Mord braucht keine Bühne (eBook)

Kate Shackleton ermittelt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
400 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3711-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord braucht keine Bühne - Frances Brody
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Kate Shackleton liebt verzwickte Kriminalfälle. Und sie liebt das Theater. Dass sich beides miteinander verbinden lässt - nun, damit hätte die Kriegswitwe und Gelegenheitsdetektivin wahrlich nicht gerechnet. Dies geschieht jedoch, als Kate nach einem Theaterbesuch in Harrogate über einen Toten stolpert, aus dessen Brust ein Dolch ragt. Ihr detektivisches Interesse ist rasch geweckt, vor allem, da der Ermordete enge Verbindungen zum Theaterensemble pflegte. Als schließlich die Hauptdarstellerin des Stücks entführt wird, ahnt Kate: Der letzte Vorhang dieser mörderischen Inszenierung ist noch lange nicht gefallen ...

'Kate Shackleton ist eine wundervolle Detektivin' Ann Granger



<p>Frances Brody ist das Pseudonym einer preisgekrönten britischen Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern und Romanen. Nach einem längeren Aufenthalt in den USA kehrte sie nach England zurück, wo sie an verschiedenen Universitäten Englische Literatur, Geschichte und Kreatives Schreiben unterrichtet. Heute lebt sie wieder in Yorkshire.</p>

Eins


An einem schwülen Freitagmorgen im August machten wir uns in meinem blauen 1910er Jowett-Cabriolet zu unserem Termin um 9.30 Uhr auf.

Jim Sykes, mein Assistent, ist ein ehemaliger Polizist, der drolligerweise glaubt, er sehe überhaupt nicht wie ein ehemaliger Polizist aus. Er ist rein zufällig drahtig, engstirnig und wachsam wie ein Kater mit ausgeprägtem Revierinstinkt. Während seines zehntägigen Urlaubs mit Frau und Familie in Robin Hood’s Bay hatte er Sonnenbräune und ein unbeschwertes Auftreten gewonnen, von dem ich annahm, dass es nicht lange halten würde.

Ich bremste scharf, um eine wirre alte Frau die Woodhouse Lane überqueren zu lassen, die den Verkehr anhielt, indem sie ihren Gehstock in die Luft schwang.

Ein Lumpensammlerkarren, vor den ein geduldiges Zugpferd gespannt war, rollte neben mich. Der Bursche neben dem Fahrer auf dem Bock zeigte auf mich. Er rief Sykes zu: »Hat dir keiner gesagt, dass Frauen nicht fahren können?«

Sykes zog seine Schutzbrille nach oben und strich sich mit einem Finger über die Kehle, wobei er den Jungen streng ansah.

»Lassen Sie es gut sein«, sagte ich und gab Gas. »Sie drohen ihm ja.«

»Drohen? Den erwürge ich.«

Sykes fiel es schwer, Dinge auf sich beruhen zu lassen. An ihm perlte rein gar nichts ab.

Wir hielten wacker durch, während ich uns ins Stadtzentrum von Leeds brachte und vor einem Juwelier mit gleich zwei Schaufenstern in der Lower Briggate parkte. Drei goldene Kugeln über dem Geschäft bedeuteten, dass es zugleich eine Pfandleihe war.

Im Schaufenster sah ich flüchtig mein Spiegelbild. Was trägt eine stilsichere Privatdetektivin in dieser Saison unter ihrem Automobilisten-Mantel? Ein Seidenkreppkleid in Braun und Türkis, eine von einem Coco-Chanel-Modell kopierte Jacke, dazu Topfhut und Handschuhe im Braunton des Kleids. Meine Mutter mag kein Braun, weil es sie angeblich zu sehr an das düstere Khaki der Kriegszeit erinnert, doch es passte zu meinem blassen Teint und dem kastanienbraunen Haar.

In Juweliergeschäften herrscht stets eine gedämpfte Atmosphäre, ähnlich wie in Kirchen oder Banken. In diesem duftete es nach Lavendelpolitur und Fensterleder. Der junge Verkäufer mit dem sorgfältig gekämmten hellen Haar und dem dunklen Anzug hätte ebenso gut in einem Kontor arbeiten können. Konzentriert hielt er den Kopf gesenkt und zeigte einem jungen Paar ein Tablett mit Ringen.

Mr. Moony, ein dünner Mann in einem grauen Anzug und mit einer glänzenden Halbglatze, schenkte uns ein Mona-Lisa-Lächeln. Er sparte sich das Vorstellen fürs kleine Hinterzimmer auf.

