von Alfred Bekker
Er tötet lautlos, eiskalt und mit großer Präzision. Ein Armbrustschütze geht in Marseille um und hinterlässt immer wieder ein Blutbad. Als ihm die Polizei auf die Spur kommt, kennt er keine Gnade. Aber nicht nur die Polizei verfolgt den Mörder, auch die Marseiller Unterwelt setzt ein Kopfgeld auf ihn aus. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt.
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
1
Ich betrachtete das Foto. Es zeigte einen Toten.
»Der Mann ist albanischer Staatsbürger und wurde vorgestern aus dem Hafen gefischt«, erklärte mir Commissaire général de police Marteau, mein direkter Vorgesetzter. »Monsieur Marquanteur, haben Sie ihn schon mal gesehen?«
»Nein.«
»Sie sind ja von mehreren Seiten gewarnt worden, dass irgendjemand einen Profikiller der Albaner auf Sie angesetzt hat.«
»Und Sie denken, dies könnte er sein?«
»Es deuten mehrere Faktoren darauf hin. Und das ist nicht nur die Staatsangehörigkeit.«
»Aber sicher sein können wir auch nicht.«
»Nein.«
»Was wissen wir über die Umstände seines Todes?«
»Er hat eine Kugel in den Kopf bekommen. Mehr ist uns nicht bekannt. Leider.«
Ich atmete tief durch. »Wahrscheinlich werde ich dann wohl einfach abwarten müssen, was passiert.«
»Es besteht zumindest die Hoffnung, dass dieser Tote mit dem Albaner identisch ist«, erklärte Monsieur Marteau.
»Aber selbst wenn das der Fall wäre, würde sich mein Problem doch wohl dadurch nicht lösen, oder?«
»Sie meinen, der Auftraggeber könnte den Auftrag an jemand anderen vergeben?«
»Ja.«
»Das ist nicht ausgeschlossen.«
Wer der tote Albaner war, erfuhren wir nie.
Irgendein Opfer in irgendeinem Bandenkrieg.
Wen ich da draußen so sauer gemacht hatte, dass er einen Profikiller auf mich angesetzt hatte, würde ich vermutlich auch erst erfahren, wenn es zu spät war.
»Was werden Sie tun, Monsieur Marquanteur?«, fragte Monsieur Marteau.
Ich atmete tief durch. »Ruhe bewahren und einfach weitermachen«, sagte ich.
Eine Alternative gab es ohnehin nicht.
*
Die Nacht war eiskalt.
Der Killer hebelte mit einem Schraubenzieher beinahe lautlos das Fenster auf. Ein Kinderspiel. Die Uzi-Maschinenpistole hing ihm an einem Riemen über die Schulter.
Er packte sie mit der Rechten und stieg in den kleinen, schmucken Bungalow ein. In der Dunkelheit war er kaum zu sehen. Er trug eine schwarze Hose und eine dunkelbraune Lederjacke. Außerdem eine Sturmhaube, die von seinem Gesicht nur die Augen freiließ.
Die Lederjacke saß ziemlich stramm.
Darunter trug er eine kugelsichere Weste. Teuerste Ausführung. Ganze Feuerstöße einer Maschinenpistole konnte sie auffangen.
Der Killer war für alles gerüstet.
Es konnte nichts schiefgehen.
Der Mann, dessen Leben er auslöschen wollte, lag jetzt in seinen Kissen. Stundenlang hatte der Killer dieses Haus im gutbürgerlichen Teil von Pointe-Rouges beobachtet.
Und jetzt war es soweit.
Jetzt würde er zuschlagen und danach ausgesorgt haben.
In seinen Augen blitzte es. Er war voll konzentriert.
Nichts durfte schiefgehen …
Die Uzi war schussbereit.
Ein Druck auf den Abzug, und das Bleigewitter würde loskrachen. Es war keine elegante Waffe, aber eine, bei der man kein Meisterschütze zu sein brauchte, um mit Sicherheit seinen Gegner zu töten. Denn irgendeine der Bleikugeln würde den anderen schon erwischen und daran hindern, selbst zur Waffe zu greifen.
Der Killer durchquerte ein weiträumiges, konservativ eingerichtetes Wohnzimmer. Ein großer Fernseher stand im Zentrum. Davor eine Sitzgruppe mit niedrigem Tisch und klobigen Ledersesseln. Eine Standuhr tickte. Sah aus wie ein uraltes Erbstück. Das Ticken ging dem Killer ein bisschen auf die Nerven. Es erinnerte ihn an einen Zeitzünder.
