Jerry Cotton 3431 (eBook)

Der Unsterbliche

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4490-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3431 - Jerry Cotton
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Chad Gleeson war eine lebende Legende. Nachdem er mehrere Kriegseinsa?tze schwer verletzt, jedoch wie durch ein Wunder überlebt hatte, rankte sich schon bald das Gerücht um ihn, er wäre unsterblich. Und er schien das auch selbst zu glauben. Deshalb nahm er bedenkenlos die riskantesten Mordauftra?ge an - im Vertrauen darauf, dass ihm ohnehin nichts Ernsthaftes passieren könnte. Wir vom FBI waren hinter ihm her, seit er fu?r den Gangsterboss Lucas Cudrup einen hochrangigen korrupten Beamten der New Yorker Stadtverwaltung und dessen Leibwächter getötet hatte. Der Mann hieß Mike Benning und war von Cudrup geschmiert worden, hatte allerdings den Fehler begangen, seine Forderungen laufend höherzuschrauben, bis das Maß voll gewesen war. Und es dauerte nicht lange, da standen Phil und ich ebenfalls auf der Abschussliste des Unsterblichen!


Der Unsterbliche

Sein erstes Nahtoderlebnis hatte er in Afghanistan. Einer seiner unachtsamen Kameraden – so jung, dass er sich nur ein Mal in der Woche zu rasieren brauchte – hatte eine raffinierte Sprengfalle ausgelöst. Rrrums!

Das primitive Haus mit den kargen Lehmwänden war zuerst mit donnerndem Getöse in die Luft geflogen und anschließend in sich zusammengekracht. Feuer. Asche. Rauch. Staub. Alle waren tot gewesen. Nur er nicht. Er hatte überlebt. Zwar schwer verletzt, aber doch ...

Man hatte ihn aus den Trümmern des komplett zerstörten Usbekenhauses geholt und ins mehrere Meilen entfernte Feldlazarett gebracht.

Auf dem Weg dorthin kollabierte er zweimal. Als er zum zweiten Mal zu sich kam, eröffnete ihm jemand mit aufgesetzter Empathie, es stehe sehr schlecht um ihn und man würde ihm das rechte Bein unterhalb des Knies abnehmen müssen. Es sei nicht mehr zu retten.

»Das Bein bleibt dran!«, brüllte er.

Danach wurde er wieder ohnmächtig, und am Ende dieses zweiundzwanzig Stunden dauernden Komas wachte er auf und das Bein war, o Wunder, noch dran.

Man hatte ihn mit einigen anderen Verwundeten nach Hause geflogen und eigentlich nicht mehr damit gerechnet, dass er noch mal für einen Kampfeinsatz zu gebrauchen sein würde. Schon nach einem Jahr kämpfte er in Somalia als Söldner für diverse Warlords.

Das ging zwei Monate lang gut. Dann streckte ihn die Kugel eines al-Shabab-Scharfschützen nieder, und er musste zum zweiten Mal den Weg Richtung Himmelstür antreten. Ein besonders fähiges Ärzteteam konnte im allerletzten Augenblick verhindern, dass er sie erreichte. Es folgten schwerste Verwundungen in Irak, Kolumbien und Libyen, die niemand – außer ihm – überlebt hätte.

Daheim, in den Staaten, gönnte er sich einen aufregenden fünfundvierzigminütigen Grand-Canyon-Rundflug, der nach einer halben Stunde mit einem Absturz des ECO-Star-Hubschraubers in das legendäre UNESCO-Weltkulturerbe endete.

Am Leben blieben nur einer, und es ist müßig zu fragen, wer. Natürlich er. Chad Gleeson. Wer sonst? War es verwunderlich, dass sich schon bald das Gerücht um ihn rankte, er wäre unsterblich?

Wohl kaum.

Und dass jemand wie er das mit der Zeit auch selbst glaubte, war eigentlich zu verstehen. Es gab schließlich genügend Beweise, die das untermauerten.

