Trevellian und die Marionetten der Mafia: Kriminalroman -  Jan Gardemann

Trevellian und die Marionetten der Mafia: Kriminalroman (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7342-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
von Jan Gardemann Als Sheriff Thomas Crokle tot in einem Vorgarten gefunden wird, finden die ermittelnden Polizisten ein Schreiben in seinem Besitz. Der Tote hatte demnach den Auftrag Frederic Ashton in New York ausfindig zu machen. Als die FBI-Agenten Jesse Trevellian und Milo Tucker diese Aufgabe übernehmen, stolpern sie über eine Drogenküche des ehemaligen Häftlings. Lieutenant Arnham von der Mordkommission geht deshalb davon aus, dass Ashton der Mörder ist. Milo und Jesse haben jedoch ein ungutes Gefühl bei dieser einfachen Lösung. Und tatsächlich erweist sich das Schreiben von Crokle als Fälschung.

2. Kapitel


Auf den Straßen von Hunters Point herrschte um die Mittagszeit rege Betriebsamkeit. Die Angestellten der umliegenden Banken, Geschäfte und Versicherungen schwärmten aus, um in den Schnellrestaurants, den Imbissen und Drug Stores im Schatten der Queensboro Bridge etwas zu essen.

Während Scott Winters die Passanten betrachtete, die sich um einen Puerto Ricaner gescharrt hatten, der vor einem kleinen Klapptisch stand und mit drei Walnussschalenhälften herumhantierte, huschte ein dünnes Lächeln über sein feistes Gesicht. Gelassen trat der Bankangestellte aus dem Schatten der Markise eines Bekleidungsgeschäftes hervor und setzte seinen Weg über die Queen Plaza North fort. Auf der parallel verlaufenden Bridge Plaza North herrschte der übliche hektische Verkehr. Und auch von der Queensboro Bridge auf ihren rostigen Stahlträgerstelzen schallte brüllend der Verkehrslärm herab.

Noch vor wenigen Tagen wäre Winters ungerührt an der Menschenansammlung vorbeigegangen, ohne der Szene auch nur einen Seitenblick zu widmen. Doch jetzt ertappte er sich dabei, dass er die Männer und Frauen, die den Spieltisch umstanden, aufmerksam musterte.

Der junge Mann, der dem Hütchenspieler gegenüberstand und auf die Walnussschalen starrte, die der Puerto Ricaner ungelenk über die Tischplatte schob, ordnete Winters als Lockvogel ein. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass der Hütchenspieler sich eine beachtliche Geschicklichkeit hatte antrainieren müssen, bevor er von seinem Boss diesen Posten bekam. Dass er die Nussschalen jetzt verhältnismäßig langsam und offenbar nicht sehr geschickt hin und her schob, war reine Absicht. Winters hatte gesehen, unter welche Nuss der Spieler die rote Kugel gelegt hatte und hätte aufgrund der Ungeschicklichkeit des Puerto Ricaners genau bestimmen können, unter welcher der Walnüsse, sich die Kugel befand.

In diesem Moment brachte der Hütchenspieler die drei Nussschalen in eine Reihe und sah sein Gegenüber auffordernd an.

Unentschlossen deutete der Mann auf die Nuss in der Mitte, woraufhin unter den Zuschauern ein ungläubiges Raunen anhob, denn auch sie hatten die Wanderung der verborgenen roten Kugel genau mitverfolgt und wussten, wo sie sich befand.

»Leider verloren«, bemerkte der Puerto Ricaner trocken, während er die angezeigte Nuss hochhob.

»Verflucht!« schimpfte der junge Mann nicht sehr überzeugend, während der Hütchenspieler die Zehndollarnote, die der Lockvogel gesetzt hatte, in seiner Hosentasche verschwinden ließ.

