Die Wahrheit des Blutes (eBook)
704 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3776-0 (ISBN)
Nichts scheint, wie es ist.
Die Jagd nach einem Serienkiller führt Hauptkommissar Olivier Passan in einen der größten sozialen Brennpunkte von Paris: das Wohnviertel Le-Clos-Saint-Lazare. Doch Passan kommt zu spät. Er findet nur noch die grausam entstellte Leiche einer jungen Afrikanerin, die im neunten Monat schwanger war. Sie ist bereits das vierte Opfer des 'Geburtenhelfers' - einem sadistischen Serien-Killer, der es auf schwangere Frauen abgesehen hat.
Auch privat durchlebt Passan eine schwere Zeit. Die Ehe mit seiner japanischen Frau Naoko ist gescheitert. Nachdem er aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen ist, geschehen dort bedrohliche Dinge. Passan vermutet zunächst einen Racheakt des Killers. Doch dann stellt sich heraus, dass die Anschläge mit der geheimnisvollen Vergangenheit Naokos zu tun haben ...
Atemberaubende Spannung mit hohem Gruselfaktor von Frankreichs Thriller-Autor Nr. 1. Jean-Christophe Grangé führt uns in eine Welt, in der Grausamkeit und dunkle Gesetze herrschen. Weitere spannende Meisterwerke des Thriller-Genies bei beTHRILLED:
Der Flug der Störche
Der steinerne Kreis
Das Imperium der Wölfe
Das schwarze Blut
Das Herz der Hölle
Choral des Todes
Der Ursprung des Bösen
Purpurne Rache
Schwarzes Requiem
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p>Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (<i><strong>Paris Match, Gala, Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern</strong></i>) tätig. Für seine Reportagen reiste er zu den Inuit, den Pygmäen und begleitete wochenlang die Tuareg. Der Flug der Störche war sein erster Roman und zugleich sein Debüt als französischer Topautor im Genre des Thrillers. Jean-Christophe Grangés Markenzeichen ist Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Viele seiner Thriller wurden verfilmt.<br></p>
1
Es regnete. Seit Menschengedenken hatte es keinen derart miesen Juni gegeben. Schon wochenlang zeigte sich das Wetter immer gleich: grau, feucht und kalt. Vor allem die Nächte waren schlimm. Hauptkommissar Olivier Passan ließ den Verschluss seines Px4 Storm SD nach vorn schnellen und legte die Waffe entsichert auf seinen Schoß. Mit der Linken griff er wieder nach dem Lenkrad, rechts tippte er auf seinem iPhone herum. Auf dem Touchscreen baute sich die Navi-App auf und beleuchtete sein Gesicht gespenstisch von unten.
»Scheiße, wo sind wir hier überhaupt?«, knurrte Fifi. »Hast du eine Ahnung, wo wir hier rumgurken?«
Passan gab keine Antwort. Langsam und mit ausgeschalteten Scheinwerfern fuhren sie weiter. Im strömenden Regen konnte man kaum die Hand vor Augen sehen. Die Umgebung erinnerte an ein kreisförmiges Labyrinth, fast wie bei Borges. Gekrümmte, mit Ziegeln und rötlichem Putz verkleidete Mauern öffneten sich zu Eingängen, Gassen und Umwegen, schienen jedoch jeden Eindringling wieder nach außen zu katapultieren, als wollten sie ein geheimnisvolles Zentrum schützen.
Bei diesem Labyrinth jedoch handelte es sich um ein Wohnviertel namens Le Clos-Saint-Lazare, einen typischen sozialen Brennpunkt in einer der Pariser Vorstädte.
»Wir dürften überhaupt nicht hier sein«, murmelte Fifi. »Wenn das unsere Kollegen wüssten …«
»Schnauze!«
Passan hatte Fifi gebeten, dunkle Klamotten anzuziehen, um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Und was machte dieser Spinner? Er war in einem Hawaiihemd und knallroten Shorts angerückt. Passan verkniff sich die Frage, womit Fifi sich vor der Arbeit zugedröhnt hatte. Wodka? Speed? Koks? Wahrscheinlich alle drei.
Mit einer Hand am Lenkrad tastete Passan auf der Rückbank herum und griff nach einer kugelsicheren Weste, wie er auch selbst eine trug.
»Zieh das an.«
»Brauche ich nicht.«
»Zieh das Ding an! Mit deinem Hemd siehst du aus wie eine Tunte bei der Gay Pride.«
Philippe Delluc, der von allen nur Fifi genannt wurde, fügte sich widerstrebend. Passan beobachtete ihn von der Seite. Wasserstoffblonde Mähne, Aknenarben und gepiercte Lippen. Der offene Hemdkragen gestattete einen Blick auf das Maul eines wilden Drachen, der Fifis linken Arm und Schulter zu zerfleischen schien. Nach mittlerweile drei Jahren gemeinsamer Arbeit fragte sich Passan noch immer, wie der Junge die achtzehnmonatige Ausbildung an der Polizeischule, die Motivationsinterviews und die medizinischen Untersuchungen überstanden hatte.
