Aralorn - Der Verrat (eBook)
366 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-4321-1 (ISBN)
Die Gestaltwandlerin kehrt heim ... und etwas Böses wartet auf sie.
Aralorn wird unter traurigen Umständen in ihre Heimat gerufen: Ihr Vater ist gestorben. Doch als sie den Leichnam betrachtet, spürt sie, dass etwas nicht stimmt. Ihn umgibt eine dunkle Aura - anscheinend hat ein Zauber von ihm Besitz ergriffen. Wer kann eine so mächtige Magie gewirkt haben? Ist Aralorns alter Feind zurückgekehrt, der Magier Geoffrey ae' Magi? Zum Glück ist Aralorns Gefährte Wolf an ihrer Seite, der mehr ist, als das bloße Auge sieht ...
»Eine erfinderische und mitreißende Autorin.« SF Site
Sianim, ein Reich voller Magier, Drachen und Gestaltwandlern - die packend erzählte Abenteuerfantasy-Reihe der beliebten New-York-Times-Bestsellerautorin Patricia Briggs.
Band 1: Aralorn - Die Wandlerin
Band 2: Aralorn - Der Verrat
Band 3: Rialla - Die Sklavin
Band 4: Shamera - Die Diebin
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
<p>Patricia Briggs ist New-York-Times-Bestsellerautorin und vor allem für ihre Werwolf-Reihen bekannt. Sie hat diverse erfolgreiche Fantasyromane und Kurzgeschichten geschrieben, über die sich ihre treue Fangemeinde rege austauscht. Briggs lebt zurzeit mit ihrer Familie in Washington.<br>Besuchen Sie die Autorin auch auf ihrer Webseite www.patriciabriggs.com.</p>
1
Der Ruf eines Winterwills erklang zweimal.
Daran war nichts Ungewöhnliches. Der Winterwill – eine kleine, grau-goldene Lerche – war einer der wenigen Vögel, die im Winter nicht nach Süden zogen.
Aralorn wandte ihren Blick nicht von dem verschneiten Pfad vor ihr ab, aber sie sah, wie die Ohren ihres Pferds zuckten, als sie durch eine Schneewehe brach.
Winterwills waren ebenso alltäglich wie laut … doch dieser hatte genau in dem Augenblick geschrien, als sie die linke Abzweigung auf dem Weg genommen hatte. Der Schnee lag hier nicht ganz so tief, und sie lenkte Schimmer von dem Pfad herunter und den Hang hinauf. Tatsächlich ließ der Winterwill dreimal seinen Ruf ertönen, und noch zwei weitere Male, als sie wieder auf den Pfad zurückkehrte. Schimmer schnaubte, schüttelte den Kopf und rasselte mit seiner Kandare.
»Pest und Verdammnis«, murmelte Aralorn.
Der Weg wand sich durch die Bäume und flachte ein wenig ab, als der Wald sich zu beiden Seiten lichtete. Sie verlagerte ihr Gewicht, und ihr Pferd blieb stehen. Fügsam hielt hinter ihm auch ihr zweites Pferd, ein Rotschimmel, an. Schimmer indessen warf seinen Kopf hoch und stellte die Ohren auf.
»Gute Herren des Waldes«, rief Aralorn, »ich bin in dringender Angelegenheit unterwegs und bitte um Erlass des Wegzolls, damit ich unbehelligt weiterreisen kann.«
Sie konnte die Enttäuschung beinahe spüren, die sich unter den sich im Schutz der Bäume haltenden Wegelagerern breitmachte. Schließlich trat ein Mann aus seinem Versteck hervor. Seine Kleidung war ordentlich geflickt, und Aralorn fühlte sich auf seltsame Weise an die gewissenhaft reparierte Hütte erinnert, wo sie vor etwa einer halben Stunde Käse gekauft hatte. Die Kapuze seines ungefärbten Umhangs war hochgezogen und die untere Hälfte seines Gesichts durch einen Winterschal geschützt.
»Ihr seht nicht aus wie ein Händler«, erwiderte der Mann barsch. »Warum meint Ihr, von ihrem Abkommen mit uns Gebrauch machen zu können?«
Noch bevor sie den Mann überhaupt zu Gesicht bekommen hatte, hatte sie bereits eine Geschichte parat gehabt. Aralorn hatte immer eine Geschichte parat. Aber das Erscheinungsbild ihres Gegenübers ließ sie ihre Pläne ändern.
Obwohl seine Kleider verschlissen aussahen, waren seine Stiefel königliche Qualitätsware, und es lag ein gehöriges Maß an Selbstvertrauen in der Art und Weise, in der seine Hand an dem Kurzschwert ruhte. Mit Sicherheit ist er mal Soldat gewesen, dachte Aralorn. Und wenn er zum rethischen Heer gehört hat, wird er auch meinen Vater kennen … Höchstwahrscheinlich komme ich bei ihm mit der Wahrheit weiter als mit irgendwelchen Lügen.
