Das Haus Zamis 62 (eBook)

Die Amme des Teufels

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4638-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 62 - Peter Morlar
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Mein Körper bäumt sich auf. Meine Lungenflügel wollen bersten, jeder Atemzug schmerzt. Das Schloss ... der Turm ... der aufgebrachte Mob ... überall Feuer und Rauch, Hitze und Glut ... der Sturz ...
»Ah, du bist schon wach.«
Eine männliche, sonore Stimme hinter mir. Im Türrahmen stand ein hochgewachsener, schlanker Mann mit kurz geschnittenen schwarzen Haaren. Ein feines Lächeln umspielte die Mundwinkel in seinem schmalen ebenmäßigen Gesicht. Der Blick der dunklen, stechenden Augen mit den buschigen Brauen, die über der Nasenwurzel fast zusammenwuchsen, ruhte ausdruckslos auf mir.

Nach dem Sturz aus dem Fenster von Schloss Kronfeld und der anschließenden Rettung durch Schirille erwacht Coco in einer ihr fremden Umgebung in einem Haus am Meer ... und Schirille ist verschwunden, genauso wie Cocos Erinnerung an die Habergeiß!


1. Kapitel


Mein Blick klärte sich, fiel auf eine weiß getünchte Wand. Nein, keine Wand – eine Zimmerdecke.

Ich befand mich in einem Zimmer?!

Verwundert wandte ich den Kopf, drehte mich zur Seite. Jede Bewegung schmerzte bis in die letzten Fasern meines Körpers. Beinahe hätte ich aufgeschrien, als ich mich auf dem linken Arm abstützte, der vom Handgelenk bis über den Ellenbogen unter einem blütenweißen Mullverband verschwand.

Ich erblickte einen antiken zweitürigen Holzschrank, der bis knapp unter die Decke reichte. Neben dem Bett, in dem ich lag, stand eine einfache Kommode mit Schubladen, ebenfalls aus Holz, darauf eine alte Petroleumlampe, deren Docht nur noch schwach brannte, eine Karaffe und ein leeres, kalkgetrübtes Wasserglas. Mein Blick wanderte weiter, blieb an einer Tür hängen, die einen Spaltbreit offen stand. Vor dem Bett lehnte ein altersschwacher Tisch an der Wand, links und rechts davon zwei Stühle, über die jemand meine Kleidung drapiert hatte. Einen Spiegel oder Bilder an den Wänden gab es nicht. Rechts von mir entdeckte ich ein paar einfache Stoffvorhänge, dahinter ein zweiflügeliges Fenster mit geschlossenen Läden, durch deren Ritzen schwacher Sonnenschein ins Innere sickerte.

Wo um alles in der Welt war ich hier? Und wie kam ich hierher? Ganz offensichtlich hatte ich den Sturz aus dem Turmfenster überlebt, wobei ich zunehmend Zweifel daran hatte, ob ich überhaupt gefallen war. Wie war es mir gelungen, dem Feuer und dem aufgebrachten Mob in dem Karpatenschloss zu entkommen?

»Ah, du bist schon wach.«

Eine männliche, sonore Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und ignorierte den beißenden Schmerz, der durch meinen Rumpf und den linken Arm jagte.

Im Türrahmen stand ein hochgewachsener, schlanker Mann mit kurz geschnittenen schwarzen Haaren. Ein feines Lächeln umspielte die Mundwinkel in seinem schmalen ebenmäßigen Gesicht. Der Blick der dunklen, stechenden Augen mit den buschigen Brauen, die über der Nasenwurzel fast zusammenwuchsen, ruhte ausdruckslos auf mir.

»Wie fühlst du dich?«

»Wer sind Sie?«, kam es krächzend über meine Lippen. Mein Hals kratzte, und die Zunge fühlte sich an wie ein Fremdkörper, aufgedunsen, spröde und trocken. Ich räusperte mich und musste erneut husten.

