Der verwegene Plan der Küchenmagd (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1595-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der verwegene Plan der Küchenmagd -  Nicole Locke
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Frankreich, 1297: Biedeluue ist fest entschlossen, ihre Schwester zu retten, die von Ian von Warstone auf seiner Festung gefangen gehalten wird. Sie gibt sich als Küchenmagd aus und verschafft sich so Eintritt zur Burg. Doch sie ist nicht die Einzige mit einem Geheimnis: Auch Louve von Mei Solis hat sich als Diener getarnt, um eine legendäre Schatzkarte aufzuspüren. Als beide erkennen, dass sie einen gemeinsamen Feind haben, beschließen sie, sich zu verbünden. Je mehr Zeit sie hinter den dunklen Burgmauern miteinander verbringen, desto höher schlagen die Flammen der Leidenschaft. Doch werden sich ihre Wege wieder trennen, sobald beide ihr Ziel erreicht haben?



Nicole Locke las ihren ersten Liebesroman als Kind im Wandschrank ihrer Großmutter. Später siedelte sie dann mit ihrer Lektüre ins Wohnzimmer um. Und noch später fing sie an, selbst Liebesromane zu schreiben. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern in Seattle.

2. KAPITEL


Biedeluue atmete einmal lange aus, dann ein weiteres Mal. Über vierzig Kelche türmten sich vor ihr auf. Über vierzig Kellen Bier.

Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie über ihre kurzen Arme und Beine nicht glücklich, ganz zu schweigen von ihren stolzen Brüsten. Brüste, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte und die ihr im Moment nur hinderlich waren. Sie war zwei Köpfe kleiner als Galen, der mit seinem blonden Haarschopf den Staub von der Decke wischen konnte, falls er das wollte. Und er war dünn wie eine Bohnenstange. Eigentlich müsste er das Bier längst merken.

Sie verengte die Augen und betrachtete ihn genau. Er hatte jetzt fünf Beine, die genauso stark wie alles andere an ihm zitterten. Es konnte nicht mehr lange dauern. Alles, was sie tun musste, war … hm.

Rasch schob sie ihre Brüste zur Seite. Wenn sie doch nur kleiner wären …

„Brauchst du Hilfe bei den beiden?“, rief ihr Henry keck ins Ohr. „Autsch!“

„Das hast du davon, jemanden so zu erschrecken“, entgegnete sie.

Henry rieb sich den Hinterkopf. So hart hatte sie ihn mit dem Kelch eigentlich gar nicht getroffen.

„Ich stand die ganze Zeit hier, Biedeluue“, verteidigte er sich.

„Und du bist viel zu dicht neben mir!“ Wenn er sie noch einmal anrempelte, würde sie ihm wirklich wehtun.

„Natürlich stehe ich dicht bei dir. Wie soll ich dir sonst helfen, die beiden Hübschen aus dem Weg zu schieben?“

Irgendjemand lachte laut.

Sie stieß Henry den Ellbogen in die Seite. „Vielleicht solltest du dir jemanden suchen, der zuerst deine eigenen Brüste wegschiebt!“

Die Menge johlte. Der pummelige Henry wich vorsichtig zurück. Biedeluue war sicher, dass er ihr die Beleidigung nicht lange krummnehmen würde. Aber sie hoffte, dass er sie nicht gerade in dem Moment heimzahlte, in dem sie gegen seinen engsten Freund antrat – jemanden, den sie erst seit Kurzem kannte.

Genau genommen kannte sie all diese Menschen erst seit Kurzem. Deshalb nahm sie an solchen Spielchen teil: um sich bei Leuten einzuschmeicheln, die sich bereits ihr ganzes Leben lang kannten. Sie musste sich diese Leute zu Freunden machen, sie brauchte deren bedingungsloses Vertrauen. Sie mussten sie für aufrichtig und unterhaltsam halten, denn sie benötigte dringend … Wegen ihrer Schwester, ihre Schwester war …

Kelche! Sie umklammerte den in ihrer Hand fester und betrachtete die schwankende Pyramide vor sich.

