Das rabenschwarze Ding -  Klaus-Dieter Soja

Das rabenschwarze Ding (eBook)

Die Katastrophe
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2023 | 1. Auflage
440 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-8877-0 (ISBN)
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Der Roman spielt rund 50 000 Jahre in der Zukunft. Drachen, Elfen, Zwerge, Geister, Menschen, Mutanten und außerirdische Rassen leben in kleiner Zahl auf einer Erde, die nichts mehr mit der des 21. Jahrhunderts gemein hat. Die menschliche Zivilisation ist mit all ihren Bauwerken und technischen Errungenschaften in einem großen Sternenkrieg untergegangen. Nur wenige Menschen überlebten das Inferno. Ihre Nachkommen fristen ihr Dasein auf der Entwicklungsstufe des ausgehenden Mittelalters, auch wenn viele Fragmente des "Alten Wissens" noch vorhanden sind. Konflikte zwischen so gegensätzlichen Lebensentwürfen sind unvermeidbar. Die Menschen fühlen sich unterdrückt, einige außerirdische Rassen trauern ihrer ruhmreichen (blutigen) Vergangenheit nach, die Mutanten sinnen auf Rache, die Geister sind unberechenbar und die Zwerge haben nur Gold und Edelsteine in ihren Köpfen. Die Hauptpersonen sind ein älterer Mann (Beowulf) und zwei ca. zwölfjährige Mädchen (die Zwillinge Sarah und Rabea). Ihr Leben ist in ständiger Gefahr, da sie unaufhaltsam tiefer und tiefer in die sich zuspitzende Auseinandersetzung zwischen Menschen und Außerirdischen hineingezogen werden. Der Märchenroman umfasst acht Bücher. Alle acht Bücher erscheinen im Jahr 2023.

Klaus-Dieter Soja, geboren 1945 in Berlin, wuchs in Espelkamp (Ostwestfalen) auf. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft wandte er sich der Informatik zu und blieb ihr 26 Jahre treu. Die letzten 15 Berufsjahre war er als Informatikleiter (Anwendungsentwicklung) in einem weltweit operierenden Chemiekonzern tätig. Mit 51 Jahren beendete er seine Informatik-Laufbahn. Seitdem widmet er sich seinen Interessen, als da sind: Mathematik, Physik, Astronomie, Kosmologie, Musik (Keyboard, Klavier) und Literatur. Mit dem achtbändigen Märchenroman (20 Arbeitsjahre) hat er sich einen Jugendtraum erfüllt. Klaus-Dieter Soja lebt heute auf einem Bauernhof nahe Münster (Westfalen).

Das Abenteuer


Das Tagesziel war nicht mehr fern. Beowulfs Gedanken verweilten schon beim Abendessen, als Thor, sein treuer Gefährte, warnend knurrte. Sofort blieb Beowulf stehen und schaute sich um. Der erste Blick ergab nichts. Um besser zu sehen, beschattete er die Augen mit der Hand. Es war umsonst. Ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf. Doch Beowulf ließ sich nicht beirren. Knurrte Thor, hatte das stets seinen Grund.

Etliche Sekunden verstrichen.

Schließlich entdeckte er drei dunkle, noch sehr kleine Punkte, die seiner Spur folgten – zumindest konnte man es so deuten. Beowulf beschlich ein ungutes Gefühl und ging die Liste seiner möglichen Verfolger durch. Es gibt nicht wenige, die mir feindlich gesinnt sind. Oder ist es nur lichtscheues Gesindel, das sich zufällig an meine Fersen geheftet hat?

Minuten später verwarf er diese Gedanken. Die dunklen Punkte strebten nach Süden, ohne sich um Deckung zu kümmern. Ihr Weg führte wohl nach Rydaheim, der einzigen Stadt weit und breit. Trotzdem wollte Beowulf nichts riskieren. Es kam ihm seltsam vor, in einer menschenleeren Wildnis auf Fremde zu stoßen. Darüber hinaus war völlig offen, wie sie reagieren würden, wenn sie ihn entdeckten. So versteckte er sich in einer Buschgruppe.

Mit Argusaugen verfolgte Beowulf das Anwachsen der dunklen Punkte. Zugleich spürte er ein unangenehmes Kribbeln in seinen Knochen. Jedes Mal, wenn er dieses Kribbeln verspürte, konnte er sicher sein, dass ihm etwas Ungewöhnliches bevorstand.

Eine dunkle Ahnung beschlich ihn.