Aber das Resultat war immerhin ein Bulle, der mit einer Pistole ein Ziel aus mehr als fünfzig Metern Entfernung treffen konnte, und zwar sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand. Auch nach mehreren durchgemachten Nächten zeigte er keine Ausfallerscheinungen. Mit kaum dreißig Jahren hatte der junge Kommissar schon mindestens fünf Schießereien überstanden, ohne einen Rückzieher zu machen. Fifi war mit Abstand der beste Teamkollege, den Passan je gehabt hatte.
»Wie war noch mal die Adresse?«
Fifi riss das Post-it ab, das am Armaturenbrett klebte.
»134, Rue Sadi-Carnot.«
Laut Navi mussten sie sich ganz in der Nähe befinden, lasen aber ständig andere Namen auf den Straßenschildern: Rue Nelson Mandela, Square Molière, Avenue Pablo Picasso. Alle paar Meter holperte der Wagen über Straßenschwellen, was Passan allmählich unendlich nervte.
Im Vorfeld hatte er sich die Zeit genommen, einen Plan von Le-Clos-Saint-Lazare auszudrucken, einem der größten Wohnviertel im Departement Seine-Saint-Denis, wo fast zehntausend Menschen in Sozialwohnungen hausen. Der Hingucker des Viertels sind kreisbogenförmig gebaute Wohnblöcke, die sich in Schlangenlinien zwischen ein paar mickrigen Bäumen hindurchwinden. Um die Häuserschlange herum türmen sich fast feierlich ein paar rechteckige Klötze, die wie Wächter auf ihrem Posten zu stehen scheinen.
»Scheiße«, presste Fifi zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Hundert Meter vor ihnen droschen ein paar Schwarze auf einen am Boden liegenden Mann ein. Passan bremste ab, nahm den Gang heraus und ließ den Wagen auf die Gruppe zurollen. Die Schlägerei war in vollem Gange. Das Opfer versuchte verzweifelt, sein Gesicht zu schützen.
Prügel hagelten aus allen Richtungen auf den Mann ein. Einer der Angreifer mit abgeschnittenen Jeans und einer Kangol-Kappe auf dem Kopf trat ihm so heftig in den Mund, dass dem Opfer ein paar Zähne ausfielen.
»Ja, immer schön an meinen Schuhen lecken, Judenarsch. Immer schön lecken.« Der Schwarze presste ihm die Turnschuhe noch fester zwischen das geschundene Zahnfleisch. »LECKEN, ARSCHLOCH!«
Fifi griff nach seiner CZ 85 und öffnete die Tür. Passan hielt ihn zurück.
»Halt dich da raus. Du vermasselst noch alles.«
Plötzlich wurde es laut. Das Opfer war mit einem Satz aufgesprungen, die Treppe hinaufgerannt und in einem der Häuser verschwunden. Die Schwarzen lachten laut, verfolgten ihn aber nicht.
Passan legte den ersten Gang ein und fuhr an ihnen vorbei. Fifi schloss leise die Tür. Sie holperten über die nächste Schwelle. Der Subaru machte kaum mehr Lärm als ein U-Boot auf Tauchstation. Wieder warf Passan einen Blick auf sein iPhone.
»Rue Sadi-Carnot«, murmelte er. »Da drüben muss es sein.«
»Wo siehst du denn da eine Straße?«
Hinter einem Bauzaun fast verborgen zweigte rechts eine Gasse ab. Im gesamten Viertel wurde wie wild gebaut. Auf einem Reklameschild stand in großen Lettern »Raubtiergehege« – ganz ohne Ironie, als Werbung für einen berühmten Tierpark. Am Ende der Gasse erkannte Passan zwischen halbfertigen Mauern und einer Menge Baumaterial einige viereckige, unpersönliche Bauten, die in einer Vorstadt wie dieser ebenso gut eine Schule als auch eine Lagerhalle sein konnten.
»128 … 130 … 132 …«, zählte er halblaut. »Das ist es. Ganz sicher.«
Die Blicke der beiden Polizisten richteten sich auf einen der Betonkästen. Passan zog den Zündschlüssel ab und schaltete das iPhone aus. Man sah nichts als große schwarze Pfützen, in die Regentropfen prasselten.
»Und jetzt?«, fragte Fifi.
»Wir gehen rein.«
»Bist du ganz sicher, dass du dich nicht irrst?«
»Ich bin überhaupt nicht sicher. Aber wir gehen da jetzt rein. Basta.«
Plötzlich hörten sie eine Frau schreien. Hastig blickten die Polizisten sich um. Woher war der Schrei gekommen? Drei halbwüchsige Kerle rannten die Straße entlang. Sie zerrten ein junges Mädchen mit sich, das sich verzweifelt schluchzend nach Leibeskräften wehrte. Einer der Jungs trieb sie mit heftigen Tritten vorwärts, ein anderer drosch ihr seine flache Hand in den Nacken. Offenbar wollten sie zu den Bauwagen.
