Das Haus Zamis 61 (eBook)

Blutopfer

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4637-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 61 - Catalina Corvo
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Schirille lebt - und Coco hat zum Schluss einige interessante Informationen über die Habergeiß erhalten. Da Schirille ein Spion Asmodis ist, beschließt Coco im Umgang mit ihr zukünftig vorsichtiger zu sein.
Andererseits bedeutet diese Tatsache aber auch Chancen. Michael Zamis wäre nicht der einflussreichste Wiener Dämon, wenn er nicht prompt einen Plan schmieden würde, mit Schirilles Hilfe den Kontakt zu den Oppositionsdämonen zurückzugewinnen.
Nur Coco muss er noch überzeugen, ihm beizustehen, denn sie soll die entscheidende Rolle in seinem Plan spielen - wenn das Blutopfer dargebracht wird ...


1. Kapitel


Ich setzte den Fuß auf die Veranda, stieg die Stufen hinauf. Das Haus wirkte leer und kalt, als wäre es seit Jahren verlassen. Dabei hatte ich doch nur einen kurzen Trip in die Wiener Innenstadt unternommen.

Ich hatte ein paar Stunden mit mir allein sein wollen, nichts weiter. Seit ich aus Italien nach Wien zurückgekehrt war, mied ich die Gesellschaft anderer Dämonen noch mehr als sonst. Lieber saß ich allein in einem Kaffeehaus, beobachtete das bunte Leben, das sich in einer sorglosen, alltäglichen Welt abspielte, die nicht meine war.

Ich war anders. Ich lebte in der Welt der Dämonen und der Schwarzen Familie, sie war der böse Zwilling aller Albträume und Ängste. Manchmal überschnitten sich die Welten, doch selbst dann waren es die Dämonen, die die Menschen kontrollierten, mit ihnen spielten, ohne dass diese es bemerkten.

Während ich in dem Kaffeehaus saß, dachte ich an den Dämon Belios und seine Söhne. Und wie immer in den letzten Tagen fragte ich mich, ob ich es anders hätte machen können, ob ich die Katastrophe hätte verhindern können.

Ich hatte Rufo gemocht. Er war ein Außenseiter in der Schwarzen Familie gewesen, so wie ich. Aber letztendlich war auch er ein Opfer der Machenschaften seines Vaters geworden. Nein, sagte ich mir. Niemand in Venedig, und das galt auch für Rufo, hatte mit offenen Karten gespielt. Das Drama hätte auch ohne mich stattgefunden. Ebenso wie das Versagen der Maschera Nera oder die Rache Asmodis an den Verschwörern.

Die Einzige, der gegenüber mich ein schlechtes Gewissen plagte, war Schirille, die stinkende Habergeiß. Statt sie nach ihrem Verschwinden zu suchen, hatte ich sie im Stich gelassen.

Dabei hatte ich sie eigentlich sogar ein bisschen liebgewonnen, nachdem wir einen ziemlich schweren Anfang gehabt hatten. Ich wäre es ihr schuldig gewesen, nach ihr zu suchen. Selbst da sie sich am Ende als Geschöpf Asmodis entpuppt hatte. Doch was bedeutete das schon, wir steckten alle in unseren Zwangsjacken.

Mit dem Gedanken an Schirille hatte ich den Kaffee bezahlt und war nach Hietzing zurückgekehrt, wo sich unsere Villa befand – und stellte überrascht fest, dass seit meinem Fortgang vor einigen Stunden irgendetwas passiert sein musste. Ein Rauschen über mir schien meine üblen Befürchtungen zu bestätigen. Die Krähen waren aufgeflattert! Unter heiserem Krächzen flog der Schwarm davon und verschwand wie eine Wand aus Leibern in den abendlichen Himmel.

Jetzt spürte auch ich, was los war.

Oder besser gesagt, ich spürte – nichts!

Normalerweise war unser Grundstück durch einen Riegel von magischen Fallen geschützt, die das Eindringen von Unbefugten verhinderten. Ich kannte die Fallen und umging sie meist wie im Schlaf, ohne sie überhaupt zu bemerken. So fiel mir erst jetzt auf, dass sie fehlten. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich, doch ich spürte keine Resonanz.

Hatte mein Vater die Fallen deaktiviert? Aber warum hätte er das tun sollen?

Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich die Klinke der Haustür berührte. Äußerlich gab es keine Zeichen von Gewalteinwirkung. Ich kramte meinen Schlüssel hervor und schloss auf. Kaum stieß ich die Tür auf, da ertönte hinter mir ein heiserer Krächzlaut. Eine Krähe war zurückgeblieben und musterte mich bewegungslos aus perlschwarzen Augen. Wollte sie mir ein Zeichen geben?

Ich trat auf sie zu, doch da erhob sie sich und flüchtete.

Ich betrat das Haus. Die Anwesenheit der Vögel bedeutete nichts Gutes. Tiere hatten eine feine Intuition für magische Vorgänge. Umso merkwürdiger war es, dass meine magischen Sinne immer noch nicht Alarm schlugen ...

Der Schatten griff mich ohne jede Vorwarnung an.

Er lauerte in der Diele auf mich, hinter der Garderobe. Mit einem Brüllen stürzte er vor. Alles, was ich sah, waren zwei riesige Klauen und ein aufgerissenes Maul, aus dem mir stinkender Atem entgegenwehte! Ich reagierte, ohne nachzudenken, und ließ mich zu Boden fallen. Der Schatten huschte über mich hinweg und krachte gegen die Wand. Es war ein Tier, eine Mischung aus Löwe und Wolf, mit zwei Schwänzen und kraftvollen Läufen. Sofort wälzte es sich herum und setzte zu einem weiteren Angriff an. Ich ließ mich in den rascheren Zeitablauf fallen.

