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Burnt Offerings - Haus der toten Seelen (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
336 Seiten
Festa Verlag
978-3-98676-053-3 (ISBN)
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Ben und Marian Rolfe können günstig ein Herrenhaus auf dem Land mieten. Endlich ein Sommer, den sie nicht in ihrem stickigen Apartment in Queens verbringen müssen! Die Eigentümer haben jedoch eine ungewöhnliche Bitte: Im Dachgeschoss lebt Mrs. Allardyce. Marians Aufgabe ist es, der alten Dame täglich drei Mahlzeiten vor die Tür zu stellen und sie ansonsten niemals zu stören. Doch etwas Beängstigendes geht im Haus vor sich. Lebt wirklich eine alte Frau hinter der verschlossenen Tür? Als Marian die Wahrheit herausfindet, ist es längst zu spät ... Stephen King: »Eine Geschichte, die uns warnen und verstören will.« Publishers Weekly: »Hinterhältig erschreckend.« New York Times: »Der Roman macht Angst. Sogar bei Tageslicht!« Die erste deutsche Veröffentlichung dieses Spukhaus-Klassikers. Mit einem Nachwort von Stephen King.

Robert Marasco (1936-1998) wurde in der Bronx geboren. Er arbeitete als Lehrer, bevor er sich 1970 mit ?Child's Play«, einem Drama über unheimliche Vorfälle an einer katholischen Jungenschule, dem Schreiben zuwandte. Das Stück wurde ein Überraschungserfolg und lief für 343 Vorstellungen am Broadway. Der Horrorroman ?Burnt Offerings? war ein Bestseller. 1976 verfilmte ihn der Regisseur Dan Curtis mit Oliver Reed, Karen Black und Bette Davis. Stephen King: »Shirley Jacksons ?Spuk in Hill House? hat schon lange einen so großen Einfluss auf nahezu sämtliche Werke übernatürlicher Fiktion der Nachkriegszeit, dass es immer wieder an erster Stelle genannt wird, sobald das Thema auf »Spukhausromane« kommt. Man könnte meinen, es sei der einzige Roman dieses Genres, der wirklich zählt. Das stimmt natürlich nicht. Es ist der Beste, ohne Frage, aber es gibt noch andere extrem gute Bücher zu dem Thema. Mein Kandidat für den Vizemeister in dieser Kategorie - und zwar ein verdammt knapper Zweitplatzierter - ist ?Burnt Offerings? von Robert Marasco.«

1

»Nicht so schnell, mein Schatz. Kommando zurück

David, acht, zuckte zusammen, als erwartete er einen Schlag, blieb auf halbem Weg durch das Wohnzimmer wie angewurzelt stehen und wandte sich langsam um. Marian stand in der kleinen Diele am hinteren Ende des Apartments, zwischen den beiden Schlafzimmern. Sie hob steif den Arm und deutete auf Davids Tür.

»Als du nach Hause kamst, sah es dadrin aus wie geleckt«, sagte sie. »Erinnerst du dich?«

Er schlurfte über den Teppich und auf den Holzboden, den sie gerade erst poliert hatte. Seine Sneaker quietschten leise.

»Füße heben, bitte«, mahnte Marian, als er an ihr vorbeiging. Sie folgte ihm in sein Zimmer. »Siehst du, was ich meine?«

David zupfte sein Schulshirt vom Türknauf, öffnete den Schrank und griff nach einem Kleiderbügel. »Hab ich vergessen«, sagte er lahm.

»Für so ein schlaues Kind vergisst du mächtig viel.« Sie sah zu, wie er mit dem Bügel nach dem Shirt stocherte. »Wenn du erst die Hose aufhängst, kannst du einen Kleiderbügel sparen, findest du nicht?«

»Die Hose auch?«

»Natürlich die Hose auch. Und räum die Schuhe weg.«

Seine Hose lag neben einem Stuhl auf dem Boden. Er hob sie auf und stopfte eines der Hosenbeine durch den Bügel.

»Schatz …?«, sagte Marian geduldig.

Demonstrativ ließ er den Bügel sinken. »Ich kann das nicht, wenn du zuguckst. Das macht mich nervös.«

»Dann seh ich eben nicht zu.« Sie drehte sich von ihm weg zum Fenster. »Sag, wenn du so weit bist.«

Trotz des Lärms, der vom Hof drei Stockwerke unter ihnen heraufdrang, hörte sie ihn murren. Sie ging zum Fenster und zupfte die kurze rote Gardine zurecht, die gegen die blendende Reflexion des Wohnhauses gegenüber zugezogen war – eine Mauer aus Glas und glattem weißen Stein. Vom Hof her hörte Marian eine laute Frauenstimme, die »Darlene!« brüllte. Sie neigte den Kopf zur Scheibe und spähte nach unten.

