G. F. Unger 2213 (eBook)

Kiowa-Trail

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4971-8 (ISBN)

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G. F. Unger 2213 - G. F. Unger
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Es war im Sommer 1866, als ich mit meinem Wagenzug den Medicine Lake erreichte und anhalten ließ, obwohl es erst Nachmittag war und wir bis Nachtanbruch noch einige Meilen hätten fahren können.
Doch das Wasser des Medicine Lake war zu gut. Es enthielt irgendwelche Mineralien und galt bei den Indianern als hervorragendes Heilwasser.
Und was für die Indianer gut war, konnte für Mensch und Tier meines Wagenzuges nicht schlecht sein.
Mein Wagenzug war nicht groß. Es war kein Frachtwagenzug, der für Geld Güter transportierte. Nein, bei mir war es anders. Ich war ein »Fahrender Händler«. Mein Wagenzug war sozusagen ein fahrender General Store, und jeder der vier Wagen konnte schnell zu einem Verkaufsstand umfunktioniert werden. Meine vier Fahrer waren zugleich Verkäufer.
Den fünften Wagen - er war klein - fuhr unser Koch. Und ich selbst ritt im Sattel.
Wir waren also sechs Mann stark. Aber es gab sicherlich zwischen Kansas City und Santa Fe keine hartbeinigere Mannschaft als uns. Wir nahmen es - wenn es sein musste - auch mit dem Teufel auf ...


Kiowa Trail

Es war im Sommer 1866, als ich mit meinem Wagenzug den Medicine Lake erreichte und anhalten ließ, obwohl es erst Nachmittag war und wir bis Nachtanbruch noch einige Meilen hätten fahren können.

Doch das Wasser des Medicine Lake war zu gut. Es enthielt irgendwelche Mineralien und galt bei den Indianern als hervorragendes Heilwasser.

Und was für die Indianer gut war, konnte für Mensch und Tier meines Wagenzuges nicht schlecht sein.

Mein Wagenzug war nicht groß. Es war kein Frachtwagenzug, der für Geld Güter transportierte. Nein, bei mir war es anders. Ich war ein »Fahrender Händler«. Mein Wagenzug war sozusagen ein fahrender General Store, und jeder der vier Wagen konnte schnell zu einem Verkaufsstand umfunktioniert werden. Meine vier Fahrer waren zugleich Verkäufer.

Den fünften Wagen – er war klein – fuhr unser Koch. Und ich selbst ritt im Sattel.

Wir waren also sechs Mann stark. Aber es gab sicherlich zwischen Kansas City und Santa Fe keine hartbeinigere Mannschaft als uns. Wir nahmen es – wenn es sein musste – auch mit dem Teufel auf ...

Das hatten wir längst bewiesen. Und es sprach sich bald herum auf dem Santa Fe Trail, den man auch Kiowa Trail nannte, weil dieser Wagenweg von Kansas City nach Santa Fe durch das Gebiet der Kiowas führte.

Nun, ich wusste fast alles über die Kiowas.

Äußerlich waren sie die am edelsten aussehenden Indianer mit einem geradezu klassisch-römischen Profil. Sie alle waren prächtig gewachsen, und auf ihren Pferden boten sie einen besonders stolzen Anblick.

Es war gerade die Zeit der Büffeljagd. Und weil die Büffel auch für die Kiowas die Lebensgrundlage bildeten, musste es Krieg geben. Das war unausweichlich. Denn die Büffeljäger schossen die Büffel zu Tausenden tot, nahmen nur ihre Häute und ließen die Kadaver verfaulen.

Wir hatten an diesem Nachmittag unsere Tiere eben erst ausgespannt und getränkt, als Lone Wolf angeritten kam.

Er kam nicht allein, denn er war einer der maßgebenden Häuptlinge der Kiowas. Deshalb hatte er eine stattliche Garde bei sich, so an die fünfzig Krieger auf bunten Pferden und mit flatterndem Zierrat. Sie boten ein sehr beeindruckendes, heidnisches Bild. Ja, sie waren hier die Ritter der Prärie.

