G. F. Unger Sonder-Edition 261 (eBook)

Verdammter Killer

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4455-3 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 261 - G. F. Unger
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Es war mir damals nicht möglich, meinen Vater zu verstehen.
Die Apachen hatten meine Mam und meine beiden Schwestern umgebracht und ihnen zuvor eine Menge angetan.
Dann hatten sie unsere Ranch angezündet.
Mein Vater und ich waren damals nur zwei oder drei Stunden abwesend. Wir mussten ein Wolfsrudel aus unseren Hügeln jagen und eine brüllende Kuh aus einem Schlammloch ziehen.
Mein Vater war nicht mehr der Jüngste. Und er hatte alles verloren, was ein Mann verlieren konnte - die Frau, zwei Töchter und die Ranch, in die er die letzten Jahre seine ganze Zähigkeit eingebracht hatte.
An jenem Tag hatte er nur noch mich - einen noch sehr dünnen Jungen, dem die Tränen über das hohlwangige Gesicht liefen.
Aber er gab nicht auf.

Verdammter Killer

Es war mir damals nicht möglich, meinen Vater zu verstehen.

Die Apachen hatten meine Mam und meine beiden Schwestern umgebracht und ihnen zuvor eine Menge angetan.

Dann hatten sie unsere Ranch angezündet.

Mein Vater und ich waren damals nur zwei oder drei Stunden abwesend. Wir mussten ein Wolfsrudel aus unseren Hügeln jagen und eine brüllende Kuh aus einem Schlammloch ziehen.

Mein Vater war nicht mehr der Jüngste. Und er hatte alles verloren, was ein Mann verlieren konnte – die Frau, zwei Töchter und die Ranch, in die er die letzten Jahre seine ganze Zähigkeit eingebracht hatte.

An jenem Tag hatte er nur noch mich – einen noch sehr dünnen Jungen, dem die Tränen über das hohlwangige Gesicht liefen.

Aber er gab nicht auf.

Ich hörte ihn heiser sagen: »Nun, Hank, wir bauen das alles wieder auf. Wir gehen hier nicht weg. Wir bleiben hier und versuchen es noch mal.«

Ich sah ihn staunend an, vergaß einen Moment meinen Schmerz und die heiße Wut und erkannte, dass er es wahrhaftig ernst meinte.

Er wollte noch einmal von vorn anfangen.

Heiliger Rauch! Als ich daran dachte, wie wir alle uns in den vergangenen Jahren gequält hatten, wie wir hungerten und nur am Sonntag Schuhe trugen, da begriff ich auch schon, was mir bevorstand.

Er wollte das alles noch einmal hinter sich bringen.

Und er war ein Mann von über fünfzig und hatte schon graues Haar.

Nein, ich konnte ihn nicht verstehen.

Er sah mir das an.

»Hank«, sagte er, »ein Mann darf nicht aufgeben. Er darf sich auch von einem Platz nicht vertreiben lassen, auf dem er bleiben will. Es ist sonst so, als wäre er ein Stück Treibholz in einem Fluss. Nein, wir bleiben und bauen alles wieder auf. Du bist bald ein Mann, mein Junge – und dies hier soll deine Heimat sein. Und ich, ich schaffe das alles noch. Ich halte noch durch, bis das alles hier wieder so steht, wie es einmal war. Und hier werden auch immer deine Mam und deine beiden Schwestern bei uns sein. Wir werden sie dort drüben unter den Bäumen begraben.«

Das waren seine einzigen Worte an diesem Tag, da die Trümmer unserer Ranch noch rauchten und wir schließlich Satteldecken nahmen, um unsere Angehörigen darin einzuhüllen.

Erst später kamen ein paar Nachbarn, die den Rauch über den Hügeln bemerkt hatten.

Aber mein Vater sprach nicht mit ihnen.

Es gab auch nichts mehr zu sagen.

Und auch tags darauf am offenen Grab schwieg er.

