G. F. Unger Western-Bestseller 2610 - G. F. Unger

G. F. Unger Western-Bestseller 2610 (eBook)

El Capitan

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4621-2 (ISBN)
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Es ist gegen Mittag und die Sonne brennt nun schon recht erbarmungslos. Bisher ritt er im Fichtenwald auf der Mogollon Mesa. Doch jetzt, da er auf die breite Fährte der Schafherde stößt, muss er den Schatten verlassen. Schon zuvor - immer dann, wenn er im Wald anhielt, um zu lauschen - hörte er das klägliche Bähbäh der Schafe und das leisere Blöken der Lämmer. Dazwischen klang das vielstimmige Läuten kleiner Glöckchen. Und er wurde sich wieder stark bewusst, wie wenig er Schafe leiden kann, wie unerträglich diese Tiere für ihn sind.
Die breite Fährte durch das Gras stinkt zum Himmel. Und es gibt keinen Grashalm mehr, und keine Blumen sind mehr zu sehen. Es ist eine Fährte der Zerstörung, bedeckt mit stinkendem Kot. Denn hier wanderten gewiss mehr als zehntausend Schafe - eine gewaltige Menge. Und wo Schafe grasen, da zerstören sie. Dies hat man ihm schon beigebracht, als er noch ein kleiner Junge war.
Aber nicht nur deshalb mag er die Schafe nicht. Es ist noch etwas anderes, was ihm an diesen Tieren missfällt. Es ist ihre totale Hilflosigkeit, welche andererseits wieder ihre Stärke ist. Denn sie sind so hilflos, dass sie ständig beschützt und umsorgt werden müssen.
Aber wegen ihrer Wolle und auch wegen ihres Fleisches sind sie für die Menschen einigermaßen wertvoll. Und so besitzen sie Macht über ihre Hirten.
Deshalb mag er sie nicht. Und er könnte - nicht ums Verrecken! - ein Schafzüchter sein. Er verachtete diese wie die Schafe ...


El Capitan

Es ist gegen Mittag und die Sonne brennt nun schon recht erbarmungslos. Bisher ritt er im Fichtenwald auf der Mogollon Mesa. Doch jetzt, da er auf die breite Fährte der Schafherde stößt, muss er den Schatten verlassen. Schon zuvor – immer dann, wenn er im Wald anhielt, um zu lauschen – hörte er das klägliche Bähbäh der Schafe und das leisere Blöken der Lämmer. Dazwischen klang das vielstimmige Läuten kleiner Glöckchen. Und er wurde sich wieder stark bewusst, wie wenig er Schafe leiden kann, wie unerträglich diese Tiere für ihn sind.

Die breite Fährte durch das Gras stinkt zum Himmel. Und es gibt keinen Grashalm mehr, und keine Blumen sind mehr zu sehen. Es ist eine Fährte der Zerstörung, bedeckt mit stinkendem Kot. Denn hier wanderten gewiss mehr als zehntausend Schafe – eine gewaltige Menge. Und wo Schafe grasen, da zerstören sie. Dies hat man ihm schon beigebracht, als er noch ein kleiner Junge war.

Aber nicht nur deshalb mag er die Schafe nicht. Es ist noch etwas anderes, was ihm an diesen Tieren missfällt. Es ist ihre totale Hilflosigkeit, welche andererseits wieder ihre Stärke ist. Denn sie sind so hilflos, dass sie ständig beschützt und umsorgt werden müssen.

Aber wegen ihrer Wolle und auch wegen ihres Fleisches sind sie für die Menschen einigermaßen wertvoll. Und so besitzen sie Macht über ihre Hirten.

Deshalb mag er sie nicht. Und er könnte – nicht ums Verrecken! – ein Schafzüchter sein. Er verachtete diese wie die Schafe ...

Sein Name ist Patrik McCoy, und er ist ein Revolvermann. Jedoch ist er keiner von der ruhmsüchtigen Sorte, die sich immer wieder beweisen muss, wie schnell sie mit dem Revolver ist.

Nein, er gehört zu der anderen Sorte, deren Revolver man sich mieten kann, wenn man Hilfe braucht, einen Beschützer haben will.

Und so trug er schon als Marshal oder Sheriff den Stern, beschützte Geldtransporte als Postkutschenbegleiter, kämpfte gegen Vieh- und Pferdediebe und ritt mit den Besitzern von Frachtwagenzügen, um deren Geldeinnahmen zu sichern.

