Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Friedensgespräche (eBook)

Roman - Erstmals auf Deutsch

(Autor)

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2024
512 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-31217-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Friedensgespräche - Jim Butcher
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Erstmals auf Deutsch! Der 16. dunkle Fall des Harry Dresden soll den Krieg in der übernatürlichen Welt beenden.
Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin der Repräsentant des Weißen Rats der Magier in Chicago. Als solcher war ich natürlich skeptisch, als die Friedensgespräche mit den Fomori ausgerechnet in meiner Stadt stattfinden sollten. Nennen Sie mich zynisch, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Meereswesen an echtem Frieden interessiert waren. Und ich ahnte, dass auch jede der anderen Parteien ihr eigenes Süppchen kochte. Meine Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass wenigstens die Verhandlungen gesittet abliefen. Ich erwartete Intrigen, Verrat und brutale Gewalt. Dass aber ausgerechnet mein eigener Bruder dort eine Bombe zündete, überraschte mich schon ...

Die dunklen Fälle des Harry Dresden: spannend, überraschend, mitreißend. Lassen Sie sich kein Abenteuer des besten Magiers von Chicago entgehen!

Jim Butcher ist der Autor der dunklen Fälle des Harry Dresden, des Codex Alera und der Cinder-Spires-Serie. Sein Lebenslauf enthält eine lange Liste von Fähigkeiten, die vor ein paar Jahrhunderten nützlich waren - wie zum Beispiel Kampfsport -, und er spielt ziemlich schlecht Gitarre. Als begeisterter Gamer beschäftigt er sich mit Tabletop-Spielen in verschiedenen Systemen, einer Vielzahl von Videospielen auf PC und Konsole und LARPs, wann immer er Zeit dafür findet. Zurzeit lebt Jim in den Bergen außerhalb von Denver, Colorado.

1. Kapitel


Mein Bruder ruinierte eine perfekte Joggingrunde, indem er bemerkte: »Justine ist schwanger.«

Das brachte mich völlig aus dem Konzept, und plötzlich war ich mir des Brennens in meinen Beinen und meines schweren Atems unangenehm bewusst. Ich schaltete einen Gang zurück und lief allmählich langsamer, bis ich nur noch trabte. Im blauen Licht der Julimorgenröte war der Montrose Beach menschenleer. Es war noch nicht heiß. Genau deshalb war ich mitten in der Nacht aufgestanden.

Thomas wurde auch langsamer, bis wir Seite an Seite gingen. Er hatte sein dunkles Haar zum Pferdeschwanz zurückgebunden. Wie ich trug er ein altes T-Shirt, Jogginghose und Laufschuhe. Er gehört zu den Männern, die so gut aussehen, dass sich die Leute nach ihm umdrehen, um sich davon zu überzeugen, dass ihnen ihre Augen keinen Streich gespielt haben.

Außerdem ist er ein Vampir.

»Damit ich das richtig verstehe …«, sagte ich. »Du holst mich heute Morgen ab, wir fahren den ganzen Weg hier raus, wir laufen zehn Kilometer durch den Sand, und keiner von uns sagt ein Wort. Die komplette Stadt ist still und ruhig. Wir haben kaum ein Auto vorbeifahren gesehen.«

»Ja und?«, fragte Thomas.

Ich schaute finster. »Warum musstest du das kaputt machen?«

Seine Mundwinkel zuckten. »Tut mir leid, dass ich dir deine Männeridylle verderbe, Hemingway.«

Ich ächzte. Wir hatten das Ende unserer letzten Runde erreicht und waren ohnehin fast wieder bei den Autos. Ich hielt an, wandte mich dem See zu und atmete tief durch. Die Gewichtsweste, die ich trug, drückte etwas auf meine Schultern, schränkte sie in ihren Bewegungen ein. Ich ließ die Schultern ärgerlich kreisen.

Weit draußen über dem See hellte sich das Blau auf. Bald würde die Sonne aufgehen.

»Bist du sicher?«, fragte ich.

»Sehr«, sagte er.

Ich sah ihn von der Seite an. Sein vollkommen sym­­met­risches Gesicht wirkte angespannt. Seine Augen, die manchmal blau, meist aber grau sind, schimmerten wie ein silberner Spiegel. Ich kannte diesen Blick. Er hatte Hunger.

»Wie ist das passiert?«, erkundigte ich mich.

