Der Löwe der Ischtar -  Guido Schenk

Der Löwe der Ischtar (eBook)

Band 1

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
250 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-4945-1 (ISBN)
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Mesopotamien im 3. Jahrtausend vor Christus: Seit Generationen stehen die Akkader mit dem Königreich Subartu im Krieg. Hinter den beiden Mächten des Zweistromlandes stehen in Akkad der Sonnengott Marduk und in Subartu Ischtar, die Göttin der Nacht, der Liebe und des Krieges. Der Donnergott Addad profitiert von dem andauernden Krieg, der keine Sieger hervorbringt. Semiramis, die Königin von Subartu, reist heimlich in das feindliche Akkad, um dort König Sargon für ein Bündnis zur Verteidigung der heiligen Stadt Ninive gegen einen drohenden Angriff des Donnergottes zu gewinnen. Noch bevor Semiramis den Akkadern ihr Bündnis anbieten kann, schlagen die unheimlichen Helfer des Donnergottes zu. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, an dessen Ende die Unterwerfung der Menschheit droht.

Guido Schenk arbeitet seit über 20 Jahren als Manager für internationale Verlage und Technologieunternehmen. Seine Vertriebstätigkeit motivierte ihn, tiefer in das Thema Storytelling einzusteigen. Ideen in Form von Geschichten zu kommunizieren, charakterisiert seinerzeit seine Arbeit mit Kunden und MitarbeiterInnen. Guido Schenk lebt mit seiner Frau in Dublin, schreibt nebenberuflich und unterrichtet zum Thema Storytelling. Der Löwe der Ischtar ist sein erster Roman.

Erstes Kapitel: Prolog


Des Menschen Wege sind mannigfaltig und befinden sich im ständigen Wandel. Er wird geboren, wächst auf, lernt und stirbt. Während seiner kurzen Lebensspanne macht er Erfahrungen wie noch keiner vor ihm und auch niemand danach. Der Mensch lebt im Norden, in den Ländern, in denen der Schnee nie schmilzt und das Meer im Winter zu Eis gefriert; er lebt im Süden, wo die Sonne den Boden verbrennt und nur die stärksten Pflanzen und Tiere überleben lässt. Der Mensch lebt im Osten und im Westen, immer wieder verschieden und seinem Nächsten doch gleich. Und über ihm wachen die Götter Marduk und Ischtar.

Seit Urzeiten herrscht Gott Marduk über den Tag. Er ist ein unstetiger Herrscher. Sein dunkles zotteliges Haar schlägt im Lauf schwer auf die breiten Schultern. Es umrahmt ein angespanntes Gesicht, in dem die strengen Blicke des Gottes unter dicken Augenbrauen keine Ruhe kennen. Seinen Leib bedeckt ein raues Fell gleich dem eines Wolfes bis zu den Knien und wird an der Hüfte von einem ledernen Gürtel umspannt. In seiner rechten Faust trägt Marduk ein flammendes Schwert, dessen Stoß die Erde zum Bersten bringt und glühende Lava hervorquellen lässt. An der Seite Marduks lauert aufmerksam Muschuschu, das Wundertier mit dem gehörnten Kopf einer Schlange, den mit Krallen besetzten Tatzen einer Raubkatze sowie den Beinen und Klauen eines Raubvogels, über denen ein mit einem Skorpionstachel bewehrter Schwanz schwingt. Wenn Marduk durch die Welt zieht, sinken die Menschen erschöpft zu Boden und die Hitze seiner Sonne hält sie danieder. Die Haut der Menschen wird rot und spröde, wenn das Fell seines Mantels sie streift. Diesen Herrscher hat noch kein Lebewesen je erblicken können, denn seine Gestalt erscheint in einem grellen Licht. Und wehe dem, der auch nur versucht, Marduk zu erspähen. Die beißenden Strahlen würden den Unvorsichtigen augenblicklich erblinden lassen.

