Kavaliertod auf Langeoog. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma,  Julia Brunjes

Kavaliertod auf Langeoog. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2023 | 1. Auflage
180 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-724-6 (ISBN)
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"Glaubt ihr etwa, dass er an meinem Fischbrötchen gestorben ist?" Auf der ostfriesischen Insel Langeoog liegt ein Toter in einem Strandkorb. Zu seinen Füßen ein halb gegessenes Fischbrötchen. Wurde Fabian Lorenz vergiftet? Aber wie soll dies vor Dutzenden Badegästen unauffällig vonstattengegangen sein? Die Langeooger Kommissare Fenja Bruns und Jonte Visser finden heraus, dass der Strandkorb von zwei Damen gemietet wurde. Und pikanterweise sind Silke und Nina Kamm nicht nur Schwestern, sondern beiden hat das Mordopfer gehörig den Kopf verdreht! Wer hat den Kavalier auf dem Gewissen? Ist eine tragische Eifersuchtsgeschichte eskaliert? In ihrem ersten gemeinsamen Fall auf der ostfriesischen Urlaubsinsel entdecken die Ermittler Bruns und Visser allerdings bald auch Hinweise auf ganz andere Zusammenhänge...

1


 

»Da sitzt ein Toter in meinem Strandkorb!«

Kommissarin Fenja Bruns von der Polizei Langeoog glaubte im ersten Moment an einen schlechten Scherz, als sie diese Worte am Telefon hörte. Es war mitten in der Hauptsaison, und an diesem strahlend schönen Sommertag saß sie natürlich nicht auf der Wache. Vielmehr patrouillierte sie mit ihrem Kollegen Jonte Visser an der westlichen Höhenpromenade. Die Polizistin hatte die Rufumleitung eingeschaltet, so dass alle Anrufe bei der Dienststelle auf ihrem Handy landeten. Sie wohnte schon lange genug auf der Insel, um die Stimme des aufgeregten Melders zu erkennen.

»Bleib, wo du bist, Jan! Jonte und ich sind in ein paar Minuten bei dir.«

Mit diesen Worten steckte sie das Gerät wieder ein. Jonte warf ihr einen fragenden Blick zu.

»Wieder eine Rangelei unter Badegästen?«

»Wenn es nur das wäre!Aber Jan Peters meldet eine Leiche in einem seiner Strandkörbe, er war ziemlich durch den Wind.«

Kommissar Jonte Visser blinzelte und schob seine Dienstmütze ein wenig in den Nacken. Nachdenklich meinte er: »Unten am Meeresrand herrscht doch Hochbetrieb. Da kann es nicht lange dauern, bis man eine leblose Person entdeckt.«

Während die beiden Inselpolizisten miteinander sprachen, eilten sie bereits Richtung Hauptstrand. Von der Höhenpromenade aus war es nicht weit bis zur Wasserlinie des Langeooger Strandes, der sich über vierzehn Kilometer erstreckte. Die allermeisten Urlauber schienen von dem makabren Fund noch nichts bemerkt zu haben. Es herrschte eine fröhliche und unbeschwerte Ferienstimmung. Kinder jagten im flachen Wasser hinter einem Ball her, Männer und Frauen entspannten in ihren Strandkörben oder auf ihren Badelaken, andere gingen einem Wassersport nach. Sowohl Fenja als auch Jonte kannten den Strandkorbvermieter Jan Peters schon seit vielen Jahren. Er war ein gebürtiger Insulaner, der sich normalerweise nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ. Doch nun war ihm die Nervosität schon von weitem anzusehen. Der hagere braungebrannte Peters hatte seine weiße Kapitänsmütze abgenommen und drehte sie mit beiden Händen, wobei seine starken Finger sich tief in den Mützenrand gruben. Er schaute abwechselnd nach links und rechts, als ob er jeden Moment mit einem Angriff rechnete. In seinen wasserblauen Augen glaubte Fenja nackte Angst erkennen zu können. Die Kommissarin trat auf ihn zu und legte beruhigend ihre Hand auf seinen sehnigen Unterarm.