Dann kam ihr eine Idee. Vorsichtig näherte sie sich dem Tisch. Wenn sie sich ein wenig nach rechts neigte und den linken Arm im richtigen Winkel anhob, dann konnte es klappen. Biedeluue warf der Menge ein breites Grinsen zu, dann rief sie: „Sieh genau hin, Galen! Gleich wirst du weinen!“

Diesmal steigerte sich das Johlen der Menge zu ohrenbetäubendem Gebrüll.

Louve hatte nie zuvor in seinem Leben einen solchen Tumult gesehen, was schon einiges hieß. Immerhin hatte er als Söldner Jahre auf der Straße und in unzähligen Gasthäusern verbracht, hatte so viel getrunken, dass er am nächsten Morgen mit zwei Frauen im Bett aufgewacht war, nur um festzustellen, dass er die Besinnung verloren hatte, ehe irgendetwas zwischen ihnen passiert war.

Ein ganzes Jahr lang hatte er sich diese Geschichte von den anderen Söldnern vorhalten lassen müssen. Heilfroh war er gewesen, als deren Vertrag schließlich erfüllt war und sie entlassen wurden. Die Bekanntschaft mit den anderen Söldnern war meist nur von kurzer Dauer. Nur er selbst verblieb in den Diensten Reynolds von Warstone.

Mit Gaukelei und fröhlicher Belustigung kannte er sich aus, aber was sich hier vor seinen Augen abspielte, übertraf alles. Einen winzigen Augenblick lang gestattete er sich, das Spektakel zu genießen. Die gefährlich hoch aufgetürmten Kelche, das vergossene Bier. Die roten Wangen der Betrunkenen und die lachenden Gesichter der anderen.

Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, da hätte er sich sofort mitten in das wilde Treiben hineingestürzt. Doch jetzt, wo so viel auf dem Spiel stand, konnte diese Form der Unterhaltung tödlich gefährlich werden. Nachdem er jeden Schritt mit Sorgfalt geplant hatte, würde er nicht zulassen, dass seine Strategie von ein paar gedankenlosen Zechern zunichtegemacht wurde.

Immerhin hatte er es tatsächlich geschafft, Zugang zur Festung zu erhalten. Ohne eine einzige Waffe, nur mit gebeugten Schultern und in ärmlicher Kleidung. Als er sich den fünf Wachen am Tor näherte, sah er genauso aus wie irgendein Dorfbewohner.

Dem ersten Wachmann hatte er gesagt, dass er nach Arbeit in der Festung suche. Zuerst hatte er lautes Gelächter geerntet, doch der Mann zu seiner Rechten wurde viel zu schnell ernst, was Louve sofort in höchste Alarmbereitschaft versetzt hatte. Als er den Mann genauer betrachtete, entschied der offenbar, dies möge Louves Glückstag sein. Dann bedeutete er dem Torhüter, ihm Einlass in die Festung zu gewähren.

Mit einem raschen Blick auf die Wachen öffnete der Torhüter die kleine Seitenpforte und wies Louve an, sich beim Burgvogt zu melden. Als er den Mann schließlich ausfindig gemacht hatte, schien der beinahe Angst vor ihm zu haben. Daher hielt Louve den Blick gesenkt und schob die Schultern noch ein wenig mehr vor.

Seiner Erfahrung nach waren die Vögte häufig überheblicher als die Lords selbst. Aus gutem Grund, ihnen oblag die komplette Verwaltung des Besitzes, und sie hatten die volle finanzielle Verantwortung. Sie überwachten alles: von der Führung der Haushaltsbücher bis hinunter zur Lieferung der Zutaten, die die Brauer benötigten, um ihr Bier zu brauen.

Doch der Vogt vor ihm wollte sich einfach nicht entspannen. Louve konnte den Rücken schlecht noch mehr beugen oder seiner Stimme einen noch demütigeren Klang geben, während er die üblichen Fragen beantwortete. Vielleicht lag es an der sonderbaren Anspannung des Vogts, dass dieser geradezu übertrieben dankbar wirkte.

Es stimmte schon, dass Louve sich mit allen Aufgaben eines Vogts auskannte. Er konnte sowohl die Bücher führen als auch die Nahrungsvorräte verwalten, aber irgendetwas stimmte hier nicht. Dennoch schlug er sofort ein, als ihm die Position des Hofmeisters angeboten wurde. An dieser Mission war alles gefährlich – wenn dies hier eine Falle war, dann war sie dennoch zu aussichtsreich, um sie auszuschlagen.