Das heißt, ich wollte es.

Doch mein Innerstes war wie entleert und ausgehöhlt. Ich spürte keine magische Kraft!

Das Zeitfeld entstand nicht!

Panikartig wich ich zurück und entging der Bestie abermals um Haaresbreite. Sie krachte mit dem Schädel gegen die Wand und ließ ein wütendes Brüllen hören. Panikartig wurde mir klar, dass ich aus irgendeinem Grund keine meiner Fähigkeiten einsetzen konnte. Das bedeutete, dass ich dem Angreifer hilflos ausgeliefert war.

Ich huschte herum und nutzte die Sekunde, in der die Bestie sich orientierte, um durch die nächstbeste Tür zu fliehen. Es war die in den Keller. Ich warf sie hinter mir ins Schloss – gerade noch rechtzeitig. Das Türblatt erzitterte unter dem Ansturm des Ungetüms. Gleich darauf folgte der zweite Angriff. Die Scharniere knirschten, die Bretter verbogen sich. Ich hastete die Stufen hinunter. Beiläufig nahm ich wahr, dass auch hier unten irgendetwas anders war als sonst. Das Neonlicht flackerte und summte, als müsse die Röhre ausgewechselt werden, dabei war mir bisher kein Defekt aufgefallen. Was war in meiner Abwesenheit passiert? Wo war meine Familie? Und warum hatte mich der Wächter des Hauses nicht vor dem Ungeheuer gewarnt?

Die Treppe führte in einen Korridor, an dessen Ende sich die wuchtige, massive Holztür befand, die in den Beschwörungsraum führte. Auf ihren altmodischen Eisenbeschlägen waren mächtige Schutzzauber angebracht, die mir neu waren. Trotzdem musste ich es riskieren und griff nach dem Knauf. Oben erzitterte bereits das Holz der Kellertür unter dem Ansturm der zweischwänzigen Bestie!

Ich berührte das kühle Metall, ruckte an dem Knauf.

Verschlossen!

Gleichzeitig öffnete sich im Holz auf der Höhe meines Gesichts ein einzelnes, großes Lid. Ein großes, wässriges Auge starrte mich an! Die Pupille war nichts als ein tiefschwarzer senkrechter Schlitz, der wie aus einer anderen Dimension auf mich herabzublicken schien.

Ein Schlangenauge!

Ich kannte diesen Schutzzauber. Er kostete sehr viel Kraft, weshalb er nur äußerst selten eingesetzt wurde. Wenn jemand damit diese Tür schützte, dann bedeutete das ...

Die Kellertür über mir barst unter dem wiederholten Aufprall der Bestie. Ich hörte, wie das Holz zersplitterte, und vernahm das Triumphgeheul des Angreifers. Kurz darauf sah ich den Schatten über die Treppe auf mich zustürmen.

Ich presste mich mit dem Rücken an die Tür. Es gab nichts, was ich tun konnte. Die Bestie würde mich umbringen ... Da gab plötzlich die Tür hinter mir nach!

Kräftige Hände umfassten meine Schultern und zogen mich in das Beschwörungszimmer. Über mir erkannte ich Georgs Gesicht. Er zerrte mich in den weihrauchgeschwängerten Kellerraum und warf die Tür wieder ins Schloss.

Keine Sekunde zu spät.

Ein dumpfer Knall ertönte, als die Bestie mit voller Wucht von außen gegen das Holz schlug. Der Stoß verhallte, dann war es wieder still. Der süßlich-schwere Dunst des Räucherwerks legte sich wie eine Wolke um meine Sinne. Ich zwinkerte ein paarmal, um die Benommenheit abzuschütteln, und sah im Schein schwarzer Kerzen meinen Vater, der in eine schwarze Robe gekleidet in einem Schutzkreis stand, vor ihm ein großes Pentagramm, in dessen Zentrum ein absonderliches Wesen hockte – eine Mischung aus Ziege und Vogel.

Schirille!

Starke Fesseln fixierten ihre drei zottigen Beine und die gefiederten Flügel. Ihr Leib war von Bannzeichen übersät. Immer wieder warf sie gepeinigt den Ziegenkopf herum und wand sich in Krämpfen. Die gespaltene Zunge zuckte wie eine wütende Kobra hin und her. Dabei schlug Schirille ihre zwei großen gedrehten Hörner gegen den Boden, als wollte sie ihn zertrümmern. Erschöpft und mit ihrem glanzlosen Federkleid erinnerte die Habergeiß an ein gerupftes Huhn, wenn auch an ein sehr dämonisches Huhn. Doch auch diesmal strömte sie den ihr typischen widerwärtigen Geruch aus. Das erklärte auch die allzu großzügige Anwendung von schwarzem Weihrauch.

Erst jetzt bemerkte ich, dass das Poltern auf der Kellertreppe verstummt war. Offenbar hatte die Bestie ihre Angriffe eingestellt. Gegen die Macht des Schlangenzaubers kam sie nicht an.

»Was ist denn hier los?«

Georg beachtete meine Frage nicht. »Warum nennst du das Codewort nicht?«, fuhr er mich an.

Auch Vater ignorierte mich. Konzentriert auf das Ritual, intonierte er einen dunklen, seltsam abgehackten Singsang. Einige Worte erkannte ich und begriff, dass er Ägyptisch sprach. Hinter ihm kniete meine Mutter in einem eigenen Schutzkreis, die Hände in seine Richtung gestreckt, als würde sie ihm ihre Kraft senden.

Meine Mutter Thekla war ein schwaches Geschöpf. Obgleich sie eine der äußerst zahlreichen Töchter Asmodis war, besaß sie...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2023
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4637-4 / 3751746374
ISBN-13 978-3-7517-4637-3 / 9783751746373
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