Trevellian jagt den Augentöter: Kriminalroman -  Jan Gardemann

Trevellian jagt den Augentöter: Kriminalroman (eBook)

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2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7039-5 (ISBN)
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von Jan Gardemann Ein Serienkiller geht um in Illinois. Die Opfer sind ein Geschäftsmann, ein Hotelier und ein Privatermittler. Ihre Augen wurden ihnen entfernt und es gibt Folterspuren an den Körpern. Eine Verbindung zwischen den Opfern kann nicht hergestellt werden. Dann haben die FBI-Agenten Trevellian und Tucker zwei weitere Fälle in New York, die auf die gleiche Weise getötet wurden. Können sie den Täter dingfest machen, bevor es weitere Opfer gibt?

1


Der Kastenwagen parkte am Bordstein der East 3rd Street, einen Steinwurf von der Avenue B entfernt. Es war kurz nach Mitternacht und das gelbliche Licht einer nahen Straßenlaterne tauchte das regennasse Fahrzeug in einen kränklich anmutenden Schimmer.

Das schäbige Aussehen des Lieferwagens ließ nicht vermuten, wie viel teure Überwachungstechnik in seinem Innern verborgen war. Die Wände wurden von Steuerpulten voller Schieberegeln, Drehknöpfen und Schaltern eingenommen. Monitore, die die Außenansicht des Gebäudes auf der anderen Straßenseite und verschiedene Räume zeigten, reihten sich aneinander. Die Laufwerke der Rechner summten, während sie Video- und Audiodateien abspeicherten; Lämpchen blinkten und Aggregate surrten.

Das Gefährt mit der Rollladentür am Heck gehörte zum Fuhrpark der New York City Police und diente meinem Freund und Kollegen Milo Tucker und mir, Special Agent Jesse Trevellian, in dieser verregneten Nacht als Stützpunkt im Kampf gegen den organisierten Drogenhandel.

Wie Detectiv Cornie uns erzählte, nachdem wir vor einer knappen Stunde in dem Überwachungsfahrzeug eintrafen, hatten sich auf der Fahrt vom Civil Center in Manhattan Süd, wo sich das Hauptquartier der City Police befand, zum Einsatzort im East Village, auf der Höhe Second Avenue mehrere Jugendliche auf Skateboards an das Heck des Lieferwagens gehängt. Das war dem Officer im Kastenaufbau natürlich nicht entgangen. Eine versteckte Kamera am oberen Holm der Jalousientür übertrug das Bild der Kids auf einen der Monitore. Die Gesichter der Jugendlichen glühten vor Aufregung, während der vermeintliche Lieferwagen sie auf ihren Skateboards über den Asphalt zog. Dieser nicht ganz ungefährliche Spaß trieb ihnen das Adrenalin ins Blut.

Nachdem der Officer dem Detectiv am Steuer Meldung gemacht hatte, fuhr dieser noch etwas umsichtiger, als er es sowieso schon tat, sprang dann bei der nächsten roten Ampel aus der Fahrerkabine und mimte den empörten Lieferanten, indem er italienische Flüche ausstieß und die Fäuste schüttelte.

Die Kids klemmten daraufhin ihre Bretter unter den Arm und suchten zögernd das Weite. Hätten sie geahnt, dass sie es mit einem Detectiv in Zivil zu tun hatten und ihre frechen Erwiderungen von versteckten Richtmikrophonen aufgenommen wurden, hätten sie vermutlich den Mund gehalten und zugesehen, dass sie so schnell wie möglich Abstand zu dem unscheinbaren Gefährt gewannen. So aber wurden ihre Drohgebärden und ihre Schimpftiraden aufgezeichnet und auf einem Ordner auf der Festplatte des Hauptcomputers abgespeichert.

Um die nächtliche Wartezeit zu verkürzen, hatten die beiden Cops diese Datei bis zu unserer Ankunft etwa fünf Mal abgespielt und sich über die saftige Ausdrucksweise der Jugendlichen köstlich amüsiert.

