Purpurne Rache (eBook)

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2023 | 1. Aufl. 2023
944 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3769-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Purpurne Rache - Jean-Christophe Grangé
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Wenn deine Vergangenheit nach Blut dürstet ...

Auf dem Gelände einer französischen Militärschule wird die grausam entstellte Leiche eines jungen Rekruten gefunden. Als Kommissar Erwan Morvan mit den Ermittlungen betraut wird, erinnern ihn die Verletzungen des Toten sofort an den Nagelmann-Killer, der in den 1970er Jahren im Kongo mehrere bestialische Ritualmorde verübte. Gefasst wurde der Nagelmann von Grégoire Morvan - Erwans Vater und graue Eminenz des französischen Innenministeriums. Doch je hartnäckiger Erwan in die Ermittlungen eintaucht, desto mehr Geheimnisse, offene Fragen und Abgründe tun sich auf. Und Grégoire Morvan muss sich schon bald einer Vergangenheit stellen, die offenbar niemals aufgehört hat, nach Blut zu dürsten ...

»Der Gott des französischen Thrillers ist in Höchstform und bietet dem Leser wieder top recherchierten, hochkarätigen Thrillerstoff. « WESTDEUTSCHE ZEITUNG

In Purpurne Rache holt den Patriarchen Gégoire Morvan seine dunkle Vergangenheit ein. Mehr gruselige Details über das blutige Erbe eines Ritualmörders und die skrupellosen Machenschaften des Familienpatriarchen verrät Grangé in Schwarzes Requiem.

Weitere spannende Meisterwerke des Thriller-Genies bei beTHRILLED:

Der Flug der Störche
Der steinerne Kreis
Das Imperium der Wölfe
Das schwarze Blut
Das Herz der Hölle
Choral des Todes
Der Ursprung des Bösen
Die Wahrheit des Blutes
Schwarzes Requiem

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p>Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (<i><strong>Paris Match, Gala, Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern</strong></i>) tätig. Für seine Reportagen reiste er zu den Inuit, den Pygmäen und begleitete wochenlang die Tuareg. <i><strong>Der Flug der Störche</strong></i> war sein erster Roman und zugleich sein Debüt als französischer Topautor im Genre des Thrillers. Jean-Christophe Grangés Markenzeichen ist Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Viele seiner Thriller wurden verfilmt.<br></p>

Prolog


Weiß glühend stand die Sonne über dem roten Staub.

In der Leichenhalle herrschten mehr als vierzig Grad Celsius.

Politiker, Offiziere, Honoratioren und Geschäftsleute setzten langsam einen Fuß vor den anderen, hielten einige Sekunden inne und schritten schließlich weiter, geblendet vom gleißenden Mittagslicht und dem Blitzlichtgewitter der Kameras. Den Würdenträgern folgten die Repräsentanten des Volkes, von den Soldaten der kongolesischen Armee in Schach gehalten. Mehr oder weniger schlecht gekleidet, winkten sie dem Bildnis des Verstorbenen mit kleinen Plastikfähnchen zu.

Erwan Morvan fragte sich, was er hier eigentlich tat. Er war zwar hier geboren, hatte aber nichts mit dem Kongo zu tun und erinnerte sich auch an nichts aus seinem Leben, das er hier verbracht hatte, bevor er im Alter von zwei Jahren nach Frankreich gekommen war. Aber sein Vater Grégoire hatte auf seiner Begleitung zur Beerdigung von General Philippe Sese Nseko bestanden, einem »alten Freund« aus Lubumbashi, der Hauptstadt der Provinz Katanga. Erwan hatte zugestimmt, nicht allein aus Gehorsam, sondern auch von einer unerklärlichen Neugier getrieben.

Vater und Sohn Morvan warteten in der nächsten Gruppe der Trauergäste zusammen mit den anderen Weißen darauf, an die Reihe zu kommen. Der Baldachin, unter dem der Sarg stand, erinnerte mit seinen purpurnen Draperien und den vielen Blumen an die Loge einer Diva. Ein Porträt Nsekos im goldenen Rahmen hing über dem Sarg, der mit der Flagge der Demokratischen Republik Kongo bedeckt war – blauer Hintergrund mit einem diagonal verlaufenden roten, goldumrandeten Streifen und einem goldenen Stern links oben. Die Bestatter und die Mitglieder der Blaskapelle trugen eine zinnoberrote Livree. Alles vom Feinsten.

Bei näherer Betrachtung offenbarten sich allerdings ein paar Schwachstellen. Die Uniformen waren schlecht gearbeitet und staubig. Der Baldachin war falsch herum montiert. Die Kapelle traf nicht jeden Ton und beendete jedes Stück mit einem jämmerlichen Quietschen. Als Zimbeln fungierten einfache Blechdeckel.

Das Schlimmste aber war die Hitze. Sie verbrannte jedes noch so kleine Molekül Leben, ließ es brutzeln wie ein Stück Speck in der Pfanne.

