Diener der Zeit -  ShaSha Perch

Diener der Zeit (eBook)

Wiederkehrende Mächte

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
516 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-3012-1 (ISBN)
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Meine Welt: Gespalten Mein Feind: Überall Die Gefahr: Unsterblich Rileys Welt ist vom Krieg gespalten. Verschiedene Mächte kämpfen um die Herrschaft und das im Namen des Weltengottes, der Riley durch seine wenigen Erinnerungen folgt. Der Dämon Nathaniel ist der Erste, der Riley aufklären kann. Doch auch wenn Riley für ihn eine undefinierte Art von Freundschaft empfindet, bleiben viele Fragezeichen. Ist dem Dämon zu trauen? Und was ist mit sich selbst? Denn etwas an Riley birgt Gefahr. Etwas, das seine Eltern tötet und das selbst Nathaniel skeptisch werden lässt.

"Zuerst waren da nur die Stimmen." Seit der Bekanntschaft mit ihrem ersten Buchcharakter lebt ShaSha in mehr als einer Welt. Die Stimmen, die erst kaum mehr waren als das, bekamen bald ein Gesicht und sie lernte, sie zu unterschieden - an ihrem Verhalten, wie auch am Klang. Eine hell, die andere dunkel, eine heiser gehaucht und die nächste... Während ShaSha früher mit Hilfe der Stimmen immer neue Spiele entwarf, trägt sie diese inzwischen über Worte auf Papier in die Köpfe anderer. Dabei hat sie großen Spaß daran, auch mal etwas vorzulesen um die Stimmen sprechen zu lassen. Es gab nie ein Zurück: Die neugeborene Welt wollte aufblühen.

Der Tyrann


Familie ist alles. Dein sicherer Hafen. Ein offenes Ohr. Der Ort, an dem du dich immer zu Hause fühlst.

Ha, ha. Das ich nicht lache.

Schon möglich, dass das manchmal der Wahrheit entspricht, aber auch hier gibt es Ausnahmen.

„Hallo, Riley“, sagte der große Drache und seine Stimme klang beinah fragend – als könne er es kaum glauben, gerade mich vor sich zu sehen.

Ich biss die Zähne zusammen und verkniff mir den Drang, den Kopf abzuwenden.

„Hi, Neuro“, murmelte ich stattdessen, wobei ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie Evelia abwehrend den Kopf reckte.

Einen schrecklichen Moment lang – es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit – ruhte Neuros Blick noch auf mir, ohne dass er etwas sagte. Dann huschte sein Blick hinüber zu Evelia und ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Da dachte ich eben noch, mein Tag würde langweilig werden, aber das hier ist ja eine wahre Sensation“, er warf einen Schulterblick hinter sich, wo in wenigen Metern Entfernung bereits andere Jungs seines Alters anrückten.

„Mein kleiner Bruder verbringt seine Zeit mit einem Mädchen“, fuhr Neuro lauter als nötig fort und brachte mich so dazu, den Blick doch zu senken.

Seine Freunde lachten und einer lehnte sich mit dem Arm gegen Neuros Schulter, während er mit einem gehässigen Schmunzeln auf mich und Evelia hinab blickte.

„Was hast du ihr denn erzählt, dass sie Interesse an dir gefunden hat?“, fragte Neuro spöttisch und seine Gruppe grinste blöd.

Ich erwiderte nichts. Zwar wusste ich, dass dieser Junge, der sich so vor uns aufspielte, mein Bruder war. Doch genau wie bei allem Anderen waren die Erinnerungen an ihn verschwommen und nur schwer greifbar, weshalb ich immer noch nicht verstand, wieso er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mir das Leben schwer zu machen.

„Augenblick mal“, schaltete Evelia sich da mit scharfem Tonfall ein und sah mit offensichtlicher Abneigung zu Neuro auf, „Was genau gibt dir das Gefühl, dich bei uns einmischen zu müssen?“

„Ich muss doch wissen, was mein kleiner Bruder so treibt, anstatt sich sinnvoll zu integrieren“, erwiderte Neuro, wobei sein Grinsen zu einem einfach Lächeln verebbte.

