I Know I Can (eBook)

Spiegel-Bestseller
Warum mutig besser als perfekt ist
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01874-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

I Know I Can -  Dr. med. Elena Müllner
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Nobody is perfect! Ihr halbes Leben strebt Elena Müllner danach, alles richtig zu machen: Perfektion ist ihr Ziel - als Tochter, Ehefrau und Ärztin. Bloß nicht anecken, bloß lächeln und es allen recht machen, dabei immer die Beste sein. Doch während ihr Umfeld zufrieden ist, werden eine tiefe Erschöpfung, unterdrückte Wut und das Gefühl, nur noch zu funktionieren, statt zu leben, ihre ständigen Begleiter - bis die Geburt ihrer Tochter alles verändert. Auf klare und überaus sympathische Weise beschreibt Elena Müllner, wie sie wieder zu sich selbst und in die eigene Kraft gefunden hat, und wie man den Mut aufbringt, alten Ballast loszulassen, die Fesseln zu lösen und unbefangen den ganz eigenen Weg zu beschreiten, ohne sich dabei von anderen ausbremsen zu lassen. Bei alldem verliert sie die Leichtigkeit nie aus dem Blick: Niemand ist perfekt, und das ist vollkommen okay! 

ELENA MÜLLNER, Jahrgang 1989, studierte nach dem Abitur Medizin. Desillusioniert von den ersten Jahren als Unfallchirurgin, beschloss sie während ihrer Elternzeit, die sozialen Medien zu nutzen, um jungen Müttern und Frauen allgemeines medizinisches Wissen auf Augenhöhe zu vermitteln. Mit der festen Überzeugung, dass sie mehr Menschen erreichen und helfen kann, wenn sie ihre Zeit und Energie auf die Arbeit in den sozialen Medien konzentriert, verließ sie die klassische Karriereleiter, gab ihren Job als Unfallchirurgin auf und gründete ein eigenes Unternehmen. Sie hat seither weitere Unternehmen gegründet und lebt mit ihrer Tochter in Paris.

ELENA MÜLLNER, Jahrgang 1989, studierte nach dem Abitur Medizin. Desillusioniert von den ersten Jahren als Unfallchirurgin, beschloss sie während ihrer Elternzeit, die sozialen Medien zu nutzen, um jungen Müttern und Frauen allgemeines medizinisches Wissen auf Augenhöhe zu vermitteln. Mit der festen Überzeugung, dass sie mehr Menschen erreichen und helfen kann, wenn sie ihre Zeit und Energie auf die Arbeit in den sozialen Medien konzentriert, verließ sie die klassische Karriereleiter, gab ihren Job als Unfallchirurgin auf und gründete ein eigenes Unternehmen. Sie hat seither weitere Unternehmen gegründet und lebt mit ihrer Tochter in Paris.

Bye-bye, Trauma-Barbie


Auch im Jahr 2022 wird von uns Frauen noch erwartet, adrett zu sein, ruhig, gehorsam, hübsch anzusehen. Wir können uns hier und da in die wichtigen Sachen dieser Welt einmischen, aber dabei bitte immer nett mit den Augen klimpern oder noch besser: sexy. Ich liebe meine Weiblichkeit, ich trage meine Haare gerne offen, lege großen Wert auf meinen Lidstrich, und meine Outfits wähle ich mit immenser Leidenschaft. In der Klinik wurde ich deshalb hinter vorgehaltener Hand «Trauma-Barbie» genannt. Ich war immer ehrgeizig, kontaktfreudig und optimistisch mit einem Lächeln auf den Lippen unterwegs. Durch meine empathische Ader habe ich stets eine besondere Verbindung zu meinen Patient*innen aufbauen können und war mit ganzer Leidenschaft bei der Arbeit. War in zahllose Streitereien wegen der kapitalistisch orientierten Perspektive auf die Patientenversorgung im Krankenhaus verwickelt und beschwerte mich regelmäßig über mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten für die jungen Ärzt*innen. Dass das nicht auf offene Ohren traf bei meinen Chefs, war natürlich klar. Aber ich stand für meine Meinung und Überzeugungen ein. Trotz aller Aufmüpfigkeit war ich zugleich sehr harmoniebedürftig und wünschte mir, dass alle, statt an den jahrhundertealten Hierarchien und an der fast schon versessen zu nennenden Schikane von alt nach jung und von oben nach unten festzuhalten, endlich mal im Team arbeiten würden. So ist Elena. Aber wenn ich zur Arbeit ging, dann mussten diese Teile von Elena leider allesamt zu Hause bleiben, denn dort war für diese Elena mit all ihren Facetten kein Platz.