Wenig später wurde seine Ahnung zur Gewissheit. Schwarze Mönche! Schatten! Es sind Boaden!

Die Menschen, die die Schwarzen Mönche ablehnten, nannten sie Schatten. Diesen Namen verdankten sie ihrem Äußeren. Ausnahmslos alle trugen schwarze Kutten mit Kapuzen. Auf diese Weise verbargen sie ihre Gestalt, was an sich noch kein Grund zur Beunruhigung war. Das eigentlich Beunruhigende waren ihre Gesichter – genauer gesagt: das Fehlen ihrer Gesichter. Sie hatten keine. Dort, wo andere ein Gesicht haben, gähnte eine schwarze Leere. Kein Mensch konnte sich das erklären. Nicht einer wusste, wer sie waren und wie sie wirklich aussahen.

Beowulf wusste einiges über sie – mehr als alle anderen Menschen – aber es war kein entscheidendes Wissen. Ihr wahres Aussehen und ihre Absichten waren auch für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Trotzdem gab er sich keinen Illusionen hin. Sie werden uns Menschen über kurz oder lang übel mitspielen. Für ein gemeinsames Nebeneinander sind die Unterschiede einfach zu groß.

Er konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart, achtete auf ausreichend Deckung, schirmte seinen Geist ab und harrte der Dinge. Gegen drei Boaden hatte er keine Chance. Schon einer war überaus gefährlich.

Was machen sie hier?, schoss es ihm durch den Kopf. Normalerweise trifft man sie nur im Süden, wo mehr Menschen leben. Eine befriedigende Antwort fiel ihm nicht ein, obwohl er einiges an seinen fünf Fingern abzählen konnte. Sie müssen jenseits der Schrecklichen Sümpfe hoch im Norden gewesen sein. Im Osten herrschen die Centaurianer, die keine Boaden dulden, und den Westen sperren die Grauen Berge.

Mittlerweile waren die Boaden gut zu erkennen. Ihr Anblick war das gestaltgewordene Grauen. Beowulf konnte sich einer leichten Gänsehaut nicht erwehren, obwohl er schon gegen sie gekämpft hatte. Durch seinen Kopf geisterte die schon oft gestellte Frage: Wer oder was steckt hinter dieser seltsamen Schwärze? Ich würde es allzu gern wissen, auch wenn dieses Wissen sicherlich seinen Preis hat.

Sein Schwert hielt er kampfbereit. Es galt, keine Sekunde zu verlieren, sollte es zum Äußersten kommen. Auch bei Thor waren alle Sinne angespannt. Die Rute stand waagerecht und bewegte sich keinen Millimeter.

Man war nie sicher, ob die Boaden einen entdeckten oder nicht. Sie besaßen andere Sinne – nichtmenschliche Sinne. Zum Beispiel konnten sie einen nicht abgeschirmten Geist mit ihren telepathischen Kräften aufspüren. Das war Beowulf bekannt. Doch was sie darüber hinaus konnten, war ihm nicht bekannt. Ohne es zu wollen, dachte er darüber nach: Spüren sie die abgestrahlte Körperwärme? Orientieren sie sich an Gerüchen?

Die schwarzen Gestalten achteten nicht auf ihre Umgebung. Nicht eine Kapuze drehte sich nach links oder rechts. Die Wildnis mit ihren verwurzelten Schönheiten schien ihnen völlig egal zu sein. Sie passierten Beowulf in einer Entfernung von gut zwanzig Metern. Kein Wort fiel, kein Grashalm raschelte. Ihre lautlosen Schritte waren genauso gespenstisch wie ihr Aussehen.

Erneut fühlte sich Beowulf von den fehlenden Gesichtern irritiert. Sie sind schwarz wie die feuchte Erde unter einem Stein, aber sie riechen nicht nach Erde, sondern nach Tod und Verderben.

Dann war der Spuk vorbei. Die schwarzen Gestalten schrumpften wieder zu Punkten, die sich bald im Grün der Bäume und Büsche verloren.

Beowulfs Blick wanderte den Horizont entlang und blieb an der tiefstehenden Sonne hängen. Der rötlich leuchtenden Scheibe fehlten nur noch wenige Minuten, um die ferne Bergkette zu berühren. Das malerische Bild brachte ihn auf andere Gedanken. Wer weiß heute noch, dass die lebensspendende Sonne ein riesiger Gasball ist, der 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt steht. Diese Unwissenheit darf aber den Menschen nicht angekreidet werden. Der ständige Kampf um die Existenzgrundlage frisst jeden Tag. Alles, was darüber hinausgeht, ist purer Luxus.

