Der Traum von Meer und Wind (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-4373-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Traum von Meer und Wind - Carla Federico, Julia Kröhn
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Cuxhafen 1891: Die junge Mina Ahlhusen geht mit ihrem Vater Wilhelm an Bord des Luxusdampfers Augusta Victoria, der zu seiner ersten 'Lustreise' aufbricht. Sie ist überwältigt von der Pracht des Schiffes und voller Vorfreude auf abenteuerliche Landausflüge mit ihrer besten Freundin Bethy, die mit ihren Eltern ebenfalls an der Reise teilnimmt. Doch zwischen den beiden Familien, die einander einst freundschaftlich verbunden waren, ist es nach einem tragischen Vorfall zum Zerwürfnis gekommen. Dadurch droht nicht nur die Freundschaft der Mädchen zu zerbrechen, Mina könnte auch alles verlieren. Kann sie aus eigener Kraft die Reederei Ahlhusen retten?

Eine Familiensaga über eine Reeder-Familie und die Anfänge der Kreuzfahrt - mitreißend und spannend erzählt von Bestseller-Autorin Carla Federico.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



<p>Carla Federico ist eine österreichische Autorin, die unter anderem Geschichte studiert hat und heute als freie Autorin in Frankfurt am Main lebt. Ihre große Leidenschaft fürs Reisen hat sie in viele Länder geführt - und auch auf diverse Kreuzfahrtschiffe. Für ihren Roman hat sie intensiv recherchiert und viele Originalquellen und Reiseberichte von der ersten Kreuzfahrt studiert, um detailgenau das Bordleben und die Landausflüge zu beschreiben.</p>

Prolog


Cuxhaven, 23. Januar 1891


Wir kommen bestimmt zu spät.«

Immer wieder blickte Mina Ahlhusen auf ihre Uhr. Der Zeiger bewegte sich gar so schnell – viel schneller zumindest als die Räder der Kutsche, die so oft im knöcheltiefen Schnee stecken blieben. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. »Das Schiff legt doch gleich ab. Nie und nimmer erreichen wir es rechtzeitig.«

Während sie unruhig auf ihrem Sitz hin und her rutschte, lehnte sich Hedwig Ahlhusen, ihre Großmutter, an die Kopfstütze. Weder Minas Ungeduld noch die schmerzhaften Stöße bei jeder Radumdrehung schienen ihr zuzusetzen. Nach einer Weile bemerkte sie lediglich auf die ihr eigene schnodderige Art: »Die Uhr geht nicht langsamer voran, nur weil du ständig daraufstarrst.«

Seufzend versuchte Mina, das Ticken zu ignorieren, und blickte aus dem Fenster des Gefährts. Dass sie sich bereits dem Hafen näherten und in der Ferne die drei riesigen gelben Schornsteine der Augusta Victoria sichtbar wurden, war ihr kein Trost. Der Schnee war hier zwar geschmolzen – jedoch unter den Schritten unzähliger Schaulustiger, die den Weg zum Kai namens »Alte Liebe« ebenso verstellten wie die vielen kleinen Droschken, mit denen die weiblichen Passagiere vom Bahnhof hierher gebracht worden waren.

Warum hatte sie nicht auch auf die Eisenbahn bestanden, sondern auf den Vater gehört, der das Automobil vorzog? Dieses hatte – anspruchsvoller und launenhafter als jedes noch so nervöse Pferd – auf dem letzten Stück der Strecke seinen Geist aufgegeben und ihnen keine andere Wahl gelassen, als in die Kutsche umzusteigen. Die zwei Gäule wiederum, die vor dieser gespannt waren, waren zwar weder launenhaft noch nervös, jedoch so alt, dass ein Fußmarsch kaum länger gedauert hätte.

»Das Schiff ...«, sagte Mina verzweifelt. »Es wird bestimmt nicht auf uns warten. Schließlich hätte die Reise schon gestern beginnen sollen.«

Grund für die Verzögerung war die zugefrorene Elbe, die zunächst kein Durchkommen erlaubte, als die Augusta Victoria von ihrem Winteraufenthalt in Hamburg nach Cuxhaven überführt wurde. Am Ende hatte sie das Eis jedoch durchbrochen, und die vielen Schollen, die jetzt wie Diamanten in der Mittagssonne funkelten, waren zu klein, um ein echtes Hindernis darzustellen.

