When The King Falls (eBook)
416 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01640-8 (ISBN)
Marie Niehoff, geboren 1996, hegt schon seit ihrer Kindheit eine Faszination für fantastische Geschichten. Diesen darf vor allem eines nicht fehlen: Romantik. Wenn sie nicht gerade schreibt, malt sie, kreiert Moodboards, kümmert sich um ihre unzähligen Zimmerpflanzen oder legt Tarotkarten. Unter anderem Namen hat sie bereits Bücher im New-Adult-Genre veröffentlicht, die Vampire-Royals-Reihe ist ihr Fantasy-Debüt. Auf Instagram und TikTok ist sie unter @marienie.schreibt zu finden.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 08/2024) — Platz 20
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Marie Niehoff, geboren 1996, hegt schon seit ihrer Kindheit eine Faszination für fantastische Geschichten. Diesen darf vor allem eines nicht fehlen: Romantik. Wenn sie nicht gerade schreibt, malt sie, kreiert Moodboards, kümmert sich um ihre unzähligen Zimmerpflanzen oder legt Tarotkarten. Unter anderem Namen hat sie bereits Bücher im New-Adult-Genre veröffentlicht, die Vampire-Royals-Reihe ist ihr Fantasy-Debüt. Auf Instagram und TikTok ist sie unter @marienie.schreibt zu finden.
Kapitel eins
Blood In The Wine
«Sie sieht glücklich aus», flüstere ich über das Raunen der Menge hinweg und ernte einen missbilligenden Blick von Valerian.
«Natürlich tut sie das», murmelt er und senkt seine Stimme noch weiter, damit ihn ja niemand hört. «Ansonsten würde er sie vermutlich umbringen lassen.»
Mein Bruder verzieht bei dieser Aussage nicht mal einen Mundwinkel. Regungslos steht er neben mir, in einem piekfeinen schwarzen Anzug, der seine Haut noch blasser wirken lässt als sonst. Er hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und beobachtet das Geschehen auf der marmornen Treppe an der Stirnseite des Saals. Die Blutbraut des Königs steht dort, unschwer zu erkennen an den tropfenförmigen Ohrringen aus Rubin, die sie trägt. Ihre rabenschwarzen Haare sind zu einer aufwendigen Hochsteckfrisur aufgetürmt. Im Licht der Scheinwerfer wirkt ihre braune Haut fast golden, und ihr dunkelroter Sari scheint nahtlos in den Teppich überzugehen, der die Treppenstufen hinunter bis in die Zuschauermenge fließt. Sie sieht wunderschön aus. Und trotz allem, was sie im letzten Jahr vermutlich durchmachen musste, hält sie das Kinn erhoben.
«Aber ihr geht es gut», versuche ich es noch einmal anders. Ich wollte keinen Pessimismus von ihm, sondern Zuspruch.
Als Val mich diesmal ansieht, ist aus der Missbilligung Mitleid geworden. Er legt mir kurz eine Hand zwischen die Schulterblätter, als wolle er mich mit dem leichten Druck beruhigen, und lächelt kaum merklich. «Ja. Sie ist bei bester Gesundheit.»
Ich weiß, was er denkt. Dass es zwar so aussehen mag, als wäre diese junge Frau unversehrt, aber sie vermutlich Wunden trägt, die tiefer gehen, als Bissspuren oder Narben es je könnten. Wenngleich ich mir einzureden versuche, dass es ihr gut geht, bin ich nicht so naiv, das wirklich zu glauben. Ein ganzes Jahr hat sie im Schloss des Königs verbracht. Zwölf Monate lang hat er von ihr getrunken. Und was er sonst noch von ihr verlangt hat, will ich mir nicht mal vorstellen.
Dennoch ist es mein Ziel, selbst dort oben zu stehen.
Manchmal frage ich mich, ob ich noch ganz bei Sinnen bin. Nur ein Narr würde sich sehenden Auges dieses Schicksal aussuchen. Die anderen Bewerberinnen sind vielleicht von der Aussicht auf ein besseres Leben so geblendet, dass sie die Wahrheit nicht erkennen, aber ich nicht.
Leider ist es zu spät für Zweifel. Nervös streiche ich mein cremeweißes Kleid glatt und taste nach Valerians Arm, um mich an ihm festzuklammern.
Seufzend lässt er es zu. «Ich dachte, darüber hätten wir gesprochen, Flo», raunt er mir zu.
«Ich werde ja wohl noch meinen Bruder berühren dürfen», beschwere ich mich leise.
