Saphire des Grauens: Romantic Thriller Mitternachtsedition 17 -  Ann Murdoch

Saphire des Grauens: Romantic Thriller Mitternachtsedition 17 (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
120 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7259-7 (ISBN)
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von Ann Murdoch Der Umfang dieses Buchs entspricht 104 Taschenbuchseiten. Bei einem Besuch in Venedig findet sich Clarice Ambrid zwischen zwei Verehrern wieder, Lord Culter und einem geheimnisvollen Magier. Schon bald darauf führt sie das Vermächtnis ihres Vaters auf gefahrvolle Wege. Enthüllungen bahnen sich an, und die junge Frau muss Entscheidungen treffen, die ihr sehr schwer fallen. Zudem zieht sie ein rätselhaftes Artefakt unentrinnbar in einen düsteren Abgrund hinein ...

3


Ein Traum in einem Traum?

Clarice erwachte und brauchte einige Augenblicke, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand. Ihre Träume waren wirr und beängstigend gewesen. Oder nein, nicht nur beängstigend, auch aufregend. Sie war durch ein düsteres Labyrinth gelaufen, eine sanfte betörende Stimme hatte sie geleitet oder vielleicht auch verfolgt. Blaue Augen versuchten sie zu bezwingen, Augen, aus denen ihr plötzlich Feuer entgegenschlug. Sie war auf der Suche gewesen – auf der Suche nach zwei Augen, die ... Ach, Unsinn, dieser Karneval in Venedig brachte sie wirklich völlig durcheinander. Ihr Blick fiel auf das rote Kleid, welches sie am Abend nur ausgezogen und achtlos über einem Stuhl liegen gelassen hatte. Das war mit Sicherheit kein Traum.

Francis, der Magier. Ein ungewöhnlicher Mensch. Sie hatte sich gestern noch zusammen mit Lymond den Kopf zerbrochen, wie ihre Verwandlung vor sich gegangen war, aber sie wusste beim besten Willen nichts dazu zu sagen.

„Dieser Kerl hat dich hypnotisiert“, behauptete der Mann.

„Dann muss er das mit dir auch gemacht haben, und mit dem ganzen übrigen Publikum. Aber vielleicht will ich es auch gar wissen. Überleg nur mal, wie lange es dauert, diese Roben richtig anzuziehen. Er müsste auch die Zeit angehalten haben.“

„Er hat dich sehr beeindruckt, nicht wahr?“

Clarice spürte den lauernden eifersüchtigen Unterton in seinen Worten. Sie lachte auf und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.

„Natürlich hat er mich beeindruckt, ebenso wie dich, gib es ruhig zu. Aber jetzt sollten wir das Thema wechseln, es führt zu nichts. Soll er sein Geheimnis behalten, es bleibt ein bisschen Zauber zurück.“

So ganz war Lymond nicht einverstanden gewesen, hatte sich dann aber ihrem Wunsch gefügt. Und heute nun wollten sie sich unter den Karneval auf den Straßen, Plätzen und Kanälen mischen.

Auf dem Markusplatz herrschte ein unglaubliches Treiben, in den Kanälen, in den Gondeln, wimmelte es von Menschen, und an jeder Ecke gab es neue Maskeraden zu bestaunen. Die traditionellen venezianischen Masken hatten Clarice seit jeher fasziniert. Ein völlig fremdes, neutrales Gesicht ohne Emotionen unter einem Umhang mit einer Kapuze gewährte absolute Anonymität, obwohl heutzutage oftmals nur die Hälfte des Gesichts bedeckt war. Auch hier herrschte die Garderobe vergangenen Zeiten vor, aufwendige Kleider für die Damen, streng geschnittene Anzüge und Hemden für die Herren, ein Zwei- oder Dreispitz und ein Umhang. Der Phantasie waren selbstverständlich keine Grenzen gesetzt.

