Blutige Schwerter und dunkle Magie: 1200 Seiten Sword & Sorcery: Fantasy Paket (eBook)
1200 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6959-7 (ISBN)
Ein leichter Wind wehte und wirbelte Staub auf. Es war ein seltsames Tal, auf das Mergun jetzt hinabblickte. Voll von gespenstischen, äonenalten Ruinen, durch die klagend der Wind pfiff.
Es musste schon viele tausend Jahre her sein, seit in dieser Geisterstadt zuletzt Menschen gelebt hatten. Nichts war von ihr geblieben als diese Ruinen.
Selbst der Name dieser einstmals sicher sehr prächtigen Stadt war nun vergessen. Auf seinem langen Weg durch viele Länder, von denen keines zu seiner Heimat hatte werden können, hatte Mergun viele Geisterstädte gesehen. Doch keine war wie diese gewesen...
Mergun stieg von der Anhöhe hinunter.
Seine weichen, geschmeidigen Fellstiefel verursachten keinen Laut. Und dann stand er vor den vor Äonen erbauten Säulen dieser untergegangenen Stadt. In einer längst vergessenen Sprache waren Verse in den Stein gehauen. Aber ihr Sinn und ihre Bedeutung waren für alle Zeiten verloren.
„Was führt dich in das vergessene Tal von Grijang, fremder Wanderer?“, fragte da plötzlich eine Stimme.
Blitzartig drehte Mergun sich um und blickte in wissende, graue Augen. Vor ihm stand die Gestalt eines Mannes, deren Gesicht von einem grauen Bart und grauen Haaren umrahmt wurde. Auch der Mantel war grau.
„Ich wollte dich nicht erschrecken, Mergun“, erklärte der graue Mann dann lächelnd. Er war weder ein Greis noch ein junger Mann und doch schien er beides in sich zu vereinen. Er schien gewissermaßen zeitlos zu sein. Es war Mergun unmöglich, sein Alter zu schätzen.
„Du kennst meinen Namen?“, fragte Mergun etwas verblüfft.
„Ja.“ Der graue Mann sprach mit dunkler Stimme.
Mergun fragte: „Wer bist du?“
„Wer ich bin? Das ist nicht weiter wichtig für dich, Mergun. Jedenfalls jetzt noch nicht. Aber wenn du willst, so nenne mich Luun.“
„Wenn du willst?“, echote Mergun.
„Ich besitze viele Gestalten und Namen. Luun ist nur einer davon.“
„Und was tust du hier?“
„Was ich hier tue? Bis eben habe ich auf dich gewartet, Mergun. Ich möchte dir etwas zeigen.“
„Was?“
„Etwas von Bedeutung.“
„Wie konntest du wissen, dass ich diesen Weg nehmen würde, Luun?“, fragte Mergun misstrauisch.
„Ich weiß vieles, mein Freund“, lächelte der graue Mann.
Merguns Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
„Und was willst du mir zeigen?“
„Das magische Feuer.“
„Das magische Feuer?“
„Ja. Hast du denn noch nichts vom magischen Feuer gehört, Mergun?“
„Nein.“
„Es ist ein gefährliches Feuer, mein Freund. Es besitzt eine grüne, kalte Flamme und verschlingt Götter ebenso wie Sterbliche. Jenes Feuer brennt nur in diesem Tal und der, welcher es ruft, muss sich weit genug von den Ruinen entfernen, sonst verschlingen die tödlichen Flammen auch ihn. Wenn eine Waffe im magischen Feuer von Grijang gehärtet wurde, so vermag man mit ihr sogar Götter zu töten, denn diese Waffe wurde dazu geschaffen, die Götter zu verbrennen.“
Mergun schaute sich um.
Noch immer pfiff der Wind geisterhaft durch die uralten Ruinen. Etwas Staub wirbelte durch die Luft.
„Es gibt ein Zauberwort, Mergun, mit dem man das magische Feuer zu rufen vermag“, sagte Luun.
„Wie heißt es?“
„Komm! Gehen wir auf die Anhöhe dort!“
„Warum?“
„An diesem Ort darf ich das Zauberwort auf keinen Fall aussprechen. Die kalten Flammen des magischen Feuers würden uns schneller töten, als ein Pfeil es vermöchte!“
So gingen sie also auf die Anhöhe.
Luun hob beide Hände zu den Wolken empor und rief:
„Zoitaf-tjui-baak!“
Luuns Stimme schien Mergun in diesem Moment so gewaltig wie die eines Gottes zu klingen. Sie donnerte über das Tal von Grijang und hallte vielfach wieder. Ein Chor gespenstischer Echos...
Giftgrüne Flammenpilze schossen plötzlich überall hervor und züngelten in die Höhe. Aber diese Flammen erschienen nur innerhalb jenes Tales, das Luun das Tal von Grijang genannt hatte. Eine unsichtbare Grenze schien das Flammenmeer im Zaum zu halten.
Die grünen Flammen besaßen eine fürchterliche Gewalt. Niemand hätte dieser Kraft etwas entgegensetzen können.
