Choral des Todes (eBook)

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2023 | 1. Aufl. 2023
580 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3768-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Choral des Todes - Jean-Christophe Grangé
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Sie sind Kinder - doch ihre Herzen sind finsterer als die Hölle!

Ein markerschütternder Schrei hallt durch die Kirche Saint-Jean-Baptiste. Ein Todesschrei! Der ehemalige Polizist Lionel Kasdan eilt über die steinerne Rundtreppe hinauf zur Empore. Zu spät. Der Mann an der Orgel ist tot. Eine dunkle Blutlache umgibt seinen Kopf wie ein Heiligenschein.
Der Tote und sein grauenvoller Tod lassen Lionel nicht mehr los. Die einzigen, die etwas zu wissen scheinen, sind die jungen Chorknaben. Doch sie schweigen beharrlich. Als weitere grausame Morde geschehen, stößt Lionel auf ein dunkles Geheimnis: Der Schlüssel zu dem Fall sind die Sängerknaben - und sie sind keinesfalls kleine Unschuldsengel, sondern die Ausgeburt des Bösen ...

»Der König des französischen Thrillers hat sein bestes Werk abgeliefert.« LE FIGARO MAGAZINE

Jean-Christophe Grangé führt uns auf unvergleichliche Weise in die Abgründe der menschlichen Seele und in eine Welt, in der Grausamkeit und dunkle Gesetze herrschen. Sein Markenzeichen ist Gänsehaut pur.

Weitere spannende Meisterwerke des Thriller-Genies Jean-Christophe Grangé bei beTHRILLED:

Der Flug der Störche
Der steinerne Kreis
Das Imperium der Wölfe
Das schwarze Blut
Das Herz der Hölle
Der Ursprung des Bösen
Die Wahrheit des Blutes
Purpurne Rache
Schwarzes Requiem

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.



<p>Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (<i><strong>Paris Match, Gala, Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern</strong></i>) tätig. Für seine Reportagen reiste er zu den Inuit, den Pygmäen und begleitete wochenlang die Tuareg. Der Flug der Störche war sein erster Roman und zugleich sein Debüt als französischer Topautor im Genre des Thrillers. Jean-Christophe Grangés Markenzeichen ist Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Viele seiner Thriller wurden verfilmt. <br><br></p>

Kapitel 10

Wie jedes Mal wälzt sich der Mann im Staub.

Im roten Staub der afrikanischen Erde.

Er hat sich in seiner Dschellaba verfangen und versucht wieder aufzustehen, aber der Ranger versetzt ihm einen Schlag in die Magengrube, dann aufs Kinn. Der Mann bäumt sich auf, bricht zusammen. Tritte ins Gesicht, in den Magen und zwischen die Beine. Die mit Eisen beschlagenen Schuhspitzen finden die Backenknochen, die Rippen, die zerbrechlichen Knochen an der Körperoberfläche. Der Mann rührt sich nicht mehr. Der Angreifer kann sich die Stellen, gegen die er tritt, nach Belieben aussuchen. Kiefer, Zähne, Nase, Lippen, Augen. Die Haut reißt auf und entblößt Muskeln und Fasern in einem lehmverschmierten blutigen Matsch.

Hände greifen nach dem Benzinkanister. Der Geruch nach Benzin legt sich über den Blutgeruch. Gesicht, Hals und Haare werden übergossen. Das Feuerzeug klackt und fällt auf den Rumpf. Jäh schießt das Feuer empor. Die blaurote Flamme schlägt augenblicklich in Rot um. Plötzlich richtet sich der Mann auf: Er hat sich in eine Echse verwandelt, eine Riesenechse, deren spitz zulaufendes Maul aus der Kapuze ragt, während die klauenbewehrten Pfoten aus den Ärmeln der Dschellaba lugen …

Lionel Kasdan schrak auf, zu Tode erschrocken. Noch immer hatte er den Geruch des verbrannten Stoffs sowie den scheußlichen Gestank von geröstetem Fleisch und versengtem Haar in der Nase. Erst nach einigen Sekunden begriff er, dass das Heulen der Flammen nur das Läuten des Telefons war.

»Hallo?«

»Ich bin’s.«

Ricardo Mendez, der fistelnde Gerichtsmediziner.

»Hab ich dich geweckt?«

»Ja!« Kasdan warf einen Blick auf seine Uhr: 8.15 Uhr. »Und das ist gut so.«

»Laut Statistik schläft ein alter Mensch vier Stunden länger als ein Mensch mittleren Alters.«

»Quatsch nicht!«

»Schlechte Laune ist auch eine Eigenart alter Menschen. Schön. Ich leg mich jetzt aufs Ohr. Hab die Nacht mit deinem Chilenen verbracht. Willst du die endgültigen Ergebnisse hören?«

Kasdan stützte sich auf einem Ellbogen auf. Allmählich wich der panische Schrecken aus seinen Adern.

