Neues vom irischen Landarzt (eBook)

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2024 | 1. Auflage
480 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01828-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Neues vom irischen Landarzt -  Patrick Taylor
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Wiedersehen in Ballybucklebo! Hinter den grünen Hügeln liegt das Glück. Endlich wird der junge Arzt Barry Laverty fester Partner in der Praxis von Dr. O'Reilly. Doch der exzentrische Alte hält nichts von der Schulmedizin, er hat seine ganz eigenen Methoden. Und auch die anderen Bewohner von Ballybucklebo machen Barry das Leben manchmal schwer. Aber als es darum geht, den 400 Jahre alten Pub im Dorf zu retten, raufen sich alle zusammen. Die gemütliche Kneipe soll nicht in eine glitzernde Touristenfalle verwandelt werden. Zu allem Überfluss plant Patricia Spence, in die Barry schon vom ersten Tag an verliebt ist, sich um ein Stipendium für die weit entfernte Cambridge University in England zu bewerben ... Band 2 der erfolgreichen Romanreihe. Heitere Lesestunden voller Menschlichkeit und warmherzigem Humor. 

Patrick Taylor, 1941 in Nordirland geboren, hat Medizin studiert und lange als Landarzt gearbeitet. Um dem Nordirlandkonflikt zu entfliehen, emigrierte er mit seiner Familie Anfang der 1970er Jahre nach Kanada. Dort hat er auch sein Talent zum Schreiben entdeckt. Von ihm sind bereits zahlreiche Romane und Kurzgeschichten erschienen. 'Ein irischer Landarzt' war ein internationaler Überraschungserfolg und schaffte es auf die Bestsellerliste der New York Times. Patrick Taylor lebt auf Saltspring Island in der kanadischen Provinz British Columbia.

Patrick Taylor, 1941 in Nordirland geboren, hat Medizin studiert und lange als Landarzt gearbeitet. Um dem Nordirlandkonflikt zu entfliehen, emigrierte er mit seiner Familie Anfang der 1970er Jahre nach Kanada. Dort hat er auch sein Talent zum Schreiben entdeckt. Von ihm sind bereits zahlreiche Romane und Kurzgeschichten erschienen. "Ein irischer Landarzt" war ein internationaler Überraschungserfolg und schaffte es auf die Bestsellerliste der New York Times. Patrick Taylor lebt auf Saltspring Island in der kanadischen Provinz British Columbia.

1 Sonntag ist Feiertag


Barry Laverty, oder richtiger Doktor Barry Laverty, hörte eine Pfanne auf dem Küchenherd klappern und roch gebratenen Speck. «Kinky» Kincaid, die Haushälterin von Doktor O’Reilly seinem Chef, hatte das Frühstück fertig, und Barry merkte, dass er einen Bärenhunger hatte.

Schritte polterten die Treppe hinunter, und eine tiefe Stimme brummte: «Guten Morgen, Kinky.»

«Ihnen auch, lieber Doktor.»

«Ist der junge Laverty schon auf?» Obwohl das halbe Dorf Ballybucklebo bis spätabends in seinem Garten gefeiert hatte, war Doktor Fingal Flahertie O’Reilly bereits auf den Beinen.

«Ich hab ihn schon gehört, ja.»

Barrys Kopf war von der Party noch ein bisschen benebelt, aber als er sein Kämmerchen unter dem Dach verließ, lächelte er, weil er Kinkys Angewohnheit, ein «ja» an die Sätze anzuhängen, wie es in ihrer Heimat Cork üblich war, liebenswert fand.

Im Badezimmer wusch er sich den Schlaf aus dem Gesicht. Aus dem Rasierspiegel zwinkerten ihm blaue Augen zu, in einem ovalen Gesicht unter blondem Haar. Wie immer stand die Locke mitten auf seinem Kopf hoch.

Barry kleidete sich fertig an und ging die Treppe hinunter ins Esszimmer. Er kam an dem Zimmer im Erdgeschoss vorbei, welches Doktor O’Reilly als Behandlungsraum benutzte. Barry hoffte, in Zukunft viel Zeit in diesem Raum verbringen zu dürfen. Er blieb einen Moment stehen.

«Willst du da anwachsen?», knurrte O’Reilly aus dem Esszimmer. «Komm rein, damit Kinky uns auftischen kann.»

«Bin ja schon da.» Barry betrat das Esszimmer und blinzelte, weil die Augustsonne durch die Erkerfenster hereinstrahlte.

«Morgen, Barry.» In einem kragenlosen, gestreiften Hemd und roten Hosenträgern, die seine Tweedhosen hielten, saß O’Reilly am Kopfende des großen Mahagonitisches. In einer seiner Pranken hielt er eine Teetasse.

«Morgen, Fingal.» Barry setzte sich und schenkte sich ebenfalls Tee ein. «Herrlicher Tag.»