Erwan lockerte seine Krawatte. Das Hemd klebte an seiner Haut, und er hatte einen erdigen Geschmack im Mund. Wenn er die Lider schloss, tanzten violette Flecken vor seinen Augen. Zum ersten Mal im Leben fürchtete er, in Ohnmacht zu fallen.

Grégoire neben ihm, einen Meter neunzig groß, die hundertzwanzig Kilo in einen Maßanzug von Ermenegildo Zegna gezwängt, schien die Backofenhitze hingegen nichts auszumachen. Er hielt einen Kranz unter dem Arm, schüttelte Hände, lächelte und schien sogar Tränen zurückzuhalten. Er spulte seine Nummer ohne den geringsten Anflug von Unwohlsein ab.

Erwan betrachtete ihn von der Seite. Sein Vater sah mit seinem markanten, wie von sprühender Gischt geröteten Gesicht wie ein bretonischer Seemann aus. Seine Züge glichen einem Büffel, und er hatte eine griechische Nase. Um seinen Schädel schmiegte sich ein Büschel krauses graues Haar wie eine Kugel aus galvanisiertem Stahl. Erwan ähnelte ihm, war aber eine weniger wuchtige und weniger wilde Version.

»Ali Bongo, der Sohn von Omar«, murmelte Grégoire, als sich ein kleiner Mann dem Sarg näherte.

Erwan kannte sich in afrikanischer Politik nicht gut aus, wusste aber, dass Omar Bongo über vierzig Jahre Präsident in Gabun gewesen war. Ein Diktator, der sich als »unerschütterlicher Freund Frankreichs« bezeichnete und das europäische Land mit Rohöl überschüttete. Sein Sohn Ali war in seine Fußstapfen getreten.

»Der nächste ist Moïse Katumbi Chapwe, Gouverneur der Provinz Katanga.«

Erwan fand, dass sie irgendwie alle gleich aussahen. Dieser da war allerdings Mulatte und trug einen Stetson wie ein Texaner. Nach allem, was man ihm erzählt hatte, war Katumbi ein Paradiesvogel – Millionär, Philanthrop, Präsident eines Fußballvereins und eines der populärsten Mitglieder der Regierung Kabila.

»Richard Muyej, kongolesischer Innenminister. Sehr gefährlich.«

Während des Dinners am Vorabend hatte Grégoire über die neuere Geschichte des Landes gesprochen. Erwan hatte nicht alles verstanden, einige Fakten aber doch behalten. Nach dem Völkermord in Ruanda hatten die Tutsi die Hutu-Milizen bis in den Kongo verfolgt. Sie nutzten die Gelegenheit, stürzten gleich auch Mobutu und sprengten Laurent-Désiré Kabila in die Luft, der sich gegen seine Alliierten gewendet und damit den zweiten Kongokrieg ausgelöst hatte. Kabila kam bei dem Attentat 2001 ums Leben, sein Sohn Joseph übernahm die Macht. Zehn Jahre später herrschte im Osten immer noch Krieg, und der Kongo belegte auf dem Index für humane Entwicklung der Vereinten Nationen den letzten Platz. Einer der schlechtesten Orte, an dem man geboren werden konnte.

»Der da ist …«

Erwan hörte nicht mehr zu. Er hatte sich seit seiner Ankunft auf das Empfinden verlegt. Gerüche, Farben, Hitze. Am Tag zuvor waren sie um fünf Uhr morgens in Kinshasa gelandet. Beim Verlassen des Flugzeugs hatte er die Farbtöne geschmolzenen Bleis und den Geruch des frühen Morgens wahrgenommen. Während ihrer Fahrt in Richtung Hauptstadt über die »Autobahn«, eine einfache Piste, war die Sonne aufgegangen, und sofort wurde die Trockenheit der Atmosphäre spürbar. Es roch nach Ziegeln und schlecht verarbeitetem Benzin. Die Stadt Kinshasa, früher als »die Schöne« bezeichnet, erinnerte heute an eine umgekippte Mülltonne, die vor Schwarzen in bunten Tuniken nur so wimmelte.

Im Hotel war Erwan sofort in sein Zimmer gestürmt, hatte die Klimaanlage so kalt wie möglich eingestellt und erst einmal geduscht. Nach ein paar Stunden Atempause musste er zurück in den Backofen, zum Aperitif und Mittagessen mit seinem Vater am Pool, dann ging es mit einem Inlandsflug weiter. Auf dem Weg zum Flughafen hatte es angefangen zu regnen. Der Staub verwandelte sich in Matsch, alle Farben lösten sich in einem purpurnen Fluss auf, der Straßen überschwemmte, von den Dächern triefte und die Wände bespritzte. »Die Regenzeit kommt zu früh«, hatte Morvan im Tonfall eines Arztes erklärt, der einen Krebs diagnostiziert.