»Kurz gesagt …«, fuhr Mendez fort, »hat sich bestätigt, was ich dir gestern gesagt habe. Herzstillstand, verursacht durch einen starken Schmerz, der wiederum durch einen spitzen Gegenstand hervorgerufen wurde, mit dem die beiden Hörorgane durchbohrt wurden. Das Neue ist, dass eine Vorerkrankung vorlag.«

»Was soll das heißen?«

»Unser Mann hatte Herzprobleme. Sein Herz weist gravierende Schädigungen infolge von Infarkten auf. Der Herzmuskel zeigt unregelmäßige rötliche Streifen. Ich erspare dir die Einzelheiten. Seine Pumpe hat ausgesetzt, mehrmals in seinem Leben.«

»Das heißt?«

»Normalerweise verrät ein solches Herz eine ungesunde Lebensweise: Zigaretten, Alkohol, Übergewicht … Aber Götz hatte die Gefäße eines jungen Mannes. Keinerlei Anhaltspunkte für den übermäßigen Konsum von Genussgiften.«

»Also?«

»Ich neige zu der Annahme, dass er kurze Herzstillstände, Krämpfe der Herzkranzgefäße erlitten hat, hervorgerufen durch starken Stress. Extreme Angstzustände. Heftigste Schmerzen.«

Kasdan rieb sich das Gesicht. Allmählich konnte er wieder klar denken. Der Albtraum und der Geruch nach verbranntem Fleisch verblassten.

»Götz geriet in die Hände der chilenischen Junta. Er wurde gefoltert.«

»Das könnte diese Schädigung des Herzmuskels erklären. Und noch etwas anderes.«

»Was?«

»Narben. Auf dem Glied, dem Oberkörper, den Extremitäten, aber vor allem dem Glied. Ich muss das noch genauer untersuchen. Die Narben unter dem Mikroskop betrachten, um sie exakt zu datieren und herauszufinden, auf welche Weise sie ihm zugefügt wurden.«

Kasdan schwieg und überlegte. Todesursache: Schmerzen. Es bestand ein Zusammenhang zwischen seinem früheren Martyrium und den Umständen seines Todes. Waren chilenische Folterknechte nach Frankreich gekommen, um ihn umzubringen?

»Letztes Detail«, fuhr Mendez fort, »dein Typ ist wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert worden. Er trägt eine nummerierte Prothese aus französischer Produktion. Anhand der Marke und der Seriennummer kann ich feststellen, wo und wann er operiert wurde.«

»Was versprichst du dir davon?«

»Damit lässt sich überprüfen, ob unser Mann unter demselben Namen in Frankreich eingereist ist.« Mendez lachte auf. »Bei Einwanderern muss man immer auf der Hut sein!«

»Du hast von weiteren Untersuchungen des Hörorgans in Mondor gesprochen …«

»Noch keine Befunde erhalten.«

»Und deine Expertin im Klinikum Trousseau?«

»Noch nicht erreicht. Du wirst mit deiner Kinderschreck-Visage doch hoffentlich nicht auf die Idee kommen, dort aufzutauchen? Das ist eine Klinik, in der taube Kinder behandelt werden, für die immer Weihnachten ist.«

»Danke, Ricardo.«

Kasdan legte auf und rekelte sich in seinem Bett. Er erinnerte sich wieder an den Traum. Bruchstückhaft. Er hatte Bücher über Traumdeutung gelesen, vor allem das von Freud. Er kannte die wichtigsten Mechanismen der Traumarbeit: Verdichtung, Verschiebung, Umwandlung in Bilder. Und den entstellten, verfremdeten Traumbildern lag immer eine sexuelle Begierde zugrunde. Was verbarg sich hinter dieser bestialischen Hinrichtung, die ihn seit Jahrzehnten verfolgte? Der Armenier schüttelte den Kopf. Trotz seines Alters belog er sich noch immer selbst. Er tat so, als sei es nur ein Albtraum, wo es sich doch in Wirklichkeit um eine Erinnerung handelte.

Badezimmer. Der Armenier wohnte seit drei Jahren in einer Flucht ehemaliger Dienstbotenräume, die sich in dem Gebäude an der Ecke Rue Saint-Ambroise und Boulevard Voltaire befanden. Die erste Bude hatte er 1997 für seinen Sohn gekauft. Ein paar Jahre später hatte man ihm die drei Nachbarzimmer angeboten. Er hatte sie gekauft und renoviert, um sie später zu vermieten und mit den Einnahmen seine Pension aufzubessern.

Das Schicksal hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seine Frau Nariné war gestorben. Sein Sohn war fortgegangen. Plötzlich saß er allein in der Wohnung an der Place Balard, in der er zwanzig Jahre lang gelebt hatte. Um die Vergangenheit hinter sich zu lassen, war er in diese Räume hier eingezogen, die noch nach frischer Farbe rochen. Ideal für einen alleinstehenden Mann, sofern es ihn nicht störte, in einer Flucht von Einliegerzimmern zu wohnen, die alle gleich groß und nicht direkt miteinander verbunden waren. Ein weiteres Problem war die schräge Decke. Sobald er eine bestimmte Schwelle innerhalb der Zimmer überschritt, musste er sich bücken. Er hatte das Gefühl, nur zu fünfzig Prozent zu leben – was zur Demütigung der Pensionierung passte.

