Magic Fire (eBook)
306 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-2107-6 (ISBN)
Eine Reise in die Vergangenheit bringt nicht immer, was man erwartet ...
Emma Bellamy hat schon viel erlebt, seit sie zur Supernatural Squad versetzt wurde. Nach den Ermittlungen gegen Werwölfe und Vampire und der Erkundung ihrer eignen unerwarteten magischen Fähigkeiten, scheint sie nun endlich ihren Platz in der Welt der Londoner Sups gefunden zu haben. Das liegt nicht zuletzt an dem attraktiven Vampirlord Lukas Horvath, für den sie mittlerweile mehr als nur körperliche Anziehung empfindet.
Doch dann erregt ein Mord Emmas Aufmerksamkeit, der nicht in London, sondern ihrem alten Heimatort begangen wurde - dem Ort, in dem ihre Eltern ermordet wurden, als sie fünf Jahre alt war. Da dieses Verbrechen Spuren übernatürlicher Kräfte aufweist, wird Emma gebeten, die Ermittlungen zu unterstützen - und dabei mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert ...
Band 4 der FIREBRAND Reihe
<p><strong>Helen Harper</strong> liebt Bücher. Schon seit ihrer Kindheit in Schottland hat sie Fantasy- und SciFi-Geschichten verschlungen. Nachdem sie als Lehrerin in Großbritannien, Japan und Malaysia gearbeitet hat, entschloss sie sich irgendwann, ihre eigenen Bücher zu schreiben. Dabei hat ihre <strong>BLOOD-DESTINY</strong>-Reihe aus dem Stand viele Leser rund um die Welt glücklich gemacht. Derzeit lebt Helen in Devon und teilt sich ihr Heim mit viel zu vielen Katzen (ganz zu schweigen von Drachen, Elfen, Dämonen, Zauberern und Vampiren, die bisweilen aus dem Nichts auftauchen). Weitere Infos unter: helenharper.co.uk</p>
1
Meinen kalt gewordenen Kaffee in der Hand, saß ich hinter dem Steuer von Tallulah und sah aus dem Fenster. Auf dem Parkplatz war unerwartet viel los. Ich beobachtete, wie eine Frau mit angespannter Miene ihr weinendes Kleinkind an die Hand nahm und zu ihrem Wagen zurückging. Einige Stellplätze weiter stiegen zwei Männer in grauem Anzug aus, Aktentasche in der einen, Smartphone in der anderen Hand. Mit der selbstsicheren Entschlossenheit von Menschen, die diesen Weg oft zurückgelegt haben und wissen, wohin sie gehen, schritten sie auf den Eingang des Gebäudes zu.
Ich war zum ersten Mal hier, hatte aber während meiner zweijährigen Ausbildung zur Ermittlerin der Polizei schon solche Orte besucht. Egal, wie sie aussahen und wo in oder um London sie lagen: Alle umgab die gleiche Atmosphäre aus Verzweiflung und Befriedigung, Angst und Hoffnung, Gerechtigkeit und Vergeltung.
His Majesty’s Prison in Galloway war da nicht anders.
Es juckte mir in den Fingern, und ich war sehr versucht, den Zündschlüssel zu drehen und eilends wegzufahren, ohne mich noch mal umzusehen. Ich hatte nicht erwartet, dass mein Besuchsantrag so schnell bewilligt wurde. Es standen keine größeren Ermittlungen an, und ich hatte vermutet, dass die Mühlen des englischen Gefängniswesens langsam mahlen und es Wochen dauern würde, bis ich die Genehmigung bekäme – wenn überhaupt. Doch nun saß ich hier, keine zweiundsiebzig Stunden später, mit einem bestätigten Termin, um den Mörder meiner Eltern zu treffen.
Ich hatte Lukas gesagt, ich wolle allein hin, es sei einfacher für mich ohne ihn in meiner Nähe. Das war ein Fehler gewesen. Inzwischen hätte ich mein halbes Blut dafür gegeben, ihn bei mir zu haben. Ich hätte die Bedeutung moralischer Unterstützung nicht unterschätzen dürfen.
Die beiden Männer, bei denen es sich wohl um Anwälte handelte, waren fünfzig Meter vor mir durch den Haupteingang eingetreten und nicht mehr zu sehen. Die Frau hatte ihr Kind auf der Rückbank in den Sitz geschnallt und schob sich mit düsterer Miene ans Steuer. Als sie merkte, dass ich sie musterte, warf sie mir einen finsteren Blick zu und hob den Mittelfinger. Ich reagierte nicht.
»Ist das ein Fehler, Tallulah?«, fragte ich.
