirm und stellte ihn in den Ständer im Eingangsbereich. »Danke, ich schlendere einmal durch«, erwiderte sie, während sie den Blick schon über die Ausstellung mit den alten Möbeln schweifen ließ. Ich tat es ihr gleich und verspürte einen kurzen Moment der inneren Zufriedenheit. Das Hygge Up war mein Baby. Die Möbel waren alle in hellen Farben gehalten, weiß, taubenblau und salbeigrün. Wir hatten sie zu einzelnen Szenen arrangiert und mit passendem Geschirr, Kerzen, Kissen und Decken aus unserem Sortiment dekoriert. Ich liebte jedes Stück, das wir hier verkauften. Apropos wir, wo blieb eigentlich meine Schwester? Linn wusste doch, dass gleich nach Geschäftsschluss die Versammlung mit den übrigen Ladenbesitzerinnen und -besitzern anstand, um final alles für die Adventszeit zu besprechen. Dieses Jahr wollten wir mit einer Punschbude und einem Mutzenstand mehr Menschen zu uns in den Fahrensmann-Hof locken. Vor dem Café von Ilse, das sich am Ende des Hinterhofes befand, sollte der Stand für die Mutzen aufgebaut werden. Linn und ich waren gemeinsam mit Martha vom Krimskramsladen nebenan für das Anbringen der Lichterketten zuständig. Levin und Maike von dem Geschäft Tante Emma gegenüber, in dem unverpackte und fair gehandelte Lebensmittel angeboten wurden, übernahmen die Punschbude. Die letzte im Bunde – Ursel von der Wolltruhe, die zwischen dem Café von Ilse und dem Unverpackt-Laden lag – würde für weihnachtliche Musik sorgen. Unser kleiner Markt startete am Samstag des ersten Adventswochenendes und würde von da an jeden Freitag und Samstag stattfinden. Zunächst hatten wir diskutiert, auch am Sonntag zu öffnen, aber die Mehrheit stimmte dagegen. Das alles hatten wir bereits vor Monaten besprochen, heute ging es lediglich um letzte Abstimmungen. Trotzdem fand ich es wichtig, dass Linn dabei war.
»Haben Sie ein Küchenregal wie dieses, nur etwas kürzer?«, riss eine Kundin mich aus meinen Gedanken.
Ich folgte ihrem Fingerzeig zu einem alten, weiß lackierten Regal mit kleinen Häkchen für Tassen oder andere Küchenutensilien.
»Wie lang darf es denn maximal sein?«
»Höchstens einen Meter, lieber wäre mir eine Länge von achtzig Zentimetern.«
Ich nickte und vergewisserte mich kurz, ob die anderen Kundinnen ohne mich zurechtkamen – wo blieb nur Linn? – , ehe ich mich ins Lager begab. Die Tür ließ ich offen stehen, damit ich zumindest ein wenig von dem mitbekam, was im Verkaufsraum vor sich ging. Mit Diebstählen hatten wir eher selten Probleme, dennoch ließ ich die Kunden nicht gern allein.
Eilig kämpfte ich mich durch die Reihe mit den Möbeln, die der Tischler noch aufbereiten musste oder für die wir vorn einfach keinen Platz mehr gehabt hatten. Das Küchenregal, das ich im Sinn hatte, versteckte sich natürlich im hintersten Eck, und es dauerte, bis ich es zwischen den Korbwaren hervorgezogen hatte. Zurück im Verkaufsraum war eine der anderen beiden Kundinnen gegangen. Hoffentlich hatte ihr die Wartezeit nicht zu lange gedauert, schoss es mir durch den Kopf, während ich lächelnd das Küchenregal hochhielt.
»Wie gefällt Ihnen dieses?« Ich legte es auf den Kassentresen und griff zum Zollstock. »Es ist knapp neunzig.«
Die Kundin begutachtete das Möbel eingehend. Fast alle Stücke, die wir anboten, waren gebraucht, und das war ihnen anzusehen. Nur bei den Dekoartikeln handelte es sich teilweise um Neuware. Zwei- bis dreimal im Jahr fuhren wir mit unserem Sprinter zu den Brocante-Märkten in Holland, Belgien oder Frankreich auf der Suche nach neuen Schätzen. Brocante – das französische Wort für Second Hand – stand für einen Einrichtungsstil, der vor allem in den Niederlanden beliebt war, aber auch bei uns stetig mehr Anklang fand, weil sich damit ganz wunderbar eine hyggelige Atmosphäre kreieren ließ. Und obwohl wir die Teile, wenn nötig, reparierten oder anstrichen, waren sie niemals perfekt. Manchmal war eine Aufhängung rostig oder eine Ecke angestoßen, daher verstand ich, dass die Leute immer ganz genau hinschauten. Aber all das machte den Charme der Möbel aus. Sie strahlten Behaglichkeit aus und wirkten dennoch niemals altmodisch. Bei uns bekam man keinesfalls Omas alte Eiche rustikal Schrankwand, sondern vor allem alte Handwerkskunst – jedes ein Unikat – und jedes hatte eine Geschichte zu erzählen.
»Wie viel kostet es?«, fragte die Frau schließlich, und ich angelte nach dem Preisschild aus Pappe, das mit der Hand beschriftet war – dafür hatte ich extra online einen Handletteringkurs absolviert. »Hundertneununddreißig.«
»Hm, okay, das nehme ich.«
»Prima, bekommen Sie das so mit? Der Regen scheint nachgelassen zu haben.«
»Ja, das wird gehen, ich parke nicht weit entfernt.«
Ich gab den Preis in unsere alte Kasse ein und nahm das Geld der Kundin entgegen. »Dann viel Freude damit!«
»Danke«, erwiderte sie.