Clarice hatte sich bereits in ihr Kostüm gekleidet. Da sie nicht so gern mit dem hinderlichen Kleinkram durch die Straßen laufen oder mit der Gondel fahren wollte, hatte sie sich schon im Vorfeld entschieden, als Mann aufzutreten. So trug auch sie heute eng anliegende Hosen, ein Rüschenhemd mit Spitzen an den Manschetten, einen schwarzen Gehrock und darüber einen Umhang, der außen schwarz schimmerte, innen jedoch mit violetter Seide gefüttert war.

So saß sie schon am Frühstückstisch, den Umhang auf einen Stuhl gelegt, als auch Lymond endlich erschien. Er wirkte müde und übernächtigt, doch seine Miene hellte sich auf, als er Clarice erblickte. Anerkennend musterte er ihren Aufzug, dann lachte er leise.

„Du wirst deine wundervollen roten Haare unter der Kapuze verstecken müssen. Sonst glaubt niemand, dass du ein Mann bist.“

„Oh, wir haben Karneval – Narrenfreiheit“, gab sie zurück. „Geht es dir nicht gut?“

„Ich habe rasende Kopfschmerzen“, gestand er. „Aber nach einem Kaffee und zwei Aspirin wird es sicher besser werden. Schließlich haben wir heute noch etwas vor.“

Lymond war ähnlich gekleidet wie Clarice, allerdings hatte er farbenfrohe Kleidung gewählt, sein Gehrock leuchtete wie ein Regenbogen, und der Umhang war mit seltsamen Zeichen bedeckt.

In diesen Tagen schlief Venedig nicht, überall herrschte rund um die Uhr der Mummenschanz. Es war nicht schwer, für die beiden, sich unter das fröhliche Volk zu mischen. Auf dem Markusplatz spielte unter den Kolonnaden eine Kapelle Musik, wie sie vielleicht auch schon Leonardo oder Michelangelo gehört haben mochten.

Clarice und Lymond stiegen aus der Gondel, die sie hier bis zur Anlegestelle gebracht hatte. Gleich waren sie umringt von einer ganzen Gruppe Menschen, ähnlich gekleidet wie sie selbst, die in raschem Italienisch auf sie einsprachen. Lymond beherrschte die Sprache nicht gerade fließend, und Clarice noch viel weniger. Aber der Sinn der Worte war eindeutig, man lud sie ein. Nun, warum eigentlich nicht, sie waren hier, um sich zu amüsieren. Alle fassten sich bei den Händen und tanzten über den Markusplatz.

Lymond und Clarice befanden sich in der Mitte der langen Reihe, hatten keine Ahnung, wohin der Weg führte. Erst als sie ein gutes Stück weit in einen Palazzo hineingezogen wurden, versuchten sie auszubrechen. Doch lachend wurden sie weiter gedrängt. Ein riesiger Saal, festlich geschmückt, ähnlich wie im Palazzo Cortese, nahm die fröhliche Gruppe auf. Eine Kapelle saß auf einem Podest und spielte, Paare drehten sich zur Musik, und der Klang war fast unwiderstehlich. Lymond nickte verlegen.

„Ich will nicht hoffen, dass der Hausherr uns gleich wieder hinauswirft, wenn er feststellt, dass wir nicht eingeladen sind. Tanzt du mit mir?“

Clarice war wie verzaubert, sie nickte stumm und streckte die Arme aus. In diesem Moment wurde der Mann von einer anderen Frau zur Seite gezogen. „Schöner Fremder, jetzt gehörst du mir“, sagte sie. Es verwunderte ihn nicht, dass sie Englisch sprach.

Clarice lächelte, dann eben nicht. Sie schaute sich um. Dort drüben, an der langen Wand, war ein langes Büfett aufgebaut, auch eine Bar mit Getränken war vorhanden. Eine gute Idee, die junge Frau hatte Durst. Mit einem Glas Wasser stand sie da und beobachtete die Menschen. All diese Masken und Verkleidungen – nun, vielleicht konnte sie ja das eine oder andere später in ihre Arbeit einfließen lassen.