Diese Kids aus dem East Village waren wirklich nicht auf den Mund gefallen, wie Milo und ich uns überzeugen konnten, als Cornie uns die Aufzeichnung vorspielte. Sie hatten es sogar geschafft, den hartgesottenen Detectiv aus der Fassung zu bringen.

»Ich hoffe, diese Gören bleiben auf dem Pfad der Tugend«, murrte Cornie, der auf einem der am Boden festgeschraubten Stühle saß. Er verschränkte die Arme missmutig vor der Brust und streckte die Beine aus. »Sollten aus ihnen eines Tages Ganoven werden, sind die Kollegen nicht zu beneiden, die sich mit ihnen herumärgern müssen.«

Police Officer Drawler lachte rau. Der hagere, kleinwüchsige Mann mit dem kohlschwarzen Haar war für das reibungslose Arbeiten der technischen Anlagen verantwortlich. Er und Cornie gehörten der Narcotics Divison an und schoben in diesem Fahrzeug seit Stunden ihren Dienst.

»Du warst in deiner Jugend doch bestimmt auch kein Unschuldsengel gewesen, Cornie«, bemerkte Drawler grinsend. »Und trotzdem ist aus dir einer von den Guten geworden.«

Der Detectiv sah seinen Kollegen mit bestürzter Miene an. »Willst du etwa andeuten, diese schlagfertigen Blagen könnten eines Tages unsere Kollegen werden? Da können einem die Ganoven ja leidtun, die von denen ins Kreuzverhör genommen werden.«

»Bis dahin werden sie gelernt haben, sich gesittet auszudrücken«, meinte Drawler mit versöhnlichem Ernst in der Stimme. »Was die Entwicklung zum Erwachsenen ihnen an Kraftausdrücken nicht ausgetrieben hat, wird die Polizeischule übernehmen – darauf kannst du gefasst sein.«

»Haben Sie auch noch etwas Anderes aufgezeichnet, als diesen Zwischenfall mit den Kids?«, unterbrach Milo die Frotzeleien der beiden Cops.

»Klar«, erwiderte Drawler trocken und begann die Tastatur seiner Arbeitsstation zu bearbeiten. »Im Vergleich zu den Vorkommnissen in der Beauty-Bar, die wir seit Stunden observieren, nehmen sich die Ereignisse während der Fahrt hierher allerdings wie ein atemberaubendes Abenteuer aus.«

Eine Außenaufnahme des gegenüberliegenden Gebäudes erschien auf dem Bildschirm, auf dem eben noch ein Standbild der Skater-Kids zu sehen gewesen war. Es handelte sich um eins dieser vierstöckigen Backsteinbauten, für die das East Village so bekannt war. Im Erdgeschoss befand sich ein Ladengeschäft; hinter den mit roter Folie beklebten Fenstern war es dunkel, das Schild über der Tür unbeleuchtet. »The Hair« stand in Lettern, die wie geflochtene Zöpfe anmuteten, auf gelben Hintergrund geschrieben.

»Flynn Manison hat den Laden um Punkt zehn Uhr dichtgemacht und das Licht gelöscht«, erklärte Drawler. »Seitdem hat sich nichts getan.«

»Wo hält sich Manison zurzeit auf?«, wollte ich wissen und ließ den Blick über die Bildschirme schweifen, auf denen außer dunklen, menschenleeren Räumen nichts zu sehen war.