»Einen Moment!« Er verschwand im Geschäft und kehrte mit einem Stuhl für mich zurück. Ich bin einen Meter siebenundfünfzig groß, und Mr. Moonys Höflichkeit sorgte dafür, dass er und Sykes mich auf ihren hohen Hockern deutlich überragten. Sykes meisterte den Moment mustergültig und widmete sich ausgiebig der Aufgabe, Notizbuch und Stift hervorzuholen.

Ich bat Mr. Moony, uns von dem Vorfall zu erzählen, der sich am letzten Montag, dem 21. August 1922, ereignet hatte.

Seufzend strich er sich über das Kinn. »In meinen dreißig Jahren hier hatten wir so etwas noch nicht, auch nicht zu Zeiten meines Vaters vor mir.« Während er zu erzählen begann, umklammerte er die Sitzfläche seines Hockers. Seine Fingerknöchel wurden weiß. Er sprach flüssig, da er die Geschichte bereits der Polizei erzählt hatte. »Ungefähr gegen Mittag ging ich zu einem Spaziergang nach draußen und kehrte eine halbe Stunde später zurück. Dann unternahm mein Verkäufer, der junge Mr. Hall, einen Spaziergang. Es ist meine feste Überzeugung, dass es von bekömmlicher Wirkung ist, sich mittags die Beine zu vertreten.« Hier brach er kurz ab, als erwartete er beinahe, dass man seine Theorie infrage stellte.

»Ich halte es ganz genauso, Mr. Moony«, hörte ich mich lügen. »Erst gestern ging ich von Woodhouse Ridge bis Adel Crags.«

Diese kleine Schwindelei lenkte Mr. Moony zurück zu seiner Geschichte.

»Während ich hier allein war, kam dieser Kerl herein. Mein einziger Trost ist, dass ich und nicht der junge Hall das meiste von dem Aufruhr abbekam.«

Bei dem Namen Hall stupste Sykes meinen Knöchel mit dem Fuß an, und ich trat ihn. Als würde ich nicht von selbst daran denken nachzufragen!

»Ist Mr. Hall schon lange bei Ihnen?«

Es folgte eine fünfminütige Lobrede auf den jungen Albert Hall. Ich hoffte, dass Sykes sich alles notierte, solange ich mich bemühte, nicht zu kichern. Welche Mrs. Hall nannte ihren Sohn Albert? Nenn mich Bert, nenn mich Al, nenn mich irgendwie, aber nicht wie den Prinzgemahl und die große Liebe der verstorbenen Königin.

Nachdem er seinen Verkäufer gänzlich und überaus blumig von jedem Verdacht freigesprochen hatte, holte Mr. Moony tief Luft, bevor er mit seiner Geschichte fortfuhr. Seine Augen verengten sich, als er sich an die verstörende Szene erinnerte. »Der Mann war etwa einen Meter siebzig groß, von schmaler, leicht gebeugter Statur und eher jung. Er trug einen dunklen Regenmantel und einen Homburg. Er hätte etwas zu verpfänden, sagte er, zeigte mir eine Uhrkette aus zwanzigkarätigem Gold und verlangte zwölf Shilling. Ich machte die Papiere fertig, nahm die Kette und gab ihm das Geld. Da der Handel abgeschlossen war, steckte ich die Kette in einen Beutel.«

»Können Sie sich sonst noch an etwas erinnern, Mr. Moony?«

»Es war ein warmer Tag. Der Kerl tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. Und da war so ein Geruch, als er das Taschentuch hervorholte …« Er runzelte die Stirn.

»Was für ein Geruch?«

»Solch einer, der einem zu Kopfe steigt.«

»Haarlotion?«

»Nein. Wie Politur und Rosen. Die Polizei hat das gar nicht bemerkt. Der Officer, der hier war, hatte überhaupt keinen Geruchssinn und sagte, es könnte die Politur meiner Auslagen gewesen sein. Er behauptete, dass die Sinne auf übertriebene Weise geschärft seien, wenn etwas Ungewöhnliches oder Schlimmes geschieht.«

»Also haben Sie den Handel abgeschlossen?«, hakte ich nach.