„Gefällt Ihnen mein Fest?“

Clarice fiel fast das Glas aus der Hand, als sie die Stimme erkannte. Francis Thysander? Sein Fest? Sie drehte sich zur Seite.

Ja, da stand er und strahlte sie an. Clarice machte eine umfassende Handbewegung.

„Gehört das Ihnen? Haben Sie das geplant?“

Er nickte, nahm sie beim Arm und führte sie ein wenig zur Seite, wo der Klang der Musik und der Lärm der Menschen nur noch gedämpft zu hören waren.

„Ich musste Sie unbedingt wiedersehen, und wo wäre die Gelegenheit besser als beim Karneval?“

„Sie sind ein außergewöhnlicher Mensch. Doch ich glaube nicht, dass das eine gute Idee war.“ Sie runzelte die Stirn. „Diese Gruppe von Leuten hat uns am Markusplatz regelrecht erwartet. Haben Sie uns etwa beobachten lassen?“

„Nicht Sie beide“, schränkte der Mann ein. „Ich gebe zu, ich hatte gehofft, Sie wären allein unterwegs. So muss ich Ihren Begleiter als notwendiges Übel hinnehmen. Doch für ihn wird gesorgt, sehen Sie?“ Er deutete in eine Richtung, mitten im Gewimmel der ausgelassen feiernden Menschen tanzte Lymond selbstvergessen mit einer Frau. Die schien eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr selbst zu haben, und Francis nickte, als habe er ihre Gedanken erraten.

„Lord Culter wird sich später nicht daran erinnern, von Ihrer Seite gewichen zu sein. Aber nun wollen wir doch nicht länger über unwichtige Nebensächlichkeiten reden. Ich habe Sie hierher ...“

„Nein“, stieß Clarice hervor und wich zurück. Angst und Abneigung malten sich in ihrem Gesicht. „Wer sind Sie? Was sind Sie? Woher haben Sie die Macht Menschen nach Lust und Laune zu manipulieren? So geht es nicht, Mr. Thysander. Menschen sind keine Marionetten, die Sie nach Belieben hin und her schieben können. Ein solches Benehmen verabscheue ich zutiefst. Feiern Sie weiter, Sir, aber ohne mich und meinen Begleiter.“

Sie wandte sich ab und wollte davonlaufen, ihre Füße schienen jedoch wie am Boden fest gewachsen. Francis gab sich völlig unbeeindruckt von ihrem Ausbruch. Er hatte aufmerksam zugehört, doch ihre Worte schienen ihn nicht zu treffen.

„Sie sind viel zu erregt, Clarice Ambrid. Da trifft man rasch eine Entscheidung, die man später bereut. Das sollten Sie nun wirklich nicht tun. Kommen Sie, tanzen Sie mit mir, und Sie werden sehen, dass ich ausgesprochen charmant und nett sein kann. Alles andere spielt im Augenblick keine Rolle. Bitte, Clarice, schenken Sie mir einen Tanz. Kommen Sie.“ Seine Stimme war zu einem betörenden Murmeln herabgesunken, senkte sich tief in sie hinein, und die junge Frau konnte sich dem beschwörenden Klang nicht entziehen. Wie in Trance reichte sie ihm die Hand, obwohl in ihr jede Faser danach schrie, aus der verwirrenden Nähe dieses Mannes zu verschwinden. Aber sie konnte nicht fliehen, sie war bezwungen von der Ausstrahlung des Mannes mit den unglaublich blauen Augen, in denen sie glatt ertrinken konnte. Ihre Füße bewegten sich ohne ihr Zutun.

Francis lächelte, und die Welt ringsum versank.

Die Kapelle spielte einen Walzer, und Clarice drehte sich am Arm des Mannes wie in einem Traum. Die Umgebung ringsum wurde zu einem wirren Kaleidoskop aus Gesichtern und Farben, bis außer den blauen Augen und der betörenden Stimme von Francis nichts mehr existierte.

„Verstehen Sie jetzt, Clarice?...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-7259-5 / 3738972595
ISBN-13 978-3-7389-7259-7 / 9783738972597
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