Ich sparte mir meinen Kommentar und blickte stattdessen flüchtig zu Evelia. Anscheinend hatte sie gewusst, dass Neuro und ich verwandt waren und das, obwohl wir nicht verschiedener hätten sein können.

Wir sahen uns nicht ähnlich und auch charakterlich trennten uns Welten.

Neuro war beliebt und aufreißerisch, arrogant und leicht reizbar. Ich dagegen unauffällig, ruhig und aufmerksam. Zudem war sein Körper größer und kräftiger, meiner kleiner und schlanker. Und das war nur der Beginn einer langen Liste an Unterschieden.

Denn auch was die Farbe unserer Schuppen anging, ähnelte der Eine dem Anderen in etwa so sehr wie der Tag der Nacht. Dort wo seine Schuppen metallisch grau glänzten, waren meine von einem viel reineren, silbrigen Weiß und dort, wo seine in tiefem Schwarz funkelten, versanken meine in einem meerwasserfarbenen Blau und vereinzeltem Violett.

Am verschiedensten aber waren unsere Augen:

Während meine, abgesehen vom schwarzen Rand um die Iris, an das Innere einer mit kristallblauem Wasser gefüllten Grotte erinnerten, in deren Tiefe ein schwaches Licht schimmerte, sahen Neuros Augen aus wie zwei dunkelgraue, kantige Felssplitter, auf die jemand eine Kelle voll Tinte gegossen hatte.

Evelia hob spöttisch die Augenlider.

„Ich wage es, zu bezweifeln, dass du das musst“, bemerkte sie als Antwort auf Neuros Kommentar, woraufhin mein Bruder bloß die Achseln zuckte.

„Auch wahr. Eventuell möchte ich dich nur davor bewahren, die falschen Kontakte zu knüpfen“, wandte er ein, „Es ist nicht zu übersehen, dass ich die bessere Wahl von uns beiden bin. Wenn du verstehst, was ich meine.“

Ich verstand gar nichts. Evelia entgegen schien die Anspielung sofort zu begreifen. Sie verzog verächtlich die Mundwinkel und ließ den Blick einmal abschätzig über Neuro wandern.

„Also ich sehe da nichts, was mich beeindrucken würde“, gab sie gleichgültig zurück. Doch mein Bruder lächelte bloß.

„Leicht gesagt aus deiner unberührten Position heraus“, meinte er mit dem Anflug eines Grinsens, welches in mir ein Gefühl von Ekel aufleben ließ, „Komm heute doch mit uns, dann prüfen wir, ob du morgen noch immer so denkst.“

Evelia verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

„Ich fürchte, daraus wird nichts, Neuro. Ich würde nämlich auch unter den günstigsten Umständen nicht einen Schritt mit dir gehen und zu deinem großen Pech habe ich heute schon eine Verabredung.“

Neuro zögerte kurz, dann sah er mich an und lachte leise.

„Ich hoffe doch sehr, dass du damit nicht ihn meinst?“

„Und ob“, erwiderte Evelia schnippisch, „Abgesehen davon hat er einen Namen und im Gegensatz zu dir, hat er klasse!“ Sie machte einen Schritt auf Neuro zu und sah ihm von unten herauf mit einer Entschlossenheit in die Augen, bei der die anderen Jungs zu tuscheln begannen und Neuros Grinsen einer gereizten Grimasse Platz machte.

„Zu dumm nur, dass mein kleiner Bruder überhaupt kein Ausgangsrecht hat, solange es mir nicht passt!

Also komm jetzt mit oder leb mit den Konsequenzen.“

Bei diesen Worten packte er Evelia grob am Arm und stieß sie rücklings gegen die Tür. Er nickte nach draußen.