Er sah mich aus dem Augenwinkel an, ohne den Kopf zu drehen, und hob die Brauen. »Hat dich nie jemand aufgeklärt?«

Ich schaute finster. »Habt ihr nicht aufgepasst?«

»Doch«, antwortete Thomas. »Meine Art ist obendrein so gut wie unfruchtbar. Es ist trotzdem passiert.«

»Was nun?«

»Im Grunde das Übliche. Außer dass der Hunger des Babys Justine Lebensenergie rauben wird. Sie muss in den nächsten siebeneinhalb Monaten ununterbrochen gefüttert werden.«

Ich musterte ihn. »Ist es gefährlich?«

Thomas schluckte. »Laut den Familienchroniken überstehen etwas mehr als fünfzig Prozent die Geburt nicht oder erliegen kurz danach ihren Folgen.«

»Herrjemine!«, fluchte ich. Ich starrte weiter aufs Wasser hinaus. Das Dunkelblau war einem helleren Ton und dann einem ersten Anflug von Gold gewichen. Um uns herum erwachte Chicago. Der Verkehrslärm schwoll langsam an. Die Vögel im Schutzgebiet am Ende des Strandes begannen zu singen.

»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand Thomas. »Wenn ich sie verliere …«

Er verstummte. Aber mehr musste er auch nicht ­sa­gen. In diesem Halbsatz steckte ein Universum ­voller Schmerz.

»Ihr schafft das schon«, sagte ich. »Ich werde euch helfen.«

»Du?«, fragte Thomas. Ein leises Lächeln erhellte für eine Sekunde sein Profil.

»Bitte nimm zur Kenntnis, dass ich seit über einem Monat alleinerziehender Vater bin und Maggie noch nicht tot ist. Ich habe eindeutig krasse Vaterfähigkeiten.«

Das Lächeln erlosch. »Ja. Aber … Harry …«

Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Mach dir keine unnötigen Sorgen«, riet ich. »Was immer auch nötig ist, wir werden es tun.«

Er starrte mich einen Moment lang stumm an und nickte dann.

»In der Zwischenzeit«, fuhr ich fort, »solltest du dich wahrscheinlich darauf konzentrieren, auf dich aufzupassen, damit du für sie da sein kannst.«

»Mir geht es gut«, meinte er und winkte ab.

»Du siehst aber nicht gut aus.«

Daraufhin wandte er ruckartig den Kopf in meine Richtung und sah mich an. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Plötzlich sah er weniger wie ein Mensch aus, sondern eher wie etwas, das aus Marmor gemeißelt war. Aus zornigem, wutentbranntem Marmor. Ich spürte, wie sich meine Schultern in Anwesenheit einer Kreatur, von der ich wusste, dass sie wirklich gefährlich war, anspannten.

Er starrte mich an, aber dazu musste er zu mir aufschauen. Mein älterer Bruder ist etwa eins achtzig groß, ich hingegen eins neunzig. Normalerweise bin ich deutlich im Vorteil, wenn ich auf ihn hinabsehe. An diesem Tag war der Größenunterschied weniger ausgeprägt, denn ich stand in einer Vertiefung im Sand.

Seine Stimme war abweisend. »Lass es, Harry.«

»Wenn ich es nicht lasse«, fragte ich, »wirst du mich dann schlagen?«

Er sah mich finster an.

»Denn du weißt ja, ich bin jetzt voll Captain Winter. Es läuft vielleicht nicht so, wie du es dir vorstellst.«

Er feixte. »Ach, bitte. Ich würde dich mit deinen eigenen Eingeweiden fesseln.«

Ich schielte zu Thomas hinüber. Dann antwortete ich vorsichtig und langsam: »Wenn du nicht auf dich aufpasst und dich nicht wie ein vernünftiger Mensch verhältst, werden wir es vielleicht herausfinden.«

Er runzelte die Stirn und wollte etwas sagen, wobei sich seine Miene noch mehr verfinsterte.

»Nein«, sagte ich einfach. »Nein, das läuft nicht. Du darfst deswegen nicht in so eine Emo-Vampir-Angst­spirale geraten. Denn das wäre egoistisch, und du kannst es dir nicht leisten, so zu denken. Jetzt nicht mehr.«

Er starrte mich eine Weile an, erst wütend, dann nachdenklich, dann beunruhigt.

Wellen brachen sich am Strand.

»Ich muss an sie denken«, pflichtete er mir schließlich bei.

»Ein guter Mann würde das tun«, meinte ich.

Er starrte mit seinen grauen Augen auf den See hinaus. »Alles wird sich ändern.«

»Ja.«

»Ich habe Angst«, gab er zu.