Als Doktor Müllner musste ich meine Ellenbogen ausfahren, ich musste betont distanziert sein, mich jeden Tag beweisen. Ich stand permanent unter Beobachtung und durfte keinen Hauch von Schwäche und Erschöpfung zeigen: «Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihren männlichen Kollegen, die unterhalten sich nicht unnötig mit den alten Damen. Machen Sie Ihre Visite zügig fertig und überlassen Sie das Quasseln den Enkeln.» Krankenhaus ist ein Business, in dem kein Platz und keine Zeit für Menschlichkeit ist. Die Tatsache, dass einige unserer Patient*innen seit Wochen keine Menschenseele gesehen hatten und nach einem Sturz zwei Tage mit gebrochenem Schenkelhals allein in ihrer Wohnung lagen, bis jemand sie fand, wurde ignoriert. Das sind traumatische Erlebnisse, deren verbale Aufarbeitung arrogant als «Quasseln» abgetan wurde. Und ich musste mir noch sagen lassen, dass ich diese Patient*innen abspeisen sollte, wenn sie verzweifelt versuchten, sich jemandem anzuvertrauen. Ekelhaft! Ich musste meine Arbeit in einer Weise ausüben, dass sie der Gewinnmaximierung irgendwelcher Kapitalist*innen diente, nicht aber dem Wohle der Menschen, die zu uns kamen. Es ging nicht darum, den Menschen besonders effektiv oder in ihrem eigenen Interesse zu helfen. Jeder Tag war der verzweifelte Versuch, das Beste aus einer absurden Arbeitssituation zu machen, die gekennzeichnet war von einem unverantwortbaren Personalmangel, chronischer Erschöpfung aller Mitarbeiter*innen und dem permanenten Druck, die Patient*innen möglichst schnell wieder loszuwerden, mit besonders gut abrechenbaren Diagnosen. Ich hatte jeden Tag das Gefühl, meinen Eid zu verraten und die Ideale, deretwegen ich Medizin studiert hatte. Ich dachte stets: Wenn es meine Angehörigen wären, wie würde ich handeln, was würde ich sagen? Das war meine eigentliche Maxime. Alle so zu behandeln, mit der gleichen Hingabe, Fürsorge und Achtsamkeit. Aber das war eine Wunschvorstellung. Das lernte ich nur allzu bald. Ich resignierte und erkannte: Wenn ich mir und meiner Karriere nicht schaden wollte, dann musste ich so werden wie alle anderen, die in diesem System mehr schlecht als recht funktionierten. Und wofür das alles? Für die gleichen Karriereoptionen, die meinen männlichen Kollegen zustanden, ohne dass sie in den Kampfmodus hätten übergehen müssen? Um veraltete Strukturen am Leben zu erhalten, die abgeschafft gehören, für ein ausbeuterisches und lebensfeindliches Umfeld? Schon zu Studienzeiten hatten ältere Kolleginnen mich vor den Arbeitsbedingungen gewarnt, aber natürlich wollte ich das damals nicht hören: «Elena, wir kämpfen jeden Tag um unsere Stellung, werden permanent infrage gestellt. Überleg dir das gut. Willst du denn keine Familie?» Das waren Sätze, die ich von erfahrenen Unfallchirurginnen hörte. Sie hatten alle dunkle Augenringe, viele rauchten Kette, da es die einzig anerkannte Pause im Krankenhaus war, und hatten so gut wie kein oder zumindest ein nicht funktionierendes Privatleben. Ich dachte damals, die Zeiten würden sich schon noch ändern, und wollte mir meinen Berufswunsch nicht ausreden lassen. Jahre später, als ich den vierzig Zentimeter größeren Kollegen gegenübertrat und das Fight Face auspackte, ja, da erfüllte ich dann das Klischee: die verbissene, karrieregeile Tussi, die sich erdreistete und die gleichen Rechte wie die Männer einforderte. So wollte ich nie werden. So war ich nicht. Ich hasste es, bei jeder Gelegenheit meine Ellenbogen ausfahren zu müssen, die Patient*innen auf Visite abzuwürgen und ständig und gegen jedes Arbeitsrecht immer und immer noch mehr zu arbeiten, weil der Chef am Personal sparte und eben dadurch eine noch größere Fluktuation herrschte.