Unaufgefordert trat der Mann näher, in einer fast gespenstischen Lautlosigkeit. Er griff nach der Karaffe und schenkte mir zwei Fingerbreit Wasser ins Glas. Ich nahm es dankbar entgegen, nippte vorsichtig und trank ein paar kleine Schlucke, während sich der Fremde fast ein wenig zögernd auf die Bettkante setzte. Er musterte mich sichtlich besorgt, sah dann zu Boden und wartete ab, bis sich der Hustenanfall gelegt hatte.

Schließlich ging ein Ruck durch seinen Körper. »Wer ich bin?« Er deutete auf die Verbände, die einen Großteil meines Körpers bedeckten. »Ich bin dein Retter.« Offensichtlich entging ihm nicht, dass ich die Augen ob dieser geistreichen Bemerkung verdrehte, und er fügte rasch hinzu: »Du hast etliche Verbrennungen davongetragen, vermutlich auch eine Rauchvergiftung.«

»Wie ist dein Name?«

Kurzes Zögern. »Roman Borodin.«

Borodin ... Irgendwo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört, aber in einem ganz anderen Zusammenhang. Ich versuchte krampfhaft, mich zu erinnern, kramte in den hintersten Windungen meines Gehirns, doch ich kam nicht drauf.

Müdigkeit schwappte plötzlich über mir zusammen wie eine turmhohe Welle, und von einem Moment zum anderen fühlten sich meine Lider an wie bleierne Vorhänge. Mir gelang es kaum noch, die Augen offen zu halten.

Ich hob den Arm, deutete auf meine Umgebung. »Wo ... Wo bin ich hier?« Meine Worte waren nur mehr ein Lallen. Ich war mir nicht sicher, ob mein Gegenüber mich überhaupt noch verstand.

Doch Borodin antwortete prompt. »In Sicherheit.«

Er setzte ein Lächeln auf, das für meinen Geschmack etwas zu gezwungen wirkte. Abgesehen davon befriedigte mich seine erneute ausweichende Antwort ganz und gar nicht, aber bevor ich etwas erwidern konnte, durchzuckte mich die Erinnerung wie ein Blitz.

Borodin! Hieß so nicht der Ort, an dem ich den Anführer der Oppositionsdämonen treffen sollte? Ja, tatsächlich ... Doch warum nannte sich dieser Mann – mein selbsternannter Retter – ebenfalls so?

Ich setzte zu einer Frage an.

»Psst.« Borodin schüttelte den Kopf, drückte mich sanft, aber bestimmt in die Kissen zurück und breitete die Decke über mich. Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, war ich zu schwach, ihm Widerstand entgegenzubringen.

»Du musst jetzt schlafen und wieder zu Kräften kommen.« Er erhob sich, abermals vollkommen lautlos, und schritt zur Tür. »Morgen ist auch noch ein Tag, um Fragen zu stellen, Coco.«

Er verschwand inmitten einer dichten Nebelwand, die offenbar die Müdigkeit und die Erschöpfung mir vorgaukelten. Mir fielen die Augen zu. Nur Borodins letztes Wort hallte noch in meinen Ohren nach.

Coco ...

Eigenartig ... Woher kannte er meinen Namen? Ich hatte mit keiner Silbe erwähnt, wie ich hieß. Oder vielleicht doch? Verflixt, das Einzige, was ich sicher wusste, war, dass ich es nicht wusste ...

Ich würde ihn später fragen. Wenn ich wieder wach war. Oder morgen ...

Woher kam nur diese Müdigkeit? Ich erinnerte mich daran, auch während der letzten Tage schrecklich erschöpft gewesen zu sein, wegen der Trennung von ... von ... Ich kam nicht darauf, aber ich wusste auch, dass es jetzt nicht mehr wichtig war.

Meine Gedanken verebbten, als mich ein unsichtbarer Sog packte und mit sich riss in den tiefen, dunklen Schlund eines traumlosen Schlafes.

