Das Haus Zamis 63 (eBook)

Hexenwahn

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4639-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 63 - Catalina Corvo
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Die Schatten bewegten sich! Sie krochen heran wie Ungeziefer und ritten auf einer Wolke süßlichen Gestanks.
Ghoule!, begriff Lucy.
Ihre Gedanken rasten, doch ihr Körper rührte sich nicht einen Millimeter. Sie wollte schreien, aber ihre Lippen blieben vereist und leblos. Bald schon sah sie die widerwärtigen Leichenzehrer nur noch durch einen bläulichen Schleier. Knochige Finger strichen über ihre Hüften, und gierige Zähne schnitten in ihr zartes Fleisch.
Lucy nahm all ihre Hexenkraft zusammen, um den teuflischen Bann abzuschütteln, doch ihre Gedanken prallten gegen einen Eisberg. Hinter ihr, auf einem schmalen Grünstreifen knackte Holz. Eifrige, stinkende Hände rissen mit roher Gewalt einen Stamm aus der Erde und zertrümmerten ihn auf dem Asphalt.
Das Geräusch musste doch weithin zu hören sein! Jemand musste kommen! Sie waren doch mitten in Wien ...!


1. Kapitel


Lucy fing seinen Blick ein. Obwohl er noch glaubte, sie habe nur Augen für ihren Drink, war er ihr schon in die Falle gegangen. Heute war er die Motte. Sie dagegen ... Lucy zwinkerte der weißen Witwe zu. Abwartend. Beobachtend. Und tatsächlich, genau wie Lucy es wollte, steuerte ihre Beute scheinbar zufällig auf die Bar zu und schob sich im Gedränge am Tresen neben sie.

»Hallo, Schönheit«, begann Edlich. »Darf ich dich zu einem Drink einladen?«

Dabei fiel er ihr fast in das nicht gerade keusche Dekolletee. Lucy stand auf dem Standpunkt, dass man seine Reize durchaus vorzeigen sollte. Heiko stimmte ihr da zu, wie sie an seinem Blick bemerkte. Ihre Finger streiften flüchtig seinen Oberschenkel. Sofort rückte er näher und legte die Hand um ihre Schulter.

Aus den Augenwinkeln sah Lucy Heikos Freundin Carla, ein hübsches, kaum volljähriges Model, deren größter Hit ein Shooting für einen Möbelhauskatalog war. Darauf bildete sich die Kleine angeblich einiges ein. Zeit, die mittelmäßige Dorfschönheit von ihrem hohen Ross zu zerren. Noch dazu, weil sie ein rotes Gucci-Kleid aus der letzten Saison trug. Niemand, der ein bisschen Sinn für Klasse hatte, trug Kleider aus der letzten Saison.

»Das ist komisch«, fing Heiko an. »Obwohl ich dich noch nie getroffen habe, kommt es mir vor, als wäre diese Begegnung Schicksal.«

»Nichts passiert zufällig«, kicherte Lucy. Dabei zwinkerte sie einladend.

Lucy beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Heikos Freundin blass wurde. Die dumme Kleine tapste von einem Fuß auf den anderen. Wahrscheinlich überlegte sie, ob sie beleidigt abrauschen oder eine Szene machen sollte. Als Heiko für sich und Lucy eine weitere Runde Wodka Martini orderte, konnte die Hexe den Zorn des Mädchens fast körperlich spüren. Das Model sandte ihr Todesblicke zu. Das elektrisierte Lucy fast noch mehr als Heikos Brunst. Sie überlegte, ob sie die Kleine zusehen lassen sollte, wenn sie mit Heiko ihren Spaß hatte. Ganz hässlich war das Ding ja nicht, und so hatten Lucys Brüder auch noch etwas davon. Niemand sollte sagen, Lucy wäre kein Familienmensch. Die Zwillinge Stefan und Alex warteten vor dem Club nämlich schon darauf, dass ihre große Schwester das Opfer aussuchte. Wahrscheinlich waren sie schon äußerst ungeduldig, immerhin hatte Lucy bereits eine halbe Stunde in der weißen Witwe verbracht. Wer wusste schon, was die beiden Halbwüchsigen in der Zwischenzeit ausheckten. Teenager. Die hatten einfach keine Geduld.