Ich überlegte damals schon, ob ich weglaufen sollte.

Aber ich konnte es ihm dann doch nicht antun. Ich spürte damals irgendwie, dass ich der Grund war, weshalb er noch einmal von vorn beginnen wollte. Ich spürte, dass er etwas haben musste, woran er sich klammern konnte. Denn sonst wäre sein Leben fortan ohne Sinn gewesen.

Also blieb ich bei ihm und quälte mich redlich.

Wir schufteten wie Sklaven – nein, schlimmer noch.

Inzwischen war auch der Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten ausgebrochen. Aber wir in den Hügeln hatten mit dem Krieg nichts zu schaffen.

Wir bauten wieder auf, was die Apachen zerstört hatten.

Wir brauchten zwei Jahre, bis wir wieder so weit waren.

Ich wurde indes ein harter Bursche, fast schon ein Mann.

Und dann kam der Tag, an dem ich erneut erlebte, dass alles umsonst gewesen war.

Diesmal erwischte es meinen Vater.

Nur waren es keine Apachen, sondern Pferdediebe.

Sie kamen am frühen Morgen, als die Nebel stiegen und der Tag noch keine Farben hatte.

Wir hatten ein paar feine Pferde in den Korrals, darunter einige erstklassige Stuten und einen Hengst für die Zucht. Für diese Pferde hatten wir hundert Rinder eintauschen müssen.

Nun, die Pferdediebe erwischten meinen Vater im Morgengrauen, als er von unserem Wohnhaus zu den Korrals hinüberging. Das tat er jeden Morgen um die gleiche Zeit, und er trug stets eine Schrotflinte bei sich, wenn er das Haus weiter als zehn Schritte verließ. Er rechnete immer mit einem neuen Apachenüberfall.

Nun, ich war noch in der Küche und machte das Feuer an, um Kaffee zu kochen, als die Schrotflinte donnerte. Es war ein doppelläufiges Monstrum, und es krachte zweimal in den grauen Morgen.

Meine Schrecksekunde währte nicht lange.

Dann hoffte ich, dass mein Vater auf einen Wolf geschossen hatte.

Aber zugleich schnappte ich mir unseren Colt und rannte durch die Hintertür. Das aber war genauso sinnlos, als hätte ich die Vordertür benutzt. Die hartgesottenen Hombres hatten alles genau ausgerechnet. Sie wollten nicht beim Stehlen unserer Pferde gestört werden.

Als ich rauskam, lief ich auch schon in eine Kugel. Ich kam gar nicht zum Schuss, und es war mächtig dumm von mir, aus unserem Haus zu rennen wie ein Hund aus seiner Hütte, um jemanden an die Beine zu fahren.

Mein Kopf schien zu platzen.

Als ich erwachte und zu begreifen begann, dass ich noch am Leben war, wurde mir dieses Glücksgefühl doch sehr vermiest durch die höllischen Schmerzen im Schädel, die so schlimm waren, dass ich kaum zu atmen wagte.

Aber weil ich nicht mit geschlossenen Augen bewegungslos liegenbleiben konnte, musste ich schließlich doch zusehen, dass ich auf die Beine kam.

O Hölle, das war schlimm. Ich glaubte wirklich, dass mein Kopf platzen müsste von einem Pulsschlag zum anderen, und als ich endlich auf den Beinen stand, da drehte sich die Welt um mich und wurde es noch einmal so schlimm, dass ich aufgeben und wieder zur Mutter Erde hinunter wollte.

Aber schließlich schaffte ich es doch zu einem Wassertrog, in den ich meinen armen Kopf stecken konnte.

Oh, das tat gut. Und dann fühlte ich auch die blutige Schramme unter meinem Haar, die mir die Kugel gerissen hatte.

Die Sonne stand schon ziemlich hoch. Also hatte ich einige Stunden bewusstlos gelegen.