„Du hast das Zauberwort vernommen, Mergun. Sprich es nicht aus, wenn es nicht notwendig ist, denn jedes Mal, wenn du es über die Lippen bringst - egal, wo du dich befindest - steht das Tal von Grijang in Flammen.“
Kalte Schauder liefen Mergun den Rücken hinunter, als er in das Chaos aus grünen Flammen blickte.
Wie viele Götter und Menschen mochte dieses Feuer wohl schon verschlungen haben?
Es war ein grausames Feuer.
Aber trotz allem strahlte es eine gewisse Faszination aus. Es nahm Merguns Blick gefangen und hielt ihn in seinem unendlichen und unergründlichen Chaos fest.
„Zoitaf-tjui-baak!“, donnerte da wieder Luuns Stimme. Und der ganze Spuk verschwand von einem Augenblick zum anderen.
Langsam begann Mergun jene gewaltige Macht zu erahnen, die mit dem Zauberwort des grauen Mannes verbunden war.
Ihn schauderte dabei und er fragte sich, weshalb der graue Mann ihm diese Macht in die Hände gelegt hatte.
Mergun jedenfalls dürstete nicht nach Macht.
Er hatte andere Sehnsüchte.
Vielleicht würde er sein Schwert in den seltsamen Flammen des magischen Feuers härten, um gegen die Götter gewappnet zu sein.
Aber mehr wollte er nicht.
Nachdenklich wandte er sich an Luun.
„Warum hast du mir das alles erklärt, Luun? Warum hast du mir das Zauberwort verraten?“
Luun lächelte.
Dieses Lächeln konnte man fast väterlich nennen.
„Das magische Feuer wird in deinem Leben noch eine entscheidende Rolle spielen, Mergun. Vielleicht wirst du dieses Feuer schon sehr bald gegen die Götter verwenden. Du wirst es sein, der die Menschen von den grausamen Göttern befreien wird, die zur Zeit über die Erde herrschen...“
„Du kennst die Zukunft?“, fragte Mergun etwas ungläubig, aber Luun antwortete nicht. Seine grauen Augen musterten den sterblichen Wanderer aufmerksam. Eine ungeheure Weisheit lag in diesen grauen Augen verborgen - die Weisheit ganzer Zeitalter und Welten. Noch nie zuvor hatte Mergun in solche Augen geschaut.
Ihm behagten Luuns Worte nicht.
Er hatte keine Lust, den Retter der Menschheit zu spielen. Die Menschen hatten schon seit undenklichen Zeiten mit ihren Göttern gelebt. Viele hatten sie vergessen und sich dafür neue erschaffen.
Manche waren grausam und egoistisch. Aber was kümmerten ihn Menschen und Götter?
Er war Mergun, der aufgebrochen war, ein fernes Land zu finden, in dem er den Sinn seines Lebens und die Erfüllung seiner Träume zu finden hoffte.
Sollten die Menschen ihre Götter doch selbst stürzen, wenn sie mit ihnen nicht mehr zufrieden waren!
„Solange die Götter nicht versuchen, mich von meinem Weg abzubringen, werde ich nicht gegen sie kämpfen“, erklärte der einsame Wanderer dann mit Bestimmtheit.
„Wir werden sehen“, antwortete Luun geheimnisvoll.
„Da gibt es nichts zu sehen, Luun! Ich habe andere Ziele als du! Und wenn dir so sehr am Sturz der Götter gelegen ist, dann frage ich mich, warum du es nicht selbst versuchst!“
„Das geht nicht, mein Freund. Vielleicht werdet ihr Sterblichen eines Tages begreifen, warum ich die Götter nicht stürzen kann und warum ihr es selbst tun müsst!“
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging.
„Ich verlasse dich jetzt, Mergun!“
„Wohin gehst du?“
„Irgendwo hin. Für dich spielt es keine Rolle. Aber wir werden uns eines Tages wiedersehen!“
„Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht wiedersehen!“, rief Mergun ihm nach, aber der seltsame Mann war bereits hinter einem Hügel verschwunden.
Einen Augenblick lang blickte der Wanderer ihm noch nach, aber dann wandte er sich wieder dem Tal von Grijang zu.
„Zoitaf-tjui-baak!“, rief er.
Und wieder züngelten die gefährlichen grünen Flammen empor.
Mergun zog sein Schwert, betrachtete es einige Augenblicke lang nachdenklich und warf es dann in das Chaos der grünen Flammen.
Als er dann in das magische Feuer blickte, spürte er wieder jene seltsame Faszination, die ihn schon einmal gefesselt und ergriffen hatte.
Dann rief seine Stimme erneut das geheimnisvolle Zauberwort und das magische Feuer verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war. Merguns Schwert lag im Staub. Es leuchtete grünlich.
Er stieg von der Anhöhe herab und nahm seine Waffe wieder an sich. Es war ein gutes Gefühl, sie in den Händen zu halten.
Ein Gefühl der Kraft. Mergun steckte sein Schwert schnell in die Scheide. Sanft strich er dann mit der Hand über den Schwertgriff. Es war eine gefährliche Waffe, die er nun an seiner Seite trug.
Selbst die Götter mochten sich vor dieser Klinge...
Erscheint lt. Verlag | 3.1.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
ISBN-10 | 3-7389-6959-4 / 3738969594 |
ISBN-13 | 978-3-7389-6959-7 / 9783738969597 |
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