«Da könnte ich dir fast zustimmen», meinte O’Reilly, «wenn ich nicht so einen schrecklichen Kater hätte.» Er gähnte und massierte sich die Schläfe. Beim Sprechen zog er seine buschigen Augenbrauen noch dichter zusammen. Barry fielen die Äderchen im Weiß seiner braunen Augen auf. Sein zerfurchtes Gesicht mit den Blumenkohlohren und der schiefen Nase verzog sich zu einem Grinsen. «Na ja, früher bei der Marine haben wir das immer als ‹Selbstverstümmelung› bezeichnet. Das war aber auch ein rauschendes Fest gestern.»

Barry lachte. Er fragte sich, wie viele Pints Guinness sein Mentor sich gestern Abend wohl hinter die Binde gekippt hatte. Normalerweise hatten alkoholische Getränke auf O’Reilly so viel Wirkung wie ein Teelöffel Wasser auf einen Waldbrand. Doch heute Morgen war Barry sich gar nicht sicher, ob das großherzige Angebot, das sein Chef ihm mitten in der größten Party aller Zeiten unterbreitet hatte, bloß einer Guinness-Laune entsprungen oder ernst gemeint gewesen war. Beim Aufwachen hatte er noch gedacht, er hätte das Ganze vielleicht geträumt, doch jetzt erinnerte er sich deutlich daran, dass er sich, bevor sein Kopf ins Kissen gesunken war, geschworen hatte, heute früh allen Mut zusammenzunehmen und O’Reilly darauf anzusprechen.

Gewiss hätte Barry auch warten können, bis sein Chef dieses Angebot unter geschäftsmäßigeren Bedingungen wiederholte, aber verdammt nochmal, hier ging es um seine Zukunft. Er blickte kurz auf die Tischplatte hinunter und schaute O’Reilly dann direkt in die Augen. «Fingal», sagte er und stellte seine Tasse ab.

«Was ist?»

«Als du mir gestern eine volle Assistentenstelle für ein Jahr und anschließend dann die Teilhaberschaft in deiner Praxis angeboten hast, da war es dir doch ernst damit, oder?»

O’Reillys Tasse stoppte auf halbem Weg zu seinem Mund. Sein Haaransatz verzog sich, und seine Stirn legte sich in Falten. Die Spitze seiner schiefen Nase wurde bleich.

Unwillkürlich drehte Barry dem Hünen die Schulter zu, so, wie man es vielleicht früher bei einem Pistolenduell getan hätte, um dem Gegner ein kleineres Ziel zu bieten. O’Reillys bleiche Nasenspitze war ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas in ihm schwelte und gleich explodieren würde.

«Wie bitte?» O’Reilly knallte seine Tasse auf die Untertasse. «Ob ich das wie gemeint habe?»

Barry schluckte. «Ich meinte doch nur …»

«Himmelkreuzdonnerwetter nochmal, ich weiß, was du gemeint hast. Wie kommst du denn bloß auf die Idee, dass ich es nicht ernst gemeint haben könnte?»

«Na ja …» Verzweifelt bemühte Barry sich, diplomatische Worte zu finden. «Du … also nein, wir … wir hatten ja schon ’ne ganze Menge intus.»

O’Reilly schob seinen Stuhl zurück, legte den Kopf schräg, starrte Barry an – und lachte aus voller Kehle, rumpelnd und laut.

Erwartungsvoll sah Barry seinem Chef ins Gesicht. Dessen Nasenspitze hatte wieder ihre übliche blaurote Farbe angenommen, und die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln waren tiefer geworden.

«Ja, Doktor Barry Laverty, das habe ich ernst gemeint. Doch, tatsächlich, es ist mein voller Ernst. Ich möchte gern, dass du hierbleibst.»

«Danke.»

«Brauchst dich bei mir nicht zu bedanken – bedanke dich bei dir selbst. Ich hätte dir das Angebot nicht gemacht, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass du hier nach Ballybucklebo passt. Die Patienten mögen dich.»

Barry lächelte.

«Mach einfach weiter so. Kapiert?»

«Ja.»

O’Reilly erhob sich, ging um den Tisch und beugte sich über Barry. Er streckte ihm die rechte Hand hin. «Wenn wir Rosshändler wären, würden wir vor Vertragsabschluss in die Hände spucken, aber ich finde, wir sollten auf solche Riten zugunsten eines einfachen Handschlags verzichten.»

Nun stand Barry ebenfalls auf. Er erwiderte O’Reillys Händedruck, erleichtert, dass es sich diesmal nicht um die übliche, knöchelzerquetschende Version handelte. «Danke, Fingal», sagte er. «Vielen Dank, und ich werde mich bemühen …»

«Da bin ich ganz sicher», meinte O’Reilly und gab Barrys Hand frei, «aber nach all diesen ernsthaften Gesprächen sterbe ich fast vor Hunger, und bis ich mein Frühstück kriege, fühle ich mich immer wie ein Stier, der rot sieht. Wo bleibt Kinky denn bloß?» Er drehte sich um und stapfte zu seinem Stuhl zurück.