»Immer mit der Ruhe, Jan. Hast du schon einen Arzt gerufen?«

Der Strandkorbvermieter rang nach Luft. Er antwortete: »Nee, wozu das denn? Der arme Kerl ist eindeutig tot – und ich trage die Schuld!«

Der letzte Halbsatz ließ Fenja aufhorchen. Warum glaubte Peters, die Verantwortung zu tragen? Sie beschloss, diesen Punkt später zu klären. Es war offensichtlich, dass er unter Schock stand. Außerdem kam es gewiss höchst selten vor, dass er einen Leichnam entdeckte. Woher hätte der Strandkorbvermieter wissen sollen, dass die Todesursache offiziell festgestellt werden musste?

»Ich werde Dr. Loos informieren.«

Dieser Satz kam von Jonte. Er hatte bereits sein Handy herausgeholt und rief den erfahrenen Mediziner an, der seit vielen Jahren auf Langeoog praktizierte. Fenja schätzte die Zusammenarbeit mit ihrem Kollegen sehr. Der sportliche blonde Kommissar und sie konnten sich aufeinander verlassen, was äußerst wichtig war – immerhin gab es auf der drittgrößten ostfriesischen Insel keine weiteren Polizisten. Am nächsten Morgen sollte allerdings eine neue Praktikantin auf Langeoog eintreffen. Ob sie bei der alltäglichen Arbeit eine Bereicherung oder ein Klotz am Bein sein würde, stand allerdings noch nicht fest. Während Fenja diese Gedanken durch den Kopf gingen, betrachtete sie den Toten genauer. Auf den ersten Blick schien er zu schlafen. Erst bei genauerer Betrachtung wurde deutlich, dass seine Brust sich nicht mehr hob und senkte. Die Lippen waren rissig, der Mund einen Fingerbreit geöffnet. Die Kommissarin schätzte den schlanken Mann mit der grauen Kurzhaarfrisur auf Anfang sechzig. Seine sorgfältig manikürten Hände deuteten darauf hin, dass er in seinem Leben niemals körperlich hatte arbeiten müssen. Seine Haut war gleichmäßig gebräunt, wie man es bei vielen Menschen sah, die sich auf den Inseln oft an der frischen Luft aufhielten. Die Kleidung bestand aus einer weißen Jeans, Leinenschuhen von derselben Farbe und einem blau-weiß gestreiften Polohemd einer Designermarke. Die Uhr an seinem Handgelenk war gewiss ein paar tausend Euro wert. Einen Ehering konnte Fenja an seinen Fingern nicht sehen.

»Hast du dem Mann deinen Strandkorb vermietet?«, fragte sie Peters. Er starrte sie an, als ob er einen Geist sehen würde.

»Nein, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen ...«, beteuerte er.

»Aber dieser Strandkorb gehört doch dir?«, vergewisserte Jonte sich. Sein Anruf beim Arzt war schon erfolgt, wie Fenja nebenbei mitbekommen hatte.

»Ja, den Toten kenne ich trotzdem nicht«, erwiderte Peters.

»Wir müssen erfahren, an wen du vermietet hast«, sagte Fenja.

»Das sind zwei Frauen, aber die Namen habe ich gerade nicht im Kopf … Ich hole mein Kassenbuch.«

Mit diesen Worten setzte der Strandkorbvermieter seine weiße Kapitänsmütze wieder auf und lief zu dem rot gestrichenen Holzverschlag, in dem er sich vor der Sonne schützte und auf Kunden wartete. Die Inselpolizisten hatten nun Zeit für einen kurzen Gedankenaustausch unter vier Augen.