Überflüssig zu sagen, dass der Wagen nicht antwortete. Ich seufzte. Schluss damit, die Sache hinauszuzögern. Also raffte ich mich auf, stieg aus und straffte die Schultern. Ich war Detective Constable Emma Bellamy und schon so manchem Mörder begegnet. Wenn ich starb, wurde ich zwölf Stunden später in lodernden Schwefelflammen wiedergeboren. Einem Buch voller Zaubersprüche zufolge, das genauso viele Probleme geschaffen wie gelöst hatte, war ich der einzige Phönix. Ich verbrachte meine Zeit unter übernatürlichen Wesen, die weit mächtiger waren als jeder Inhaftierte dort in dem Gebäude vor mir. Und seit letzter Woche verbrachte ich meine Nächte mit dem Oberhaupt der Londoner Vampire.
Da würde ich mit einem Menschen schon klarkommen. Egal, wofür dieser Mann verantwortlich war: Ich war auf jeden Fall stark genug. Also rückte ich meine beste Kostümjacke zurecht und stapfte zum Gefängnistor.
Drin war es unerwartet hell; die Wände waren in warmem, freundlichem Bernstein gestrichen, und Kunstwerke – offenbar von den Insassen geschaffen – hingen neben Plakaten mit den Besuchsregeln. Ich zog meine Terminbestätigung heraus und gab sie mit Führerschein und Dienstausweis dem uniformierten Wächter hinter der Plexiglasscheibe.
»Guten Morgen DC Bellamy«, sagte er mit dem gleichen professionellen Lächeln, das mir am Morgen der Barista bei meiner Kaffeebestellung geschenkt hatte. »Ihr Besuch wurde uns angekündigt. Bevor Sie eintreten, muss ich Sie bitten, dieses Formular auszufüllen.« Er gab mir ein Klemmbrett mit einem Blatt Papier. Ich überflog die Einzelheiten, trug Geburtstag und Adresse ein und unterschrieb.
»Und ich muss für unsere Unterlagen ein Foto von Ihnen machen.«
Ich nickte und wartete. Leider war der Blitz unerwartet grell, und ich musste heftig blinzeln, um wieder sehen zu können. Der Wächter war diese Reaktion offenbar gewöhnt und lächelte.
»Da es sich um einen dienstlichen Besuch handelt«, sagte er, »kommen Sie in ein Zimmer, in dem Sie mit dem Gefangenen unter vier Augen sprechen können. Er ist bereit, mit Ihnen zu reden, trägt aber die ganze Zeit Handschellen, und zwischen ihnen beiden verläuft eine gläserne Trennwand. Normalerweise ist das anders, doch in Ihrem speziellen Fall erscheint uns diese Trennung angemessen. Für den Besuch ist eine Stunde vorgesehen. Falls Sie länger brauchen, müssen Sie mit dem zuständigen Gefängnisbeamten sprechen und –«
»Ich brauche nicht länger«, unterbrach ich ihn.
Der Wächter sah mir in die Augen. In seinem Blick lag eine Spur Mitgefühl – er wusste also genau, wer ich war und was Samuel Beswick meiner Familie angetan hatte. »Gut.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Der Gefangene bekommt nicht oft Besuch. Eine Zeit lang kam seine Mutter, aber die ist jetzt im Pflegeheim und reist nicht mehr. Seit bestimmt drei Jahren war niemand mehr für ihn hier.«
Vielleicht hätte ich Befriedigung darüber empfinden sollen, dass Beswick niemandem mehr genug bedeutete, um ihn hier zu besuchen. Überraschenderweise aber stimmte mich das nur traurig. Beswick hatte den Gang meines Lebens dramatisch verändert, indem er meinen Eltern das Leben genommen hatte, und ich hasste ihn abgrundtief, doch das machte die brutale Ermordung von Mutter und Vater nur noch sinnloser.
Samuel Beswick würde einsam in diesen Mauern sterben. Letztlich hatte er nicht mehr erreicht als eine Tragödie für alle Beteiligten, auch für sich. Niemand war hier ein Gewinner.
Ich ging durch eine Sicherheitsschleuse, ließ mich abtasten und folgte einem Aufseher über den breiten Flur zu einer beigefarbenen Tür mit der Nummer 32. Der Wächter schloss auf und bedeutete mir mit einer Handbewegung, ich solle eintreten.
