Tochter der Elbe (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

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2023 | 1. Aufl. 2023
592 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-3849-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tochter der Elbe - Ricarda Jordan
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Sie verliert alles und stellt sich doch mutig dem Schicksal!

Friedrichsdorf in der Haseldorfer Marsch, 1248: Die Zukunft der jungen Hilke als Frau eines Handwerkermeisters ist gesichert. Aber dann wird ihr Dorf durch eine Sturmflut verwüstet. Die 'Allerkindleinsflut' fordert zahlreiche Leben. Ausgerechnet Hein, der seit einem Unfall gelähmt ist, kann von Hilke gerettet werden. Die Dorfbewohner sind außer sich, denn ist die Flut nicht die Strafe Gottes dafür, dass in ihrer Mitte dieser unvollkommene junge Mann lebt? Hilke ist entschlossen, für ihren Freund aus Kindertagen zu kämpfen - koste es, was es wolle ...

Die Autorin entführt uns als Sarah Lark ins ferne Neuseeland, als Ricarda Jordan zeigt sie uns das farbenprächtige Mittelalter.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




<p>Ricarda Jordan ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Schriftstellerin. Sie wurde 1958 in Bochum geboren, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft und promovierte. Sie lebt als freie Autorin in Spanien.</p> <p>Unter dem Autorennamen Sarah Lark schreibt sie mitreißende Neuseeland- und Karibikschmöker, die allesamt Bestseller sind und auch international ein großes Lesepublikum erfreuen. Als Ricarda Jordan entführt sie ihre Leser ins farbenprächtige Mittelalter.</p>

Verzeihung, Meister!«

Der Junge rief erschrocken eine Entschuldigung, während er gleichzeitig versuchte, sich mit seinem ganzen Gewicht der Ladung Reetbündel entgegenzuwerfen, die eben vom Wagen polterte. Hein hatte versucht, das zuoberst auf dem Leiterwagen liegende Bündel herunterzuziehen, und Meister Knud konnte ihn gerade noch davor retten, unter dem Baumaterial begraben zu werden, das nun überall auf dem Kirchplatz verstreut lag. Zwei der Bündel waren zu allem Überfluss auch noch aufgegangen.

»Du solltest doch auf mich warten, bevor du mit dem Abladen anfängst!«, herrschte der Meister seinen Lehrling an.

»Ich dachte, ich kann’s schon. Bei Euch sieht’s doch immer so einfach aus«, rechtfertigte sich der Junge.

Er war sehr eifrig und unzweifelhaft ein kluger Kopf. Aber Meister Knud ertappte sich an diesem Tag nicht zum ersten Mal bei der Überlegung, dass Hein Maltesen nicht der geschickteste Handwerker war. Nun konnte das ja noch werden. Der Junge stand erst sechs Wochen in seinen Diensten, und er war gerade mal zehn Jahre alt. Der Meister beschloss, nicht vorschnell zu urteilen. Ein anderer hätte Hein sicher für sein Ungeschick gezüchtigt.

»Dann hilf mir jetzt aber schnell, das alles wieder in Ordnung zu bringen«, sagte er versöhnlich. »Bevor Vater Thomas sich beschwert, dass wir seinen ganzen Kirchplatz blockieren.«

»Sicher, Meister, gleich!«

Beflissen begann Hein, die davongerollten Bündel einzusammeln. Er konnte sie kaum heben. Der Junge war schmächtig und selbst nicht größer als die Reetbündel, die Meister Knud gleich auf das Dach der Kirche wuchten würde. Reetdächer mussten alle paar Jahre ausgebessert werden – Sonne und Wind ließen die Spitzen austrocknen und abbrechen. Bei der Kirche in Friedrichsdorf fiel in diesem Jahr zum ersten Mal eine Instandsetzung an. Das Gotteshaus war, wie alle Häuser in der Haseldorfer Marsch, erst wenige Jahre zuvor, als Friedrichsdorf gegründet wurde, gebaut worden. Vorher hatte man so nah an der Elbe nicht gesiedelt, weil der Fluss immer wieder über die Ufer trat. Die Elbmündung war tideabhängig, und wenn bei Sturmflut obendrein die Nordsee einbrach, kam es zu schweren Überschwemmungen. Dann hatten sich jedoch fleißige Bauern und Handwerker gefunden, die bereit waren, das Land einzudeichen und so zu sichern. Friedrich von Haseldorf, der Lehnsherr, hatte ihnen das gern erlaubt und ihnen Baumaterial und Gespanne zur Verfügung gestellt. Zum Dank hatten die Siedler ihren Ort nach ihm benannt.

