Das Musikhaus an der Alster - Lied der Sterne (eBook)

Lied der Sterne

***

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
320 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2387-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Musikhaus an der Alster - Lied der Sterne - Katja Dörr
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Hamburg, 1909: Die Adelige Theresa von Eiben muss schon in jungen Jahren einen schweren Verlust ertragen. Ihr Verlobter ist in Berlin tödlich verunglückt. Es war ihr gemeinsamer Traum, ein Musikhaus zu errichten, aber nun ist alles anders. Um die Ländereien der Familie zu retten, soll sie einen Geschäftsmann heiraten, obwohl sich alles in ihr dagegen sträubt. Kurz vor der Hochzeit erhält sie jedoch ein merkwürdiges Paket ohne Absender: Eine wertvolle Geige aus einer Berliner Manufaktur. Theresa erkennt darin ihre Chance, vor der ungewollten Ehe zu fliehen. Um herauszufinden, was es mit dem Instrument auf sich hat, reist sie mit ihrem Klavierlehrer Georg nach Berlin. Während Theresa dort den Spuren ihres verstorbenen Geliebten folgt, erkennt sie nicht, dass ihr persönliches Glück viel näher liegt, als sie ahnt ...

Der erste Band der emotionalen und mitreißenden Familiensaga um das Musikhaus an der Alster in Hamburg. Ein Lesegenuss für alle Fans von Miriam Georg, MODEHAUS HAYNBACH und GRANDHOTEL SCHWARZENBERG.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

Katja Dörr kommt aus dem beschaulichen Saarland, von wo aus sie ihre Figuren gern quer durch Deutschland oder gleich um die halbe Welt streifen lässt. Sie studierte in Trier und Nottingham Jura und arbeitet als Syndikusrechtsanwältin für ein großes Handelsunternehmen. Katja lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Saarbrücken. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin spielt sie am liebsten Gitarre und Bass, besucht Konzerte oder macht lange Spaziergänge mit ihrem Hund Lenny.

1.


Hamburg-Hamm, 28. Juli 1909

Ab dem Moment, in dem Theresas Finger die vertrauten Tasten des alten Klaviers berührten, erfasste sie tief im Inneren ein Gefühl der Freiheit und der Unbeschwertheit, wie sie es schon seit Wochen vermisst hatte. Hier, in dem kleinen Zimmer im Erdgeschoss des in die Jahre gekommenen Landhauses, konnte sie tatsächlich allein sein. Im Einklang mit dem Instrument und mit sich selbst. Hier war sie weder Tochter noch Schwester, Verlobte oder Hausherrin. Sobald sie die schwere Eichentür des Musikzimmers hinter sich schloss und auf der spröden, ledernen Oberfläche des Klavierschemels Platz nahm, wurde aus ihr schlicht das Mädchen am Klavier, das exakt an diesem Ort vor knapp vierzehn Jahren seine Liebe zur Musik entdeckt hatte. Mit geschlossenen Augen ließ sie ihre schlanken Hände über die Tastatur gleiten. Instinktiv und scheinbar ohne ihr Zutun fanden ihre Finger ein Thema aus Schuberts Fantasie f-Moll. Während sie sich von der leichten, verspielten Melodie tragen ließ, genoss Theresa die Mittagssonne, die durch das große Fenster an der Südseite hereinschien. Sanft legte sich die Wärme auf ihr Gesicht und auf ihre unbedeckten Unterarme. Hier, in ihrem eigenen kleinen Reich, hatte die junge Frau es sich bequem gemacht. Die oberen Knöpfe ihrer Bluse waren geöffnet, und das haselnussbraune Haar fiel ihr locker über die zierlichen Schultern. Ihre nackten Füße ruhten auf den kühlen, glatten Messingpedalen. Wie sie dort an dem mit Schnitzereien verzierten Piano saß, fühlte sich die Zweiundzwanzigjährige mit allen Sinnen an ihre Kindheit erinnert. Der Klang der Saiten erfüllte den Raum mit Musik, und die Vibrationen des vollen Basses verursachten ihr eine leichte Gänsehaut. Um sie herum verschmolz das ferne Zwitschern der Amseln mit dem Geruch des Zimmers nach altem Zedernholz und vergilbten Teppichen zu einer Mischung an Sinneseindrücken, die sie unweigerlich an eine einfachere Zeit in ihrem Leben denken ließen. Damals, als Theresa noch ein kleines Mädchen gewesen war und ihre Eltern, der Graf und die Gräfin von Eiben, sich bester Gesundheit erfreuten, schien eine völlig sorgenfreie und behütete Zukunft vor ihr zu liegen. Viel zu schnell war die Kindheit dem Erwachsenwerden gewichen, und die unbeschwerten Freuden wurden von einem nicht enden wollenden Pflichtenkatalog überschattet.