Die Tür zum Flur stand offen.
Vorsichtig tastete sich der Killer bis dorthin vor, die Uzi im Anschlag.
Dann ging er langsam weiter.
Alles war ruhig.
Lautlos schlich er über den PVC-Boden.
Die Tür zum Bad war angelehnt. Der Killer schob sie weiter auf und blickte hinein. Niemand dort.
Daneben befand sich die Küche. Das Schlafzimmer war gegenüber. Der Killer hatte das ausgekundschaftet. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter. Beinahe lautlos öffnete er sie mit der Linken, während die Rechte die Uzi hielt, jederzeit bereit zu feuern.
Der Mond schien durch das Fenster.
Der Killer ließ den Blick schnell durch den Raum schweifen.
Eine Tür führte in einen weiteren Raum. Und von dort konnte man wiederum zurück in den Flur gelangen.
Das Bett befand sich in einer Ecke.
Ein Doppelbett.
Die Kopfseite lag im Schatten, der Rest wurde vom Mondlicht angestrahlt. Deutlich sah der Killer etwas rundes, längliches sich unter der Decke abheben.
Den Körper seines Opfers!
Noch einen Schritt machte der Killer in den Raum hinein. Er wollte absolut sichergehen und seinem Gegenüber keine Chance lassen.
Dann drückte er ab. Rot züngelte das Mündungsfeuer aus dem kurzen Lauf der Uzi heraus. Die Projektile schlugen durch die Bettdecke, durch das Holz und in die Wand. In einem Umkreis von ein bis zwei Metern durchsiebte der Bleihagel buchstäblich alles.
Jetzt hat es dich erwischt, du Bastard!, dachte er zufrieden.
Der Killer atmete tief durch. Dann trat er zum Bett.
Licht machte er nicht. Er wollte nicht, dass einer der Nachbarn etwas sehen konnte.
Mit einer wuchtigen Bewegung riss er die Decke zur Seite.
Er erwartete einen unappetitlichen Anblick, aber er wollte sichergehen. Absolut sicher.
Er stöhnte auf, als er sah, was vor ihm lag.
Zerfetzte Bettwäsche.
Die Erkenntnis war wie ein Keulenschlag. Aus den Augenwinkeln heraus glaubte er eine Bewegung zu sehen und und wirbelte herum.
Zu spät.
Sein Gegner blieb für ihn unsichtbar. Ein klackendes Geräusch ertönte, und im nächsten Moment drang dem Killer ein Metallbolzen mitten durch die Stirn.
Sein Schädel zerplatzte wie eine Melone.
Durch die Wucht des Aufpralls taumelte der Killer rückwärts und rutschte am Türpfosten zu Boden. Der verkrampfte Griff, mit dem seine Rechte die Uzi gehalten hatte, löste sich. Die Waffe rutschte seitwärts, bis sich der Schulterriemen stramm zog.
2
Pointe-Rouge bringt man im Allgemeinen mit dem Vergnügungsviertel, Prostitution, Bandenkriminalität und Drogen in Verbindung. Es gibt aber auch Wohnblocks, die aussehen wie Ruinen und Straßen, in die sich selbst Polizisten nur in Mannschaftsstärke hinein trauen.
Aber es gab auch eine ganz andere Seite von Pointe-Rouge. Schmucke Einfamilienhäuser konnte man hier finden und kleine Geschäfte. Hier wohnten Angestellte und kleine Geschäftsleute, denen die horrenden Mieten mitten in Marseille einfach zu teuer waren.
Und in einem dieser Bungalows lag der Tatort, an den wir an diesem Tag gerufen wurden.
Ich parkte meinen Dienstwagen etwas abseits. Überall standen Einsatzfahrzeuge herum.
Uniformierte Polizisten patrouillierten herum und sicherten alles ab. Ich sah auch den Wagen des Gerichtsmediziners.
»Also los, Pierre«, meinte mein Freund und Kollege François Leroc und zog schon einmal seinen Dienstausweis hervor.
Ohne eine solche Legitimation würde uns keiner der Polizisten bis zum Ort des Geschehens lassen. Wir stiegen...