»Ich kann keinen Hinweis auf Fremdeinwirkung erkennen, Fenja. Rings um uns sind Dutzende von Badegästen. Wenn jemand diesen Mann umbringen wollte, wird er es wohl nicht vor so vielen Zeugen getan haben.«

»Ja, auf den ersten Blick haben wir es mit einem natürlichen Tod zu tun. - vielleicht war ja etwas mit dem Fischbrötchen nicht in Ordnung?!«, erwiderte die Kommissarin. Sie ging in die Knie und hob ein halb gegessenes Fischbrötchen auf, das zu Füßen des Leichnams neben dem Strandkorb lag. Sie holte einen Beutel für Beweisstücke aus der Tasche ihrer Uniformhose und tat den Snack hinein. Dann fügte sie hinzu: »Hast du dich auch gefragt, warum Jan der Meinung ist, für diesen Todesfall verantwortlich zu sein?«

»Ja, das war merkwürdig – ah, da kommt der Doc!«

Jonte deutete auf einen älteren Mann mit Arzttasche, der durch den weichen Sand auf die Polizisten zu gestapft kam. Dr. Rickmer Loos war ein erfahrener Mediziner, auf dessen Urteil sich Fenja und Jonte verlassen konnten.

»Moin, wie lange sitzt der Patient denn schon in der prallen Sonne?«, wollte der Arzt zur Begrüßung wissen. Auf diese Frage konnten die Kommissare natürlich nichts entgegnen. Fest stand, dass der Strandkorb nicht vor dem intensiven Licht schützte, das durch die Nähe der weiten Nordsee-Wasserfläche noch verstärkt wurde. Die meisten Badegäste nutzten ihren Strandkorb auch als Schattenspender. Aber dafür war es nötig, dass man ihn im Lauf des Tages je nach Sonnenstand drehte.

»Keine Antwort ist auch eine Antwort«, murmelte Dr. Loos und begann mit der Untersuchung. Die Polizisten nahmen ihm die Bemerkung nicht krumm. Sie waren seine bärbeißige Art gewöhnt und wussten, dass er im Grunde das Herz auf dem rechten Fleck hatte. Fenjas und Jontes Anwesenheit hatte leider inzwischen die Aufmerksamkeit von etlichen Urlaubern geweckt. Die Schaulustigen bildeten einen Halbkreis um den Strandkorb. Immerhin besaßen sie genügend Pietät, um nicht mit ihren Handys zu filmen. Inzwischen hatte sich offenbar herumgesprochen, dass der Mann im Strandkorb nicht mehr lebte.

»Gehen Sie bitte weiter, hier gibt es nichts zu sehen«, rief Jonte. Doch es war sinnlos. Gegen die Neugier der Menschen schien kein Kraut gewachsen zu sein. Nun kehrte der Strandkorbvermieter zurück, indem er sich einen Weg zwischen den Gaffern bahnte. Peters schien sich ein wenig beruhigt zu haben.

»Dieser Strandkorb ist noch bis einschließlich Freitag dieser Woche an zwei Damen vermietet, sie heißen Silke und Nina Kamm. - Deshalb habe ich ja überhaupt versucht, den Mann anzusprechen. Und musste feststellen, dass er nicht mehr lebt.«

»Du wolltest dich vergewissern, ob er zu einer der Frauen gehört?«

»Richtig, Fenja. Man kann sich ja nicht einfach ungefragt in einen fremden Strandkorb setzen. Meine Kunden bezahlen schließlich für die Nutzung. - Ich hatte gerade einen anderen Korb weiter hinten vermietet und kam hier vorbei. Da erinnerte ich mich daran, dass ich diesen Mann nicht mit den zwei Frauen zusammen gesehen hatte. Also sprach ich ihn einfach an. Erst glaubte ich, dass er eingenickt wäre. Aber dann … hab ich ihn angefasst.«

Peters sah so aus, als ob ihm trotz der Hitze ein eiskalter Schauer über den Rücken laufen würde. Das konnte die Kommissarin gut verstehen. Sie hatte schon öfter einen Toten berühren müssen. Das war ein Erlebnis, das man nicht so leicht vergaß.

»Hast du die beiden Mieterinnen heute schon gesehen?«, fragte Jonte.

»Ja, irgendwann am Vormittag«,...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-724-5 / 3965867245
ISBN-13 978-3-96586-724-6 / 9783965867246
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