Lucy hauchte ihrem kleinen, dummen Sportler einen Kuss auf die Lippen.

»Lass uns gehen, Süßer.«

»Mit dir überallhin.«

Nur zu willig folgte er Lucy. Ein paar Meter hinter ihnen drängte sich Heikos Freundin durch die Massen. Es hatte Lucy kaum mehr als einen Gedanken gekostet, sie entsprechend zu beeinflussen. Eigentlich passte Carla schon zu Heiko, die beiden waren gleichermaßen willensschwach.

Vor dem Club schlug ihnen die Nachtluft entgegen. Heiko schlug vor, zu seinem Auto zu gehen und irgendwohin zu fahren, wo sie es sich ungestört gemütlich machen konnten. Dieser Vorschlag war ganz in Lucys Sinne, auch wenn seine und ihre Vorstellungen eines gemütlichen Abends vermutlich stark auseinandergingen.

Seine Karre war nicht schlecht; flach und elegant wie ein stadttauglicher Kampfjet. Alex würde es lieben, sie später zu Schrott zu fahren. Wenigstens hatten sich die Zwillinge diesmal nützlich gemacht und alle Lampen zerschlagen. Der Parkplatz war dunkel und verlassen. Perfekt. Während Heiko Lucy die Autotür aufhielt, entdeckte sie ihre beiden sechzehnjährigen Brüder auf der Motorhaube eines Audi, den sie schon kräftig demoliert hatten. Mit einem unauffälligen Nicken forderte die Hexe sie zum Einsteigen auf. Das ließen die beiden sich nicht zweimal sagen. Lautlos huschten sie heran. Ehe Heiko begriffen hatte, was geschah, saßen sie auf seiner Rückbank.

Lucys zarte Finger auf seinen Lippen erstickten Heikos Protest. Sie kicherte boshaft.

»Aber, aber, Schatz. Du wirst doch nicht unhöflich zu meinen Brüdern sein, das mag ich gar nicht«, säuselte sie und grub ihre Fingernägel in seine Wange. Er schrie auf, blieb aber vor Entsetzen gelähmt. Lucy leckte sich genüsslich das erste Blut von den Fingernägeln. Dabei sah sie beiläufig in den Rückspiegel. Stefan und Alex untersuchten gerade, wie Lederpolster auf Butterflymesser reagierten. Diese Protzerwaffen waren ihr neuster Tick. Heikos Augen wurden groß, als er sah, wie die beiden seine Rücksitze traktierten.

Stefan grinste ihn an. »Mir dir mache ich gleich weiter.«

Heiko schrie.

Aber weniger wegen des Messers, mit dem Stefan vor seinem Gesicht herumwedelte, sondern weil Lucy sich über ihn lehnte und ihre Fingernägel in die empfindlichen Stellen unter seinen Achseln grub. Dabei ließ sie ihre Brüste über seine Lippen gleiten. Sie kletterte auf seinen Schoß und genoss dabei die Enge des Sportwagens. »Jungs, lasst den Unsinn. Kümmert euch lieber um die kleine Schlampe in dem roten Fetzen, die gerade auf uns zukommt. Heiko und ich wollen eine Weile allein sein.«

Stefan und Alex grinsten sich begeistert an.

»Aber seht zu, dass sie nicht so rumschreit und uns zu früh den Spaß verdirbt. Ich will nicht schon wieder Ärger mit den Bullen«, rief sie ihnen noch hinterher, da klappten schon die Autotüren und die beiden waren verschwunden. Sie hob entschuldigend die Achseln. »Kinder. Und total hormongesteuert.« Sie lächelte sanft. »Was hältst du davon, mein Lieber, wenn wir's richtig versaut treiben, während ich deine Pulsadern aufschlitze?«

Heiko wollte sie fortstoßen, aber Lucys Finger hatten die Form von Klauen angenommen und nagelten seinen Hals an die Kopfstütze. Er röchelte.