Rasch schob Theresa diesen Gedanken beiseite und ging in den energischen zweiten Teil des Themas über. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass selbst diese recht schwierige Übung ihr heute gut gelang. Sogar der sonst so widerwillige kleine Finger der linken Hand lag stets dort, wo er sollte. Motiviert von diesem Erfolg, straffte Theresa ihren Rücken und atmete tief ein. Sollte sie sich heute etwa am Allegretto in Mozarts Sonate Nr. 18 D-Dur versuchen, an dem sie bisher so kläglich gescheitert war? Schließlich hatte ihr Klavierlehrer ihr erst vor Kurzem Trägheit und mangelnde Ambition vorgeworfen. Aber was wusste der schon? Sicherlich würde Theresa weniger über die schnellen Triolenbewegungen stolpern, wenn sie nicht ständig tadelnde Blicke in ihrem Nacken spüren müsste. Außerdem würde die heutige Übung nicht durch Belehrungen und Ermahnungen unterbrochen werden. Theresa schauderte es regelrecht bei der Vorstellung, bald schon wieder einer von Herrn Albers’ Lektionen in Musiktheorie unterzogen zu werden. Nur zu gern wollte die Klavierschülerin stattdessen seinen Gesichtsausdruck des Lehrers sehen, wenn sie in der nächsten Stunde fehlerfrei spielen würde. Entschlossen öffnete sie die Augen und brachte ihre Hände in die korrekte Ausgangsposition.

»Na gut«, sagte sie leise. »Wir versuchen es einfach mal.«

Gerade als Theresa zum ersten Akkord ansetzen wollte, nahm sie einen flüchtigen Schatten wahr, der über die langen weißen Gardinen zu ihrer Rechten huschte. Erschrocken hob sie die Hände von den Tasten. War dort draußen jemand? Theresa hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Es war nichts zu hören. Schon seit Jahren hatte sie niemanden mehr von der Familie hier gesehen. Ihr Bruder Wilhelm verließ nur selten das weit komfortablere Anwesen in der Stadt und machte sich ohnehin nichts aus dem alten Landhaus. Stattdessen zog er es vor, seine Tage in dem muffigen, verrauchten Arbeitszimmer im Dachgeschoss des elterlichen Stadthauses zu verbringen, bis sein Gesicht so weiß war wie die chaotischen Stapel von Bilanzen und Rechnungen, die er um sich herum auftürmte. Theresas einziger Begleiter war der Kutscher Artur, der sie hergebracht hatte. Der alte, stets etwas mürrische Bedienstete litt jedoch schon seit Jahren unter wiederkehrenden Schmerzen in den Beinen und würde folglich kaum auf dem weitläufigen Grundstück umherwandern. Für gewöhnlich ruhte er sich im Inneren der Kutsche aus, solange seine Herrin sich ihrem Klavierspiel widmete, was Letztere ihm aufgrund seines Leidens durchgehen ließ.

Mittlerweile war Theresa aufgestanden und spähte vorsichtig an den Gardinen vorbei aus dem Fenster. Weder auf dem Kiesweg, der unmittelbar vor dem Haus vorbeiführte, noch auf der dahinterliegenden Wiese waren irgendwelche Bewegungen zu erkennen. Die kleine schwarze Kutsche stand ebenfalls noch an Ort und Stelle, und die abgeschirrten Pferde wirkten entspannt. Hätte ein Eindringling diese nicht aufgescheucht? Theresa war immer noch nervös. Sollte sie sich getäuscht haben, und der Schatten war nur ein harmloser Vogel gewesen? Nein, Theresa konnte fühlen, dass etwas nicht stimmte. Dort draußen war jemand.