Als ich wieder erwachte, fühlte ich mich schon um einiges besser. Zugegeben, ans sprichwörtliche Bäumeausreißen war noch lange nicht zu denken, und nach wie vor zuckten dumpfe Schmerzwellen durch meinen geschwächten Körper, aber immerhin war jene bleierne Müdigkeit gewichen, die mich gestern daran gehindert hatte, einen klaren Gedanken zu fassen. Oder war es bereits vorgestern gewesen?

Welchen Tag hatten wir heute überhaupt? Und wie spät war es?

Die Antworten musste ich mir schuldig bleiben, denn ich wusste es schlicht und ergreifend nicht. Wie es schien, hatte ich durch den vielen Schlaf jegliches Zeitgefühl verloren. Ich konnte nur schwer einschätzen, wie viele Stunden – oder Tage – vergangen waren, seit ...

Ein kurzes Aufblitzen in der Erinnerung, jedoch zu kurz, um Genaueres erkennen zu können. Für die Dauer eines Lidschlags allerdings glaubte ich ein männliches Gesicht gesehen zu haben, das von einem dunklen, stechenden Augenpaar dominiert wurde. Aber ebenso rasch, wie der Eindruck entstanden war, verschwand er auch wieder.

Vermutlich hatte ich von dem Mann geträumt. Erinnern konnte ich mich jedenfalls nicht daran.

Ich setzte mich auf, strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und trank einen Schluck Wasser, das auf seltsame Art und Weise abgestanden und brackig schmeckte. Aber wenigstens löschte es den Durst und vertrieb den verräucherten Geschmack in meinem Mund.

Ich stellte das Glas weg und sah an mir hinab. Ich war vollkommen nackt, abgesehen von meinem Slip und breiten Mullverbänden, die um beide Arme, den gesamten Rumpf und um den rechten Oberschenkel gewickelt waren. Übel riechende Dämpfe drangen zwischen den einzelnen Lagen hervor. Ich lupfte vorsichtig den Verband am linken Unterarm – und verzog schmerzhaft das Gesicht. Eine pechschwarze teerartige Masse, dem Anschein nach eine Wund- und Heilsalbe, kam zum Vorschein. Sie klebte förmlich auf der Haut, die stellenweise dunkelrot schimmerte, nässte oder bereits verkrustet war – oder alles zusammen.

Wenn der Rest meines Körpers unter den Verbänden ähnlich aussah, waren die Verletzungen, die ich durch die Flammen davongetragen hatte, doch schwerwiegender als zunächst angenommen.

Nur wer hatte mich verarztet? Jener Mann, dessen Konterfei kurz in meiner Erinnerung aufgeblitzt war?

Plötzlich – ein Name. Borodin ...

Roman Borodin!

Jetzt fiel es mir wieder ein. Dieser junge hochgewachsene, etwas verschüchtert und linkisch wirkende Mann, der sich mir als mein Retter vorgestellt hatte – er musste meine Wunden versorgt haben.

Dann war es also doch kein Traum gewesen, sondern Realität. Wie konnte ich das nur vergessen?

Offenbar befand ich mich doch noch nicht auf der geistigen Höhe, die mir lieb gewesen wäre. Ich schlug trotzig die Decke zurück. Es schmerzte, als ich die Beine aus dem Bett schwang und aufzustehen versuchte. Anfangs überkam mich ein Schwindelanfall, der sich aber rasch legte, als ich ein paarmal tief ein- und ausatmete. Die feucht-kalte, leicht salzige Luft, die ich durch die Nase sog, war geschwängert vom Geruch nach Fäulnis und Moder, der so gar nicht in diese Umgebung passen wollte. Trotzdem ging es mir schon wieder besser. Eine echte Hexe haut eben so leicht nichts um.

Der eklige Geruch aber blieb. Hätte ich nicht mit eigenen Augen gesehen,...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2023
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4638-2 / 3751746382
ISBN-13 978-3-7517-4638-0 / 9783751746380
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