»Ich bin mit etlichen Händlern eng befreundet«, entgegnete sie. »Aber wie Ihr schon sagtet, zwischen Euch und mir besteht keine Abmachung. Insofern besteht kein Grund, mir die Durchreise zu gewähren.«
»Die Existenz des Abkommens ist ein streng gehütetes Geheimnis«, sagte der Mann. »Eines, für das viele töten würden, um es zu schützen.«
Aralorn lächelte freundlich und ignorierte die Drohung. »Ich hab diese Gegend schon einmal als Händler durchquert und hätte es diesmal ebenso gekonnt. Aber als ich in Euch einen Mann der Streitkräfte erkannte, dachte ich, ich käme auch mit der Wahrheit durch – ich lüge nur, wenn ich muss.«
Er lachte, auch wenn seine Hand keinen Zentimeter von seinem Schwertheft wich. »Also gut, edle Herrin, dann lasst sie mich hören, Eure Wahrheit.«
»Ich bin Aralorn, Söldnerin von Sianim. Mein Vater ist tot«, sagte sie. Ihre Stimme geriet unvermutet ein wenig ins Schwanken – das brachte sie einen kurzen Moment aus dem Konzept. Sie war es nicht gewohnt, sich etwas sagen zu hören, das sie so eigentlich nicht geplant hatte. »Der Löwe von Lammfeste. Wenn Ihr mich länger als ein paar Stunden aufhaltet, verpasse ich sein Begräbnis.«
»Komisch, davon ist mir gar nichts zu Ohren gekommen«, erklärte der Räuber argwöhnisch. »Ich kenne den Löwen. Ihr seht ihm kein bisschen ähnlich.«
Aralorn verdrehte die Augen. »Das weiß ich. Ich bin seine älteste Tochter, geboren von einer Bauersfrau …« Schimmer vernahm die wachsende Anspannung in ihrer Stimme und reagierte unruhig.
Die Aufmerksamkeit des Räuberhauptmanns wurde auf das Pferd gelenkt; im selben Moment erstarrte er und zog die Luft ein. Mit einer Geste brachte er Aralorn zum Schweigen und ging langsam um das Reittier herum. Dann nickte er knapp. »Ich glaube Euch. Euer Hengst könnte der Doppelgänger von dem sein, der in der Schlacht am Valner-Pass tot unter dem Löwen zusammenbrach.«
Aralorn nickte. »Das Vatertier meines Pferdes starb am Valner-Pass«, sagte sie. »Vor vierzehn Jahren.«
Der Räuber zog einen verblichenen grünen Stofffetzen hervor, packte Schimmers Kandare und befestigte das dünne Band am Zaumzeug. »Damit werdet Ihr ungehindert an meinen Männern vorbeikommen. Nehmt es nicht ab, bevor Ihr die ›Herberge zum fahrenden Gesellen‹ erreicht – Ihr kennt sie?«
Aralorn nickte, wendete bereits die Pferde, hielt dann jedoch inne. »Richtet Eurer Frau aus, dass sie vorzüglichen Käse macht – und nehmt einen kleinen Rat von mir an: Lasst sie Eure Räuberkluft nicht mit dem gleichen Stoff ausbessern wie ihre Schürze. Gut möglich, dass ich nicht die Einzige bin, der so was auffällt.«
Verdutzt schaute der Räuber auf den gelb-grünen Flicken hinunter, der sein rechtes Knie bedeckte.
Sanft setzte Aralorn hinzu: »Es ist bestimmt nicht einfach für eine Frau, die Kinder allein aufzuziehen.«
Sie konnte ihm ansehen, dass er seine Entscheidung, sie nicht zu töten, überdachte. Etwas, das er nicht getan hätte, hätte sie nur die Klappe gehalten; aber sie konnte sich noch zu gut an die walnussbraunen Augen des kleinen Hosenmatzes erinnern, der an der knallbunten Schürze seiner Mutter gehangen hatte. Er hätte auf dieser Welt wahrscheinlich wenig zu lachen ohne einen Vater, der ihn vor Leid und Unheil beschützte, und Aralorn hatte nun mal eine Schwäche für Kinder.
»Ihr seid ein verständiger Mann, wie mir scheint«, fuhr sie fort. »Hätte ich gewollt, dass Ihr gefasst werdet, wäre ich zu Lord Larmund gegangen, dessen Provinz dies hier ist, und hätte ihm erzählt, was ich gesehen hab – anstatt Euch einen wohlmeinenden Ratschlag zu geben.«
Zögerlich entfernte sich seine Hand vom Knauf des kleinen Schwertes, doch Aralorn konnte in der Nähe ein Knarzen hören, das ihr verriet, dass irgendjemand eine gespannte Armbrust schussbereit hielt. »Ich werd’s ihr sagen.«
Aralorn stupste Schimmer mit den Knien an und ließ die Wegelagerer hinter sich.
