Das ist ja wohl die Krönung! (eBook)
112 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2996-3 (ISBN)
RENATE BERGMANN, geb. Strelemann, 82, lebt in Berlin-Spandau. Sie war Reichsbahnerin, kennt das Leben vor, während und nach der Berliner Mauer und hat vier Ehemänner überlebt. Renate Bergmann ist Haushalts-Profi und Online-Omi. Ihre riesige Fangemeinde freut sich täglich über ihre Tweets und Lebensweisheiten im »Interweb« - und über jedes neue Buch. TORSTEN ROHDE, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann entwickelte sich zum Internet-Phänomen. Es folgten mehrere Bestseller unter dem Pseudonym Renate Bergmann und neuerdings auch unter Günter Habicht.
RENATE BERGMANN, geb. Strelemann, 82, lebt in Berlin-Spandau. Sie war Trümmerfrau, Reichsbahnerin und hat vier Ehemänner überlebt. Renate Bergmann ist Haushalts-Profi und Online-Omi. Ihre riesige Fangemeinde freut sich täglich über ihre Tweets und Lebensweisheiten im »Interweb« – und über jedes neue Buch. TORSTEN ROHDE, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann entwickelte sich zum Internet-Phänomen. Es folgten mehrere Bestseller unter dem Pseudonym Renate Bergmann und neuerdings auch unter Günter Habicht.
Das ist ja wohl die Krönung!
»Du, Mama …«
Kirsten klang am Telefon merkwürdig. Wenn sie »Mama« sagt, kann ich schon am Klang des Wortes hören, ob sie was will oder ob sie mir wieder Vorwürfe macht. Dieses »Mama« klang anders als alles, was ich je von ihr gehört hatte. Entsprechend irritiert war ich und dachte mir: »Renate, jetzt stellst du dich erst mal dumm und bleibst ruhig. Soll sie erst mal kommen und sagen, was sie will.« Meine Tochter konnte gar nicht wissen, dass ich wieder auf die Leiter gestiegen war und Gardinen gewaschen hatte. Da macht die Meiser, meine Nachbarin, manchmal fernmündlich Meldung, und dann gibt es ein Donnerwetter. Und dass ich mit Gertrud Ringelblumen-Samenbomben für den Etepetete-Steingarten von Grützhauers gebastelt hatte, das war auch noch geheim.
»Mama, wir haben doch nun auf so vieles verzichten müssen in den letzten Jahren. Zwei Weihnachten haben wir uns nicht gesehen wegen der Pandemie.«
Da hatte das Mädel recht. Wir haben uns immer vorsichtig und vernünftig verhalten, und wenn es hieß »Bleiben Sie bitte zu Hause«, dann gab es eben kein Weihnachten mit meiner Tochter. Soll noch einer sagen, dass Conora nicht auch was Gutes hatte!
Nee, das war jetzt ein bisschen böse von mir. So meine ich das auch nicht. Was war ich froh, meine Kirsten wieder in die Arme zu schließen, als sich alles halbwegs entspannt hatte. Kirsten ist sicherlich ein bisschen komisch und neben dem Takt, aber sie ist immer besorgt um mich und mein Wohlergehen. Und auch sie freute sich, als wir uns wieder besuchen konnten.
»Wir haben uns so lange nicht gesehen. Ich habe mir gedacht, dass wir doch zusammen in den Urlaub fahren könnten!«
Ach du liebes Lieschen! Das ging dann doch ein bisschen zu weit.
Sie müssen wissen, dass meine Tochter ein Stück neben der Spur läuft, auf der sich das Leben so abspielt. Sie ist esoterisch veranlagt und macht allen möglichen Zinnober mit Kleintieren. Sie hat extra Globuli für Katzen entwickelt und zum Patent eingereicht, weil die normalen Zuckerperlen angeblich zu stark dosiert sind. Sie hat auch Orakelkarten für Wildvögel, die verkauft sie zusammen mit Vogelhäuschen und Bio-Grassamen, sodass jeder nicht nur die gefiederten Besucher füttern und bestimmen, sondern ihnen auch gleich noch das Horoskop legen kann. Ja, Ideen muss man haben! Urlaub bei Kirsten sieht so aus, dass sie unter brütend heißer Sonne durch fremde Länder pilgert und da neues Joga rescherschiert und Heilsteine sammelt. Ich musste sie vor ein paar Jahren vom Zoll abholen, weil sie mit getrockneten Kräutern erwischt worden war, die hier unter das Betäubungsmittelgesetz fielen. Fragen Se nicht! So stelle ich mir Urlaub eigentlich nicht vor, und ich überlegte schon, ob ich wohl auf die Hitze, das beschwerliche Reisen oder Ilses Geburtstag setzen sollte, wenn es um eine Ausrede ging.