So mächtig Marduk auch ist, er gebietet nur über eine Hälfte des Menschenlebens. Den anderen Teil verlangt Ischtar, die Göttin der Nacht, für sich. Ihre Kräfte sind nicht weniger mächtig als die des Gottes Marduk. Ischtar ist eine Gebieterin von ewiger Schönheit. Ihr helles langes Haar umspielt ihren weißen Körper, der von dünnen Tücher umhüllt ist, so wie der Mond vom hauchzarten Nebel bedeckt wird, der morgens aus dem Fluss aufsteigt. Wenn Ischtar mit dem leichten Schritt einer Tänzerin über die Erde wandelt, findet die Welt ihre wohlverdiente Ruhe. Ihr Element ist die Dunkelheit. Obgleich niemand je die Göttin zu Gesicht bekommen hat, offenbart sie sich bei Nacht deutlich dem Spürenden. Ihr Schleier lässt alle Wunden heilen, die der Tag gebrannt hat, und ihr Gesang schließt die müden Augen von Mensch und Tier, auf dass der Schlaf ihnen neue Lebenskräfte gäbe. Die Stimme Ischtars trägt den Zauber der Liebe in die Welt, und ihr Atem gibt Freunden die Kraft, in schweren Stunden zueinander zu stehen. Aber Ischtar ist zudem die Göttin des Krieges. Wenn sie zürnt, wird die Nacht eiskalt und grausam. Das Land gefriert unter dem strengen Blick ihrer blauen Augen. Pflanzen krümmen sich zusammen, die Tiere suchen sich ein Versteck und die Menschen legen sich enger beieinander und sehnen den Tag herbei.

Am Morgen treibt Marduks Erscheinen die Göttin in die Flucht. Wenn seine feurige Sonne aufgeht, zieht sich Ischtar eilends mit den Sternen von der Erde zurück und wartet, bis sich die Kräfte des Sonnengottes erschöpft haben. Marduk befreit das Leben aus ihrem eisigen Gefängnis, um dann brennend durch die Welt zu ziehen. Wenn seine Kräfte erlahmen, schleicht auf Zehenspitzen Göttin Ischtar zur Erde zurück, gefolgt von ihren weißen Löwen. Ihre langen blütenweißen Schleier gleiten sanft über den Boden, entwinden ihn geschickt den brennenden Krallen des Tages. Indes zieht sich Marduk in die Tiefe der Erde zurück, wo ein ewiges Feuer brennt. Dort wartet er grollend auf die Zeit, wenn Ischtars Kräfte sich am Ende der Nacht erschöpfen.

So geschieht es seit dem Anfang der Zeit immer wieder, Tag für Tag und Nacht auf Nacht. Keiner der Götter vermag den anderen zu besiegen. So sind sie gezwungen, sich die Welt miteinander zu teilen.

Bei all den unerbittlichen Kämpfen mag man sich wundern, wie es dazu kommt, dass die Welt immer genau dann am schönsten ist, wenn sich Marduk und Ischtar begegnen: Der Himmel färbt sich rot wie die Blüten der Bäume, und die Erde sowie alles, was auf ihr lebt, erleuchtet im schmeichelnden Licht mit den herrlichsten Farben. Die Berührung von Tag und Nacht stellt schon lange keine Auseinandersetzung mehr dar. Sie hat sich in ein Fest verwandelt, welches die Menschen heute die Dämmerung nennen.

Über Hunderte von Jahren führten die Götter Marduk und Ischtar erbittert Krieg gegeneinander. Keiner ertrug den anderen, und beide trachteten immer wieder danach, ihren Gegenspieler zu vernichten. Die Menschen jener Zeit erlitten unter den Kämpfen ihrer Götter unsägliche Qualen. Hitzeperioden wechselten sich mit Monaten totaler Finsternis ab. In deren Folge verdarb die Ernte der Menschen entweder wegen der Hitze oder die Pflanzen verwelkten, lange bevor sie Früchte trugen. Die Götter waren sehr mächtig. Sie vermochten alles auf der Welt zu zerstören. Nur ihresgleichen konnten sie nichts anhaben.

