Mord in guter Tradition (eBook)

Kate Shackleton ermittelt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
400 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3713-5 (ISBN)

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Mord in guter Tradition - Frances Brody
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Der Banker Everett Runcie wird tot in einem Hotelzimmer in Leeds aufgefunden. Wurde er ermordet? Runcies Witwe beauftragt Kate Shackleton herauszufinden, wie ihr Mann ums Leben gekommen ist. Ihr Freund, Chief Inspector Marcus Charles, der den Fall für Scotland Yard untersucht, ist darüber nicht sonderlich erfreut. Zumal sich der Mord rasch zu Kates bisher kompliziertesten - und persönlichsten - Fall entwickelt ...



<p><strong>Frances Brody</strong> ist das Pseudonym einer preisgekrönten britischen Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern und Romanen. Nach einem längeren Aufenthalt in den USA kehrte sie nach England zurück, wo sie an verschiedenen Universitäten Englische Literatur, Geschichte und Kreatives Schreiben unterrichtete. Heute lebt sie wieder in Yorkshire, dem Schauplatz ihrer erfolgreichen Reihe um Kate Shackleton.</p>

Zwei


Deirdre saß am Bett ihrer Mutter in dem kleinen weiß getünchten Zimmer mit dem vertrauten bernsteinfarbenen Feuchtigkeitsmuster an Decke und Wänden. Im Zimmer roch es nach Kampfer, Veilchenöl und dem gekochten Kohl vom gestrigen Abendessen. Deirdre glättete die üblichen Beulen in der Überdecke.

Ihre Mam war eingenickt und murmelte im Schlaf. Beim Träumen zuckten ihre Lider. Gewiss war sie wieder im neb ligen Irland ihrer Kindheit, einem Ort, über den Deirdre endlose Geschichten gehört, den sie jedoch nie besucht hatte.

Was Deirdre überzeugt hatte, dass ihre Mutter aus diesem Haus musste, war das eine Mal gewesen, dass die Ratte durch den Schornstein gekommen war. Nun erblickte sie noch einen verdammten Floh auf der Bettdecke. Gekonnt zerknipste sie ihn zwischen den Fingern und ließ die Hälften in den Nachttopf fallen, weil man nur so mit den kleinen Biestern fertig wurde. Sie lauerten in den Mauerritzen, wo sie ihre Quälereien planten. Wenn man wollte, konnte man ein halbes Dutzend innerhalb einer Minute töten. Es würde immer noch eine kleine Armee darauf warten, sich von der Decke fallen zu lassen. Nichts hiervon gäbe es in einem Pflegeheim.

Manchmal brachte Deirdre ein oder zwei Flöhe in ihren Rocksäumen mit nach Hause. Fitz beschwerte sich dann, dass sie nach Armut stank und Krankheiten einschleppte. Er sorgte sich um seine Gesundheit und seine schwache Brust.

Ihre Mutter öffnete die Augen und lächelte zahnlos. »Ich habe gedacht, du bist nach Hause gegangen.« Ihr Körper mochte verfallen, doch geistig war sie noch ganz da. »Wie spät ist es?«

»Es ist zwölf Uhr. Ich habe dir Kalbsfuß-Sülze mitgebracht. Und während du isst, muss ich dir etwas erzählen.«

Ein Hoffnungsschimmer leuchtete in den Augen ihrer Mutter auf. »Hast du von Anthony gehört?«

»Nein.« Es dauerte ein wenig, bis Deirdre ihre Mutter aufgesetzt und an die aufgeschüttelten Kissen gelehnt hatte. Sie breitete ein Handtuch unter ihrem Kinn aus und reichte ihr den Löffel und den Teller.

Ihre Mam schluckte einen Happen Sülze. Dann sagte sie: »Ich habe geträumt, dass Anthony gekommen ist. Ich bin sicher, dass er auf dem Weg ist.«

Sie wünschte sich, ihren Sohn noch einmal zu sehen, bevor sie starb. Deshalb hatte sie einen rührenden Brief an den kleinen Jungen diktiert, der vor dreiundzwanzig Jahren nach New York abgereist war. Bei den Worten hatte Deirdre sich innerlich gekrümmt.

»Mach dir keine zu großen Hoffnungen, Mam. Er hat nicht geschrieben.«

»In dem Traum war er im selben Alter wie bei seiner Abreise. Seine Babylocken waren noch nicht abgeschnitten. Dein Onkel hat das gemacht. Er hatte die Schere mitgenommen, um einen großen Jungen aus ihm zu machen.«

Deirdre sagte nichts. Sie hatte ihrem Bruder Jahr für Jahr geschrieben, seit sie zehn war, und in anderthalb Jahrzehnten hatte sie gerade mal zwei kurze Antworten erhalten. Zwei Monate vor ihrer Hochzeit mit Fitz hatte sie kalte Füße bekommen und an Anthony geschrieben. Könnte er ihr das Geld für die Überreise für Mam und sie nach New York schicken? Es war keine Antwort gekommen, und sie hatte Fitz geheiratet.