»Ja.«

Etwas in seiner Körpersprache entspannte sich, und plötzlich war Thomas wieder ganz mein älterer Bruder. »Tut mir leid«, sagte er. »Dass ich so reizbar bin. Ich … spreche nicht gern mit dir über Vampirangelegenheiten.«

»Ja, du würdest lieber so tun, als wären wir ganz normale Brüder mit ganz normalen Problemen.«

»Du nicht?«, fragte er.

Ich schielte eine Weile auf meine Füße. »Kann sein. Aber du kannst Tatsachen nicht ignorieren, nur weil sie unangenehm sind. Ich werde mich auf dich setzen und dich zwingen, auf dich aufzupassen, wenn es sein muss. Aber es ist wahrscheinlich besser für alle Beteiligten, wenn du es freiwillig tust.«

Thomas nickte. »Wahrscheinlich. Ich habe eine Lösung im Kopf«, entgegnete er. »Ich werde daran ­arbeiten. Reicht dir das?«

Ich hob die Hände, die Handflächen nach außen. »He, ich bin nicht dein Vater«, erwiderte ich. Dann war es an mir, die Stirn zu runzeln. »Wird die Familie deines Vaters ein Thema sein?«

»Wann ist sie das nicht?«

»Hm«, brummte ich. Stille senkte sich über uns. Am Himmel über dem See erschien das erste schwache Band von tiefem Orange. Es hatte bereits die Hochhäuser hinter uns erreicht. Das Licht bewegte sich gleichmäßig an den Seiten der Gebäude nach unten.

»Manchmal …«, brach Thomas das Schweigen, »manchmal hasse ich, was ich bin. Dann hasse ich es, ich zu sein.«

»Vielleicht ist es an der Zeit, daran zu arbeiten«, riet ich ihm. »Das ist nicht wirklich das, was man einem kleinen Kind vorleben sollte.«

Thomas starrte mich an. »Seit wann zum Teufel bist du so tiefsinnig?«

»Durch Erfahrung Weisheit erlangt ich habe«, antwortete ich mit Yoda-Stimme. Aber es kitzelte seltsam in meinem Hals, und ich musste husten.

Das tat ich länger, als nötig gewesen wäre, und wollte mich gerade wieder aufrichten, als Thomas mit plötzlich festerem Tonfall sagte: »Harry.«

Ich hob den Blick und sah einen jungen Mann auf uns zukommen.

Carlos Ramirez ist durchschnittlich groß und vielleicht ein wenig überdurchschnittlich muskulös. Er wird allmählich breiter, bekommt dieses erwachsene Aussehen, obwohl ich aus irgendeinem Grund immer noch einen schlaksigen Jungen Anfang zwanzig erwarte, wenn ich ihn sehe. Ramirez hatte sein dunkles Haar wachsen lassen. Seine Haut, die ohnehin einen leicht dunklen Teint hat, war sonnengebräunt. Er humpelte und stützte sich auf einen dicken Stock mit geschnitzten Symbolen – seinen Magierstab. Ramirez trug Jeans, ein Tanktop und eine leichte Jacke. Er ist hart im Nehmen, ein bewährter Kämpfer, ein guter Mann, auf den man sich verlassen kann, und einer der wenigen Mitglieder des Weißen ­Rates, die ich als Freunde betrachte.

»Harry«, begrüßte er mich. Thomas nickte er argwöhnisch zu. »Raith.«

Mein Bruder nickte ebenfalls. »Ist schon eine Weile her.«

»Carlos«, ergriff ich das Wort. »Was macht der Rü­­cken?«

»Ich weiß jetzt, wann es regnen wird«, entgegnete er und schenkte mir ein kurzes Grinsen, »und ich werde eine Zeitlang nicht viel tanzen. Aber ich werde diesen gottverdammten Stuhl nicht vermissen.«

Er hob eine Faust. Ich boxte dagegen. »Was führt dich von der Küste hierher?«

»Ratsgeschäfte«,...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2024
Reihe/Serie Die Harry-Dresden-Serie
Die Harry-Dresden-Serie
Übersetzer Oliver Hoffmann
Sprache deutsch
Original-Titel Peace Talks (The Dresden Files 16)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2024 • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Bestsellersserie • Chicago • Dresden Files • eBooks • Fantasy • Fantasy Bestseller • fantasy neuerscheinung 2024 • Friedenskonferenz • Harry Blackstone Copperfield Dresden • Kevin Hearne • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Magier • Neuerscheinung • New York Times Bestseller • Paul Blackthorne • Privatdetektiv • Serie • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-31217-5 / 3641312175
ISBN-13 978-3-641-31217-6 / 9783641312176
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