Schwärzer als der Tod (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
544 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3114-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwärzer als der Tod -  Tami Hoag
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Das Böse lauert vor der eigenen Haustür ...

Drei Kinder finden beim Spielen eine halb verscharrte Leiche. Mehr noch als der grausige Fund erschüttert Anne Navarre, ihre Lehrerin, die Tatsache, dass ihre drei Schützlinge den unschuldigen Glauben an eine heile Welt verlieren mussten. Noch ahnt sie nicht, dass die Tote im Wald für die ganze Dorfgemeinschaft das Ende der Unschuld bedeutet, denn es bleibt nicht bei einem Opfer. Doch als Profiler Tony Mendez hinzugezogen wird, stößt er auf eine Mauer des Schweigens ...



Tami Hoag (* 20. Januar 1959 in Cresco, Iowa) ist eine US-amerikanische Schriftstellerin.1988 machte sie ihre Leidenschaft zum Beruf und verfasste ihr erstes Buch. Zunächste verfasste sie Liebesromane und widmetee sich später dem Schreiben von Thrillern. Lange Zeit lebte sie mit ihrem Mann auf einer Pferderanch in Virginia, bevor sie nach Los Angeles, Kalifornien umzog.

4


Anne Navarre spürte, wie sie innerlich zitterte, als sie sich von Frank Farman und dem Grab mit der Leiche abwandte, über das ihre Schüler gestolpert waren – zum einen zitterte sie vor Entsetzen darüber, was sie gerade gesehen hatte, zum anderen vor Zorn auf Frank Farman. Er war zu beschäftigt, um mit ihr zu sprechen. Um seinen Sohn würde er sich kümmern, sobald er die Zeit dazu fand – als glaubte er, es wäre egal, wenn er seinen Sohn bei der Exhumierung einer Leiche zusehen ließ. Arschloch.

Sie kannte Farman von einem Elternabend her. Er gehörte zu den Männern, die nichts außer der eigenen Meinung gelten ließen, und hätte eher bis zu seinem letzten Atemzug darauf beharrt, die Sonne gehe im Westen auf, als einer Frau recht zu geben.

Wie ihr Vater.

Im Augenblick konnte sie der Ursache für ihr Zittern jedoch nicht weiter auf den Grund gehen: Sie hatte ein Mordopfer gesehen – eine Frau, die umgebracht und verscharrt worden war wie irgendwelcher Müll –, und sie wusste, dass ihre Schüler das Gleiche gesehen hatten.

Sie brachte Wendy und Tommy zurück zur Schule, wo sie sie ins Lehrerzimmer setzte und ihre Eltern anrief.

Anne erzählte Wendys Mutter nur das Nötigste. Sie sagte lediglich, es habe im Park einen Zwischenfall gegeben und sie würde Wendy nach Hause bringen.

Bei den Cranes meldete sich ein Anrufbeantworter. Sie hinterließ die gleiche Nachricht, ohne auf Einzelheiten einzugehen.

Während der Fahrt blieben die Kinder still. Sie wusste nicht, was sie zu ihnen sagen sollte. Das alles wieder gut werden würde? Ihr Leben hatte gerade einen tiefen Einschnitt erfahren. So viel stand fest. Noch auf Jahre hinaus würden sie in ihren Träumen das Gesicht einer toten Frau sehen.

Anne durchforstete ihr Gedächtnis nach irgendwelchen Ratschlägen. Von ihrem Studium der Kinderpsychologie schien nicht viel hängen geblieben zu sein. Sie hatte ihre Diplomarbeit nie fertig geschrieben, hatte nie in einer Klinik oder Praxis gearbeitet. Für eine Situation wie diese fehlte ihr der Hintergrund. Fünf Jahre Unterricht in der fünften Klasse hatten sie auf so etwas nicht vorbereitet.

Vielleicht hätte sie versuchen sollen, sie zum Sprechen zu bringen, damit sie ihre Gefühle herausließen. Vielleicht hatte sie zu viel damit zu tun, sich nicht von ihren eigenen Gefühlen überwältigen zu lassen.