Der Hof bestand aus einer großen Betonfläche mit einem fransigen Grasrand; im Grunde war er nicht mehr als ein Durchgang mit ein paar Bänken, der zu den Eingängen des mehrflügligen Gebäudes zehn Meter weiter führte. Besonders in der Zeit zwischen 15 und 17 Uhr waren die Bänke von Frauen besetzt, hauptsächlich junge Mütter, jede mit einem Kinderwagen in Reichweite.

Sie hörte den Schrei – »Darlene!« – erneut, lauter jetzt, und sah eine junge Frau in Shorts und einer ärmellosen blauen Bluse aufspringen. Sie zeigte auf jemanden außerhalb von Marians Blickfeld. »Jetzt kannst du was erleben!« Zwei Kinderwagen wurden auseinandergeschoben, um sie durchzulassen. Sie rannte außer Sicht, und aus dem Schrei, der folgte, ließ sich schließen, dass Darlene gerade etwas erlebte.

Die Woche war untypisch warm gewesen – fast 25 Grad, und das Mitte Mai! – und der Hof hatte sich wie jedes Frühjahr in einen geschäftigen, lauten Spielplatz verwandelt. Im Sommer würden die Tage noch länger werden und der Lärmpegel unerträglich.

Sommer. Wohnung. Queens. Das klang schon so unheilvoll. Es war jedes Mal dasselbe.

Sie warf David einen kurzen Blick zu. Er hängte gerade den nun voll beladenen Kleiderbügel zurück und steckte seine Schuhe in den Schuhbeutel. Während er das tat, setzte in der Wohnung unter ihrer ein Klavier ein.

15:30 Uhr. Sie konnte die Uhr danach stellen. Erst Tonleitern, die ersten fünf Minuten oder so noch zögerlich; dann ein Übergang zu Bach oder Beethoven oder woran man in Apartment 2-D diesen Monat auch immer arbeitete. 15:30 Uhr bis 17 Uhr, fünf Tage die Woche. Auch am Ende des Monats noch mit Patzern wie dem gerade, dafür schneller, lauter, routinierter. Schon wieder einer. Sie verzog das Gesicht.

Und noch mal. Und das bei einer Tonleiter, um Himmels willen! Eine erneute Beschwerde würde nichts bringen, denn der Mietvertrag war eindeutig: von neun bis neun. Sie konnte nur lächeln und ein wenig fester auftreten.

David warf die Schranktür zu und wandte sich ihr mit in die Hüften gestemmten Armen herausfordernd zu. »Okay?«

»Okay«, sagte sie. Sie überquerte den roten Flokati in der Mitte des Zimmers und ging vor ihm in die Hocke. »Sieht doch gleich viel besser aus, findest du nicht? Gib es zu.«

Würde er nicht. Für ihn hatte es vorher auch gut ausgesehen.

Sie stopfte das T-Shirt in seine Hose und zog ihn an sich, um ihm einen lauten Kuss zu geben. »Ich bin schwierig, ich weiß«, sagte sie mitfühlend. »Aber du bist auch nicht immer einfach.«

Er wollte sich losmachen. »Ich komm zu spät.«

»Zu spät wofür?«

»Zeug.«

»Dann komm halt zu spät. Ich seh dich immer nur, wenn ich mit dir schimpfe. Deshalb schimpfe ich so viel.«

Ungeduldig ließ er zu, dass sie ihm die dicken, dunklen Haare glatt strich. Sie waren wie die von Ben. Ihre waren lang und dunkelblond. Einmal, kurz nach ihrem 30. Geburtstag, hatte sie ein einzelnes graues Haar entdeckt und sofort ausgerissen.

»Denk dran: kein Radfahren auf dem Boulevard. Und um sechs bist du zu Hause. S-E-C-H-S, sechs, klar? Kuss bitte.«

Er küsste sie flüchtig auf die Wange und stürmte, nun wieder munter, aus dem Zimmer.

Marian hockte auf ihren Fersen, bis die Tür zuschlug, dass die Fenster nur so klirrten. Vorübergehend war das Zimmer ordentlich; ein Musterbeispiel eines Jungenzimmers: die Peanuts-Kissen auf der Tagesdecke aufgereiht, der kleine, auf Hochglanz polierte Schreibtisch, das Bücherregal, an den Wänden Footballposter und Pistolenbilder. Daffy Duck und Alfred E. Neumann hingen in trauter Eintracht über dem Bett. Auf der Kommode stand ein Modellschiff und dann gab es noch einen Modell-Mustang, Dracula und die Mumie und einen mechanischen Frankenstein, der seine Hose runterließ und dabei errötete. (Von Tante Elizabeth, die ebenfalls einen hatte.) Sie alle waren gerade erst abgestaubt worden und das Zimmer duftete frisch und gut, wie der Rest des Apartments.