»Na ja«, knurrte Hedwig Ahlhusen und machte weiterhin keine Anstalten, auch aus dem Fenster so blicken, »so ein großes Versäumnis wäre es auch wieder nicht, wenn wir nicht rechtzeitig an Bord gingen. Ich meine, eine Reise allein zum Vergnügen, wer hat so etwas schon gehört! Von einem Ort zum anderen zu kommen – zu diesem Zweck hat Gott die Schiffe vorgesehen. Aber nicht, dass Menschen ihren Spaß daran haben.«

»Aber, aber«, schaltete sich Wilhelm Ahlhusen, Minas Vater, ein, der den Wortwechsel bis jetzt mit belustigter Miene, aber schweigend verfolgt hatte. »Es ist nicht Gott, der Schiffe baut, sondern es sind die Menschen ... und diese wiederum hat er mit einem erfindungsreichen Geist ausgestattet. So eine Lustfahrt zu unternehmen ist ein kühnes, noch nie da gewesenes Unternehmen, folglich eine hervorragende Geschäftsidee.«

»Das wird sich noch zeigen.«

»Aber prachtvoll anzusehen ist das Schiff auf jeden Fall!«, rief Mina.

Mittlerweile erblickte sie in der Ferne nicht nur die Schornsteine und die Masten, die in die winterliche Luft ragten, sondern den schwarzen Rumpf, vor dessen Hintergrund die Eisschollen einem Heer von Schwänen glichen. Winzig klein erschienen die vielen anderen Schiffe und Kähne, die im Hafen eingefroren waren und keinen anderen Sinn hatten, als die Größe und Pracht des Luxusdampfers hervorzuheben. Kein Wunder, dass man diesem gerne den Beinamen »die schöne Hamburgerin« gab – Mina fand, dass sie ihn völlig zu Recht trug. Festliche Flaggen knatterten im Winterwind, viele der Schaulustigen hatten Tücher hervorgezogen, um zu winken, alles drängte Richtung Schiff, um es so genau wie möglich in Augenschein zu nehmen – nur ihre Kutsche blieb endgültig stehen.

»Wir sollten aussteigen und zu Fuß weitergehen«, schlug Mina vor.

»Zu Fuß? Ich dachte, diese Reise dient ausschließlich dem Vergnügen«, knurrte Hedwig.

»Noch haben wir sie ja nicht angetreten, und auch auf den Landausflügen werden wir manche Wanderung unternehmen.«

»Wenn wir denn das Schiff überhaupt erreichen ...«

Trotz ihrer skeptischen Worte erhob sich Hedwig, nachdem Wilhelm aufgestanden war, die Tür geöffnet und ihr die Hand angeboten hatte, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Mina hatte ihre Großmutter oft über schmerzende Glieder klagen gehört, doch man sah ihr diese nicht an. Ihr Rücken war kerzengerade und der Kopf so hoheitsvoll gereckt, als würde sie darauf ein paar Bücher balancieren. In ihrer Jugend, so erzählte sie oft, hätte sie wie jede Frau acht Unterröcke übereinander getragen, weil die Mode dies so vorschrieb, und obwohl sie mittlerweile auf die Hälfte verzichtete, glich ihr Reisekostüm – ebenso schwarz wie all die Kleidung, die sie seit dem Tod ihres Mannes vor dreißig Jahren trug – einem Panzer. Selbst die Schneeflocken, die vereinzelt in der Luft tanzten, schienen diesen zu scheuen, während Minas Hände und Wangen bald nass davon wurden.

Sie selbst trug nicht so viele Unterröcke, jedoch wie stets ein enges Mieder, und als sie sich durch die Masse hindurchkämpfte, atmete sie zunehmend schwerer. Dass sie mit den halbhohen, geschwungenen Absätzen ihrer Stiefeletten mehrmals im matschigen Schnee stecken blieb, machte das Fortkommen kaum leichter, und unter dem dicken, pelzverbrämten Cape aus olivgrünem Wolldamast fing sie zu schwitzen an. Gottlob, dass sie wenigstens nur das Handgepäck zu tragen hatten, während der Rest schon auf dem Schiff wartete.

»Aus dem Weg, aus dem Weg!«, rief sie keuchend.