Barry hörte, wie O’Reilly laut der Magen knurrte. Doch der entschuldigte sich keineswegs, nein, Barry hatte die Erfahrung gemacht, dass sein Chef sich niemals entschuldigte. So war auch sein eben abgelegtes Geständnis, dass er morgens leicht aufbrauste, alles, was Barry von ihm als Ausdruck des Bedauerns für seinen lautstarken Ausbruch erwarten konnte. O’Reilly erklärte sich selten und schien ganz nach seinem eigenen Regelsystem zu leben, dessen erster Lehrsatz lautete: «Lass dir von den Patienten nie, nie, nie auf der Nase herumtanzen.»

Aus dem Augenwinkel sah Barry Mrs Kincaid in der Tür stehen. Er hatte sie nicht kommen hören. Für eine Frau von ihrer Leibesfülle war sie überraschend leichtfüßig.

«Sind Sie jetzt so weit, dass Sie frühstücken möchten?», fragte die Haushälterin und trat ein. Sie stellte ein Tablett auf die Anrichte, nahm zwei Teller herunter und setzte einen O’Reilly und den anderen Barry vor. «Ich wollte Sie nicht stören. Ich weiß ja, dass Sie wichtige Dinge besprechen.» Ihre Augen funkelten, und sie zwinkerte Barry zu. «Aber Sie geraten manchmal ganz schön in Fahrt, mein lieber Doktor O’Reilly, nicht wahr? Dabei habe ich gehört, dass das ganz schlecht für den Blutdruck ist.»

«Reden Sie kein Blech, Kinky.» O’Reilly grinste seine Haushälterin an, allerdings mit einem Blick wie ein kleines Kind, das von seiner Mutter bei etwas Verbotenem ertappt wurde.

Barry wandte seine Aufmerksamkeit dem Frühstück zu. Auf seinem Teller lagen zwei Streifen Belfaster Speck neben einem Spiegelei mit orangegelbem Dotter. Eine halbe Grilltomate prangte auf einem Stück frischgebackenem Sodabrot, und die Krönung des Mahles bildeten zwei Schweinswürstchen, zwei Scheiben Blutwurst und eine Scheibe Grützwurst. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als ihm die Düfte in die Nase stiegen. Falls die beruflichen Gründe allein nicht ausreichen sollten, um ihn bei O’Reilly zu halten, dann würde Mrs Kincaids Kochkunst sicherlich den Ausschlag geben. «Danke, Kinky», sagte er. «Wenn ich das alles verputzt habe, kann ich Bäume ausreißen.»

Sie lächelte. «Ja, essen Sie das bisschen nur schön auf, aber die Bäume lassen Sie man ruhig stehen.» Mrs Kincaid wandte sich zum Gehen. Die Sonnenstrahlen spielten in ihrem silbernen Haarknoten und zeichneten Diamanten in die Kristallkaraffen auf der Anrichte.

«Danke, Kinky», sagte nun auch O’Reilly, während er sich eine Leinenserviette oben ins Hemd steckte. Er winkte mit der Gabel. «Ich könnte wirklich ein Pferd verdrücken, einen schweren Clydesdale, mit Sattel und allem Drum und Dran.» Er stopfte sich fast einen ganzen Speckstreifen in den Mund.

Barry schluckte ein Stückchen Tomate hinunter.

O’Reilly spießte ein Stück Blutwurst auf die Gabel und kaute mit der Begeisterung eines ausgehungerten Krokodils, das sich über einen fetten Springbock hermacht. «Ohne Frühstück kann ich den Tag nicht anfangen. Aber wenn ich das hier erst mal im Bauch habe, bin ich wie neugeboren.»

Während Barry den Speck schnitt, hörte er die Türglocke, dann Kinkys Schritte und eine Männerstimme. Die Haushälterin erschien wieder im Esszimmer. «Da ist Archibald Auchinleck.»

«Am Sonntagmorgen?», knurrte O’Reilly mit vollem Mund.

«Er sagt, es täte ihm leid,...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2024
Reihe/Serie Der irische Landarzt
Der irische Landarzt
Übersetzer Sabine Schulte
Zusatzinfo Mit 2 s/w Karten
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arzt • Ballybucklebo • Band 2 • Dorfgemeinschaft • Dorfleben • Familie • Humor • Idylle • irischer Landarzt • Irland • Landleben • Landschaft • Liebe • Nordirland • Roman für Frauen • Urlaubslektüre • Wohlfühlgeschichte
ISBN-10 3-644-01828-6 / 3644018286
ISBN-13 978-3-644-01828-0 / 9783644018280
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