Nach einem gescheiterten Angriff auf Marduk kam Ischtar eines Tages auf eine Idee. Wenn die Göttin selbst den Tag nicht vernichten konnte, dann würde es ihr womöglich mit einem Gehilfen gelingen. Und so schuf sie Uras, eine riesenhafte Frau geformt aus den dicksten Regenwolken und so geschickt wie der Wind. Uras' Kräfte konnten den Tag zur Nacht verwandeln, indem sie den Himmel verdunkelten und dem Gott Marduk den Blick auf die Erde raubten. Diese Gehilfin setzte Ischtar gegen ihren Feind ein. Marduk war zunächst überrumpelt. Uras schwächte die Macht des Sonnengottes immens, denn ihre Wassermassen raubten dem Tag die Kraft der Hitze. In seiner Not erschuf Marduk sich ebenfalls einen Gehilfen, der das Licht und die Flamme in die Nacht werfen sollte: Anum, den Blitze schleudernden Berserker. Dieser wurde bald zu einer ernsthaften Bedrohung für Ischtar, denn seine Blitze konnten das Land entflammen, ohne dass die Sonne schien. So war das Kräfteverhältnis bald von Neuem hergestellt. Wieder konnte keiner der Götter den anderen besiegen. Und so ging der Kampf unerbittlich weiter.

Doch die zerstörerischen Kräfte der neuen Helfer sollten sich bald gegen ihre Schöpfer richten. Neben dem Wasser und dem Wind hatte Ischtar der Anum auch den Neid vererbt, mit dem die Frauen sich zu vergleichen pflegten. Uras war mächtig, doch ihre Herrin ließ sie stets ihren Platz spüren.

Eines Tages begegneten sich Anum und Uras auf dem Schlachtfeld. Ischtar war zurückgeschlagen worden und Marduk ruhte sich gerade von den Anstrengungen des Kampfes aus. Uras, welche die Kunst der Verführung von ihrer Herrin gelernt hatte, verführte mit schmeichelnder Zunge den Anum zum Verrat gegen seinen Schöpfer.

Das erste Opfer der Verräter war die Göttin der Nacht. Ischtar plante zu jener Zeit, Ihren Machtbereich entlang den Ufern des Tigris auszudehnen. Uras war es aufgetragen, mit ihren Wolken den Himmel zu verdunkeln und das Wasser über die Ufer treten zu lassen, um die Erde fortzuspülen. Sie tat zunächst, wie ihr geheißen. Als die Göttin jedoch erschien, um das neue Land an sich zu reißen, sprang Anum hinter einem Felsen hervor und schleuderte wilde Blitze. Hinter ihm zerstäubte Marduk die Wolken mit seinen schwingenden Armen. Furchtlos stellte sich Ischtar ihren Feinden entgegen. Gemeinsam mit Uras und ihren Löwen war sie sich des Sieges sicher. Uras jedoch hielt sich geschickt hinter ihrer Herrin und den Löwen und fiel ihnen schließlich in den Rücken.

Ischtar, tief schockiert von dem Verrat Uras, konnte sich kaum gegen den herannahenden Sonnengott wehren und musste sich geschlagen zurückziehen. Marduks Freude über die Niederlage seiner Feindin währte nur kurz. Die Wolken hatten alle seine Kräfte aufgesogen, sodass er für die Verräter ein leichter Gegner wurde. Schmerzhaft musste er feststellen, dass seine Kräfte nicht ausreichten, Anum und Uras abzuwehren, die nun vereint auf ihn eindrangen. Schwer getroffen musste Marduk sich vom Kriegsplatz zurückziehen. So triumphierten die ehemaligen Diener über ihre alten Herren. Von jenem Tag an hielten sich die Verräter geschickt an die Grenzen zwischen Tag und Nacht, wo keiner der Götter genügend Kraft hatte, neben dem Widersacher auch noch die neuen Feinde zu besiegen.

Die Vereinigung von Uras und Anum hielt nicht lange an. Um sich der Kräfte Anus für immer zu vergewissern, verführte Uras den Berserker nach durchzechter Nacht und gebar Addad, den Wettergott. Addad, mit den Kräften beider Eltern versehen, wuchs mit den wilden Stieren auf, die zu Hunderten die Felder bewohnten. Uras liebte ihren Sohn über alles. Eifersüchtig beobachtete Anum die vertraute Verbindung zwischen Mutter und Sohn. Addad wuchs in Obhut einer Frau auf, die alles für ihren...

Erscheint lt. Verlag 19.12.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7568-4945-7 / 3756849457
ISBN-13 978-3-7568-4945-1 / 9783756849451
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