Kirsten bemerkte mein Zögern und ließ ihre Überraschung aus dem Sack.
»Was hältst du davon, wenn wir im Mai nach London fliegen und bei der Krönung von König Charles dabei sind?«
Sie machte eine erwartungsvolle Pause, und ich sage Ihnen die Wahrheit: Mir blieb fast das Herz stehen.
Aber nur ganz kurz, vor Freude.
Gleich danach schlug es mir bis zum Hals, und mir wurde heiß und kalt.
Zur Krönung vom neuen König von England?
Als ob das Kind mir in den Kopp gucken und meine Träume lesen könnte!
Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Meine Gedanken schlugen Purzelbäume. Was zieht man denn da an? Ilse musste Katerle füttern. Und wir bräuchten extra Stecker, die Engländer haben doch anderen Strom! Wenigstens haben sie die Toiletten so, wie wir sie kennen. Lotte Lautenschläger hat berichtet, ihre Tochter war im Urlaub in Frankreich, und da hatten die Hocktoiletten. Da sind nur so Löcher im Boden und Griffe zum Festhalten! Nee, wissen Se, ich war fix und fertig, als ich das gehört habe. So könnte ich nicht. Wie soll das denn gehen? Zwei Hände braucht man, um den Rock zu raffen, zwei zum Festhalten und eine, um die Handtasche zu halten. Da hatte ich mindestens drei zu wenig, um das … um das Geschäft unfallfrei zu erledigen. Gott sei Dank hatten die Engländer die Keramik so, wie wir sie kennen.
Mein Reisepass war noch gültig und …
Ich bedankte mich wortreich und musste mir die Freudentränen verkneifen. Kirsten meinte, sie hätte es mir wohl schonender beibringen sollen und machte sich Vorwürfe, dass mich das alles zu sehr aufregt. Ich musste versprechen, zwanzig Hoffmannstropfen auf einem Stückchen Würfelzucker zu nehmen, wenn wir aufgelegt hatten. Jajaja. Ich genehmigte mir einen kleinen Korn und rief meine Freundin Gertrud an, um ihr davon zu berichten. Die platzte fast vor Neid! Ihre Tochter schickt bestenfalls eine Flasche Doppelherz zu Weihnachten, wenn überhaupt.
Meine Kirsten würde mit mir nach London fliegen, wo wir am Straßenrand stehen und klatschen würden, wenn das Empeier einen neuen König krönte. Und ich, Renate Bergmann, geborene Strelemann, direkt dabei! Das ging mir gar nicht in den Kopf, ach, ich war so aufgeregt und wäre gar nicht in den Schlaf gekommen an dem Tag, hätte ich mir nicht ausnahmsweise noch einen Schlummerkorn gegönnt.
Auf einem Bein kann man schließlich nicht stehen!
Trotzdem schlief ich schlecht und unruhig, was aber bei so einer Nachricht nicht verwunderlich ist. Damit müssen die Nerven erst mal zurechtkommen. Am nächsten Morgen wurde ich erst nach sieben wach, überlegen Se sich das mal! Wie so ein unstetes, jungsches Ding, das bis in die Puppen tanzen war und nun am Morgen nicht aus dem Bett kam. Aber es blieb eine Ausnahme.
Es ist ja so eine Sache mit dem Königshaus. Die einen finden es lächerlich und aus der Zeit gefallen, und die anderen sind fasziniert. Ich sehe das durchaus auch kritisch, erst recht wegen der Kosten und der vielen Eskapaden, die sich einige Leute aus diesen Kreisen im Laufe der Jahrzehnte geleistet haben. Gerade der Charles, der nun König ist, ist nie ein Kind von Traurigkeit gewesen, da muss man sich gar nichts vormachen. Aber wie heißt es so schön: »Die Erinnerung malt mit goldenem Pinsel.« Und so wollen wir alle nicht mehr in den Geschichten graben, in denen er … ich traue mich gar nicht, das zu schreiben! … in denen er das Höschen von Camilla sein wollte.