Die Tür knallte und die Vorhänge bauschten sich sacht. Marian spielte geistesabwesend mit dem Flor des Teppichs. Sie spürte, wie vom Klang des Klaviers der Boden vibrierte. Instinktiv wollte sie auf den Teppich trommeln, aber es war so schon peinlich genug, der Frau im Flur oder am Briefkasten zu begegnen. Sie fand einen weißen Faden und zupfte daran; dann war da ein bisschen Ruß, der ihre Finger verschmierte; und dann, als sie sich kniend vorbeugte und den Flor untersuchte, auch noch ein paar blaue Fasern wie von ihrem Schlafzimmerteppich. Sie machte sich eine mentale Notiz, den Staubsauger auszuleeren. Dann legte sie ihre Hand auf den Teppich und strich den Flor glatt, stand auf, ging zum Schrank und hängte Davids Kleidung richtig auf.

Eine Minute lang starrte sie einfach nur in den Schrank. Die Tonleitern von unten waren endlich zu Bach übergegangen, und vielleicht gefiel ihr der Bach von 2-D doch ganz gut, denn etwas in der Melodie brachte sie dazu, Davids Anzugjacke zu berühren, seinen Regenmantel und den verschlissenen blauen Bademantel, den sie eines Tages würde ersetzen müssen – ob sie wollte oder nicht. Dieses Gefühl und das Lied, das von unten heraufdrang – inklusive Patzern –, ließen sie ans Fenster treten, wo sie wartete, bis er den Hof überquerte. Das tat er nicht, aber hätte er, hätte sie »David!« gerufen und ihm eine Packung Yankee Doodles runtergeworfen.

Das Apartment bestand aus vier ausreichend großen Zimmern mit Wänden, von denen der Putz bröckelte, obwohl Ben sie regelmäßig verspachtelte, und Parkettböden, die sich neben zwei der Türschwellen leicht, aber merklich hoben. Einmal im Monat machte Marian Großputz und wachste und polierte das Holz. Und mindestens einmal im Monat rutschte Ben auf seinen Socken aus, packte die mit Samt bezogene Lehne eines abgestoßenen Ohrensessels und rief: »Herr im Himmel!«

Das ganze Gebäude war alt. Es lag an einem breiten, belebten Boulevard in Queens, an dem sich Supermärkte, Bars, Burgerketten und diverse chinesische und italienische Lieferrestaurants aneinanderreihten. Zwei Blocks weiter lag eine Feuerwache und über ihnen die Einflugschneise zum LaGuardia-Flughafen. Hier wohnten hauptsächlich frisch verheiratete Paare und Singles in den neueren Häusern, ältere Menschen und Chiropraktiker in den übrigen. Und die Rolfes – Ben, Marian und David –, die hier seit vier Jahren lebten und 160 im Monat bezahlten.

Ein Schnäppchen und obendrein 30 Dollar günstiger als ihre vorherige und erste gemeinsame Wohnung, eine vollgestopfte Dreizimmerbude weiter draußen in Queens. Einer uralten Tradition folgend, waren sie auf der Suche nach mehr Platz umgezogen, wie auch die meisten der jungen Paare eines Tages dieses Viertel verlassen und sich in niedlichen Häusern in Nassau oder Suffolk niederlassen würden. Genau wie die Rolfes, da war sich Marian sicher; sie hinkten nur ein wenig hinterher.

Vor vier Jahren hatten sie festgestellt, dass eine kleine Dreizimmerwohnung nicht mehr alles beherbergen konnte, was sich in fünf Jahren Ehe angesammelt hatte. Besonders in einer Ehe mit Marian, die, wie sie selbst zugab, fast schon habgierig war – oder wie Ben es mal in einem seiner seltenen Wutausbrüche genannt hatte: »Ein gottverdammter Messie.« Also waren sie, statt weiterhin seitlich oder gebückt von Raum zu Raum zu gehen, umgezogen. Hin zu mehr Platz, Geldersparnis und Bequemlichkeit.

Das Gebäude war groß und bei...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2023
Übersetzer Simona Turini
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-98676-053-9 / 3986760539
ISBN-13 978-3-98676-053-3 / 9783986760533
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