Winters, der die Gruppe inzwischen erreicht hatte, erspähte in diesem Moment den Aufpasser der Betrügerbande. Es handelte sich um einen schlanken Mann in einem fadenscheinigen Anzug, der etwas abseits am Straßenrand stand und die Umgebung unauffällig im Auge behielt. Dabei mimte er den wartenden Passanten, der das Spielgeschehen aus Langeweile verfolgte. Sollte sich aber ein Cop zeigen oder ein Streifenwagen auftauchen, würde er seine Komplizen mit einem vorher abgesprochenen Zeichen warnen, sodass diese sich schnell aus dem Staub machen konnten.

»Dieser Trottel«, sprach eine Frau Winters plötzlich an. Sie hatte schwarz gefärbtes, langes Haar und trug Piercingringe in den Augenbrauen und den Nasenflügeln. »Ein Blinder hätte erkennen müssen, wo die Kugel sich befindet.«

Winters war drauf und dran, der Frau, die seiner Einschätzung nach auch zu der Bande gehörte, zu sagen, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte. Doch er blieb stehen und nickte kaum merklich.

»Wollen Sie nicht auch Ihr Glück versuchen? So schnell wie hier werden Sie in Ihrem Job bestimmt kein Geld verdienen.«

Winters ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. Doch er hätte nicht sagen können, welcher von den Männern der Boss der Bande war. Ihm fiel jedoch ein schmächtiger Bursche auf, dessen Gesicht puterrot angelaufen war und der nervös mit seiner Brieftasche herumfuchtelte, während er mit einem Mann stritt.

Auch ohne seine langjährige Erfahrung erkannte Winters in dem gestressten Burschen ein Opfer der Gang. Wahrscheinlich hatten sie ihn bis auf den letzten Cent ausgenommen. Die beachtliche Anzahl an Schaulustigen ließ Winters außerdem vermuten, dass die Gang an diesem Standort schon länger agierte. Die Brieftasche des Boss’, an den der Gewinn nach Erhalt augenblicklich abgegeben wurde, musste prall gefüllt sein.

»Also schön«, sagte Winters zu der Frau. »Versuche ich mal mein Glück. Ich habe sowieso gerade nichts Besseres vor.«

Die junge Frau drängte einige Schaulustige beiseite, um Winters den Weg zum Spieltisch zu ebnen.

»Wie viel wollen Sie setzen?«, fragte der Puerto Ricaner routiniert.

»Hundert Dollar«, sagte Winters und zog einen Schein aus seiner Brieftasche. Er wusste, der Hütchenspieler würde in Anbetracht dieser Summe auf das übliche Geplänkel verzichten, das er unweigerlich veranstaltet hätte, wenn der Einsatz nur gering gewesen wäre. Er hätte sein Opfer gewinnen lassen, um ihn zu einem höheren Einsatz zu motivieren. Doch nun würde er den Gewinn ohne viel Federlesen einstreichen, zumal die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei jeden Moment auftauchen würde, ziemlich hoch war.

Der Hütchenspieler nahm den Schein entgegen und legte ihn unter einen Stein. Mit flinken Fingern begann er dann sein Spiel mit den Walnusshälften. Winters versuchte gar nicht erst, dem Verwirrspiel zu folgen. Er wusste ohnehin, dass er keine Chance hatte, die rote Kugel aufzuspüren, da der Spieler sie inzwischen mehrfach unter eine andere Nuss geschoben hatte.

Gelangweilt tippte er auf die rechte Nuss, nachdem der Puerto Ricaner das Geschiebe beendet hatte.

»Tut mir leid, Mister. Sie haben verloren«, erklärte der Hütchenspieler, während er die Nussschale kurz lüpfte. Anschließend raffte er den hundert Dollar Schein an sich. Und während er so tat, als würde er die Banknote in seine Hosentasche stecken, drückte er sie einem muskulösen Mann in die Hand, der zusammen mit anderen Personen hinter dem Puerto Ricaner stand und etwa im selben Alter war, wie Winters.