Ja, so einer ist dieser Patrik McCoy.

Er will an der er Schafherde vorbei, welche jetzt eine Fläche bedeckt, die eine Viertelmeile breit und gewiss länger als zwei Meilen ist.

Einige Hirtenwagen sieht er da und dort an den Flanken der Herde, auch wandernde Hirten mit ihren langen Wurfstangen, an deren Enden sich handtellergroße Schaufeln befinden, mit denen sie Erde, Steine und anderes Zeug aufnehmen und mit großer Zielgenauigkeit werfen.

Als er der Herde nahe genug ist, stellt sich ihm ein Hund entgegen, der seinem Pferd und auch seinem Packmaultier an die Fesseln will. Der Hund ist gewiss größer als ein Wüstenwolf. Er bellt nicht, sondern knurrt böse. Gewiss geht er auf alles los, was nicht nach Schafen stinkt.

Als der Hund wieder mal nach den Fesseln des Packtiers schnappt, schlägt dieses blitzschnell aus und trifft den Beißer auf die Nase. Er heult noch böser auf, hält nun jedoch Abstand.

Pat McCoy ruft nicht mal unfreundlich, aber warnend: »He, Beißer, bleib uns von der Pelle, dann passiert dir auch nichts! Wir wollen nur vorbei.«

Aber der große Hund gehört wohl nicht zu der klugen Sorte, so groß er auch sein mag. Er versucht nun, dem Wallach an die Hinterfesseln zu gehen. Der Nasenstüber des Maultiers hat ihm noch nicht genügt.

Doch nun bekommt er es richtig. Pat McCoy nimmt die zusammengerollte Maultiertreiberpeitsche vom Sattelhorn. Sie hing nach links. Das Wurfseil hängt nach rechts. Der Hund lernt nun richtig. Der Metallknaller am Ende der langen geflochtenen Peitschenschnur trifft ihn genau auf die Stirn und zwischen die Augen. Er geht zu Boden und ist eine Weile benommen. Dann aber heult er vor Schmerz fast wie ein Coyote.

»Oh, du Dummkopf«, ruft Pat McCoy bitter, denn die Bestrafung bereitet ihm keine Genugtuung. »Jetzt kapierst du es hoffentlich!«

Der Hund hält sich nun von ihnen fern.

Aber dafür nähert sich ihnen jetzt ein Reiter, der die ganze Sache wahrscheinlich aus einiger Entfernung beobachtet hat.

Und diesen Mann kennt Pat McCoy.

Er hält also an und legt die Hände über dem Sattelhorn aufeinander.

Jake Blaisdell kommt zuletzt langsam im Schritt herangeritten. Und von der Schafherde beobachten ein halbes Dutzend Hirten das Zusammentreffen der beiden Revolvermänner. Denn auch Blaisdell ist ein Revolvermann.

Als sie voreinander verhalten, betrachten sie sich einige Atemzüge lang schweigend, bis dann Blaisdell mit etwas heiser klingender Stimme sagt: »So sieht man sich wieder, McCoy.«

Dieser nickt nur stumm und betrachtet Blaisdell hart.

Nein, sie mögen sich nicht, obwohl sie zur gleichen Gilde gehören. Jake Blaisdell ist ein hagerer, hellhäutiger Typ mit Sommersprossen und aschblonden Haaren. Seine schrägen Wolfsaugen sind fast farblos. Und ein rötlicher Sichelbart hängt ihm über die Winkel des hartlippigen Mundes, welcher zumeist fest geschlossen ist und wie die Narbe eines Messerschnittes wirkt.

»Der Hund hat es nicht anders verdient«, spricht Blaisdell schließlich weiter.

Wieder nickt McCoy nur schweigend. Dann aber fragt er ruhig: »Bist du allein oder hast du eine ganze Mannschaft angeworben, um diese Stinker zu beschützen? Wollt ihr einen Krieg anfangen mit den Rinderleuten dort unten am Fuß der Mesa?«

Blaisdell zuckt mit den hageren Schultern.