»Ja, ich zählte die zwölf Shilling auf den Tisch, steckte die Uhrkette in den Beutel …«

»Und dann?«

»Wir wünschten einander einen guten Tag. Er wandte sich schon halb zum Gehen. Als er es tat, drehte ich mich weg, um den Beutel in den Tresor zu legen. Die Ladenglocke läutete nicht gleich. Ich wandte mich um und sah, dass doch noch ein Artikel in der Auslage seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Das geschieht manchmal, wissen Sie?«

Mr. Moony verstummte, als widerstrebte es ihm, sich das Ereignis ins Gedächtnis zu rufen. Seine Augenlider zuckten, und es dauerte einige Sekunden, bis er es unter Kontrolle hatte.

Ich sagte: »Die Polizei muss erfreut gewesen sein, einen solch guten Bericht zu bekommen. Was geschah danach?«

Mr. Moony schluckte. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm, ehe er weitererzählte. »Er war gar nicht an der Tür, sondern plötzlich hinter mir. Bevor ich Gelegenheit hatte, den Safe zu schließen, hatte er die Hände um meinen Hals gelegt. Er holte sich die Uhrkette zurück, schleuderte mich zu Boden und griff sich alles aus dem Tresor, was er konnte. Bis ich wieder bei mir war, war er fort. Ich rief die Polizei. Binnen Minuten war ein Constable hier. Aber sie konnten weder den Mann noch die fehlenden Gegenstände finden. Natürlich hatte der Mann eine falsche Adresse angegeben, in der Headingley Lane. Die Polizei überprüfte sie. Mir fiel auf, dass Sie in Headingley wohnen, Mrs. Shackleton. Ich weiß, dass es absurd erscheint, aber meine Frau nahm es als gutes Omen.«

»Hoffen wir es.«

Sykes blickte von seinem Notizbuch auf. »Mr. Moony, können Sie uns sonst noch etwas erzählen? Was den Teint, die Gesichtszüge, das Auftreten des Mannes oder seine Art zu sprechen angeht?«

Mr. Moony zuckte mit den Schultern. »Ich habe so sehr versucht, mich an ihn zu erinnern, dass ich mir inzwischen gut gewisse Dinge einbilden könnte. Aber er hatte etwas Feines an sich. Ich kann es nicht benennen. Etwas so Vornehmes, dass ich vollkommen überrascht war, als er sich auf mich stürzte. Es mag lächerlich klingen, das zu sagen, und ich kann es auch nicht recht erklären. Er hatte etwas von einem Kontoristen an sich. Vielleicht war es die gebeugte Haltung, die mich zu diesem Eindruck verleitete. Ich bin mir nicht sicher.«

»Hiesiger Akzent?«, fragte Sykes.

»Sehr artikuliert, auf neutrale Art. Nicht von hier, würde ich sagen.«

»Und die Polizei hat nach Fingerabdrücken gesucht?«, fragte ich.

»Ja, aber sie fanden keine. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht sehr zuversichtlich, dass sie ihn oder die Pfandobjekte finden werden, die er mitnahm. Und das ist das Furchtbare. Hätte er meine Auslage eingeschlagen und neue Ware mitgenommen, wäre es nicht allzu schlimm gewesen. Dies ist schlimmer. Es geht um Vertrauen, verstehen Sie? Meine Kunden kommen zurück und möchten ihre Pfandstücke auslösen. Was soll ich ihnen denn sagen?«

Sykes und ich wechselten einen Blick. Es war ein etwas ungewöhnlicher Auftrag, sollten wir gefordert sein, dem Juwelier eine wohlformulierte Ausrede für seine enttäuschten Kunden zu bieten. »Sind wir deshalb hier, Mr. Moony?«, fragte ich.

»Nun, es wäre wunderbar, wenn Sie den Schurken finden könnten.«

Sehr viel zuversichtlicher, als ich mich fühlte, sagte ich: »Mr. Sykes und ich werden unser Bestes tun, das Diebesgut aufzuspüren.«

»Je mehr Tage vergehen, desto unwahrscheinlicher wird es.« Mr. Moony zog eine Aktenmappe unter einer Juwelierzange hervor, die auf seiner...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2023
Reihe/Serie Kate-Shackleton-Krimis
Übersetzer Sabine Schilasky
Sprache deutsch
Original-Titel A Medal for Murder
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20er • Agatha Christie • agatha raisin • Ann Granger • Biritisch • COSY • Cosy Crime • Cozy • England • Ermittlung • Geheimnis • Hamish Macbeth • historisch • kate shackleton • Krimi • Krimis • Landhaus-Krimi • Miss Marple • Mord • Mydworth • Privatdetektivin • Theater • Yorkshire • Zwanziger Jahre
ISBN-10 3-7517-3711-1 / 3751737111
ISBN-13 978-3-7517-3711-1 / 9783751737111
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,3 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99