Spät in dieser Nacht überquerte sie den ersten Bergpass, und am darauffolgenden Nachmittag den zweiten und letzten Pass vor Lammfeste.
Je nördlicher sie kam, desto tiefer wurde der Schnee. Aralorn wechselte ein ums andere Mal das Pferd, dennoch hatte Schimmer die meiste Arbeit, da er zum Durchbrechen der verharschten, knietiefen Verwehungen schlichtweg am besten taugte. Doch nach und nach, während über dem höchsten Punkt des Passes das Licht des neuen Tages heraufzog, neigte sich der Bergpfad wieder talwärts, und der Schnee wurde weniger. Müde schaukelte Aralorn im Sattel hin und her. Es war kein Zwei-Stunden-Ritt mehr bis Lammfeste, aber sie und die Pferde brauchten vorher auf jeden Fall noch eine Rast.
Die Straße führte an einem weiteren kleinen Dorf mit einer Herberge vorbei. Aralorn saß ab und führte ihre erschöpften Pferde zum Stallhof.
Wenn der Stallknecht sich über die Ankunft eines Gasts am frühen Morgen wunderte, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er erhob keine Einwände, als Aralorn ihm die Zügel des Rotschimmels in die Hand drückte und es selbst übernahm, sich um Schimmer zu kümmern. Das treue Schlachtross war keineswegs so wild, als dass es nicht ein Fremder hätte versorgen können, aber Aralorn hatte es sich angewöhnt, diese Aufgabe persönlich zu übernehmen, wenn sie von Unruhe geplagt war. Bevor sie ihr Sattel- und Zaumzeug verstaute, löste sie das Band von Schimmers Kandare. Dann ließ sie die Pferde behaglich dösend zurück und betrat durch die Stalltür die Herberge.
Der Gastwirt, den sie in der Küche antraf, war nicht derselbe Mann, an den sie sich von ihrem letzten Besuch her erinnerte, doch das Zimmer, in das er sie führte, war anheimelnd und sauber. Als sie endlich allein war, schloss sie die Tür, zog ihre Stiefel und Reithosen aus und kroch unter die wohlriechende Bettdecke. Zu müde, zu abgestumpft, um sich wie in den letzten paar Wochen vor dem Schlafen zu fürchten, gab sie sich dem Vergessen hin.
Der Traum setzte sanft ein. Aralorn wanderte durch einen Gang in der Burg des ae’Magi. Der Korridor sah genauso aus wie beim letzten Mal – damals, in jener Nacht, als der ae’Magi gestorben war.
Die bedrohliche Treppe ragte aus der Dunkelheit empor. Aralorn legte ihre Hand an die Wand und nahm die nach unten führenden Stufen, auch wenn es hier so finster war, dass sie kaum erkennen konnte, wohin sie ihre Füße setzte. Sie schmeckte das Grauen in ihrer Kehle, klebrig und beißend wie bitterer Honig, und sie wusste, dass irgendetwas Schreckliches auf sie wartete. Sie schritt eine weitere Stufe hinab und fand sich unversehens in einer engen steinernen Kammer wieder, in der es nach Abfällen und Ammoniak roch.
Eine Frau lag auf einem Holztisch, ihr Gesicht im Tode erstarrt. Trotz ihrer Leichenblässe und den feinen Falten, die der Schmerz in ihr Gesicht gezeichnet hatte, war sie schön; ihr feuerrotes Haar wirkte im Angesicht des Todes wie Hohn. Grobe, geschärfte Metallfesseln, dicker als die...
Erscheint lt. Verlag | 25.4.2023 |
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Reihe/Serie | Die fantastische Welt von Sianim |
Übersetzer | Michael Neuhaus |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Wolfsbane |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Abenteuer • All Age Fantasy • Aralorn • Aralorn – Der Verrat • Aralorn – Die Wandlerin • Drachen • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasyreihe • Fantasy Roman • Feind • Game of Thrones • Gestaltwandler • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Low Fantasy • Magier • Mörder • Rialla • Rialla – Die Sklavin • Romane für Frauen • Shamera • Shamera – Die Diebin • SIANIM • Sklavin • Spionin • Starke Frauen • Tolkien • Troll • Zauber • Zeitreisen |
ISBN-10 | 3-7517-4321-9 / 3751743219 |
ISBN-13 | 978-3-7517-4321-1 / 9783751743211 |
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