So wurde aus Chad Gleeson innerhalb weniger extrem schmerzreicher Jahre eine lebende Legende, die, im Vertrauen darauf, dass ohnedies nie etwas ernsthaft Schlimmes passieren konnte, bedenkenlos selbst die riskantesten Mordaufträge annahm. Der »Unsterbliche«, ein Meister der Maske, reüssierte rasant zum zuverlässigsten Hitman, auch Auftragskiller genannt, New Yorks. Dass er aus diesem Grund auf unserer Liste ganz oben stand, war klar.

Chad Gleeson rangierte da zurzeit unangefochten auf Platz eins. Er war schlauer als zehn Füchse und vorläufig, wie nasse Seife, nicht zu packen.

Aber der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Irgendwann würden wir ihn kriegen. Das stand für uns unumstößlich fest.

Das kam so sicher wie das viel zitierte Amen in der Kirche. Wir mussten uns nur in Geduld fassen. Für niemanden scheint immer nur die Sonne. Auch für Chad Gleeson nicht. Auch auf ihn würden irgendwann düstere Tage zukommen. Und dann war er dran. Dann war er fällig. Mit jedem Mord, den er verübte, schaufelte er sich gleichzeitig sein eigenes Grab.

Das mag paradox klingen, für uns war es eine unwiderlegbare Tatsache. Früher oder später würde jemand diese geradezu widernatürliche Unsterblichkeit beenden. Wir. Oder ein Opfer, das schneller zog und besser schoss als er.

Es konnte für ihn nicht alles ewig gut ausgehen. Das war unmöglich. Über kurz oder lang würde damit Schluss sein müssen.

Gleesons im Moment noch außerordentlich wachsamer Schutzengel brauchte nur ein einziges Mal nicht ganz auf der Höhe zu sein, dann war es vorbei mit einer der längsten überstrapazierten Glückssträhnen, die es je gegeben hatte.

Phil betrachtete grübelnd die scharf konturierten Fahndungsfotos. »Weißt du, an wen Chad Gleeson mich erinnert, Jerry?«

»An wen?«

»An RoboCop.«

»Wieso?«

»Wegen des vielen Metalls, das er in seinem Körper hat«, sagte mein Partner. »Der wird ja nur noch von Nägeln, Schrauben und Platten zusammengehalten.«

Ich wackelte mit dem Kopf. »Leider sehr erfolgreich.«

»Eigentlich müsste er bei jedem Schritt scheppern und klappern. Aber er bewegt sich angeblich nach wie vor schnell, geschmeidig und lautlos.«

Ich lächelte. »Ein Triumph der plastischen Chirurgie.«

Zeerookah steckte den Kopf zur Tür herein. Unser indianischer Kollege war wie immer vom Scheitel bis zur Sohle top gekleidet. Okay, wir liefen zwar auch nicht wie Stadtstreicher herum, doch mit Zeery konnten wir nicht mithalten und auch keiner der anderen Kollegen.

»Hallo, Mädels«, sagte der Indianer aufgekratzt. »Da ist jemand, der euch sprechen möchte.«

»In welcher Angelegenheit?«, erkundigte ich mich.

»Chad Gleeson.«

»Herein mit ihm«, platzte es aus Phil heraus.

Er bereitete sich mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit auf seinen nächsten Hit vor. Sein Opfer sollte mit einem weithin hörbaren, viel beachteten Paukenschlag abtreten. So war es gewünscht, und so würde es geschehen. Der Schock sollte einigen Leuten tief in die Knochen fahren. Man hätte auch sagen können, er habe den Auftrag bekommen, ein besonders brutales, dramatisches Exempel zu statuieren.

Damit andere, die sich in einer ähnlichen Lage befanden, gleich sehr viel besser spurten und aus Angst darauf verzichteten, aus der Reihe zu tanzen, was sie eventuell schon ins Auge gefasst hatten.