«Wie eine Klette an mir zu hängen, macht keinen guten ersten Eindruck. Mum hat dir hundertmal gesagt, dass das kindisch wirkt. Du lieferst ihm schon jetzt Gründe, dich auszusortieren.»
Widerwillig lasse ich ihn los und verschränke stattdessen die Finger vor meinem Bauch. Unsere Mutter hat mir diese Haltung eingeprägt. Laut ihr steht sie für Fruchtbarkeit – etwas, worauf König Benedict Wert legen dürfte.
Mir läuft ein Schauer über den Rücken.
Von seinen bisherigen Blutbräuten war noch keine schwanger. Doch das heißt nicht, dass er es nicht versucht hat. Und erst recht nicht, dass er es nicht versuchen wird. Immerhin braucht er einen Thronfolger, und für Vampire sind Kinder eine Seltenheit. Er wird jede Chance auf Nachkommen nutzen, die er kriegen kann.
In dem verzweifelten Versuch, mich abzulenken, lasse ich den Blick über die anderen Anwesenden schweifen. Die Anwärterinnen und ihre Begleitpersonen sind die einzigen menschlichen Gäste auf dieser Feier. Der Rest besteht aus bluthungrigen Monstern. Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie nervös mich diese Tatsache macht. Val ist es gewohnt, täglich dieser Gefahr ausgesetzt zu sein, aber ich bin behüteter aufgewachsen.
Mein Blick gleitet wieder nach vorn, als das Licht gedimmt wird. Nur das Geschehen auf der Treppe bleibt von zwei großen Scheinwerfern beleuchtet. Völlig unvermittelt legt sich Stille über den Saal, und die Härchen auf meinen nackten Armen stellen sich auf. Die Blutbraut versteift sich, und es wirkt fast, als wolle sie sich unsichtbar machen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie noch atmet, so regungslos steht sie da. Wie ein Reh, das sich plötzlich einem Wolf gegenübersieht.
Das kann nur eines bedeuten.
Leise, langsame Schritte erklingen, doch es ist unmöglich auszumachen, woher genau sie kommen. Neugierig recke ich den Hals und lasse den Blick über die Balustraden links und rechts von uns schweifen, in der Hoffnung, den König dort in der Dunkelheit zu entdecken. Ich will wissen, wer der Mann ist, in dessen Hände ich mein Leben lege. Ich will sein Gesicht sehen und mir endlich vorstellen können, wie er aussieht, wenn er stirbt.
Die Schritte kommen näher, doch noch immer entdecke ich ihn nicht. Um uns herum beginnt das Rascheln von Hunderten Kleidern, als etwas die Menge in Bewegung bringt. Sehen sie ihn schon?
Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie die Leute neben mir zurücktreten. Verwirrt blicke ich mich um. Sie schauen gar nicht nach vorn zur Treppe, sondern nach hinten. Und genau in dem Moment, in dem ich mich ebenfalls umdrehe, fasst Valerian mich am Arm und zieht mich zu sich.
Jemand streift meine Schulter. Ein schwerer, einnehmender Duft umfängt mich, ein Blick aus grünen Augen trifft meinen. Der Mann, der mich soeben fast angerempelt hätte, mustert mich im Vorbeigehen. Es ist nur ein flüchtiger Moment, und dennoch registriere ich seine helle Haut und die dunklen Locken, die ihm leicht in die Stirn fallen. Seine vollen Lippen. Den gepflegten Dreitagebart.
Er ist unglaublich schön. Ich finde keine anderen Worte dafür. Aber bevor ich Gelegenheit habe, sein Gesicht länger zu betrachten, ist er auch schon an mir vorbei, und mir bleibt nur der Anblick seines breiten Rückens in einem schwarzen Anzug.
Mein Magen macht einen nervösen Hüpfer und sackt dann schlagartig ab. Wieder raschelt es um mich herum, und nun erst verstehe ich, warum Bewegung in die Menge gekommen ist. Sie haben eine Schneise gebildet, die vom Eingang des Saals bis zu den Treppenstufen führt. Eine Schneise für ihn.
König Benedict I.
Und ich stand ihm als Einzige im Weg.
Die Lücke schließt sich wieder, und Valerian lehnt sich näher zu mir. «Reiß dich zusammen», raunt er mir ins Ohr.
Ich schlucke schwer. «Warum trägt er denn keine Krone?», ist alles, was ich herausbringe.
Val schnaubt. «Sieht er aus, als würde er eine brauchen?»
