Im Sog der Zeit (eBook)

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2023 | 1. Aufl. 2023
784 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-4150-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Sog der Zeit - Peter F. Hamilton
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Das intersolare Commonwealth ist in Aufruhr. Mittendrin: Edeard, genannt der Waterwalker, ein Telepath mit wachsender Macht. Noch immer ist die Gefahr der 'Leerengrenze' nicht gebannt - ein Raumgebiet, das sich immer weiter ausdehnt und wie ein schwarzes Loch alle Welten auf dem Weg verschlingt. Überdies rückt die Flotte des Ocisen Empire vor, zum Äußersten entschlossen. Ihr Ziel: Die Menschheit, die sich in interne Machtkämpfe verzettelt hat, zu vernichten ...

»Überaus beeindruckend. Wir wiederholen es gern: Niemand versteht sich auf große SF so sehr wie Hamilton.« SFX

Der packende VOID-Zyklus - spannungsgeladene Space Opera des Bestseller-Autors Peter F. Hamilton:

Band 1: Träumende Leere
Band 2: Schwarze Welt
Band 3: Im Sog der Zeit
Band 4: Evolution der Leere

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p>Peter Hamilton, Jahrgang 1960, wurde als Autor der "Mindstar"-Thriller bekannt. Internationalen Bestsellerruhm erlangte er mit seinem "Armageddon-Zyklus" (über 120.000 verkaufte Exemplare in Deutschland) und gilt seitdem als Erneuerer der klassischen Space Opera und Begründer einer neuen Untergattung, der Gothic Science Fiction. Er lebt mit seiner Familie in Rutland, England.</p>

Inigos achter Traum


Edeard erwachte durch das Wunder sanfter Finger, die seinen Bauch streichelten.

Es war ein herrliches Gefühl, passend zu der warmen, weichen Matratze, der Berührung frischer Baumwolllaken, dem verblassenden Blütenduft von Jessiles Parfüm. Er lächelte, die Augen noch immer geschlossen, und hieß den neuen Tag mit einem seligen Seufzen willkommen.

Ein Kuss fiel auf seine Wange. Ihre Nase liebkoste sein Ohr. Sein Lächeln wurde breiter, und die besitzergreifende Hand glitt über seine Haut, am Bauchnabel vorbei und weiter nach unten. Jessile kicherte.

»Na, das nenn ich mal einen Aufgang, um den Morgen zu begrüßen«, säuselte sie lüstern.

Das andere Mädchen begann ebenfalls zu kichern.

Edeards Augen klappten auf. Erinnerungen strömten zurück in sein Bewusstsein. Wie um sie zu bestätigen, lag Kristiana auf seiner anderen Seite und beobachtete ihn und Jessile mit wollüstigem Blick. Ihr hauchdünnes weißes Negligé war viel zu klein, um ihre üppigen Formen zu bändigen, auch wenn die Spitzenschleifen an der Vorderseite fest zugebunden waren. Er entsann sich, wie viel Spaß es gemacht hatte, diese Schleifen am vergangenen Abend zu öffnen.

Ein schwaches »Haaaa« war alles, was Edeard herausbekam.

»Ich zuerst«, verlangte Jessile und verschaffte ihrem Anspruch mit ihren scharfen Zähnen an seinem Ohrläppchen Geltung.

Kristiana zog einen missbilligenden Schmollmund. »Vergiss mich bloß nicht, Waterwalker.«

Edeard konnte nicht antworten. Jessiles Kuss verschloss soeben seinen Mund. Er legte seine Arme um sie, und sie glitt auf ihn. Die Erinnerungen an die letzte Nacht gewannen Textur, und ihm fiel wieder ihr Entzücken ein und wie genau er es hervorgerufen hatte. Seine Hände bewegten sich in exakt der richtigen Weise, um sie hilflos erschaudern zu machen, dann setzte er seine dritte Hand ein, einfach nur so.

In den letzten drei Wochen, während der Herbst seine Arme um Makkathran schlang, hatte Edeard gelernt, sich seine telekinetischen Kräfte im Schlafzimmer zunutze zu machen. Eine weitere Arena des Lebens, hinsichtlich der das arme alte Ashwell der kultivierten Dekadenz der Stadt weit hinterhergehinkt hatte. Aber es hatte ihm nicht an Mädchen gemangelt, die ganz versessen darauf waren, ihn in die intimsten Geheimnisse dieser dunkelsten Kunst einzuweihen. Seine Berühmtheit und Stärke hatten sich als unwiderstehlich für die ebenso schönen wie lasterhaften Töchter der feinen Gesellschaft erwiesen. Und sie genossen es, ihm ihr heimlich erworbenes Geschick zu beweisen, fast so sehr, wie es ihm gefiel, dessen Nutznießer zu sein. Edeard war sich nie ganz sicher, wer eigentlich wen verdarb.