„Na mach schon.“

„Lass mich los!“, rief Evelia energisch und versuchte vergeblich, sich aus Neuros Griff zu befreien, „Checkst du es nicht? Ich will nicht mitkommen!“

„Sehe ich so aus, als würde mich das interessieren?

Wenn du nicht mitkommst, kannst du mit weitaus unangenehmeren Folgen rechnen!“, fauchte Neuro und zerrte Evelia an seine Seite, bevor er selbst nach der Türklinke langte.

Bis zu diesem Moment war mir alles zu schnell gegangen. Doch als ich endlich begriff, was Neuro zu tun versuchte, reagierte ich intuitiv, indem ich meinen Bruder am Arm packte und versuchte, ihn zurückzuhalten.

„Hör auf damit, Neuro. Sie hat gesagt, sie will nicht mitkommen!“, sagte ich mit fester Stimme, doch Neuro hörte nicht zu. Als wäre ich nichts weiter, als ein lästiges Insekt holte er aus und warf mich mit einem festen Schlag nach hinten auf den Fußboden.

Ich wurde von den Füßen gerissen, dann landete ich unsanft auf den steinernen Fliesen unserer Schule. Ein überraschtes Keuchen entrang sich mir, während ich mich auf die Seite rollte und meinen Oberkörper auf den Armen abstützte. Die Stelle, an der Neuros Klaue mich getroffen hatte, schmerzte und im ersten Moment glaubte ich, keine Luft zu bekommen.

Über mir hörte ich die anderen lachen und Evelia einen wüsten Fluch und Beleidigungen schreien. Sie wurde nun von einem von Neuros Freunden festgehalten und wand sich ununterbrochen in dessen Griff, während mein Bruder selbst mit wenigen Schritten zu mir herüberkam und sich neben mich auf den Boden hockte. Das Funkeln in seinen Augen war wütend und das herablassende Grinsen eine boshafte Mahnung.

Ich wagte es nicht mehr, mich zu bewegen. Sah ihn nur an – abwartend, als könnte jedes Wort und jede noch so kleine Bewegung die Situation endgültig zum Eskalieren bringen.

„Ich würde mich ja bei dir entschuldigen“, murmelte mein Bruder halblaut und beugte sich noch etwas tiefer zu mir herunter, bevor er deutlicher raunte, „aber es tut mir echt nicht leid.“ Er packte meinen Arm und zerrte mich daran nach oben, bis ich etwas hilflos vor ihm in der Luft baumelte.

„Lass die Finger von der Kleinen, klar?! Ich fand dich erträglicher, als du noch mit niemandem geredet hast.“

Mit diesen Worten ließ er mich fallen. Ich landete ungeschickt auf den Füßen, taumelte noch ein Stück zurück und fing mich dann wieder. Neuro wandte sich derweil seinen Freunden zu.

„Lass sie los, Kess“, befahl er dem stämmigen Jungen, der Evelia festhielt, woraufhin dieser sofort seine Klauen wegzog. Kaum, dass sie frei war, lief Evelia in meine Richtung. Doch Neuro schnitt ihr den Weg ab.

„Nicht so hastig, Prinzessin. Er ist kein guter Umgang für dich. Außerdem möchte ich euch zusammen nicht mehr sehen. Das stört meine Vorstellung eines geordneten Alltags.“

Evelia schnaubte verächtlich, blieb jedoch stehen.

Obwohl mich die Art, wie andere auf Neuros Verhalten reagierten, wie sie auf seine Forderungen hörten und sich klein machten, schon oft fasziniert hatte, machte mich die Art, wie er mit ihr umging, zornig. Sie war viel kleiner und schwächer als mein Bruder und es wäre für ihn ein Leichtes, sie zu verletzten. Es war keine Kunst, dass sie bei seinen Worten vorsichtig wurde.

„Irgendwann wirst du den ganzen Scheiß, den du anderen über Jahre hinweg angetan hast, mit einem Schlag...

Erscheint lt. Verlag 3.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7568-3012-8 / 3756830128
ISBN-13 978-3-7568-3012-1 / 9783756830121
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