»Du liebst es ja flott, nicht wahr? Stimmt es, dass Sprinter auch im Bett immer zuerst ankommen?« Seine Antwort war wieder nur ein verängstigtes Röcheln. Während Lucy dem Sportler langsam die Luft abdrückte, ließ sie ihr Becken aufreizend über seinen Lenden kreisen. »Das werden wir jetzt mal überprüfen, mein flinker Hengst.«

Langsam und genussvoll ließ sie ihre freie Hand über seine Brust gleiten. Gleichzeitig hörte sie, wie ihre Brüder draußen Carla ein paar Zoten an den Kopf warfen, bevor sie sie hinter dem Wagen auf den Asphalt zerrten. Aus Heikos Kratzwunden drang Blut auf sein geweißtes Hemd. Der Geruch von Blut und Angstschweiß erregte Lucy wie kaum etwas anderes. So bearbeitete sie Heiko weiter mit ihren Nägeln und verlor sich in seinem Stöhnen.

Sie merkte erst, dass etwas nicht stimmte, als es draußen still wurde. Wenn Stefan und Alex so schnell mit dem Mädchen fertig geworden waren, musste etwas passiert sein. Genervt sah Lucy sich um. Was war jetzt wieder los? Aber sie konnte ihre Brüder nicht sehen.

Stattdessen klopfte es plötzlich an der Fahrertür. Lucy schrie leise auf, denn vor dem Fenster erschein ein bleiches Gesicht, eingefallen wie ein Mumienschädel. Nachdem der erste Schreck verraucht war, kochte in Lucy die Wut hoch. Was bildete sich diese Witzfigur eigentlich ein? Wahrscheinlich war das irgendein bescheuerter Freak, der betteln wollte. Lucy beschloss, ihn sich vorzuknöpfen, bevor sie mit ihrem Opfer weitermachte. Heiko brauchte ohnehin eine Pause, er war vor Schmerz ohnmächtig geworden.

Lucy stieg aus und stemmte die Hände in die Hüften. Eine Hand war noch immer zur Klaue umgeformt.

Der abgezehrte Kopf gehörte zu einer hageren, über zwei Meter großen Gestalt, die genauso dürr und ausgemergelt war wie das Gesicht. Ein langer, schwarzer, altmodischer Umhang verbarg den Körper des Fremden, ein dazu passender Zylinder presste sich auf seinen knochigen Schädel. Der Kerl sah fast so aus wie Skarabäus Toth, der bekannte Schiedsrichter der Schwarzen Familie, der hier in Wien residierte und vor dem die meisten Dämonen einen Heidenrespekt hatten. Aber Toth wusste deswegen auch, was er sich schuldig war, und hätte nicht so einen stillosen Auftritt hingelegt. Außerdem war Toth viel kleiner und trug keinen Zylinder.

Stefan und Alex standen neben Heikos Sportwagen, zwischen ihnen lag Carla blutverschmiert und reglos auf dem Boden. So gefiel sie Lucy schon viel besser. Trotz ihrer Genugtuung konzentrierte sich die Hexe jedoch wieder auf den Fremden. Er hatte bis jetzt noch nichts gesagt, sondern starrte sie nur aus tiefliegenden, düsteren Augen an.

»Was bist du für ein verdammter Freak?«, fuhr sie ihn an. »Kriech zurück in die Gosse, aus der du gekommen bist, du blutleerer Droschkenkutscher.«

Lucys Brüder, die den Fremden bisher verunsichert gemustert hatten, lachten auf.

»Ja, was willst du hier, Alterchen?«, stimme Stefan ein.

»Das ist 'ne Privatparty. Schlitz lieber die Ratten in der Kanalisation auf«, fügte Alex hinzu. »Da kommst du doch her, du Freak, oder etwa nicht?«

»Und wie siehst du überhaupt aus?«, übernahm Lucy wieder das Ruder. Sie liebte es, wenn sie und ihre Geschwister sich gegenseitig die Bälle zuwarfen, während sie ihre Opfer fertigmachten....

Erscheint lt. Verlag 14.3.2023
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4639-0 / 3751746390
ISBN-13 978-3-7517-4639-7 / 9783751746397
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 3,6 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Monsterfrauen

von Rudolph Kremer

eBook Download (2023)
Ruhrkrimi-Verlag
7,99