Jetzt sollten Sie mal sehen, was ich für einen roten Kopf habe beim Tippen. Aber so war es, so hat er es am Telefon zu ihr gesagt. Es sind sogar Bänder davon überliefert. Er hat es zur Camilla, der neuen Kosackenkönigin, genau so gesagt.
Moment, entschuldigen Se bitte kurz …
Ilse sagt, man kann »Queen Consort« nicht mit Kosackenkönigin übersetzen.
Auch nicht Konsortenkönigin.
Na, dann sage ich es eben englisch: Queen Consort. Gefährtin oder Begleiterin des Königs. Man muss da wirklich genau auf die Titel gucken und auch auf die Aussprache achten, es ist nicht leicht. Der Philip, der Mann von Königin Elisabeth, der war zum Beispiel kein King Consort, obwohl man das hätte vermuten können. Der war Herzog von Edinburgh. Das wird ganz komisch gesprochen, nicht BURG hinten, sondern BUROHHHWWWW. Wenn man es richtig betont, klingt es ein bisschen so, wie wenn ein Hund bellt. Wenn es sich anhört wie Norbert, so heißt die Doberdogge von Gertrud, dann haben Se es richtig ausgesprochen.
Jedenfalls muss der Mantel des Schweigens schon Größe 56 haben, den man über solch schmuddelige Angelegenheiten breitet, und trotzdem bleibt es unangenehm bis heute. Aber nun sind die Dinge, wie sie sind, und Charles ist König, und er wird bestimmt ein guter sein. Da glaube ich ganz fest dran. Trotz aller Fehltritte hat die Elisabeth ihm beigebracht, was er wissen muss. Lange genug Zeit zum Üben hatte er nun wirklich, es kann keiner sagen, dass er ins kalte Wasser geschmissen wird.
König ist er ja außerdem schon, auch wenn die Krönung nun erst erfolgt. Die Engländer haben das so geregelt, dass er in dem Moment, wo die Königin ihren letzten Atemzug getan hat, automatisch Regent wurde. Ihm das Krönchen auf den Kopp zu setzen mit Musike und allem Brimborium, das ist hinterher nur fürs Protokoll und fürs Fernsehen.
Gleich am Tag, nachdem Kirsten mir erzählt hat, dass sie mit mir reisen will und alles spendiert, bin ich zu Ilse und Kurt, um auch ihnen zu berichten.
Ilse ist meine herzensgute Freundin, eine ganz treue Seele, mit der ich alles besprechen kann. Wenn man schon gemeinsam auf der Schulbank saß und durch Dick und Dünn gegangen ist, erzählt man sich so was, das ist ja ganz klar.
Ilse freute sich für mich und sagte süffisant: »Dann kannst du ja dein Kleid anziehen!«
Schon wie sie »dein Kleid« betonte, war gemein. Ihr huschte so ein ganz feines Lächeln um die Mundwinkel. Nee, eigentlich war es schon nicht mehr fein, es war schon ziemlich von oben herab und auch ein bisschen schadenfroh. Es ist nämlich so, dass ich vor Jahren mal aus Versehen ein Abendkleid gekauft habe, das Prinzessin Diana getragen hat. Es war beim Ebay, ich wollte nur gucken und »gefällt mir« drücken, wie ich es beim Fäßbock immer mache, ich...
Erscheint lt. Verlag | 27.4.2023 |
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Reihe/Serie | Die Online-Omi | Die Online-Omi |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Buckingham Palace • Charles • England • Harry • Humor • Kate • King • Königshaus • Krone • Krönungsfeier • lustig • Meghan • Palast • Queen • Rentner • Royals • Senioren • Spaß • Twitter-Omi • Unterhaltung • Westminster Abbey • William • witzig |
ISBN-10 | 3-8437-2996-4 / 3843729964 |
ISBN-13 | 978-3-8437-2996-3 / 9783843729963 |
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