Mir fällt keine Erwiderung ein. Stattdessen beobachte ich den König dabei, wie er mit gleichbleibend langsamen Schritten die Stufen bis zu seiner Blutbraut erklimmt und ihr seine Hand anbietet.
Er umschließt ihre zitternden Finger, küsst ihren Handrücken, und seine Mundwinkel heben sich zu einem kalten, grausamen Lächeln.
Obwohl ich nun weiß, was er ist, finde ich ihn noch immer attraktiv. Er sieht gut zehn Jahre jünger aus, als er ist, höchstens wie Ende zwanzig. Und vermutlich wird sich daran so bald auch nichts ändern. Fast glaube ich, seinen Duft wieder wahrzunehmen, und erschaudere. Je länger ich diesen Mann betrachte, desto mehr empfinde ich eine seltsame Mischung aus Faszination, Anziehung und Furcht. Doch keines dieser Gefühle darf ich zulassen.
Der König zieht die junge Frau vor sich, und sie legt bereitwillig den Kopf in den Nacken. Ich halte den Atem an, weiß nicht, wo ich hinsehen soll. Der Anblick ist grotesk, aber das Gesicht abzuwenden, wäre ein Fauxpas. Und davon habe ich mir bereits einen zu viel geleistet.
Die Blutbraut ballt die Hände zu Fäusten, und er legt seine kräftigen Finger an ihre Arme, hält sie fest. Sein Griff wirkt nicht grob, doch ich wette, er ist eisern. Vampire sind uns Menschen körperlich ohnehin überlegen. Und je länger die Nächte, desto stärker werden sie.
Kein Mucks ist mehr zu hören. Kein Rascheln von Stoff, kein Tuscheln. Nur mein lauter Herzschlag, als er den Kopf senkt und seine Nasenspitze ihren Hals streift.
Gänsehaut überzieht meinen gesamten Körper. Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich die Fangzähne des Königs aufblitzen, bevor sie sich in ihr Fleisch graben. Die Blutbraut gibt einen kaum hörbaren schmerzerfüllten Laut von sich.
Mir wird schlecht.
Der König schließt die Augen, während er von ihr trinkt. Es wirkt sinnlich, und dennoch ist es das Scheußlichste, was ich je gesehen habe.
Eine halbe Ewigkeit beobachten wir regungslos, wie er sich an ihrem Blut bedient und sie dabei immer mehr in sich zusammenzufallen scheint. Als er sich endlich von ihr löst und sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtet, schnappe ich zittrig nach Luft.
Noch immer blickt er nicht in die Menge. Er schaut auf seine Braut herab und mustert sie nachdenklich, als müsste er erst überlegen, ob er zufrieden mit ihr ist. Schließlich nickt er kaum merklich, und sie entledigt sich mit fahrigen Bewegungen der Rubinohrringe. Vor unser aller Augen lässt sie diese in seine ausgestreckte Hand fallen.
Der König deutet mit dem Kinn in Richtung der Treppe. «Du bist entlassen.»
Einen Moment lang füllt nichts als seine tiefe Stimme den Raum. Dann bricht tosender Beifall los.
Die ehemalige Blutbraut tritt von ihm zurück, verbeugt sich und geht hastig die Stufen hinunter. Das Licht wird wieder angeschaltet, und bevor ich noch einen Blick auf den König erhaschen kann, schiebt Valerian sich mit grimmigem Gesichtsausdruck in mein Sichtfeld.
«Bereit?», will er leise...
Erscheint lt. Verlag | 17.10.2023 |
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Reihe/Serie | Vampire Royals | Vampire Royals |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Assassinen • Bestseller 2023 • Bestsellerautorin • Booktok • Carissa Broadbent • crave • Crowns of Nyaxia • Endlich Kyss • enemies to lovers • Fantasy Roman • Fantasy Romance • J. R. Ward • Katmere Academy • king of battle and blood • Kyss • Kyss Verlag • Liebesroman • Lyx • Lyx Verlag • Marie Niebler • Paranormal Romance • Romantasy • Romantic Fantasy • royal romance • Royals • Scarlett St. Clair • spicy • spiegel bestseller • Spiegel Bestseller 2023 • Spiegel Bestseller-Autorin • Stephenie Meyer • The Serpent and the Wings of Night • TikTok • Tracy Wolff • Twilight • Vampir • Vampire • Vampire Romance |
ISBN-10 | 3-644-01640-2 / 3644016402 |
ISBN-13 | 978-3-644-01640-8 / 9783644016408 |
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