»Mam, ich sorge dafür, dass du es bequemer hast.«

Ihre Mutter stach den Löffel in die Sülze und ließ ihn dort. »Von Fitzpatrick nehme ich nichts an.«

»Da gibt es ein schönes Haus, das von einer Frau geleitet wird, deren Großmutter aus Kilkenny ist. Dort kommst du wieder zu Kräften. Es hat auch einen Garten, zu dem man hinaussehen kann.«

»Ich nehme keine Almosen von dem Mann.«

»Ich bezahle es. Ich habe Arbeit bei einem Anwalt.«

Noch ehe sie die Leeds Bridge erreichte, nahm Deirdre den Gestank des Flusses Aire wahr, beißend und klebrig, sodass er sich in der Kehle festsetzte. Der glückliche Fluss, der sich zum Meer schlängelte! An diesem heißen Freitagnachmittag im August gefiele ihr nichts besser, als dieselbe Richtung einzuschlagen. Sie strich mit der Hand über das Eisengeländer der Brücke, wobei sie zu allem Überfluss auch noch ihre cremeweißen Handschuhe schmutzig machte.

Unten riefen sich zwei Flussschiffer etwas zu. Am Ufer sah sie Calls Landing, dessen Name in riesigen Lettern seitlich auf das Gebäude gemalt war. Es war großartig, in dieser Stadt mit all ihrem Trubel zu sein. In der Ferne ragte die protestantische Pfarrkirche hoch in den Himmel auf.

Eine verbrauchte Gestalt kam ihr entgegengeschlurft. Der Mann sah sie direkt an, als würde ein Mensch, der hier nichts verloren hatte, einen anderen, für den das Gleiche galt, auf Anhieb erkennen. Die Sohle seines linken Schuhs war lose, und er wich ein wenig zur Seite aus, um ihr Platz zu machen. Der Mann war eindeutig vom Pech gebeutelt und brachte die Zeit herum, bis es Nacht wurde und er irgendwo einen Schlafplatz auftun konnte, vielleicht bei der Heilsarmee. Deirdre tauchte eine Hand in ihre Tasche und steckte ihm eine Münze zu.

Und dann sah sie ihn: Giuseppe Barnardini, groß, schlank und keinen Tag älter aussehend als dreißig. Er hatte etwas Komisches und Unverkennbares an sich, wie er über die Brücke schlenderte und mit den Kahnschiffern scherzte.

Dieser Mann war anders als die vorherigen beiden. Der erste war ein ach-so-hagerer Junge mit einem entsetzlichen Husten gewesen, der zweite ein kräftiger, wortkarger Bursche, der sie halbherzig gefragt hatte, was ihr Preis für ein bestimmtes Extra sei. Er hatte es ihr nicht übel genommen, als sie ablehnte.

Und nun sah Barnardini sie mit einem Ausdruck von Verwunderung an.

Sie hörte sich selbst sagen: »Sind Sie es wirklich?«

Er lüpfte den Hut und verneigte sich knapp, aber höflich. »Falls Sie die Dame höchstselbst sind, dann bin ich es, ja.« Er streckte eine Hand vor, um ihr die Tasche abzunehmen. »Darf ich?«

Sie gab ihre kleine Reisetasche nicht frei. »Nicht nötig.«

Einen Moment lang schien er insistieren zu wollen, dann zuckte er mit den Schultern. »Sie kennen die Regeln. Ich halte mich an sie. Wollen wir unser Abenteuer beginnen, Mrs. Fitzpatrick?«

»Warum nicht?« Sie blickte nach vorn. Ihr Ziel, das Adelphi Hotel, lauerte knapp außer Sichtweite. »Wenn wir es richtig machen wollen, sollten wir uns mit Vornamen ansprechen.«

»Natürlich. Ich bin Joseph Barnard. Nenn mich Joe. Guiseppe Barnardini ist mein Künstlername.«

Ehe sie ihren Vornamen sagen konnte, erschien ein großer Mann in einem Regenmantel aus dem Nichts. Er zog eine kleine Kamera hervor und richtete sie auf den Fluss, dennoch fühlte Deirdre aus unerfindlichen Gründen die Linse auf sich gerichtet. Sie kannte diesen Mann mit seiner typischen karierten Mütze und dem sandfarbenen Schnauzbart. Er war der Zeitungsfotograf, der früher in diesem Sommer eine Aufnahme von Kindern gemacht hatte, die nahe Kirkstall Abbey im Fluss planschten. Fitz hatte sie stolz mit ihm bekannt gemacht. Nun funkelte sie den Fotografen böse an. Er sollte ja Fitz keine Aufnahme von ihr zeigen.