»Das liegt an den Rinderzüchtern«, spricht er dann. »Die Schafe jedenfalls können den Winter nicht hier oben verbringen. Sie müssen hinunter auf die Weiden des Basins. Ich denke, dies ist einfach zu begreifen.«

Pat McCoy schüttelt ungläubig den Kopf. Dann fragt er: »Und ihr wisst, dass dies Krieg bedeutet? Wenn ihr da hinunter in das Tonto Basin zieht mit euren riesigen Schafherden, dann bekommt ihr Krach mit den Rinderzüchtern.«

Blaisdell zuckt mit den Schultern. »Davon leben wir, wir alle von unserer Gilde. Oder bist du vielleicht nicht zu den Rinderzüchtern unterwegs, um ihnen deinen Colt zu vermieten?«

Es ist eine lauernde Frage, und in Blaisdells fast farblos wirkenden Augen ist plötzlich ein Glitzern.

Aber Pat McCoy schüttelt den Kopf.

»Nein«, erwidert er, »ich vermiete meinen Colt nicht mehr. Damit bin ich fertig. Das ist vorbei.«

Blaisdells Augen werden schmal. »Wenn ich dich nicht besser kennen würde, McCoy, dann würde ich dir jetzt sagen, dass du ein verdammter Lügner bist. Warum also kommst du dann von der Bunten Wüste her über die Mogollon Mesa geritten?«

McCoy zögert ein wenig. Seine Hände kneten das Sattelhorn. Dann murmelt er: »Blaisdell, es müsste dir genügen, wenn ich dir sage, dass ich hier aus jedem Spiel draußen bin, was für ein Spiel es auch sein mag. Ich spiele nur noch mein eigenes Spiel.«

»Dann sag es mir doch. Was ist dabei, wenn wir offen miteinander reden, McCoy?«

Noch einmal überlegt dieser. Dann zuckt er wieder leicht mit den Schultern und erwidert: »Ich habe von El Capitan gehört. Er soll hier oben auf der Mogollon Mesa sein Revier haben auf hundert Meilen in der Runde. Ich will ihn mir einmal ansehen.«

»Und dann?« Blaisdell schnappt die Frage mit einem deutlichen Beiklang von Misstrauen. »He, was dann?«

»Vielleicht fange ich ihn und mache ihn zum Stammvater meiner künftigen Pferdezucht. Du weißt ja, eine edle Pferdezucht braucht einen guten Hengst. Und er könnte der beste Hengst sein, den ich bekommen kann.«

Er will nach diesen Worten anreiten, sein Packtier mitziehen. Doch da kommt ein Reiter herangaloppiert.

Blaisdell lässt ein leises Lachen hören und spricht dann belustigt: »McCoy, jetzt bekommst du Ärger. Der da ist einer der drei Thornes, Rip Thorne. Und der Hund gehört ihm.«

Der Reiter reißt bei dem winselnden Hund seinen Pinto auf der Hinterhand zurück und gleitet aus dem Sattel. Er kniet bei dem Hund nieder, welcher ihm winselnd das Gesicht zu lecken versucht.

Der Mann Rip Thorne, man nennt ihn auch Red Rip Thorne, weil sein Haar so herausfordernd leuchtet, ist ein geschmeidiger Bursche, einer von diesen verwegen und rücksichtslos auftretenden Revolverschwingern, die es ständig genießen, dass man sie fürchtet und ihnen aus dem Weg geht.

Et untersucht die ziemlich böse Wunde, welche der Metallknaller der Peitsche auf der Stirn des Hundes hinterließ.

Die beiden anderen Männer beobachten ihn, und McCoy wird sich darüber klar, dass zwischen diesem Rip Thorne und dem Hund eine echte Liebe besteht, so wie sie zwischen einem Mann und Hund überhaupt bestehen kann.

Rip Thorne springt plötzlich geschmeidig auf und wendet sich den beiden Reitern zu. »Man hat es mir zugerufen«, sagt er heiser und mit einem Klang von kaum beherrschter Wut. »Jemand hat meinen Hund geschlagen. Verdammt, waren Sie das, Mister?«

McCoy wendet sich an Blaisdell. »Hört der auf dich, Blaisdell?« So fragt er. »Wenn ja, dann halt ihn mir vom Leib. Ich bin nicht scharf darauf ...«

»Der hört nicht auf mich, wenn es um seinen Hund geht«, unterbricht ihn...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2023
Reihe/Serie Western-Bestseller
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4621-8 / 3751746218
ISBN-13 978-3-7517-4621-2 / 9783751746212
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