Sara Morgan wartete vor der Haustür, als Anne in die Einfahrt bog. Wendys Mutter war eine große und durchtrainierte erwachsene Version ihrer Tochter mit kornblumenblauen Augen und einer dichten blonden Mähne. Sie trug ein blaues T-Shirt und eine ausgeblichene Jeans-Latzhose mit aufgerollten Beinen, unter denen weiße Socken mit Spitzenrand zu sehen waren. In ihren Augen standen Tränen, und sie wirkte verstört.

»O Gott«, sagte sie, als Anne und Wendy ausstiegen. »Mein Nachbar hat mir erzählt, dass im Park jemand ermordet wurde. Er ist fünfundachtzig und sitzt im Rollstuhl und hört den ganzen Tag Polizeifunk«, plapperte sie drauflos. »War Wendy dort? Hat sie gesehen, was passiert ist? Wendy!«

Sie kniete sich hin, und Wendy lief zu ihr und ließ sich in den Arm nehmen.

»Geht’s dir gut, Schätzchen?« Sie suchte das Gesicht ihrer Tochter nach irgendwelchen Verletzungen ab.

»Wir sind gerannt, und dann sind wir einen Abhang runtergefallen und dann – und dann …« Wendy rang nach Luft. »Tommy ist direkt auf sie draufgefallen! Er ist direkt auf eine tote Frau draufgefallen! Es war so gruselig!«

»O Gott!«

»Und Dennis hat dauernd versucht, sie anzufassen. Er ist so ekelhaft!«

Sara blickte zu Anne hoch. »Wer war sie? Wie wurde sie … Wurde sie erschossen – oder was?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Anne. »Es wird sicher eine Weile dauern, bis Einzelheiten bekannt gegeben werden.«

»Und dann war da so ein Hund«, fuhr Wendy fort. »Er sah richtig wild aus. Und er hat uns angeknurrt, und Dennis hat gesagt, dass vielleicht der Hund die Frau umgebracht hat …«

»Ein Hund?«, sagte ihre Mutter. »Was für ein Hund? Hatte er Schaum vor dem Maul? Hast du ihn angefasst?«

»Nein! Er ist weggelaufen.«

»Er könnte Tollwut haben! Bist du sicher, dass du ihn nicht angefasst hast?«

»Ich habe ihn nicht angefasst!«, sagte Wendy mit Nachdruck.

Sara Morgan strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Anne an. »Was geschieht jetzt? Kommt die Polizei zu uns?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Anne. »Dennis Farmans Vater ist Deputy. Er hat mir erlaubt, Wendy und Tommy nach Hause zu bringen. Vielleicht ruft später jemand aus dem Büro des Sheriffs an. Er hat jedenfalls nichts gesagt.«

»Was für eine furchtbare Sache. Wir sind hierhergezogen, weil es hier keine Kriminalität gibt. Und kaum Verkehr und Smog. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wenn Wendy zu Fuß von der Schule nach Hause ging. Glauben Sie, der Hund könnte die Frau getötet haben?«

»Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich«, sagte Anne.

Sara Morgan wandte sich wieder ihrer Tochter zu. »Falls du diesen Hund angefasst hast …«

»Ich habe den Hund nicht angefasst!«, wiederholte Wendy ungeduldig.

»Meinen Sie, sie braucht Hilfe?«, fragte Sara Anne. »Die Schwester der Exfrau des Onkels meines Mannes hat in Beverly Hills eine psychotherapeutische Praxis.«

»Tun Sie, was Sie für das Beste halten.«

»Ich weiß nicht, was ich für das Beste halte«, gestand Sara. »Über so etwas steht nichts in den Ratgebern für Eltern.«

»Nein«, erwiderte Anne, »darüber steht auch nichts in den Ratgebern für Kinder.«

»Nein. Mein Gott, ich selbst habe noch nie eine Leiche gesehen. Wenn ich zu einer Beerdigung muss, schaue ich nie in den Sarg. Allein die Vorstellung jagt mir eine Heidenangst ein.«

»Ich sollte Tommy jetzt nach Hause fahren«, sagte Anne. »Ich habe seine Mutter telefonisch nicht erreicht.«

»Ich kann Peter in der Praxis anrufen«, bot Sara an. »Er ist unser Zahnarzt. Er und mein Mann spielen Golf miteinander.«

»Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

»Nein, überhaupt nicht. Und danke, dass Sie Wendy nach Hause gebracht haben.«

Anne stieg wieder in ihr Auto und warf einen Blick auf den Rücksitz, wo Tommy saß und auf seine Hände im Schoß starrte.