Deirdre wandte sich ab, doch Joe ging bereits auf den Mann zu. »Sie da, Sie haben uns fotografiert.«

»Oh nein, Sir.« Der Fotograf hielt die Kamera in die Höhe. »Ich habe die Brücke und den Fluss aufgenommen. Sie haben selbst gesehen, worauf meine Linse gerichtet war. Doch falls Sie eine Aufnahme von sich wünschen …« Der Fotograf streckte die rechte Hand vor. »Diamond, Len Diamond, zu Diensten. Ich erkenne Sie, Sir. Mr. Barnardini, nicht wahr? Ich bin ein großer Bewunderer. Keiner singt komische Opern besser. Ich sage immer, dass Sie in Covent Garden auftreten sollten.«

Deirdre ging einige Schritte zum anderen Ende der Brücke und hörte, wie Joe fröhlich das Lob des Fotografen entgegennahm.

Der eitle Narr posierte für eine Aufnahme. Diamond zückte eine andere Kamera aus seiner Tasche. Gewiss musste man stark sein, um so viel Kram mit sich herumzutragen, aber Deirdre kannte jemanden, der stärker war. Sollte Diamond versuchen, ihr Schwierigkeiten mit Fitz zu machen, würde er es bitter bereuen.

Joe holte sie ein. Wieder griff er nach ihrer Tasche. »Ich kann dich die nicht tragen lassen. Das sieht nicht gut aus.« Er winkelte den Arm an, damit sie sich bei ihm einhakte. »Keine Sorge wegen des Fotografen. Selbst wenn er uns aufgenommen hat, was soll’s? Wir haben uns ja nicht bei den Händen gehalten. Und wir sollten nicht angespannt sein.«

Deirdre hakte sich bei ihm ein. Dies alles geschah zu nahe bei ihrem Zuhause. Damit hätte sie rechnen müssen. Wenn sie wieder daheim war, würde sie beiläufig sagen: »Ach, Fitz, als ich neulich Nachmittag über die Leeds Bridge gegangen bin, hat mich jemand nach dem Weg gefragt.«

Der prächtige Anblick des Adelphi Hotels vertrieb ihre Sorgen. Das Hotel zog sich um die Straßenecke wie eine elegante Nixe, die ihren Schwanz schwang, und forderte sowohl in der Dock Street als auch in der Hunslet Road Raum für die schillernde Fassade ein. Schaut mich an und staunt, würde diese Nixe rufen, falls Meerjungfrauen denn wirklich singen konnten. Als sie durch den von Säulen gerahmten Eingang trat, atmete Deirdre die herrliche Mischung von Tabakrauch, Ale und Erhabenheit ein. Blassgrüne Blattmuster zierten glänzende, cremeweiße Fliesen, und ins Milchglas der ersten Bar waren die Worte Smoke Room I geätzt.

Joe ging voraus durch den Korridor zwischen dem Schankraum zur Linken und der breiten Treppe zur Rechten in Richtung eines Sitzbereiches hinten, der um diese Tageszeit leer war. Deirdre hielt dies für den schönsten Raum, voller edel gepolsterter Sitzmöbel und dunkler Holztische, mit einem hübschen Kamin und zahlreichen...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2023
Reihe/Serie Kate-Shackleton-Krimis
Übersetzer Sabine Schilasky
Sprache deutsch
Original-Titel A Woman Unknown
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • agatha raisin • Amateurdetektivin • Anne Meredith • Ann Granger • COSY • Cosy Crime • Cozy • Detektiv • Detektivin • Deutsche Krimis • Elizabeth Edmundson • England • Englischer Krimi • Ermittler • Ermittlerin • Großbritannien • Hamish Macbeth • Hobbydetektivin • Kommissar • Krimi • Kriminalroman • Krimis • Landhaus-Krimi • Miss Marple • Mord • Mörder • Nachkriegszeit • nostalgischer Krimi • Polizei • Polizist • Scotland Yard • Spannung • Spannungsroman • Thriller • Verbrechen • Yorkshire • Zwanzigerjahre
ISBN-10 3-7517-3713-8 / 3751737138
ISBN-13 978-3-7517-3713-5 / 9783751737135
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