Niemand hörte auf sie, und obwohl die Stimme ihres Vaters – eine große, stattliche Erscheinung, der man den vielen Branntweinkonsum der letzten Wochen erst auf den zweiten Blick ansah – ungleich dunkler und dröhnender klang, erreichte er mit seinem »Weg da!« kaum mehr. Lauter noch als ihre Bitten und Befehle waren die vielen Jubelrufe, und selbst als Mina ihre Ellbogen einsetzte, zog sie damit nur irritierte Blicke auf sich, während keiner ihr Platz machte – schlichtweg, weil es keinen mehr gab, sondern sich die Schaulustigen gegenseitig auf die Füße traten. Längst sah sie nichts mehr von den gelben Schornsteinen, nur schwarze Hüte und Mäntel, Muffe und Stiefel und den eigenen weißen Atem, der vor ihrem Mund aufstieg. Doch als sie schon aufgeben, gar zur Kutsche zurückkehren wollte, verstummte die Menschenmasse jäh. Das Einzige, was nun zu hören war, waren die Klänge der Bordkapelle, die auf dem Deck des Schiffes spielte.

»Jetzt legt das Schiff wirklich ab«, sagte Mina traurig.

Doch niemand erteilte den Befehl »Leinen los!«, und anstatt sich noch dichter an das Schiff heranzuwagen, wichen die Schaulustigen plötzlich zurück. Diesmal wurde Wilhelms Befehl, Platz zu machen, sofort befolgt, und durch die schmale Gasse, die sich auftat, gelangten sie ganz ohne Drängen zur Landungsbrücke. Die letzten Schritte bis zum Kai starrte Mina konzentriert auf den Weg. Das fehlte noch, auszurutschen und damit das so nahe Ziel zu verfehlen! Erst als sie es erreicht hatte, sah sie sich wieder um und erblickte nicht weit von sich einen Mann mit spitzem Bart und grüner Uniform, glänzenden Goldepauletten und funkelnden Knöpfen. Eben trat er auf das Schiff zu, von wo aus ihm ein zweiter entgegenkam, dieser in Zivil gekleidet und etwas kleiner, was nicht nur an der unterschiedlichen Körpergröße, sondern auch an seiner dienernden Kopfbewegung lag.

Diesen Mann kannte Mina: Es war Albert Ballin, der Passageleiter der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesellschaft – was ein so monströser Name war, wie ihr Vater oft spottete, dass man sie entweder die Hamburg-Amerika-Linie oder HAPAG nannte. Letzteres fand wiederum ihre Großmutter monströs, weil es in ihren Augen an einen missglückten Hundenamen erinnerte.

So oder so: Während Mina Herrn Ballin schon öfter begegnet war, kam ihr der andere Mann nur vage bekannt vor, und ihrem Vater schien es ähnlich zu gehen.

»Na also«, sagte Wilhelm, »das Schiff wartet auf sämtliche Passagiere.«

»Das ist doch kein Passagier«, schalt Hedwig streng. »Das ist unser Kaiser Wilhelm II. Offenbar ist er gekommen, um das Schiff persönlich zu inspizieren und zu verabschieden.«

Mina nickte aufgeregt. »Es ist ja auch nach seiner Gattin benannt.«

»Von wegen!« Hedwig rümpfte die Nase. »Unsere Kaiserin heißt Auguste Victoria. Welch eine Schande, dass man ihren Namen nicht richtig geschrieben hat, als man das Schiff taufte.«

Wilhelm Ahlhusen schien nicht sonderlich von seinem kaiserlichen Namensvetter beeindruckt. »Ob nun Augusta oder Auguste. Zumindest haben wir Zeit gewonnen,...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ägypten, • Alexandria • Athen • Beirut • Bestseller Autor • Bestsellerautorin • Bestseller Autorin • Capri • Cuxhaven • Damaskus • England • Familiensaga • Familiensaga Bestseller • familiensaga bücher • Familiensage • Gibraltar • Hamburg • Historische Romane • Historischer Roman • Israel • Istanbul • Italien • Jerusalem • junge starke Frau • Kairo • Kreuzfahrt • kreuzfahrt roman • Lissabon • Luxusdampfer • Malta • Neapel • Palermo • Reederei • Reeder-Familie • Roman Titanic • Sophia Cronberg • Starke Frauen • Tel Aviv • Titanic • Titanic-Roman • titanik
ISBN-10 3-7517-4373-1 / 3751743731
ISBN-13 978-3-7517-4373-0 / 9783751743730
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,9 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99