Wieder öffnete Fifi die Wagentür. Sofort packte Passan ihn am Arm.
»Lass sie laufen. Deswegen sind wir nicht hier, kapiert?«
Sein Kollege warf ihm einen wütenden Blick zu.
»Wegen so etwas bin ich aber Bulle geworden, okay?«
Passan zögerte. Die Frau schrie schrill auf.
»Scheiße …« Er gab nach.
Mit vorgehaltener Waffe stiegen sie aus, schlichen hinter geparkten Autos bis zu der Gruppe und warfen sich ohne Vorwarnung auf die drei Übeltäter. Passan versetzte dem ersten einen solchen Schlag, dass er auf einem Haufen Sand in sich zusammensank. Fifi riss den zweiten von den Beinen, drehte ihn sofort auf den Bauch und fingerte nach seinen Handschellen. Der dritte Jugendliche suchte fluchend das Weite.
Das zitternde Mädchen verschwand fast gleichzeitig. Die beiden Polizisten blickten sich an. Das war ja schnell gegangen! Plötzlich gab es weder ein Opfer noch einen Angriff – einfach gar nichts mehr. Der Kerl am Boden nahm das kurze Zögern sofort wahr, schlug Fifis Hand mit der Pistole zur Seite und sprang auf die Füße.
Ein Schuss löste sich. Die Handschellen flogen in hohem Bogen klirrend davon. Der Übeltäter verschmolz im Handumdrehen mit der Nacht.
»So ein Mist«, schimpfte Passan.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Tür des Lagerhauses leise geöffnet wurde. Sofort erkannte er den kahlen Schädel, die gedrungene Figur und die blauen Chirurgenhandschuhe. Wie oft hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt! In seiner Fantasie lief immer alles sauber und glatt.
Er zog seine 45er und brüllte:
»Stehen bleiben!«
Der Mann erstarrte. Auf seinem regennassen Schädel spiegelte sich das durch die halb geöffnete Tür flackernde Licht. Drinnen brannte es. Sie kamen zu spät. Plötzlich klickte es in Passans Gehirn. Er fuhr herum und sah gerade noch den dritten Vergewaltiger, der in Richtung der bogenförmigen Gebäude floh.
Fifi legte an, den Finger bereits am Abzug. Passan drückte seinen Arm nach unten.
»Sag mal, spinnst du?«
Nun rannte auch der Kahlkopf davon. Natürlich in die entgegengesetzte Richtung. Sein schwarzer Regenmantel flatterte hinter ihm her. Ein wahres Fiasko! Passan sah, dass Fifi die Waffe wieder hochgenommen hatte und abwechselnd auf die beiden Flüchtenden zielte.
»Lass den Spinner laufen«, schrie er. »Schnapp dir Guillard!«
Sein junger Kollege stürmte in Richtung Baustelle, Passan lief zum Lagerhaus, verstaute die Beretta im Holster, schaltete sein Handy wieder ein, streifte im Laufen Handschuhe über und ließ die Schiebetür aufgleiten.
Er wusste, was ihn erwartete.
Aber es war noch viel schlimmer.
In einer mit Motoren, Ketten, Werkzeug und Ersatzteilen vollgestopften Halle von etwa hundert Quadratmetern hing in fast ein Meter fünfzig Höhe eine junge Frau an einem Großtank. Ihre weit auseinandergespreizten Arme und Beine waren mit Gurten gefesselt. Man...
Erscheint lt. Verlag | 31.1.2023 |
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Reihe/Serie | Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor |
Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor | Atemberaubende Spannung von Frankreichs Thriller-Autor Nr. 1 |
Übersetzer | Ulrike Werner-Richter |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Kaiken |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Angst • Aubervilliers • Bagnolet • Blutlinie • Choral des Todes • Das Herz der Hölle • Das Imperium der Wölfe • Das schwarze Blut • Der Flug der Störche • Der steinerne Kreis • Der Ursprung des Bösen • Die Wahrheit des Blutes • Ermittler • Ermittlerin • Ermittlungen • Europa • Frankreich • Gewalt • Gruselfaktor • gruselig • Hauts-De-Seine • Île-de-France • Kommissar • Kommissarin • Kriminalbeamter • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Krimis • Kripo • Mord • Paris • Polizei • Polizeibeamter • Polizist • Privatdetektiv • Prostituierte • Psychothriller • Purpurne Rache • Puteaux • Regionalkrimi • Schwarzes Requiem • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Spannungsroman • Suresnes • Thriller |
ISBN-10 | 3-7517-3776-6 / 3751737766 |
ISBN-13 | 978-3-7517-3776-0 / 9783751737760 |
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