Für das bevorstehende Spektakel brauchte er einen soliden Wagen. Den fand er in der South Bronx. Ein wahrer Blechpanzer. Groß. Schwer. Robust. Für die geplante Zerstöraktion bestens geeignet.

Er schwang sich hinters Lenkrad, schloss routiniert die Zündung kurz und brauste davon.

In Richmond klaute er auf einem großen, unbewachten Supermarktparkplatz zwei polizeiliche Kennzeichen, zog die Originaltafeln aus der Halterung und schob die anderen hinein. Mit ein paar »schreienden« Aufklebern – knallgelb und blutrot züngelnden Flammen – verpasste er seinem Fahrzeug einen weitgehend neuen Look und versteckte es vorerst in einer eigens dafür gemieteten Garage.

Dann ging er daran, sein Opfer sorgfältig zu studieren – allfällige Gewohnheiten, wiederkehrende persönliche Kontakte, Tagesablauf, Fahrtrouten, bevorzugte Orte, Lokalbesuche, das private Umfeld.

Darauf stimmte er schließlich die ohnedies schon ziemlich genau festgelegte, maßgeschneiderte Aktion noch weiter bis ins kleinste Detail ab.

Er wählte mit äußerster Sorgfalt die Waffen, die zum Einsatz kommen sollten, legte die Maske bereit, die aus ihm einen schnauzbärtigen Alten mit aschgrauem Haar und dickem Bauch machen würde, und wartete sodann geduldig auf den bestmöglichen Moment, um die Tat auszuführen.

Zeerookah trat zur Seite. Er machte für einen bulligen Mann Platz, dessen Gesicht von einigen hässlichen Narben entstellt war.

Unser Kollege zeigte zuerst auf mich und dann auf Phil, während er sagte: »Das sind Agent Cotton und Agent Decker.«

»Vielen Dank, Sir«, sagte der Mann, dessen Namen wir noch nicht kannten. »Tom Blesset«, stellte er sich im nächsten Moment vor.

Zeerookah hob lächelnd die Hand zum Gruß, zog sich zurück und ließ uns mit Blesset allein.

Phil zeigte auf einen der Besucherstühle und forderte den Mann auf sich zu setzen. »Was können wir für Sie tun, Mister Blesset?«

»Ich bin wegen Chad Gleeson hier. Sie fahnden nach ihm.«

»Das ist richtig«, bestätigte mein Partner.

»Ich war mit ihm in Nicaragua«, erzählte Tom Blesset. »Wir haben als Söldner Seite an Seite gegen Contra-Rebellen gekämpft. Er ist der härteste Hund, den ich kenne. Rücksichtslos gegen sich selbst. Gnadenlos. Ein Mann ohne Herz und Gewissen. Er räumte alle weg. Junge. Alte. Männer. Frauen. Er machte nie Gefangene. Hin und wieder hatte ich den Eindruck, dass ihm das Töten von Menschen richtig Spaß machte.«

Blesset machte eine Pause und atmete tief durch. Wir unterbrachen ihn nicht.

»Gleeson ist ein ganz mieses Charakterschwein. Kalt wie Gletschereis. Ein Mann, der über Leichen geht. Ich weiß, wovon ich rede. Er hat mich in einer lebensbedrohlichen Situation brutal im Stich gelassen und nur seine eigene Haut gerettet. Was aus mir wurde, war ihm komplett egal. Die Contra-Rebellen haben mich übel zugerichtet.« Er zeigte auf sein Gesicht. »Das hier verdanke ich nicht nur ihnen, sondern auch Chad Gleeson. Sie können sich vorstellen, dass ich nicht besonders gut auf ihn zu sprechen bin.«

Ich nickte.

»Ach was, ich hasse ihn. Hasse ihn aus tiefster Seele. Ich musste mich, halb tot, allein durchschlagen. Keinen...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-4490-8 / 3751744908
ISBN-13 978-3-7517-4490-4 / 9783751744904
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