Unter der Dusche dachte er darüber nach, wie weit er mit seinen Ermittlungen gekommen war. Für gewöhnlich verliefen seine Vormittage immer nach dem gleichen Muster: Aufstehen, Fahrt in den Bois de Vincennes, Joggen, Gymnastik, Rückfahrt, Frühstück, Zeitungslektüre bis elf Uhr, danach Papierkram, Internet, Post bis Mittag. Mittagessen. Nachmittags widmete er seinen »Angelegenheiten« – den verschiedenen armenischen Vereinen, die er betreute. Dabei ging es um Dinge, die niemanden interessierten, nicht einmal ihn selbst. Schließlich, um 16.00 Uhr, verdrückte er sich ins Quartier latin, mit Pariscope in der Tasche, auf der Suche nach einem guten alten Film. Manchmal dehnte er seinen Bummel bis zur Cinémathèque aus, deren Leitung die schlechte Idee gehabt hatte, an den Stadtrand von Paris, nach Bercy, umzuziehen.

Er verließ die Duschkabine und betrachtete sich im Spiegel. Das kurz geschorene graue Haar verstärkte noch seinen harten Gesichtsausdruck. Schroffe Züge, die nicht weich werden wollten. Tiefe Falten, wie mit einem Messer in Ton geritzt. Eine riesige Nase, eine regelrechte Felskuppe, von der Furchen der Verbitterung ausgingen. In dieser kargen Landschaft gab es nur eine Sache, die mit dem Rest kontrastierte: zwei graue Augen, die zwei Wasserlachen glichen. Die Oasen seiner Wüste Ténéré.

Er ging zurück ins Schlafzimmer, zog sich an, begab sich in die Küche und stellte den aktuellen Arzneimittel-Cocktail zusammen. Eine Tablette Depakote, 500 mg, und eine Tablette Cipralex, 10 mg. In den vierzig Jahren, in denen er Medikamente einnahm, hatte er nie so genau wissen wollen, wie all die Substanzen, die er schluckte, eigentlich wirkten. Immerhin hatte er verstanden, dass Depakote ein stimmungsaufhellendes Medikament ist, während Cipralex ein Antidepressivum der neuesten Generation war. Die Kombination dieser beiden Substanzen hielt ihn unerklärlicherweise auf den Beinen.

Mit dreiundsechzig Jahren genoss Kasdan diese relative Ruhe. Er hatte auf dem Gebiet der psychiatrischen Erkrankungen alles durchgemacht – Depressionen, Halluzinationen, Wahnzustände … Und auch auf dem Gebiet der Therapien. Er war ein echter Vidal. Teralithe und Anafranil in den siebziger Jahren. Depamide und Fluoxetin in den achtziger Jahren. Ganz abgesehen von den Neuroleptika, die er während seiner manisch-depressiven Phasen hatte einnehmen müssen, die im Fachjargon auch »akute psychotische Schübe« genannt wurden. Im Lauf der Jahrzehnte hatte er miterlebt, wie sich die Therapien verfeinert hatten, und zwar so, dass er heute maßgeschneiderte Medikamente ohne Nebenwirkungen erhielt. Das war kein Luxus.

Er bereitete sich einen Kaffee zu, auf altmodische Art, mit Pulver und Filter. Auf eine neue Kaffeemaschine mit Kapseln hatte er verzichtet, als man ihn in einem Geschäft mit warmen Farbtönen und...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2023
Reihe/Serie Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor
Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor
Atemberaubende Spannung von Frankreichs Thriller-Autor Nr. 1
Übersetzer Thorsten Schmidt
Sprache deutsch
Original-Titel Miserere
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alfortville • Angst • Arrondissement de Bergerac • Arrondissement de Créteil • Arrondissement de Lesparre-Médoc • Arrondissement de Nanterre • Aveyron • blutig • Blutlinie • Chor • Choral des Todes • Chorknaben • Cody McFadyen • Dan Brown • Das Herz der Hölle • Das Imperium der Wölfe • Das schwarze Blut • Der Flug der Störche • Der steinerne Kreis • Der Ursprung des Bösen • Die Wahrheit des Blutes • Ermittler • Ermittlerin • ethan cross • Europa • Gänsehaut • Gennevilliers • Gewalt • Gironde • Gruselfaktor • gruselig • Hauts-De-Seine • Île-de-France • Kinder • Kirche • Kommissar • Krimi • Kriminalpolizei • Krimiserie • Millau • Mord • Nouvelle-Aquitaine • Occitanie • Polizei • Polizist • Privatdetektiv • Profiler • Psychothriller • Purpurne Rache • Ritualmorde • Rueil-Malmaison • Saint-Jean-Baptiste • Saint-Sauveur • Schwarzes Requiem • Serienkiller • Serienmörder • Sondereinheit • Spannung • Spannungsroman • Thriller • Val-De-Marne • Vatikan • Verbrechen • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-3768-5 / 3751737685
ISBN-13 978-3-7517-3768-5 / 9783751737685
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