Inzwischen brauchten die Friedrichsdorfer die Hilfe ihres Landesherrn nicht mehr, wenn es galt, ihre Häuser und ihre Deiche instand zu halten. Das Land war fruchtbar, die Gemeinde reich, und sie florierte. Das Ausbessern eines Daches für ihre Kirche konnten sich die Friedrichsdorfer mühelos leisten.

»Was ist das denn? Wollt ihr den Kirchplatz mit Reet decken?« In die helle Stimme des Mädchens, das jetzt mit einem Korb am Arm aus einer Seitengasse trat, mischte sich ein Kichern. »O weh! Warst du das wieder, Hein?«

Hilke, Meister Knuds achtjährige Tochter, hatte längst die gleiche Beobachtung gemacht wie ihr Vater. Hein war ein braver Junge, brachte aber keine besondere Begabung für seinen erwählten Beruf auf. Nun hatte man ihn wohl auch nicht gefragt, ob er bei Meister Knud in die Lehre gehen wollte. Sein Vater Malte besaß nur einen kleinen Hof, und obendrein lag sein Land direkt an der Elbe, sodass ihn die Deichdienste, zu denen er verpflichtet war, viel Geld und Arbeit kosteten. Hein war der jüngere seiner beiden Söhne, er würde also nichts erben, und so hatte Malte ihn beim nächstbesten Meister in die Lehre gegeben. Er mochte sich von einem Dachdecker in der Familie auch Unterstützung beim Deichdienst erhoffen. Um die Grassoden, mit denen man die Deiche bedeckte, an ihrem Platz zu halten, bis sie fest verwurzelt waren, wurden sie mit Reet bestickt. Wenn Hein den Umgang mit der Deichnadel erlernte und diese Arbeit an seinen freien Tagen für seinen Vater tun konnte, würde seine Familie viel Geld sparen.

»Ich hab’s nicht absichtlich gemacht«, beteuerte Hein und sah Hilke mit ernsten Augen an.

Hein hatte seltsam helle Augen von einem blassen Grün, und er schaute daraus meist freundlich, wenn auch etwas verträumt in die Welt. Um sein rundes Gesicht lockte sich volles braunes Haar.

»Ach nein?«, neckte ihn Hilke. »Wolltest du nicht meinen Vater ärgern, damit er dir dann womöglich nichts zu essen gibt?« Sie zeigte auf ihren Korb, der die Mittagsmahlzeit für ihren Vater und seinen Lehrling enthielt. »Weil du vielleicht keinen Hunger hast?«

»Doch, ich hab Hunger!«, erklärte Hein und schaute begehrlich in den Korb.

Seit er bei Meister Knud arbeitete, hatte er eigentlich immer Hunger, und das, obwohl Hilkes Mutter Wiebke ihre Familie gut und reichlich ernährte. Doch Hein war im Wachstum, und die schwere Arbeit forderte zusätzliche Energie. Frau Wiebke pflegte zu scherzen, der neue Lehrling fresse ihr die Haare vom Kopf.

»Erst wird Ordnung geschaffen!«, ermahnte Meister Knud.

Er stapelte die Bündel, die Hein heranrollte, in einer Ecke des Kirchplatzes aufeinander. Das ging recht schnell, nur das verstreute Reet musste noch neu gebunden werden.

»Warte, ich helfe dir!«, bot Hilke sich an und begann, die einzelnen Rohre behände zusammenzusammeln und so aufzustellen, dass Hein sie binden konnte. »Wie hast du es bloß geschafft, dass die alle vom Wagen gepurzelt sind? Hat Vater sehr geschimpft?«

Hilke und Hein kamen gut miteinander aus. Für Hilke war es fast so, als wäre mit dem neuen Lehrjungen ein Bruder ins Haus gekommen. Meister Knuds vorheriger Lehrling, der zwei Monate zuvor seine Freisprechung gefeiert hatte, war viel älter gewesen und hatte Hilke kaum beachtet. Hein dagegen brachte nach der Arbeit noch genug Energie auf, um mit ihr herumzualbern. Die Kinder liefen über die Marschwiesen und schreckten die Schafe auf, oder sie halfen einander auf Meister Knuds riesige Kaltblutstuten. Die gutmütigen Pferde ließen sich von dem einen Kind führen, während das andere ritt – Hilke, die wagemutigere der beiden, rang Helle oder Lütje mitunter sogar einen schwerfälligen Trab ab.