»Da habe ich wohl Pech gehabt«, sagte Winters gepresst. Diesmal zog er einen Zehndollarschein hervor. Er hatte vor, das Spiel so lange fortzuführen, bis die Polizei auf der Bildfläche erschien.

Winters kam jedoch nicht mehr dazu, ein neues Spiel zu machen. Der gelangweilt am Straßenrand stehende Mann stieß plötzlich einen schrillen Pfiff aus.

Hektisch ließ der Puerto Ricaner die Nüsse in seiner Tasche verschwinden, klappte den Tisch zusammen und klemmte ihn sich unter den Arm.

Zwei Cops waren um eine Hausecke gebogen und näherten sich der Menschenansammlung zielstrebig.

Der Mann, dem der Hütchenspieler das Geld zugesteckt hatte, hatte sich abgewandt und eilte zusammen mit anderen Passanten auf die Straßenkreuzung zu. Winters setzte sich auf seine Fersen und überquerte die Straße in Richtung Queensboro Bridge, als die Fußgängerampel auf Grün sprang.

Unterdessen rannten die beiden Cops hinter dem flüchtenden Hütchenspieler her. Doch als sie sich an den Schaulustigen vorbeischieben wollten, verstellten die anderen Gangmitglieder ihnen den Weg, indem sie sich wie tollpatschige Passanten gaben.

Winters richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Boss der Bande. Eiligen Schrittes schob dieser sich an den wartenden Fahrzeugen vorbei, die auf der Fahrbahn unter der Brücke im zäh fließenden Verkehr feststeckten.

Obwohl der Mann, dessen leicht ergrautes Haar militärisch kurz geschnitten war, sich mehrmals umblickte, um sich zu vergewissern, dass ihm kein Polizist folgte, schien er Winters nicht zu bemerken, der sich unter die Passanten gemischt hatte, die die Straße überquerten. Auf dem gegenüberliegenden Fußweg angekommen, wandte sich der Mann nach links und strebte auf einen blau gestrichenen Bretterzaun zu, hinter dem sich eine Baustelle befand. Er hob eine lose Zaunlatte an und verschwand hinter der Bretterwand.

Winters wartete einen kurzen Moment, bis die Menschenmenge sich verlaufen hatte, und schlenderte dann ebenfalls zum Bauzaun hinüber. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass er nicht beobachtet wurde, folgte er dem Mann.

Wegen seiner Leibesfülle war es für Winters nicht ganz einfach, sich durch den engen Spalt zu zwängen. Auf der anderen Seite angekommen, blickte er sich um.

Nur wenige Schritte von dem Bretterzaun entfernt stand eine Reihe von Bauwagen, die den Blick auf die Baugrube verstellten. Außer dem Boss der Hütchenspielergang hielt sich auf dem schmalen Sandstreifen zwischen Zaun und Bauwagen keine Menschenseele auf.

Der Mann hatte Winters den Rücken zugekehrt und zählte die Beute. Der Stapel Banknoten, den er in den Händen hielt, war beachtlich. Sollten die Cops den Hütchenspieler wider Erwarten doch noch fangen, würden sie kein Geld bei ihm finden und müssten ihn aus Mangel an Beweisen wieder laufen lassen.

Winters zögerte einen Moment, überlegte, ob er wieder umkehren und seiner Wege ziehen sollte. Doch dann trat er doch von hinten auf den Mann zu, der erschrocken herumwirbelte, als Winters Schatten auf ihn fiel.

Ein kaltes spöttisches Grinsen stahl sich auf die Lippen des Betrügers. Offenbar hatte er Winters wiedererkannt.

»Was wollen Sie?«, fragte er spöttisch, wobei er nicht die geringsten Anstalten machte, das erbeutete Geld vor dem Fremden...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-7342-7 / 3738973427
ISBN-13 978-3-7389-7342-6 / 9783738973426
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 956 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49