»In einem der hinteren Zimmer«, antwortete Detectiv Cornie. »Den Raum können wir nicht einsehen. Die Kameras, die Deborah Kinsley in dem Friseursalon versteckt hat, decken diesen Bereich nicht ab.«

»Das ist schlecht«, bemerkte Milo säuerlich. »Wir brauchen eine lückenlose Überwachung dieses Dealers.«

»Es war für Detectiv Kinsley überaus schwierig, die Kameras und Wanzen in dem Schuppen zu platzieren«, nahm Officer Drawler seine Vorgesetzte in Schutz. »Das The Hair ist extrem gut besucht. Die Leute können sich dort nicht nur die Haare stylen lassen, sondern auch einen Drink zu sich nehmen. Viele der Gäste halten sich mehrere Stunden in dem Friseursalon auf und quatschen über Gott und die Welt. Es wundert mich, wie Deborah es unter diesen Umständen überhaupt geschafft hat, die Überwachungsgeräte anzubringen, ohne dass dies von den Gästen oder dem Ladenbesitzer bemerkt wurde.«

»Und dann hat dieser Manison unsere Kollegin auch noch angebaggert«, warf Cronie ein und grinste breit. »Er scheint mächtig stolz auf seinen Laden zu sein, denn er hat Kinsley überall herumgeführt und sie mit Details genervt.« Der Detectiv lachte rau. »Deborah war so frei, die Zutraulichkeit dieses Ganoven schamlos auszunutzen. Während er sie herumführte, hat sie weiteres Überwachungsgerät in der Beauty-Bar untergebracht.«

»Sogar das kleine Zimmer, in dem Manison jetzt hockt und auf seinen Großlieferanten wartet, wurde Detectiv Kinsley vorgeführt«, ergänzte Drawler. »Es handelt sich um einen Panik-Room.« Der Officer grinste von einem Ohr zum anderen. »Offenbar benutzt Manison das gepanzerte Zimmer hauptsächlich, um Bräute zu beeindrucken und anschließend darin zu vernaschen. Detectiv Kinsley wollte dieses Schlitzohr auch rumkriegen. Doch anstatt sich mit ihm einzulassen, hat sie ihm heimliche eine Wanze in den Schutzraum gepflanzt.«

»Wegen der dicken Stahlbetonwände ist der Empfang jedoch ziemlich mies«, warf Cornie ein. »Aber es reicht aus, um die Telefonate einigermaßen zu verstehen, die er in dem Zimmer tätigt.«

»Was tut Manison gerade?«, wollte ich wissen.

Drawler verstellte einen Regler. Ein verhaltenes, melodiöses Pfeifen drang daraufhin aus einem der Lautsprecher.

»Wie es klingt, ist er völlig entspannt und freut sich auf seinen Besucher.«

»Wozu gibt es in einem Friseursalon einen Schutzraum?«, wunderte sich Milo.

»Ich habe mir die Rückfront des Gebäudes angesehen, als ich eine Überwachungskamera in dem Hinterhof installierte«, erklärte Cornie ernst. »Das kleine vergitterte Fenster, das einst zu dem Zimmer gehörte, das zu einem Schutzraum umgebaut wurde, ist zugemauert. Das Zimmer ist hermetisch abgeriegelt. Ich schätze, in den alten Häusern dieses Viertels gibt es inzwischen eine ganze Reihe solcher Räume, seit es unter den Reichen als angesagt gilt, in diesem Stadtteil zu wohnen.«

»Wir haben über Manisons Panik-Room Nachforschungen angestellt«, ließ Drawler sich wieder vernehmen. »Als er den Laden vor einem halben Jahr übernahm, war das Erste, was er tat, eine Spezialfirma zu engagieren, die sich auf den Bau von Schutzräumen spezialisiert hat.«

»Manison hat sich also in seinem Panik-Room verschanzt«, stellte ich fest und lächelte spöttisch. »Auch eine Methode, sich dem Zugriff der Polizeibehörden zu entziehen.«

Detevtiv Cornie nickte belustigt. »Wenn er irgendwo hingehen will, oder einen Kunden empfängt, muss er aus seinem Loch heraus kommen. Das würden wir auf jeden Fall bemerken, denn eine der Kameras hat die Tür des Schutzraumes genau im Visier.«

Drawler deutete auf den Monitor zu seiner linken. Die Kamera, die das Bild lieferte, verfügte über einen Restlichtverstärker. Die Stühle...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-7039-8 / 3738970398
ISBN-13 978-3-7389-7039-5 / 9783738970395
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