In ihrer Mitte transportierten sie zwischen zwei hintereinander gehenden Pferden einen Schleppschlitten, und ich fragte mich, als ich dies erkannte, wen sie da wohl anbringen mochten.

Wollten sie nur zum Heilwasser dieses Sees?

Oder wollten sie zu mir?

Denn ich hatte als Händler stets auch einige Medizin und all die notwendigen Dinge für Wundbehandlung unter meinen Waren, sogar Kästen mit chirurgischen Instrumenten führte ich mit. Ihr Verkauf brachte guten Gewinn.

Lone Wolf und ich, wir kannten uns. Schon mein Vater hatte mit seinem Vater Handel getrieben. Und wenn Lone Wolf zu mir kam, um Einkäufe zu machen, dann bezahlte er stets mit Gold. Irgendwo in den Bergen von Colorado besaß er eine geheime Goldmine. Es konnte durchaus sein, dass er die Entdecker und Besitzer dieser Goldmine getötet hatte.

Er ließ seine Kriegerschar mit dem Schleppschlitten halten und kam allein zu uns herüber geritten. Meine Männer hielten sich bereit. Sie hatten Schrotflinten und auch Sprengstoffstangen mit kurzen Lunten in Bereitschaft. Und jeder rauchte eine Zigarre, weil man damit die kurzen Lunten besonders schnell anzünden konnte.

Aber Lone Wolf zeigte uns seine Handflächen zum Zeichen, dass er in friedlicher Absicht kam, und hielt vor mir an.

»Zwischen uns«, sprach er in einwandfreiem Englisch, »wird immer Frieden sein, Jeremy. Schon unsere Väter waren Freunde, die sich achteten und einander vertrauten. Ich brauche deine Hilfe. Du erinnerst dich an meine Schwester?«

Ich nickte und sah hinüber zum Schleppschlitten, welcher noch zwischen den Pferden hing und in dem ein Mensch lag.

Ob es Rosebee war, deren Körper sich durch das Segeltuch der Bahre abzeichnete?

»Ich erinnere mich gut an Rosebee«, erwiderte ich. »Wie könnte ich sie vergessen haben? Sie ist das schönste Mädchen, welches ich jemals in meinem Leben sah.«

Er nickte.

Dann sagte er hart: »Sie wird sterben, wenn du ihr nicht mit einem besonderen Instrument die Kugel neben ihrem Herzen herausholen kannst. Du hast doch stets solch einen Kasten mit allerlei Instrumenten bei dir. Wir brauchen eine lange, dünne Zange. Die Kugel sitzt so dicht beim Herzen, dass wir sie nur auf diese Weise herausholen können. Willst du mir helfen?«

»Sicher«, erwiderte ich. »Und besonders Rosebee will ich helfen. Sie ist zu schön, um sterben zu müssen. Ich hole den Kasten mit dem chirurgischen Besteck.«

Nach diesen Worten wandte ich mich zu meinen Männern um und begann ihnen Befehle zu erteilen.

Und mir war klar, dass ich jetzt hier am Medicine Lake mitten auf der Kansas-Prärie eine Operation vornehmen musste, bei der es auch für mich und meine Leute um Leben und Tod ging.

Nun, wir spannten eine Zeltplane auf, legten eine andere Plane auf den Prärieboden und ein weißes Laken auf die Plane.

Dann brachten sie Rosebee, und als ich sie sah, da hatte ich nicht einen einzigen Hoffnungsfunken mehr. Es ging mit ihr zu Ende. Gewiss hatten sich schon die Medizinmänner der Kiowas an ihr versucht und an der Wunde herumgefummelt, die Kugel jedoch nicht herausbekommen.

Sie hätten wahrscheinlich ihr Herz freilegen müssen, um die Kugel packen zu können. Das aber wagten sie nicht.

Da erinnerte sich Lone Wolf gewiss daran, dass schon meine Eltern nebenbei auch Wunden versorgt und Kranken geholfen hatten. Das alles gehörte zum Service fahrender Händler und machte sie zwangsläufig zu Laienwundärzten.

Mich dauerte Rosebee sehr. Denn ich hatte sie lachend, voller Freude und wunderschön in Erinnerung.