Ich trat um den Kassentresen herum, um ihr die Tür aufzuhalten. »Vergessen Sie ihren Schirm nicht!«, sagte ich und zog ihn aus dem Ständer, um ihn ihr zu reichen.
Anschließend wandte ich mich an die verbliebene Kundin, die etwas jünger als ich aussah und unsere Tassen und Kerzenständer inspizierte.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich hätte gern vier von denen.« Sie hielt einen der Keramikbecher hoch. Ein schwarz-weißes Exemplar, diese Kombi war gerade absolut gefragt. Generell lag Schwarz bei Dekoartikeln seit einigen Jahren zunehmend im Trend. »Aber hier sind nur noch drei. Ich habe schon alle durchgeschaut.«
»Ich glaube, wir haben hinten noch einen dieser Becher auf einem der Tische dekoriert«, sagte ich und zwängte mich zwischen zwei Möbelstücken hindurch, bis ich zu einer weißen Eckbank gelangte, die mit großen cremefarbenen Kissen und einer grobgestrickten Wolldecke dekoriert war. Auf dem dazu passenden Tisch hatten wir einige unserer Keramikbecher und Kerzen in hübschen Ständern gestellt. »Hier sind noch zwei!«, rief ich triumphierend und hielt einen der schwarz-weißen Becher hoch.
»Dann nehme ich gleich beide.«
Die übrige Zeit bis zum Ladenschluss hatte ich alle Hände voll zu tun, und der Umsatz war entsprechend gut. Um kurz nach sechs verschloss ich die Tür hinter dem letzten Kunden, der einen Gutschein gekauft hatte, und zog mein Handy aus der Tasche.
Wo steckst du? Gleich ist die Versammlung.
Ich sendete die Nachricht an meine Schwester ab. Fünf Minuten später wartete ich immer noch auf eine Antwort. Ärgerlich raffte ich meine Notizen zusammen und machte mich auf den Weg zu Ilse, bei der das Treffen stattfinden würde.
Die anderen waren alle schon da, Ilse verteilte gerade den übrig gebliebenen Kuchen, den sie morgen nicht mehr verkaufen konnte, und mein Magen gurgelte bei dem Anblick zustimmend.
»Linn?«, fragte Ursel von der Wolltruhe.
»Nein, Lara. Linn schafft es nicht«, antwortete ich. Es gab Leute, die konnten mich und meine Zwillingsschwester gut auseinanderhalten, und dann gab es die, denen es auch nach Jahren noch schwerfiel. Optisch ähnelten wir uns sehr, ohne dass wir es darauf anlegten. Zumindest ich nicht. Aber wir trugen beide unsere blonden Haare lang, und da wir zusammen in einer Wohnung lebten, liehen wir uns häufig auch Klamotten bei der anderen aus. Es hatte eine Phase in der Pubertät gegeben, in der wir auf jeden Fall anders aussehen wollten als die andere, das Problem war jedoch, dass wir von getrennten Shoppingtrips dann doch häufig mit den gleichen Sachen zurückkamen.
»Möchtest du ein Stück Kürbiskuchen?«, fragte Ilse, die zu den Personen gehörte, die mich und meine Schwester gut unterscheiden konnten.
»Dafür würde ich gerade sterben!«, erwiderte ich mit einem Seufzer, und das Wasser lief mir schon im Mund zusammen, als Ilse mir einen Teller in die Hand drückte. »Danke dir, sieht wie immer köstlich aus.« Weil ich heute allein im Laden gestanden hatte, war ich nicht dazu gekommen, mir irgendwo etwas zu essen zu besorgen, und das Croissant zum Frühstück war eine gefühlte Ewigkeit her. Ich begrüßte noch die anderen, bevor ich mich setzte und hastig den Kuchen in mich hineinstopfte. Danach räusperte ich mich. »Sollen wir anfangen? Ich habe eine Liste mit allen Punkten erstellt, um die sich jeder von uns kümmern sollte. Wenn wir sie durchgehen, sehen wir, ob alles erledigt ist. Und wir müssen natürlich noch besprechen, wann genau wir alles aufbauen. Zum Teil ist das natürlich flexibel, aber …«
»Wenn es dir nichts ausmacht«, unterbrach Martha aus dem Krimskramsladen mich, »würde ich zunächst gern etwas sagen.«
»Ja, natürlich«, antwortete ich etwas überrumpelt. Martha sprühte mit ihren 60 Jahren sonst eher nicht mehr vor Aktionismus. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und schaute sie abwartend an, genau wie die anderen.
Martha rückte ihren Stuhl so, dass sie uns alle im Blick hatte, und räusperte sich vernehmlich, ehe sie begann: »Ich habe es im Sommer ja bereits einmal probiert, meinen Laden zur Miete auszuschreiben, doch leider fand sich damals niemand …«
O nein!, war mein erster...
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2023 |
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Reihe/Serie | Küstenliebe | Küstenliebe |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2023 • Adventskalender • Adventszeit • Contemporary Romance • eBooks • enemies to lovers • Familie • feel good • Flensburg • Flensburger Förde • Frauenromane • Herzklopfen • Humor • Hund • hygge • Küstenliebe • Küstenroman • lädchen • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesroman deutsch • Liebesromane • lustig • lustige • Manuela Inusa • Meer • Meike Werkmeister • Motorrad • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Ostsee • Petra Hülsmann • Romance • Romane für Frauen • romantisch • Schleswig-Holstein • Schwestern • Slow-Burn-Romance • Spiegel-Bestseller-Autorin • Tattoo • Urlaub • Verlieben • Weihnachten • Weihnachtsbuch • Welpe • Wohlfühlroman |
ISBN-10 | 3-641-30014-2 / 3641300142 |
ISBN-13 | 978-3-641-30014-2 / 9783641300142 |
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