Ein Hofmeister war für die Abläufe in der großen Halle zuständig. Er überwachte die Küche und die Speisenfolge und behielt die Vorräte immer im Auge. Zu den Truhen hatte er zwar keinen Zugang, aber ansonsten kam er in der Burg fast überallhin.

Er konnte Ian von Warstone vergiften oder gefangen nehmen, um ihn seinem Bruder Balthus zum Verhör auszuliefern. Wenn er sehr viel Glück hatte, konnte er Ians Privatgemächer durchsuchen und das Pergament finden, mit dem Reynold die Warstones besiegen wollte.

Wochenlang hatten sie Pläne geschmiedet und die Mission aus allen möglichen Blickwinkeln betrachtet. Von einer solchen Gelegenheit hatten sie fast nur träumen können, weshalb Louve nicht zulassen konnte, dass jetzt irgendetwas ihr Ziel gefährdete.

Als der Vogt ihn mit dem Hinweis in die Küche schickte, dass er bald nachkommen werde, betrachtete Louve den dortigen Tumult mit absoluter Selbstsicherheit. Dies war die Mission, die ihm die fehlenden Münzen einbringen würde, die er noch benötigte. Und nicht nur das. Er würde auch den gesellschaftlichen Rang und die Macht erlangen, die er brauchte, um seinen Besitz zu schützen.

Was auch bedeutete, dass er das Spektakel vor ihm nicht dulden konnte. Über dreißig Bedienstete, die am helllichten Morgen Bier tranken, johlten und feierten. Stühle lagen umgekippt auf dem Boden, teures Mehl war verschüttet worden. Und dann einer der Alpträume eines jeden Burgvogts: Auf zwei Tischen türmten sich kostbare Trinkkelche, die für Bankette bestimmt waren. Die Türme konnten jeden Moment umfallen und die Kelche zerbrechen.

Wenn der Vogt dieses Chaos sah, würde Louve auf dieser Festung gar nichts mehr überwachen – ganz im Gegenteil, man würde ihn hochkant auf denselben Weg hinauswerfen, auf dem er hineingekommen war.

„Sofort aufhören!“, donnerte eine Stimme hinter Biedeluue durch die Küche. Die Autorität, die darin lag, ließ alle Heiterkeit schlagartig verfliegen. Die Umstehenden zuckten erschrocken zusammen. Auch Biedeluue verlor die Konzentration, eine Konzentration, die sie dringend in der heiklen Position, in der sie sich befand, benötigte: mit einem Knie auf dem Tisch, das andere Bein frei in der Luft schwebend. Einen Arm hatte sie über die aufgetürmten Kelche ausgestreckt, den Oberkörper leicht verdreht, sodass ihre Brüste in die entgegengesetzte Richtung zeigten. Mit der anderen Hand umklammerte sie die Tischkante, drohte dort jedoch mit ihrer verschwitzten Handfläche abzurutschen.

Im Grunde hatte sie keine Chance, auch wenn sie wirklich alles versuchte. Der Großteil ihres Gewichts ruhte bereits auf dem Tisch. Instinkt und Selbsterhaltungstrieb verlangten, dass sie nach vorne fiel.

Aber die Kelche, die Kelche, die Kelche! Genauso gut konnte sie sich auf unbezahlbare Dolche fallen lassen. Also kreiste sie mit dem Arm, der den Kelch hielt, wie ein Propeller über dem Kopf und versuchte mit aller Kraft, in einer Rückwärtsbewegung auf den Boden zu stürzen.

Im selben Moment ging das Geschrei los. Die schneidende Stimme fluchte, Tess keifte, und auch Henrys Bariton war zu hören. Dann noch das Geräusch, wie Galen alles erbrach, was er zu sich genommen hatte.

Wann hatte er Zeit...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2023
Reihe/Serie Historical
Übersetzer Alexa Christ
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-1595-X / 375151595X
ISBN-13 978-3-7515-1595-5 / 9783751515955
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