Endlich fiel mir ein, dass es wohl gut wäre, den Colt zu suchen. Ich fand ihn dort, wo er mir entfallen war. Als ich mich bückte, ihn aufzuheben, wurde es noch einmal schlimm mit meinem Kopf.

Heiliger Rauch, was musste dieser Kopf heute aushalten. Und dabei hatte die Kugel doch nur wenige Millimeter Haut mitgenommen.

Als ich meinen Vater fand, da dachte ich eine Weile nicht mehr an meinen Kopf. Die Schmerzen schienen mir gar nicht mehr so schlimm zu sein. Denn nun spürte ich einen anderen Schmerz. Er war in meiner Brust, im Herzen – und im Magen war mir flau. Ich hatte den Wunsch, mich zu übergeben, kämpfte aber dagegen an.

Es war eine bittere Minute.

Da lag er nun, mein Alter.

Er war tot, und er hatte verloren auf der ganzen Linie.

Wenn man es recht bedachte, hatte sein ganzes Leben sich nicht gelohnt.

Er war stets durch Gewalt besiegt worden.

In dieser Minute veränderte sich etwas in mir.

Ich wollte nicht so werden wie mein Vater. Nein, ich wollte kein Narr sein, der sich redlich quälte und dann doch stets verlor.

Ich dachte damals, dass es besser wäre, ein Tiger zu sein, der sich einfach holte, was er brauchte, und vor dem sich alle fürchteten.

Ja, ein Tiger wollte ich sein.

Dies waren meine Gefühle, da ich neben meinem toten Vater kniete.

Unsere Pferde waren natürlich weg.

Ich war allein.

Und ich hatte den Wunsch nach Rache und Vergeltung. Ich wollte Genugtuung haben. Irgendwie war tief in meinem Kern der Glaube, dass ich nur ein Mann werden konnte, der wie ein Tiger war, wenn ich mir Genugtuung verschaffte. Ich musste meinen Vater rächen.

Schaffte ich es nicht, so würde ich wohl irgendwann das Schicksal meines Vaters teilen.

Doch wie sollte ich meinen Vater rächen?

Ich war noch ein Junge und besaß nur den alten Colt und meines Vaters Schrotflinte.

Nicht mal ein Pferd hatte ich.

Denn die Banditen hatten alle Tiere weggetrieben.

Nun, ich brauchte den ganzen Rest des Tages, um bis zum nächsten Nachbarn zu gelangen. Dieser Weg von sieben oder acht Meilen war für mich ein Weg durch die Hölle.

Dann schlief ich eine Nacht.

Und dann – am nächsten Morgen – gab ich dem Nachbarn die Vollmacht, unsere Ranch zu verkaufen. Ich bekam als Vorschuss ein Pferd und etwas Proviant. Damit ritt ich los.

Auf Fährten verstand ich mich recht gut, denn ich hatte oft gejagt, damit wir Fleisch in die Töpfe bekamen. Wir konnten und wollten für uns nicht immer wieder ein Rind schlachten, denn das war zu teuer. Ich hatte aber gewiss auch schon als kleiner Junge eine besondere Begabung für das Fährtenlesen entwickelt.

Vielleicht kam da irgendwie noch einmal einer meiner Urahnen zum Durchbruch. Denn mein Urgroßvater – und zwar der Großvater meiner Mutter – war ein Comanche gewesen, der eine Spanierin raubte, die dann meine Urgroßmutter wurde.

Damals gehörte Texas – wo meine Vorfahren lebten – noch der spanischen Krone.

Ich nahm von unserer Ranch aus die Fährte der Mörder meines Vaters auf.

Und da die Kerle unsere Pferde zuerst sehr schnell getrieben hatten, um erst mal ein paar Meilen zwischen sich und den Ort ihrer Untat zu bringen, war die Fährte selbst für einen Unkundigen noch verfolgbar.

Schwerer wurde es dann am zweiten Tag.

Am dritten Tag wollte ich schon...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2023
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-4455-X / 375174455X
ISBN-13 978-3-7517-4455-3 / 9783751744553
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