Vier Stunden später, noch immer im strömenden Regen, hatten sie Lubumbashi erreicht, die »Hauptstadt des Kupfers«. Erwan hatte gemeint, im Fruchtwasser der ganzen Welt zu schwimmen. Sein Vater hatte ihm auf die Schulter geklopft und ohne die geringste Spur von Ironie gerufen: »Das ist die Wiege unserer Familie, mein Junge!« Der Ausdruck war ein wenig bizarr, denn unter normalen Umständen rühmte sich Morvan der Abstammung von einem Zweig bretonischer Aristokraten, den Morvan-Coätquen. Im Hotel ging es im gleichen Rhythmus weiter: Aperitif, Abendessen, Pool. Der Abend war Sese Nseko gewidmet, dem werten Verstorbenen. Der Mann hatte die von Morvan gegründete Montangesellschaft Coltano geleitet.

Erwan hatte sich treiben lassen. Hatte gehört, wie Mücken auf den Insektenlampen zischend verglühten. Beunruhigende Geräusche drangen durch die Nacht. Der beleuchtete Pool war mit welken Blättern und Blutegeln verschmutzt. Inzwischen hatte er verstanden, dass das Leben der Weißen in Afrika dem von Kröten glich – man versammelte sich immer um eine Wasserstelle.

Am folgenden Morgen brannte die Luft wieder. Die Klimaanlage hatte den Geist aufgegeben. Erwan blieb nach dem Erwachen gerade noch Zeit, den schwarzen Anzug anzuziehen und seinen Vater zu treffen, der den Kranz, den er noch am Morgen bei einem örtlichen Blumenladen bestellt hatte, unter den Arm geklemmt hielt wie einen Rettungsring.

»… Kengo Buluji …«

»Und Kabila?«, unterbrach Erwan. »Kommt er nicht?«

Sein Vater schüttelte missmutig den Kopf.

»Du hast mir gestern offenbar nicht zugehört. Kabila und Nseko gehören nicht der gleichen Ethnie an. Es wäre ungefähr so, als würde man den Papst zu einem Stripperinnenkongress einladen.«

Nun waren die Weißen an der Reihe, dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.

»Hilf mir«, befahl Grégoire.

Sie nahmen den Kranz zwischen sich und stellten sich in die Reihe. Morvan fuhr mit seinen geflüsterten Erklärungen fort, die jetzt den anwesenden Franzosen und Belgiern galten.

»Der dort ist ein Freimaurer. Er war mal Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit …«

Erwan sah nur fleckige oder kahle Schädel, Doppelkinne und buschige Augenbrauen. Der Altersdurchschnitt lag zwischen siebzig und achtzig Jahren – sterbende Elefanten, die angereist waren, um sicherzustellen, dass die Geschäfte weiterliefen. Chinesen und Inder beschlossen die Reihe der Raubtiere. Die Ablösung.

Als sie vor den Sarg traten, landete eine riesige Pranke auf Morvans Schulter.

»Wie geht’s, Kleiner?«

Hinter ihnen stand ein Afrikaner, der fast ebenso groß war wie Erwans Vater. Erwan wich einen Schritt zurück. Das Lachen des Schwarzen übertönte die Blaskapelle, zwei Reihen strahlender Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht. Auch Grégoire lachte. Die beiden Männer umarmten sich.

»Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du nur wegen dem alten Knacker hergekommen bist!«

»Das war ich ihm schuldig.«

»Himmel noch mal! Jeder weiß doch, dass du hier der einzige Boss bist!«

»Nseko hat uns immerhin durch den Sturm gesteuert.«

»Klar, als Wachhund. Friede seiner Seele.« Der Schwarze bewegte seine rotgeäderten Augen in Richtung Erwan. »Willst du uns nicht vorstellen?«

»Mein Sohn Erwan. General Trésor Mumbanza.«

Der...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2023
Reihe/Serie Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor
Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor
Atemberaubende Spannung von Frankreichs Thriller-Autor Nr. 1
Übersetzer Ulrike Werner-Richter
Sprache deutsch
Original-Titel Lontano
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Afrika • Angst • Arrondissement de Saint-Germain-en-Laye • blutig • Blutlinie • Brest • Bretagne • Chatou • Choral des Todes • Das Herz der Hölle • Das Imperium der Wölfe • Das schwarze Blut • Der Flug der Störche • Der steinerne Kreis • Der Ursprung des Bösen • Die Wahrheit des Blutes • Ermittler • Europa • Familie • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • Finistère • Fitzek • Frankreich • Gänsehaut • Gewalt • Groschenheft • Gruselfaktor • gruselig • Hauts-de-France • Hauts-De-Seine • Île-de-France • Ille-et-Vilaine • Kommissar • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kripo • Mord • nanterre • Okkultismus • Pas-de-Calais • Polizei • Polizist • Polizistin • Privatdetektiv • Psycho • Psychothriller • Purpurne Rache • Quimper • Rennes • Ritualmorde • Saint-Omer • Schicksale und Wendepunkte • Schwarzes Requiem • Serienkiller • Serienmörder • Serienmörder-Thriller • Spannung • Spannungsroman • Thriller • thrillerautor • Verbrechen • Versailles • Verschwörung • yvelines
ISBN-10 3-7517-3769-3 / 3751737693
ISBN-13 978-3-7517-3769-2 / 9783751737692
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