Die Sterne zum Greifen nah -  Severin Ulmann

Die Sterne zum Greifen nah (eBook)

Hutchkinsons erster Fall
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6523-7 (ISBN)
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Ein Konzert. Ein Toter. Ein Drama von ungeahntem Ausmass. Privatdetektiv Stanley Hutchkinson ermittelt. Es gibt mehrere Spuren und Verdächtige. Hinter der Kulisse einer Welt von Stars und Glamour tun sich ungeahnte Abgründe auf ...

Severin Ulmann, Autor von: Die Sterne zum Greifen nah - Hutchkinsons erster Fall.

Zwei


1


Seit dem blutigen Ende von Randy Fox war inzwischen schon fast eine Woche verstrichen. Die Polizei hatte noch keine genaueren Erkenntnisse zum Täter und die Ermittlungen schienen zwar teilweise Indizien und Hinweise zu liefern, doch diese führten zu keiner Spur, die man hätte verfolgen können. Und wenn es kurz so schien, als wäre ein Durchbruch gelungen, war es am Ende doch wieder nichts.

So war das auch bei Sue und Vera. Der Laborbefund ergab, dass das Blut auf dem Gothic Kleid von Sue nicht von Randy Fox stammte. Was Sue und Veras Geschichte glaubhaft machte. Es schloss zwar nicht aus, dass Vera und insbesondere Sue etwas mit dem Tod von Randy zu schaffen hatten – machte es aber so unwahrscheinlich, dass die Polizei sie vorläufig nicht mehr zum engeren Kreis der potenziellen Täter rechnete.

Dies hatte auch Frau Thompson den beiden persönlich etwas verblümt mitgeteilt und sich für das Vorgehen entschuldigt. Herr Klein stand nur daneben und nickte. Erst als Frau Thompson fertig war, konnte er sich noch zu wenigen Worten durchringen, die zusammengezählt gerade mal eineinhalb Sätze ergaben. Herr Klein war nicht gut darin, einen Fehler einzugestehen. Sie hatten zwar nur ihren Job gemacht, aber dennoch hatte sich der Verdacht gegen Sue nicht erhärtet.

2


In einem vornehmen Vorort befand sich ein weitläufiges Anwesen. Eine Frau weinte. Sie weinte nicht oft an jenem Tag. Bei zwei oder drei Gelegenheiten. Höchstens.

Bei einer dieser Gelegenheiten schwamm sie ihre Längen in ihrem türkisfarbenen Pool, der das Grün des Rasens unterbrach, um welches sich ein hauseigener Gärtner zu kümmern hatte. Gesäumt war der Boden um den Pool mit einigen kachelartigen Steinen und bot Platz für mehrere Liegen. Die Frau schwamm jeden Morgen 800 Meter. Dies entsprach genau 20 Längen. Doch als sie sich an jenem Tag im Wasser vorwärts schob, hielt sie nach 8 Längen inne und stoppte alle ihre Bewegungen. Sie hing einfach im Wasser mit dem Kopf nach unten geneigt und sah nicht ein, weshalb sie sich noch 12 weitere Längen quälen sollte. Noch nie hatte sie ihre selbst auferlegten 800 Meter nicht zu Ende geschwommen. Noch nie! Doch an jenem Tag verweilte sie kurz in ihrer selbstgewollten Bewegungsstarre, paddelte dann blitzschnell zu den Stufen des Pools und stieg zögerlich aus dem Wasser. Das Wasser floss an ihrer weichen Haut herunter. Ihre Haare waren vom Wasser getränkt und hingen dunkler und schwerer als sonst an ihrem Körper herunter.

Erst da bemerkte sie selber, dass von den vielen Wassertropfen in ihrem Gesicht einige salziger waren als andere und einige chloriger als andere. Dies hatte sie festgestellt, als sie ihre Zunge vorgestreckt hatte und über ihre Lippen gefahren war.

Da wurde ihr klar, dass sie die ganze Zeit geweint hatte im Pool. Bei dieser Feststellung kam es, dass die salzigen Wassertropfen in ihrem Gesicht zunahmen und die chlorigen immer weniger wurden. Dieser Zustand hielt an, bis sie sich in ein Tuch gewickelt und abgetrocknet hatte. Erst als sie geduscht und sich frisch gemacht hatte, hatte sie wieder das Gefühl, sich annähernd gesammelt zu haben. Sie hatte einen immensen Verlust zu beklagen. Und doch schämte sie sich ihrer Gefühle, da sie nicht einzig von einem Verlust durchzogen waren, sondern auch ein stückweit mit Scham verflochten schienen.

Ein zweites Mal weinte sie los, als sie sich einige Eiswürfel aus dem Gefrierfach holen wollte und alle auf den Boden geknallt waren und wie kleine Eishockey-Pucks auf dem Marmor in alle Himmelsrichtungen davon geschlittert sind.

Daraufhin knallte sie die Tür zum Gefrierfach zu und heulte erst richtig los, während sie auf allen vieren einigen Eisstücken auf dem Boden nachjagte. Als sie endlich einen Eiswürfel zu fassen bekam, glitt er ihr sogleich wieder davon. Verzweifelt hetzte sie ihm bis auf den Teppich hinterher, wo er hängen blieb. Sie riss das Eisstück empor, an welchem einige Stoffbauschen und ein oder zwei Katzenhaare von Hector, der Hauskatze, hingen.