»Nein, dein Vater war sehr nachsichtig«, sagte Hein dankbar. »Meiner hätte mich wahrscheinlich verhauen. Aber jetzt will ich auch wirklich aufpassen und gute Arbeit machen. Der Meister soll keinen Grund haben, mich zu schelten!«

Schließlich lag alles Baumaterial ordentlich bereit. Hein griff hungrig nach Brot und Käse, nachdem Hilke das Mittagsmahl für die Männer auf der Ladefläche des Leiterwagens gerichtet hatte. Derweil ihr Vater und der Junge aßen, streichelte sie die Pferde, die ihre Köpfe freundlich zu ihr herabsenkten – sicher auch, weil sich immer Brotreste in ihren Taschen befanden.

»Wenn ich ein Junge wäre, würde ich kein Dachdecker«, erklärte das Mädchen. »Ich würde Pferdeknecht!«

Meister Knud lachte. »Na, da habe ich ja Glück, dass du ein Mädchen bist, sonst müsste ich mich mit einem aufsässigen Sohn herumärgern«, neckte er sie. Es war allgemein üblich, dass die Söhne das Handwerk ihrer Väter erlernten, egal, ob sie eine Neigung dazu verspürten oder nicht. »Wir können dich ja mit einem Pferdezüchter verheiraten«, fügte er dann hinzu, wurde jedoch unterbrochen, bevor er seiner kleinen Tochter konkrete Vorschläge unterbreiten konnte.

»Da ist Mutter!«, bemerkte Hein. Käthe, Bauer Maltes Frau, eilte eben geschäftig über den Kirchplatz, in Gedanken offenbar ganz woanders. Sie hatte Meister Knuds Wagen und ihren Sohn noch gar nicht bemerkt. »Darf ich hinlaufen und sie begrüßen?«

Meister Knud nickte. Schließlich waren sie ohnehin noch beim Essen. In dem Moment sah Frau Käthe aber auch schon auf und erkannte ihren Jungen. Sie kam sofort auf ihn zu.

»Ja, guten Tag, Heinrich! Noch nicht auf dem Dach?«, fragte sie freundlich.

Käthe war eine kleine, sehr energische Frau mit rundem Gesicht und stets roten Wangen. Ihr dunkles Haar hätte sich wohl ebenso gelockt wie das ihres Sohnes, hätte sie es nicht streng aufgesteckt und unter dem Gebende verborgen. Auch Heins Mutter hatte grüne Augen, ihnen fehlte nur der verträumte Ausdruck. Frau Käthe spähte stets hellwach in die Welt.

»Und auch Euch einen guten Tag, Meister Knud, und dir, Hilke!«

»Frau Käthe!« Meister Knud lächelte.

Heins Mutter war allgemein wohlgelitten – und sie war eine erfreuliche Erscheinung in ihrem adretten, wenn auch schon etwas abgetragenen blauen Kleid, über dem sie eine frisch gestärkte blütenweiße Schürze trug. Sie war nicht mehr ganz schlank, doch beweglich und lebhaft.

»Geht’s zu einer Wöchnerin, jetzt, um die Mittagszeit?«

Frau Käthe nahm im Dorf die Pflichten einer Hebamme wahr und verstand sich auch allgemein auf die Heilkunst. Erst im letzten Jahr hatte sie Meister Knud nach einem unglücklichen Sturz den Arm wieder eingerenkt.

»Nein, die meisten Kinder kommen nachts, zum Leidwesen einer jeden Hebamme«, gab Frau Käthe freundlich Auskunft. »Bauer Sören bat mich, mir sein Pferd anzusehen. Den neuen Hengst. Er lahmt wohl, und Sören ist sehr besorgt …«

Die Bauern von Friedrichsdorf ließen Mensch und Vieh bei Krankheiten und Verletzungen ähnliche Behandlungen angedeihen.

Meister Knud lachte dröhnend. »Um den Fiete? Den schönen Schwarzen? Das glaub ich wohl, dass er um den besorgt ist. Der muss ein Vermögen gekostet haben. Also, strengt Euch an, Frau Käthe, und seid ja nicht zu bescheiden, wenn Ihr Euren Lohn fordert!«

Sören gehörte zu den reichsten Bauern in Friedrichsdorf, und der elegante schwarze Hengst war nicht für die Landarbeit gedacht, sondern...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2023
Reihe/Serie Historische Romane von Bestseller-Autorin Ricarda Jordan
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Allerkindleinsflut • Behinderung • Flucht • Freundschaft • Friedrichsdorf in der Haseldorfer Marsch • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Jahrhundert Trilogie • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kreuzzüge • Liebe • Mittelalter • Rebecca Gable • Sarah Lark • Schicksal • Sturmflut • Suche • Tod • Verlobter • Warringham
ISBN-10 3-7517-3849-5 / 3751738495
ISBN-13 978-3-7517-3849-1 / 9783751738491
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