»Ich hab noch nie ein Badebecken mit Stufen gesehen«, bemerkte Kristiana, während sie in das schaumbedeckte Wasser hinunterschritt. »Wir haben in Urgroßvaters Herrenhaus nur diese schrecklichen Holzleiterdinger, die seitlich an den Becken hängen.« Ihre Hand strich über Edeards Gesicht, als sie auf dem Sitzbrett neben ihm Platz nahm. »Das hier ist viel besser.«

»Es gibt in der Konstablerkaserne einige Becken mit Stufen wie diesen«, versicherte ihr Edeard, wohl wissend, dass sie in keines davon je hinabsteigen würde, um sich davon zu überzeugen.

»Wie ungerecht, dass du welche bekommen hast und wir nicht«, beschwerte sich Jessile. Sie machte einen Schmollmund. Jessile hatte einen sehr hübschen Schmollmund, befand Edeard. Zweifellos verschaffte der ihr so ziemlich alles, was sie wollte.

Entspannt räkelte sich Edeard zwischen den beiden Mädchen, was Bände sprach darüber, wie sehr sich sein Leben seit jenem Tag auf dem Birmingham Pool verändert hatte. An manchen Abenden hatte es in den Theatern regelrechte Kämpfe darum gegeben, wer mit ihm ins Bett gehen durfte – auch unter den sogenannten anständigen Mädchen. Er hätte niemals gedacht, was für ein Leben ein bisschen Popularität mit sich bringen würde. Und es steckte noch genug von seiner düsteren Ashwell-Erziehung in ihm, um zu wissen, dass dies nicht ewig andauern würde. Aber bis dahin …

Auf seine Anweisung hin brachte ein Ge-Schimpanse zwei Schwämme und eine Flasche Seifenöl ans Becken. »Könnt ihr mir mal den Rücken einseifen?«, fragte Edeard und beugte sich nach vorn.

Sofort griff sich jedes der Mädchen einen Schwamm. Trotz ihrer abgeschirmten Gedanken war offensichtlich, dass sie nicht Reinlichkeit im Sinn hatten, als sie ihn mit langsamen Bewegungen einzureiben begannen.

»Was machst du heute Abend?«, fragte Jessile.

»Feiern, hoffe ich«, erwiderte Edeard. Heute war der letzte Tag von Arminels Prozess; seine Verurteilung war nur noch eine Formsache. Zumindest hoffte Edeard das inständig, aber andererseits hatte er das beim letzten Mal auch gedacht. Hoch lebe der gute, alte Ashwell-Optimismus. Der Prozess war zurzeit in Makkathran das Ereignis. Vier Tage zog er sich nun schon hin, während der die gegnerischen Anwälte ihre jeweiligen Argumente vorgebracht hatten. Nur die Allervornehmsten der Stadtaristokratie schafften es, auf die öffentliche Galerie zu gelangen; alle anderen mussten mit dem vorliebnehmen, woran die Augen und Ohren des amtlichen Gerichtsschreibers sie teilhaben ließen. »Und du?«

»Mein Verlobter kehrt heute Nachmittag von seiner Patrouille zurück«, entgegnete sie. »Eustace ist Leutnant bei der Miliz. Passt auf, dass niemand die Grenzen übertritt«, fügte sie mit einer kräftigen Prise Ironie hinzu.

»Ah«, sagte Edeard. Er warf einen Blick auf ihre rechte Hand und sah ein schmales Silberband wie aus ineinander verschlungenen Reben. Ein einzelner Diamant war darin eingesetzt.

Sie beugte sich herum, um ihm ins Gesicht zu schauen. »Das macht dir doch nichts aus, oder? Du bist schließlich der Waterwalker.«

»Nein. Keine Sorge.« Er fragte sich, was das wohl für eine Art von Verlobung sein mochte; ein Gedanke, der irgendwie durch seine Abschirmung geschimmert sein musste.

»Ich bin eine drittgeborene Tochter«, erklärte Jessile mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Wir heiraten, weil ich dann nach dreiundzwanzig Jahren endlich aus der Familienresidenz rauskomme. Und er erhält eine Mitgift, von der wir zehren können. Der arme Kerl ist der fünfte Sohn des Zweitgeborenen der Familie Norret, womit er Anspruch auf ein dickes Scheibchen Nichts hat. Papa hat mir ein Landgut in der Provinz Walton versprochen; sie sagen, es ist ein schönes, großes Haus.«

»Und das ist der Grund, weshalb du heiratest?«

»Natürlich.« Sie ließ ihren Schwamm an seinem Nacken verharren. »Ich weiß, dass mir Makkathran fehlen wird, aber ich denke, ich werde mich über kurz oder lang ans Landleben gewöhnen. Aber ich komme jede Saison in die Stadt zu Besuch.«

»Was ist mit Liebe?«, fragte er.