»Meinst du, dass deine Mutter inzwischen zu Hause ist, Tommy?«

Er sah auf seine Uhr. »Ja.«

»Sie macht sich bestimmt schon Sorgen um dich.«

»Ich hätte jetzt eigentlich Klavierunterricht«, sagte er mit ängstlicher Miene. »Vielleicht sollten wir besser dorthin fahren.«

»Ich glaube, dein Klavierlehrer wird dich entschuldigen, wenn er hört, was du erlebt hast.«

Der Junge gab keine Antwort.

»Willst du darüber reden, was passiert ist?«, fragte Anne, als sie losfuhren.

»Nein, lieber nicht.«

Warum sollte er auch mit ihr darüber reden, was er empfand? Sie war erst seit zwei Monaten seine Lehrerin. Ihren bisherigen Beobachtungen nach zu urteilen, war Tommy ein sehr zurückhaltendes Kind. Er war intelligent, tat jedoch nichts, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er schien im Gegenteil eher alles zu tun, um sich unsichtbar zu machen.

Anne fragte sich, warum. Sie hatte seine Eltern beim Elternabend kennengelernt. Sein Vater, der Zahnarzt, war charmant und aufgeschlossen. Die Mutter wirkte ein bisschen angespannt, schien aber ganz nett zu sein. Sie war stolz auf die Intelligenz und den Fleiß ihres Sohnes. Sie war Immobilienmaklerin und saß in den Komitees verschiedener Wohltätigkeitsvereine. Die Cranes waren die typische amerikanische Yuppie-Familie.

Sie wohnten vier Straßen von den Morgans entfernt in einem hübschen zweistöckigen, weiß verputzten Haus im spanischen Kolonialstil mit einem wunderschön angelegten Garten und einer großen ausladenden Eiche auf einer Seite. In der Dämmerung leuchteten die Fenster auf der Vorderseite und die Lampen neben dem Weg zum Haus einladend.

Durch eines der Fenster sah Anne Janet Crane in einem fuchsiafarbenen Kostüm nervös auf und ab gehen und in ein schnurloses Telefon sprechen.

Tommy stieg aus und blieb neben dem Auto stehen. Anne streckte ihm die Hand entgegen. Er umklammerte sie ein bisschen zu fest, während sie nebeneinander den Weg entlanggingen.

Noch bevor sie die Eingangsstufen erreicht hatten, wurde die Haustür geöffnet. Janet Crane starrte ihren Sohn mit weit aufgerissenen Augen an.

»Wo bist du gewesen?«, herrschte sie Tommy an. »Ich habe dich wie verrückt gesucht! Du wusstest doch, dass du Klavierunterricht hast …«

»Mrs Crane …«, setzte Anne an.

»Glaubst du vielleicht, Mr England hat seine Zeit gestohlen? Oder ich meine?«

»Mrs Crane«, sagte Anne mit mehr Nachdruck. »Haben Sie meine Nachricht nicht bekommen?«

Janet Crane sah sie an, als wäre sie soeben aus dem Boden gewachsen. »Nachricht? Was denn für eine Nachricht? Ich habe den Anrufbeantworter nicht abgehört. Ich habe versucht, meinen Sohn zu finden.«

»Könnten wir bitte ins Haus gehen?«, sagte Anne.

Tommys Mutter holte tief Luft und beruhigte sich ein wenig. »Natürlich. Entschuldigen Sie. Bitte treten Sie ein, Miss Navarre.«

Tommy ließ Annes Hand nicht los, als sie die Diele betraten. Sein Blick war auf die Terrakottafliesen gerichtet. Keine...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Reihe/Serie Tami Hoag Bestseller Thriller
Übersetzer Gabriele Werbeck, Andrea Stumpf
Sprache deutsch
Original-Titel Deeper than the Dead
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte A.J. Finn • Cara Hunter • Caroline Link • Girl on a Train • Gone Girl • Jo Nesbo • Karen Rose • Kind • Paula Hawkins • Psychothriller • Rachel caine • The woman in the window • Tochter • Tod • Vermisst • verschwunden
ISBN-10 3-8412-3114-4 / 3841231144
ISBN-13 978-3-8412-3114-7 / 9783841231147
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