Aber, und das ist das Traurige: Es funktionierte. «Müllner, gehen Sie in den OP. Das haben Sie sich verdient!» Und dann musste ich mich auch noch bedanken. «Danke für Ihr Vertrauen, Chef.» Zu gütig, zu viel der Ehre. Ich bedankte mich dafür, dass ich erfolgreich meine Ideale verraten, meinen Charakter zu Hause gelassen und meine eigenen körperlichen Grenzen ignoriert hatte. Jeder einzelne Tag in der Klinik war ein Kampf. An jedem einzelnen Tag musste ich trotz meiner offensichtlichen Qualifikationen um mein Standing kämpfen. Ich kann hart sein, für mich selbst einstehen und wie eine Amazone in den Kampf ziehen. Aber ich wollte es nicht mehr. Ich wollte meine OPs bekommen, ohne die Ellenbogen ausfahren zu müssen oder zu betteln. Es war zum Verzweifeln, denn eigentlich liebte ich meine Arbeit! Es war alles, worauf ich jahrelang im Studium hingearbeitet hatte. Aber ich wünschte mir, ganz Elena zu sein und trotzdem nicht als «die Trauma-Barbie» bezeichnet zu werden. Ich wollte nicht immer betont bissig auftreten müssen und meine Arbeit erledigen, ohne Empathie für andere zu zeigen, denn das hielt ich für falsch. Gerade den Patient*innen gegenüber. So wollte ich nicht Medizin praktizieren. Ich wollte zuhören und die Aufmerksamkeit schenken, die ein erkrankter und versehrter Mensch braucht. Und weißt du was? Eigentlich ist es möglich, einen anderen Weg zu gehen. Aber leider nur an wenigen Kliniken. Ich kenne viele tolle Chirurginnen, die einen bemerkenswerten Karriereweg gehen. Einige wenige von diesen starken Frauen arbeiten gleichberechtigt und zu fairen Arbeitsbedingungen, die es ihnen ermöglichen, ihrer Arbeit an den Patient*innen bestmöglich nachzugehen, weil sie als sie selbst auftreten können und ihre individuellen Stärken geschätzt und gefördert werden. Aber viele von ihnen stellen sich den sexistischen Strukturen in der Medizin Tag für Tag und boxen sich oft zu einem hohen Preis durch. Für mich war die Erkenntnis, dass ich die veralteten Strukturen und die menschenfeindlichen Arbeitsbedingungen nicht würde ändern können, sosehr ich auch dagegen ankämpfte, unter den Gründen, weshalb ich nach meiner Elternzeit entschied, nicht wieder in das Krankenhaus zurückzukehren, in dem ich gearbeitet hatte. Und zwar obwohl ich meinen Job liebte. Ich hatte schon viel zu viel von meiner Zeit und Kraft an ein System verloren, in dem es für mich keinen Platz gab, und ein Umdenken war nicht in Sicht. Ich prophezeie: Solange sich nichts an diesem ausbeuterischen und sexistischen System ändert, werden noch viele talentierte, junge Ärztinnen aus der medizinischen Versorgung im Krankenhaus aussteigen, und ihre Expertise wird für die Patient*innen und für die Forschung verloren gehen. Und die heuchlerischen Rufe über andauernden Personalmangel, ohne dass politisch Konsequenzen gezogen werden, sind eine Farce für jede engagierte, talentierte Ärztin, die inzwischen aus dem System ausgestiegen ist. Es herrscht schlicht und ergreifend Unwillen, etwas zu ändern, denn alte, weiße Männer sitzen an der Spitze dieser Strukturen, und wir wissen, was das bedeutet.

«Ich will so nicht weiterleben.» Das war der Satz, der bei der Entscheidung, aus diesem Hamsterrad auszusteigen, immer wieder in mir laut wurde. Was war zu tun? Ich musste mir überlegen, welche Kriege es mir wert waren, sie zu führen. Wollte ich mich weiterhin Tag für Tag verbiegen und in einem System arbeiten, das die Hilfsbedürftigen unter uns mit Füßen trat? Ebenso wie die, die helfen wollten. Sollte ich vielleicht sogar in den Kampf ziehen, um es zu verändern? War das für mich in diesem Beruf, der mir alles abverlangte, überhaupt möglich? Ich wusste, es würde ein schwerer innerer Kampf, diese Entscheidung zu treffen, denn sie würde bedeuten, loszulassen, die Waffen zu strecken, sich umzudrehen und zu gehen. Fechtet eure Kämpfe in Zukunft unter euch aus – ich bin raus. Konnte ich das? Konnte ich mir eingestehen, dass ich zu lange schon in die falsche Richtung gerannt war?

Was ich dir damit sagen will, ist dies: Wenn etwas, und das kann so etwas gigantisch Großes und Wichtiges wie dein Beruf, eine Partnerschaft, eine familiäre Beziehung, eine Freundschaft, selbst eine Freizeitbeschäftigung oder ein Ehrenamt sein, wenn dich also etwas all deine Lebensenergie kostet, dann lass es los. Sometimes it’s not you! Manchmal sind es sexistische Strukturen,...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2023
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abgrenzung • Biographien Frauen • Burn-out • dr.med_muellner • Durchsetzungsvermögen • eigener Weg • Eltern • Empowerment • Erschöpfung • Familie • Female Support • Frauen • Glück • inspirierende bücher • Kinder • Krisen überwinden • Medfluencerin • Mental Load • Motivation • Mut • Neuanfang • Paris • Perfektionismus • Resilienz • Selbstbestimmung • Selbstfindung • Selbstliebe • Selbstvertrauen • Selbstwertgefühl • Selbstwirksamkeit • Starke Frauen • toxische Beziehungen • Vorurteile • Wut
ISBN-10 3-644-01874-X / 364401874X
ISBN-13 978-3-644-01874-7 / 9783644018747
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