Beide Mädchen lächelten entzückt, ließen schmachtende Bewunderung hinter ihren eigenen, verhüllten Gedanken hervorströmen.

»Du bist so süß«, sagte Jessile. »Das ist eins von diesen Dingen mit dir. Ich kann’s so mühelos spüren. Wir alle können das. Du bist einfach endlos faszinierend. Stimmt es eigentlich, dass die Pythia, als sie dich zum ersten Mal gesehen hat, gesagt hat, du würdest mal Bürgermeister werden?«

»Was? Nein! So was hat sie nie gesagt.« Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, was sie denn gesagt hatte.

»Ich möchte dir gern irgendwann meine Freundin Ranalee vorstellen«, meldete sich Kristiana wieder zu Wort. »Sie ist eine von den Gilmorns, der Kaufmannsfamilie. Schrecklich reich. Außerdem ist sie eine Zweitgeborene und überaus heiratsfähig. Und sie hat mir gegenüber zum Ausdruck gebracht, wie sehr sie sich freuen würde, dich kennenzulernen.«

»Äh, ja.«

Kristiana stand vor ihm auf und streifte sich mit aufreizend langsamen Bewegungen das lange, nasse Haar von den Schultern. »Und hübsch ist sie auch. Und jung, falls du dich das gerade fragst. Wenn ich euch miteinander bekanntmache, können wir ja heute Abend alle zusammen feiern, was meinst du?«

Edeard schnappte nach Luft.

Boyd wartete draußen vor Edeards Maisonette. Er trug einen langen, fellgefütterten Mantel über seiner feschesten Uniform. Ein schmutziger Regen nieselte aus einem bewölkten Himmel und nässte sein Haar. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, hielt jedoch jäh inne, als er Kristiana und Jessile hinter Edeard auftauchen sah. Die Mädchen waren in weite Wollumhänge gehüllt, wie sie gerade modern waren. Sie verbargen so gerade eben ihre Theaterkleider vor etwaigen tadelnden Blicken.

»Meine Damen«, sagte Edeard höflich zum Abschied.

Beide lächelten geziert und gestatteten ihm, sie auf die Wange zu küssen.

»Denk dran«, sagte Kristiana. »Heute Abend. Ich und Ranalee.«

Ehrfurchtsvoll starrte Boyd auf die Mädchen, wie sie über den Laufgang in Richtung Treppe enteilten. Nach ein paar Schritten fingen sie an zu kichern, hakten sich gegenseitig unter und steckten tuschelnd die Köpfe zusammen.

»Das Alrado-Theater im Zelda-Distrikt«, warf Kristiana ihm noch über Longtalk zu.

»Ich werde da sein«, versprach Edeard und sah mit glücklichem Lächeln ihren entschwindenden Kehrseiten hinterher.

»Zwei!«, rief Boyd aus, während die Mädchen die Treppe hinabtrappelten.

Edeard war sich durchaus bewusst, dass sein Lächeln angeberisch wirkte. Aber das war ihm egal.

»Herrin! Wie hast du das gemacht? Tritt zur Seite, Macsen, der neue König ist auf seinem Thron.«

»Wie war’s mit Saria?«, entgegnete Edeard. »War der letzte Abend nicht euer fünfter?«

»Der neunte, um genau zu sein.« Boyds Grinsen bekam etwas Lasterhaftes. »Sie ist eine Matran, weißt du, die sechste Tochter des...

Erscheint lt. Verlag 30.5.2023
Reihe/Serie Das dunkle Universum - der VOID-Zyklus
Übersetzer Michael Neuhaus
Sprache deutsch
Original-Titel The Temporal Void
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Apokalypse • Außerirdische • Avatar • Big Bang Theory • Commonwealth • Commonwealth-Saga • Der entfesselte Judas • Der Stern der Pandora • Die Boten des Unheils • Die dunkle Festung • Dystopie • Evolution der Leere • hard science-fiction • Hard SF • High Tech • Im Sog der Zeit • Jack Campbell • Krieg • Lichtjahre • Military Science Fiction • Mission • Planet • Postapokalypse • Post Apokalypse • R2D2 • Raumschiff • Saga • Schwarze Welt • Science Fantasy • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci Fi • SciFi • Space Opera • Starflyer • Star Wars • Sternschiffe • Technology • Timothy Zahn • Träumende Leere • UFO • Universum • Utopie • Void • Weltall • Wurmloch • Zukunft
ISBN-10 3-7517-4150-X / 375174150X
ISBN-13 978-3-7517-4150-7 / 9783751741507
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