Langsam schloss sie die Tastenklappe des Pianos und schlich in Richtung Tür. Mit klopfendem Herzen hielt sie den Türgriff in der Hand und fragte sich, was sie als Nächstes tun sollte. Dabei biss sie sich gedankenverloren auf die Unterlippe, wie sie es schon als kleines Kind getan hatte, wenn sie angestrengt nachdachte. Plötzlich fiel ihr das Schlafzimmer im oberen Stockwerk ein. Von diesem Raum aus könnte sie den Großteil des vorderen Anwesens überblicken. Falls sie nichts entdeckte, würde sie schnell hinaus zur Kutsche laufen und sich heimfahren lassen. Dort angekommen, würde sie den kräftigen Stallknecht anweisen, sich umgehend zum Landhaus zu begeben und gründlich nach Eindringlingen Ausschau zu halten.

Mittlerweile war Theresas Anspannung einer tiefen Enttäuschung darüber gewichen, ihr Klavierspiel viel früher als erwartet aufgeben und in ihren grauen Alltag zurückkehren zu müssen. Ärgerlich knöpfte sie ihre Bluse zu, schloss den steifen Kragen, steckte ihre Frisur zu einem ordentlichen Knoten hoch und schlüpfte in ihre Strümpfe und Schuhe. Sehnsüchtig warf sie einen letzten Blick auf das alte Piano und wandte sich dann zum Gehen. In diesem Moment hörte Theresa, wie die schwere Eingangstür mit einem lauten Ächzen aufgedrückt wurde, und sie erstarrte vor Schreck. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, und sie drückte sich an die Wand hinter ihr. Nun konnte sie auch schon schwere Schritte im Flur hören. Das energische Klackern von Schuhsohlen auf den ausgedörrten Dielenbrettern wurde stetig lauter.

Er kommt näher.

Die Gedanken rasten durch Theresas Kopf, und ihr Puls hämmerte so laut in ihren Schläfen, dass sie ihn fast hören konnte.

Oh Gott, ich glaube, er kommt hierher.

Tatsächlich wurde das Geräusch der Schritte immer lauter, und ein leises Husten des mutmaßlichen Einbrechers verriet Theresa, dass er schon fast auf der Höhe des angrenzenden Kaminzimmers angekommen sein musste.

Lauf weg. Du musst hier raus!

Hektisch sah sie sich in dem kleinen Raum um, doch sie wusste, dass nur diese eine Tür hinausführte. Um die Fenster zu öffnen und hindurchzuklettern blieb keine Zeit mehr, selbst wenn dieses Kunststück mit dem langen, schweren Wollkleid überhaupt zu bewerkstelligen gewesen wäre. Kurz kam ihr der Gedanke, das Klavier vor die Tür zu schieben, doch dieses wog mit Sicherheit weitaus mehr, als ihre Kräfte hergaben. Theresas Blick fiel auf den massiven, gusseisernen Kerzenständer, der neben dem Instrument stand. Ihn hatte sie Anfang des Jahres an einem düsteren Wintermorgen aus dem Kaminzimmer geholt, um ein wenig Licht zu haben. Kurz entschlossen packte sie das untere Ende der improvisierten Waffe und stellte sich in drei Schritten Entfernung von der Tür auf. Sie hatte in ihrem Leben noch nie Gewalt anwenden müssen, aber wenn es sein müsste, würde sie so hart zuschlagen, wie sie konnte.

Theresa hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Anscheinend war der Eindringling stehen geblieben, denn es waren plötzlich keine Schritte mehr zu hören.

»Hallo? Guten Tag. Ist hier jemand?«

Der ruhige, freundliche Klang der Stimme überraschte sie und kam ihr zugleich irgendwie bekannt vor. Unsicher ließ sie den schweren Kerzenständer in ihrer Hand sinken, gab jedoch keine Antwort.

»Ist irgendjemand zu Hause?«, erkundigte sich die Stimme nochmals, worauf erneut Schritte in Richtung des Musikzimmers zu hören waren.

»Dies ist Privatbesitz!«, platzte es aus Theresa heraus. »Verschwinden Sie sofort, oder ich lasse Sie wegen Einbruchs verhaften!«

Sie hatte energisch und bedrohlich...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2023
Reihe/Serie Die Musikhaus-Familiensaga in Hamburg
Die Musikschul-Familiensaga in Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-2387-0 / 3751723870
ISBN-13 978-3-7517-2387-9 / 9783751723879
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