»Samuel Beswick kommt gleich«, sagte er, »durch die Tür gegenüber. Sie können sich gegenseitig sehen, sind aber durch die Scheibe getrennt.« Er leierte alles herunter. »Sie haben während der gesamten Begegnung auf Ihrem Stuhl sitzen zu bleiben. Ich warte auf dem Flur. Wenn Sie fertig sind, klopfen Sie an die Tür. Dann bringe ich Sie nach draußen. Wir hören zwar nicht mit, aber in einer Ecke gibt es eine Kamera, die die Begegnung aufzeichnet.«
Ich nickte unaufmerksam. Anders als der Eingangsbereich mit seinen warmen Tönen wirkte das Zimmer eher ungemütlich. Es war im selben Beige gehalten wie die Stahltür, und ich kam zu dem Schluss, dass keine Farbe deprimierender war.
Der Aufseher wartete, bis ich mich auf den unbequemen, am Boden festgeschraubten Metallstuhl gesetzt hatte. Vor mir reichte die Trennscheibe quer durchs Zimmer. Ihre untere Hälfte war aus Stahl, die obere bestand aus Glas mit ein paar kleinen Löchern, durch die man reden konnte. Alles war so eingerichtet, dass zwischen Besuchern und Gefangenen kein körperlicher Kontakt möglich war, und die Konstruktion wirkte sehr stabil. Zwar hatte ich keine Angst vor Beswick, doch die Trennwand war seltsam beruhigend. Dahinter befanden ein weiterer Stuhl und eine zweite Tür, durch die der Mörder meiner Eltern eintreten würde.
»Es dauert noch ein, zwei Minuten«, sagte der Aufseher und ließ mich allein.
Ich schlug die Beine übereinander, löste sie wieder, legte die Hände locker im Schoß ineinander, überlegte es mir anders und schob die Finger zusammen. Entspann dich, Emma. Atme durch. Er ist nur ein Mensch, und die Erwartungen sind viel schlimmer als die Begegnung selbst. Vermutlich.
Als die Tür gegenüber aufging, schrak ich zusammen. Während ich mich noch darüber ärgerte, kam Samuel Beswick ins Zimmer geschlurft und setzte sich auf seinen Stuhl.
So unsinnig es war: Ich hatte gedacht, demselben Mann gegenüberzusitzen, der seinerzeit nach dem Urteil in Old Bailey abgeführt und dabei fotografiert worden war. Aber das war vor fünfundzwanzig Jahren gewesen. Ich war nicht mehr das kleine Kind, das er in einer Blutlache zurückgelassen hatte – und er war kein junger Mann mehr mit buschigem Schnurrbart und dunklem Haar. Er war ergraut, war aber kein distinguierter Silberfuchs, wie man sie in den Straßen der Wohlhabenden sah, sondern hatte strähniges, fettiges Haar, bei dem man eher an Obdachlosigkeit dachte. Nach Jahrzehnten im Gefängnis war seine Haut bleich, Wangen und Schultern erschlafft. Seine blauen Augen indes blickten noch immer scharf.
Ich wusste, dass er sich all die Jahre beschäftigt hatte. Er hatte sich Arabisch beigebracht und auch ein wenig Chinesisch, hatte Prüfungen in Geschichte, Psychologie und Volkswirtschaftslehre abgelegt und strebte einen Abschluss als Jurist an. Samuel Beswick mochte ein Mörder sein, aber ein Idiot war er nicht. Ich würde gut daran tun, das im Kopf zu behalten.
Ich hätte mich über den Tisch beugen, die Scheibe zerschlagen, ihn bei den Schultern packen und fragen wollen, warum er meine Eltern umgebracht hatte. Stattdessen lächelte ich freundlich und sagte in Zimmerlautstärke: »Danke, dass Sie dazu bereit sind, sich mit mir zu treffen.«
»Sie haben keine Vorstellung davon, Miss Bellamy, wie wünschenswert jede Störung der täglichen Abläufe für einen alten Knastbruder wie mich ist.« Seine Stimme klang krächzend, als würde er sie selten benutzen. Ich blickte auf seine Hände, deren gelbe Finger den Raucher verrieten. Dann schaute ich auf. »Detective Constable Bellamy, wenn ich bitten darf.«
Eine Empfindung – zu flüchtig und unklar, als dass...
Erscheint lt. Verlag | 1.7.2023 |
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Reihe/Serie | Firebrand Reihe | Firebrand Reihe |
Übersetzer | Andreas Heckmann |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Scorched Heart |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Blood Destiny • detective constable • Detektiv • Emma Ballamy • Ermittlerin • Ermittlungen • Große Gefühle • Heimat • Hex Files • Leidenschaft • Liebe • Mord • Paranormal • Phönix • Romance • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantik • Romantische Fantasy • Supernatural Squad • Vampire • Vampir Lord Lucas Horvath • Vergangenheit • Werwölfe |
ISBN-10 | 3-7363-2107-4 / 3736321074 |
ISBN-13 | 978-3-7363-2107-6 / 9783736321076 |
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