Sie ließ den Eiswürfel als Höhepunkt ihres Sieges gegen den Eiswürfel in ein Glas Alkohol fallen, welchen sie sich vorher an der Hausbar eingeschenkt hatte. 40 Volumenprozent oder mehr, versteht sich. Eigentlich war es absolut daneben, einen Eiswürfel in diese spezielle Spirituose zu werfen, da man so weniger vom Geschmack mitbekam. Andersherum ging es ihr wohl genau darum. Sie wollte alle Empfindungen in sich abtöten. Da war das Vorgehen gar nicht so verkehrt und sie liebte es, das Glas leicht zu schwenken und das Klirren des Glases zu vernehmen, wenn das Glas mit dem Eiswürfel zusammenkrachte. Das verschaffte ihr eine Art von Befriedigung.

Sie ließ sich mit ihrem Fusel auf ihrem Sofa nieder und wählte eine Nummer, die sie vorher rausgesucht hatte. Die Nummer stand auf einer karamellfarbenen Visitenkarte. Auf der Vorderseite stand:

Stanley Hutchkinson

Privatdetektiv

Die Frau riss sich zusammen und schluckte alle ihre Tränen runter. Sie stand nochmals auf, sperrte ihre Augen mehrmals weit auf und schloss sie wieder, um ihre wässrigen Augen zu entfeuchten. Danach presste sie ihre Augenlider erneut zusammen, und tupfte sich mit einem Seidentuch ihre Augen und saugte so die noch verbliebene Tränenflüssigkeit auf. Und auch, wenn die Frau von niemandem gesehen wurde, so tat sie es doch für sich selbst. Endlich hatte sie einen emotionalen Zustand erreicht, der ihr halbwegs angemessen und erträglich schien, um endlich die Nummer auf der Rückseite der Visitenkarte zu wählen.

»Stanley Hutchkinson. Privatdetektiv.«

»Hier spricht Francine Fox.«

»Was kann ich für Sie tun, Frau Fox?«

»Ich habe Ihre Nummer von Ihrer Visitenkarte.«

»Es tut mir sehr leid, Frau Fox. Aber ich mag mich beim besten Willen nicht an Sie erinnern.«

»Das können Sie auch nicht.«

»Wie darf ich das verstehen?«

»Die Karte haben Sie mir nicht persönlich gegeben. Wir sind uns nie begegnet, soweit ich weiß.«

»Verstehe«, sagte Hutchkinson, obwohl er noch nicht verstand. Er hoffte auf eine genauere Ausführung, die prompt noch folgte. Fast ein bisschen zu detailliert, wie er dann fand. Andersherum waren Details sein Beruf.

»Ich weiß, dass Sie ein sehr exklusiver Privatdetektiv sind. Und einen auserlesenen Kundenkreis betreuen. Deswegen möchte ich auch nicht Ihre Zeit verschwenden.«

»Ich bitte Sie. Das ist schon richtig; ich nehme wenige Aufträge an. Und diese sind meist etwas exklusiv, wenn man so will. Aber es geht immer um Anliegen, die den Menschen wichtig sind. Und wenn es Ihnen nicht wichtig wäre, hätten sie mich vermutlich nicht kontaktiert. Sie verschwenden also keinesfalls meine Zeit.«

»Dann bin ich beruhigt. Wissen Sie, ich habe Ihre Karte von einer guten Freundin. Ronda Nussbaum. Sie hat mir gesagt, dass sie ihr sehr geholfen haben. Und da hat sie mir auf meine Bitte hin vor zweieinhalb Jahren Ihre Karte gegeben, für den Fall, dass ich mal jemanden bräuchte wie Sie. Ronda musste sich damals echt was bieten lassen von ihrem Mann Frederick. Der hat sie von vorne bis hinten belogen. Und was es seine Gefühle betraf, erst. Das ist ja fast das Schlimmste. Und dann fing der Mistkerl noch an, Kunstwerke, die Ronda und ihrer Familie gehörten, heimlich unter der Hand zu verkaufen, weil seine Investmentfirma Verluste machte. Selbst Bilder aus dem Familienmuseum der Nussbaums hat der verscherbelt. Wen Sie nicht gewesen wären, stände Ronda jetzt ganz wo anders.«

Hutchkinson erinnerte sich an Ronda Nussbaum und ihren Fall, ging jedoch nicht auf ihre Aussage ein. Wenn es um seine Klientinnen und Klienten ging, wahrte er ein Höchstmaß an Diskretion. Er wollte ihre Aussage weder bestätigen, verneinen oder sonst wie kommentieren. Da blieb nur eine Frage, die zu stellen war.

»Frau Fox, ist es Ihnen möglich, mir grob zu umreißen, was Ihr Anliegen ist?«

»Natürlich. Ich bin Francine Fox.«

»Das sagten Sie schon. Ich kann Ihnen leider nicht folgen.«

»Ich bin die Frau von Randy … ich meine, war die Frau von Randy Fox.«

»Randy, Fox dem Musiker?«

»Genau. Sind sie mit dem Fall vertraut?«

»Ihr Verlust tut mir sehr leid Frau Fox. Mein Beileid.«

»Danke.«

»Ich bin nicht genauer vertraut mit den Gegebenheiten. Nur was man in der Presse liest.«

»Können Sie heute bei mir vorbeikommen?«

»Welche Uhrzeit würde Ihnen gut passen?«

»Ich bin den ganzen Tag zu Hause, kommen Sie, wann Sie Zeit haben.«

»Wie lautet Ihre Adresse?«

»Warten Sie, ich könnte Sie von meinem Fahrer abholen lassen. Wenn Ihnen das entgegenkommt. Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen. Aber momentan möchte ich einfach das Haus nicht verlassen. Sie verstehen.«

»Das kann ich verstehen. Meine Adresse steht auf der Karte. Ich wäre ab 15:00 Uhr in meinen Büroräumlichkeiten. Ihr Fahrer könnte mich ab dann abholen. Das kommt mir sehr entgegen. Vielen...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7562-6523-4 / 3756265234
ISBN-13 978-3-7562-6523-7 / 9783756265237
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