Und jetzt lag sie im Sterben, war fast schon tot.

Lone Wolf sah mich hart an.

»Hilf ihr«, verlangte er.

Er versprach mir nichts, drohte auch nicht. Er sagte einfach nur »Hilf ihr«, doch ich wusste, dass er mir Erfolg oder Misserfolg niemals vergessen würde.

Wir knieten zu beiden Seiten der Bewusstlosen. Ihr Körper war nun nackt. Doch wir hatten keinen Blick für die makellose Schönheit dieses Mädchenkörpers, wir sahen nur die Wunde.

»Ich werde alles versuchen, was in meinen Kräften steht, so, als wäre sie meine Schwester«, versprach ich und sah in Lone Wolfs schräge Augen, die zu seinem Namen passten.

Unser Koch Sam Jenkins brachte mir die Flasche mit reinem Alkohol, dazu einen Beutel mit Watte. Indes ich die Bewusstlose um die Wundgegend herum mit Alkohol abzureiben begann, brachte mir der Koch all das andere Zeug, nämlich den Kasten und auch einige neue Handtücher.

Ich wusste, dass ich eine Menge Glück brauchte. Denn ich war ja kein Arzt, sondern nur ein Laie. Ich hatte noch keinen Menschen mit offen liegendem Herzen gesehen, wusste also nicht, wohin ich mit der langen und dünnen Schnabelspitze der Zange gelangen würde.

Ich konnte nur hoffen, dass ich gegen die Kugel stieß und sie dann auch fassen und herausziehen konnte. Und wenn ich zu fest gegen sie stoßen sollte, dann würde ich vielleicht das Herz oder irgendwelche Adern verletzen. Auch innere Blutungen konnten die Folge meiner laienhaften Bemühungen sein.

Aaah, all diese Gedanken waren in mir, und mir wurde so richtig klar, dass ich kein Doc war und sicherlich noch viel weniger wusste als die Medizinmänner in Lone Wolfs Dorf.

Doch dann endlich erinnerte ich mich an ein Buch, in welchem ich einmal geblättert hatte. Es war ein medizinisches Buch. Ich hatte es mit anderen Dingen von der Schiffslandestelle bei Kansas City, welche damals noch Westport hieß, nach Medicine Lodge zu einem Arzt gebracht. In diesem medizinischen Buch waren allerlei Zeichnungen gewesen, auch über das Herz des Menschen.

Nun versuchte ich mir diese Zeichnungen wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Lone Wolf sah mich hart an. Und dann stieß er hervor: »Fürchtest du dich wie die Medizinmänner meines Dorfes? Würdest du auch jetzt lieber mit einer Knochenrassel klappern und ähnlichen Unsinn machen?«

Er war ein aufgeklärter Bursche, dieser Lone Wolf. Er hatte in seiner Jugend von den Jesuitenpatern, die aus ihm einen Christen machen wollten, eine Menge gelernt. Als er irgendwann begriff, wie mies, heuchlerisch und schlecht viele Christen waren, zog er es vor, ein Heide zu bleiben. Aber deshalb wurde er nicht plötzlich wieder dumm und ungebildet.

Ich entschloss mich also. Ich nahm die Kugelzange. Sie glich einer langen, dünnen Schere. Nachdem ich sie mit Alkohol abgerieben hatte, machte ich mich an die Arbeit.

Ich senkte sie in das Kugelloch, hielt sie vorsichtig und versuchte, mich damit vorsichtig zur Kugel vorzutasten.

Der Schusskanal ging zur linken Herzkammer, und dort war irgendwo die Hauptkörperschlagader. Von der rechten Herzkammer ging die Lungenschlagader ab, auch das wusste ich. Wenn die Kugel in der Nähe der Hauptschlagader steckte, dann konnte ich diese mit einer ungeschickten Bewegung zerreißen oder beschädigen.

Und dann war es aus mit der schönen Rosebee.

Ich schwitzte, doch ich...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4971-3 / 3751749713
ISBN-13 978-3-7517-4971-8 / 9783751749718
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