Er selbst gönnte sich ein wenig Luxus und beschloss, den Sonnenuntergang zu genießen und den heraufziehenden Sternenhimmel zu begrüßen. Eine gewisse Vorsicht war mit im Spiel. Beowulf wollte den Boaden nicht in die Hacken laufen. So suchte er sich eine kräftige Birke, setzte sich ins weiche Gras und lehnte seinen Rücken gegen den Stamm.

Thor sah es und wusste, dass er nun eigene Wege gehen konnte. Einen langen Moment war er noch unschlüssig, dann trollte er sich.

So richtig konnte Beowulf den Sonnenuntergang nicht genießen. Immer wieder geisterten die Boaden durch seinen Kopf. Sie werden uns Menschen vernichten, wenn wir nichts tun. Was sollen wir tun?

Er dachte an seinen nur wenige Wochen zurückliegenden Misserfolg. Er war im Osten gewesen, um die Centaurianer für einen Kampf gegen die Boaden zu gewinnen. Sie hatten abgelehnt. Seine Gedanken wanderten weiter. Wehmut beschlich ihn, als er seinen größten Verlust vor Augen hatte. Hätte ich mein einzigartiges Schwert, müsste ich die Boaden nicht fürchten. Ich könnte es sogar mit einem halben Dutzend dieser rabenschwarzen Kreaturen aufnehmen.

Um auf andere Gedanken zu kommen, kramte Beowulf nach Pfeife und Tabak. Als er beides in den Händen hielt, stopfte er den Kopf übertrieben genau. So dauerte es einige Zeit, bis die Pfeife zu seiner Zufriedenheit brannte. Die ersten Züge genoss er bewusst, dann ließ er sich ablenken. Sein Blick ging gen Westen. Für ihn war es immer noch faszinierend, zu erleben, wie der Tag von der aufkommenden Nacht aufgesogen wurde, obwohl er schon viele, viele tausend Jahre dieses Naturschauspiel genossen hatte.

Sein wirkliches Alter wusste Beowulf nicht mehr. Schon vor langer Zeit hatte er aufgehört, die Jahre zu zählen. Er wusste nur, dass er auf keinen Fall älter als 49000 Jahre war. Vor knapp 50000 Jahren zählte die Bevölkerung mehrere Milliarden Menschen. Die Mehrzahl lebte in riesigen Städten und war von einer heute nicht mehr vorstellbaren Technik umgeben. An solch einen Lebensabschnitt konnte Beowulf sich nicht erinnern. Auch der Große Sternenkrieg sagte ihm nichts. Das reduzierte seine mögliche Lebensspanne um weitere 13000 Jahre – so lange dauerte der mörderische Krieg, der fast alles und jeden in den Abgrund gerissen hatte.

Doch ganz ohne Vergangenheit war er nicht. Er erinnerte sich an hohe Fenster, an dicke Teppiche und an mit Büchern vollgestopfte Regale. Ihm fiel das Kohlenbecken ein, dessen Glut stets wohlige Wärme gespendet hatte. Ein anderer Erinnerungsfetzen hatte mit seinem Kinderzimmer zu tun. Über seinem Bett hing eine aus Silber gehämmerte Scheibe Sie stellte den Mond dar. Das war alles. Mehr gab es nicht. An seine Eltern konnte er sich nicht mehr erinnern. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Er hatte das Gefühl, das Leben weggehängt zu haben, so wie man eine alte Jacke weghängt.

Allzu viele Gedanken machte er sich nicht mehr über seine unbekannte Herkunft und rätselhafte Langlebigkeit. Es gab auch andere langlebige Menschen – allerdings ging deren Langlebigkeit so gut wie nie über 500 Jahre hinaus. Bei den Mutanten und Zwergen war das anders. Beide Völker besaßen eine bemerkenswerte Langlebigkeit.

Zeitgenossen hätten Beowulf auf vierzig bis fünfzig Jahre geschätzt. Sein wettergebräuntes Gesicht – es wurde von dunkelblondem Haar mit angedeutetem Mittelscheitel eingerahmt – verriet strotzende Vitalität, und den braunen Augen haftete etwas Jugendliches an. Sie blickten höchst lebendig und ließen auf einen wachen und scharfen Verstand...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7578-8877-4 / 3757888774
ISBN-13 978-3-7578-8877-0 / 9783757888770
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